Luxemburg, China, Energieressourcen, Wachstumsprognose, Grüne, Linke, Doping, Sterbehilfe, Warhol & Rosetta

Juncker im Visier des Volkes Jean-Claude Juncker hat seine erste Affäre als neuer EU-Kommissionspräsident im letzten Moment entschärft. Jetzt muss er lernen, dass die Bürger seine Behörde kontrollieren – wie eine ganz normale Regierung. Süddeutsche Zeitung

Juncker kann das mit Steuern erklären Im April 2013 war der Chef der EU-Kommission noch Ministerpräsident von Luxemburg. Die jetzt aufgedeckten Steuerdeals mit Konzernen fand er schon damals völlig normal. Zeit

Junckers Prüfung Ist Jean-Claude Juncker als EU-Kommissionspