Ukraine, Tunesien, Brasilien, Rechtsextremismus, Dieter Nuhr, CSU & Bankentest

Ja zu Europa, Nein zu Kompromissen gegenüber Putin Die Radikalen sind schwach, die alten Mächte sind schwach, die proeuropäischen Kräfte jubeln. Präsident Poroschenko sollte mit diesem Wahlergebnis in der Ukraine gut leben können – auch wenn er selbst nicht gestärkt ist. Süddeutsche Zeitung

Die Ukraine wählt Europa Bei der Parlamentswahl in der Ukraine siegen die prowestlichen Parteien laut Nachwahlbefragungen deutlich. Polizei, OSZE-Beobachter und ukrainische Bürgerrechtler vermerken zahlreiche Verstöße, aber insgesamt verlaufen die Wahlen weniger chaotisch als befürchtet. Frankfurter Rundschau

Ukrainer stimmen für Reformkurs Obwohl die Härten der Wirtschaftskrise spürbar werden, wählen die Ukrainer Reform-Parteien, die das Land näher an Europa führen wollen. Die EU sollte das unterstützen, indem sie dem Land eine Beitrittsperspektive bietet. Wirtschaftswoche

Abschied vom alten System An diesem Sonntag vollzieht sich der Umbruch in der Ukraine nun auch im Parlament. Auch wenn die Rebellen im Osten keine Wahl zulassen, ist es die wichtigste Abstimmung seit der Unabhängigkeit des Landes. Tagesspiegel

Warum der Rada eine Opposition gut tut Bei der Parlamentsneuwahl am Sonntag in der Ukraine haben die proeuropäischen Kräfte um Präsident Petro Poroschenko den Prognosen zufolge einen deutlichen Sieg errungen. Dazu gibt es noch weitere gute Nachrichten – aber mit Einschränkungen. Berliner Zeitung

Poroschenko braucht Partner Die proeuropäischen Kräfte haben die Parlamentswahl in der Ukraine klar gewonnen. Poroschenkos Partei ist aber auf andere Parteien angewiesen. NZZ

So jung, so wild, so viel Revolution Die Ukrainer wählen ein Parlament des Aufbruchs. Präsident Poroschenko, dessen Partei schwächer abschnitt als erwartet, muss mit den Kräften des Maidan regieren. Zeit

Launisch und verlogen Die erste gute Nachricht der Exit Polls: Die Parlamentswahlen in der Ukraine sind trotz des Krieges, trotz der Unruhen und Unkereien im Wahlkampf halbwegs friedlich und fair über die Bühne gegangen. Bonner General-Anzeiger

Tunesien

Eine ganz besondere Wahl Starke Zivilgesellschaft, Frauenquote, friedlicher Wahlkampf: Tunesien vollzieht mit der Wahl an diesem Sonntag den Wandel zur wohl fortschrittlichsten Demokratie in einem arabischen Land. Doch die neue Regierung wird einiges leisten müssen. Süddeutsche Zeitung

Eine historische Wahl Zum ersten Mal wird in Tunesien, dem Land, in dem der Arabische Frühling begann, ein Parlament gewählt. Doch die Politik wird vor allem von der Wirtschaftskrise bestimmt. FAZ

In Tunesien werden die Karten neu gemischt Tunesien wählt diesen Sonntag zum ersten Mal nach dem Umbruch 2011 ein reguläres Parlament. Doch viele Bürger wissen noch nicht, ob oder für wen sie ihre Stimme abgeben werden. Deutsche Welle

Das Vorzeigeland des Arabischen Frühlings fürchtet den Terror Tunesien wählt sein erstes reguläres Parlament nach dem Sturz von Diktator Ben Ali. Das Land hat sich demokratisiert – nun droht Gefahr durch radikale Islamisten. Zeit

Brasilien

Knapper Sieg einer Technokratin Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff konnte die Stichwahl knapp für sich entscheiden. Populär ist sie nach wie vor – doch ihr Modell erschöpft sich, für ihre Gegner steht sie für Stillstand und Korruption. In ihrer neuen Amtszeit wird sich Rousseff anstrengen müssen. Süddeutsche Zeitung

Gespaltenes Land Nach dem knappen Wahlsieg von Dilma Rousseff besteht in Brasilien wenig Hoffnung auf den erforderlichen Reformschub. FAZ

Himmelfahrtskommando Dilma Dilma Rousseff darf weitere vier Jahre lang Brasilien regieren. Doch sie ist politisch angeschlagen und muss ein tief gespaltenes Land einen. Zeit

Das Alte hat verloren Dilma Rousseff bleibt Präsidentin von Brasilien, und das ist gut so. Nun kann über Zukunftsperspektiven zumindest weiter gestritten werden. taz

Rechtsextreme demonstrieren gegen Salafisten

Nur die Unsicherheit ist sicher Tausende Hooligans instrumentalisieren die Angst vor Islamisten für eine gewalttätige Kundgebung. Wie viele radikale und gewaltbereite Islamisten gibt es in Deutschland? Wie schnell wächst ihre Zahl? Und wie kann man ihnen begegnen? FAZ

Unheilige Allianz zwischen Hooligans und Rechtsextremisten Nachdem die Hooligan-Demo gegen Salafisten die Stadt Köln in einen Ausnahmezustand versetzt hat, wird naturgemäß über das Einsatzkonzept der Polizei diskutiert. Die Vernetzung und bessere Organisationsfähigkeit von Gewalttätern über Internet-Netzwerke stellt Behörden vor neue Probleme. WAZ

Mit Dosenbier gegen Salafisten und Polizisten In Köln gehen 2500 Hooligans gegen Salafisten auf die Straße. Rechte Parolen sind zu hören, eine rechtsextreme Band steht auf der Bühne. Die Polizei setzt Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Süddeutsche Zeitung

Hooligans randalieren in Köln Mehr als 2.500 Neonazis und gewaltbereite Fußballfans haben in Köln gegen Salafisten demonstriert. Auch die Partei Die Rechte marschierte mit. taz

Straßenschlachten in der Kölner Innenstadt 3000 Schläger der rechten Internet-Bewegung „Hooligans gegen Salafisten“ machen Front am Rhein. Die Bilanz am Abend: Sechs Festnahmen, 14 Verletzte, 13 von ihnen sind Polizisten, einer wird schwer verletzt. Frankfurter Rundschau

Die heimlichen Brandstifter von Pro NRW Hooligans wollen am Sonntag am Breslauer Platz gegen Salafisten demonstrieren. Angemeldet hat die Kundgebung Pro-NRW-Vize Roeseler. Mit der wortreichen Distanzierung des Parteichefs Beisicht kann es nicht weit her sein. Kölner Stadt-Anzeiger

Ist der Pazifismus gescheitert? Selbst bei der Linken rücken inzwischen viele vom kategorischen Pazifismus ab. Als geistige Strömung könnte er verschwinden. Doch die Kobane-Frage ist nicht nur eine Richtungsentscheidung – es geht auch um einen Mangel an Mitgefühl. Tagesspiegel

„Wie ein Ritt auf der Kreissäge“ Es sei absurd, Gewaltverzicht zum höchsten aller Werte zu erklären, findet „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe. Buddhistin Susanne Matsudo-Kiliani sieht das ähnlich. taz

Dieter Nuhr

Kabarett mit Pellkartoffeln In Osnabrück gibt es nicht nur einen Mitbürger islamischen Glaubens, der im Kabarettisten Dieter Nuhr einen Hassprediger sieht und deshalb vor Gericht zieht, sondern auch zwei akademische Mitbürger, denen die Kategorien verrutscht sind. FAZ

Klage gegen Dieter Nuhr schadet den Muslimen selbst Ein Muslim will den Kabarettisten Dieter Nuhr verklagen. Es hat in Europa langer Kämpfe bedurft, damit man sich auch über Religion lustig machen kann. Das darf jetzt nicht wieder von vorne beginnen. Die Welt

Freiheit für Dieter Nuhr! Satire hat vor allem eine Aufgabe: Sie muss weh tun. Harmloses Vorstadtspießer-Kabarett, das auch vom letzten Lammfellpuschenträger ohne Magendruck und Völlegefühl wegkonsumiert werden kann, braucht kein Mensch. Huffington Post

„Ich wollte keine Werbung für Salafisten machen“ Der Kabarettist Dieter Nuhr macht Witze, worüber andere lieber schweigen – über die Gefahr durch den Islamismus zum Beispiel. Warum ist er dann mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ aneinandergeraten? FAZ

Widersacher Erhat Toka Chef einer Kampfsportschule Der Kabarettist Dieter Nuhr hat die „Neue Osnabrücker Zeitung“ nach heftigem Streit zu seinem Auftritt gelassen. Dort wendete er sich gegen Islamophobie und hielt gleichzeitig an seiner Islamkritik fest. Sehen Sie hier auch ein Video: Nuhr zum Thema Islam. Tagesspiegel

CSU

Der ewige Horst Der bayerische Ministerpräsident Seehofer ist sowohl wendig als auch listig. Es wäre deshalb nicht verwunderlich, wenn er in die Geschichtsbücher als Horst der Ewige eingeht. FAZ

CSU – Was denn nun? Es gibt wohl keinen aktiven Politiker in Deutschland, den sein Geschwätz von gestern so wenig schert wie diesen hier: Horst Seehofer. Bonner General-Anzeiger

Söder hat Seehofer so vieles nicht vergessen Bayerns Finanzminister Markus Söder provoziert gerne – und zieht daraus Kapital. Was seinem Parteichef Seehofer schadet, nützt ihm. Es riecht nach High Noon. Doch der Streit könnte die CSU zerreißen. Die Welt

Bankentest von EZB und EBA

Der Stress für die Banken ist keineswegs vorbei Auf den ersten Blick ist das Ergebnis des jüngsten Stresstests erfreulich. Aber nicht alle Schwachstellen wurden wirklich geprüft. Etwa die zu hohe Anzahl von Banken hierzulande. Die Welt

Keine sichere Bank Der Stresstest der EZB bringt mehr Transparenz in den Bankensektor – die Ergebnisse täuschen aber auch über Probleme hinweg. Tagesspiegel

Der Test allein hilft nicht Wie viel der EZB-Test wert ist, wird sich am Finanzmarkt zeigen. Klar ist aber auch: Die Bankenbranche ist überdimensioniert und steckt mitten in einem technischen Wandel. Daran ändert die Prüfung der Geldhäuser nichts. FAZ

Stresstest zeigt Handlungsbedarf bei Banken Keine Sensation, aber auch kein Grund zur Entwarnung: Der Bankenstresstest ist ein wichtiger Schritt für die Eurozone, aber kein Befreiungsschlag. Berliner Zeitung

Ein elektrisierender Anfang Mit den Ergebnissen der Tests von Europas wichigsten Banken liegen nun vergleichbare Informationen vor, die zeigen, wo Schwachstellen sind. Jetzt muss da und dort endlich beherzter gehandelt werden. NZZ

Erzieherische Wirkung Das Wichtigste an der großen Tauglichkeitsprüfung für Europas Top-Banken ist die Glaubwürdigkeit. Die hatte bei einer ersten Auflage des Verfahrens vor drei Jahren Schaden genommen. Damals hatte man einen Stresstest ohne wirklichen Stress inszeniert. Bonner General-Anzeiger

Stresstests nähren den Traum von Europas Bankenunion Man wird wohl erst mit der Zeit sagen können, wie erfolgreich die Kapitalprüfung der 130 größten Banken der Eurozone wirklich war. Eines aber steht schon jetzt fest: Mit dem Stresstest rückt die Vision einer echten Bankenunion für Europa einen Schritt näher. Wall Street Journal

Europas (Ohn-)Macht Europa hat am Sonntag an Macht gewonnen. Die großflächige Bankenprüfung unter Regie der Europäischen Zentralbank (EZB) schafft 22 Jahre nach Einführung des Binnenmarktes und fast 16 Jahre nach Etablierung der Währungsunion die Voraussetzungen für die in acht Tagen mit der gemeinsamen Aufsicht startende Bankenunion. Börsen-Zeitung

…one more thing!

Wie Irans Hardliner mit dem Galgen Politik machen Die Ultras in der Justiz wollen zeigen, dass trotz Ruhanis Öffnungskurs keine freiere Gesellschaft im Iran zu erwarten ist. Ein Grund mehr für den Westen, im Atomstreit hart zu bleiben. Die Welt

Leitartikel

Auf dem Weg in eine andere Republik Der Zug in Richtung Rot-Rot-Grün scheint für die SPD unwiderstehlich zu sein – nicht nur in Thüringen. Das stärkste Signal dieser Volte richtet sich an die CDU. FAZ

Spott über Gott Der Kabarettist Dieter Nuhr wird angezeigt, weil er sich über den Islam lustig macht. Doch der Koran steht genauso wenig über dem Grundgesetz wie die Bibel. In einer Demokratie müssen Gläubige Spott über ihre Religion aushalten. Süddeutsche Zeitung

Deutschen Studenten werden Freiheiten genommen Der Bologna-Prozess hat es nicht geschafft, die Abbrecherquoten in Deutschland zu senken. Jetzt sollen zusätzliche Mittel das Scheitern der Studenten verhindern. So sinkt das Niveau weiter. Die Welt

Europa braucht mehr Union Der Euro kann nur bestehen, wenn die EU-Staaten auch ihre Wirtschafts- und Sozialpolitiken angleichen. Die Währungsunion muss den Sprung zu einer echten Wirtschafts-, Fiskal- und Sozialunion schaffen. Frankfurter Rundschau

Günther Jauch, Ranga Yogeshwar und die Natur der Frau Günther Jauch lud zur Talkshow über Social Freezing, das Einfrieren von Eizellen, für das Apple und Facebook Mitarbeiterinnen bezahlen, damit sie Karriere machen können. Heraus kam eine Sendung mit frauenfeindlichem Unterton, kaschiert durch mittelmäßige Kapitalismuskritik. Tagesspiegel

Bescheidenheit verleiht Flügel Was haben Sie am Wochenende so gemacht? Google-Manager Alan Eustace sprang mal eben aus 41 419 Meter Höhe Richtung Erde. Bild

Symbolische Politik Sparen ist gut. Investieren auch. Beides ginge zusammen, aber die Bundesregierung krallt sich allein an der schwarzen Null fest. Wirtschaftswoche

Allein gegen den Terror Der IS-Vormarsch und der einsame Kampf der Kurden Spiegel (Print)

Wie retten wir unserer Kinder? Wahnsinn Schule: Was Politiker und Lehrer falsch machen – und was Eltern dagegen tun können Focus (Print)

A riven country Brazil’s presidential election Economist

What Are Movies Good For? Awakening a sense of wonder and flooding a cinema with crucial realities. The Nation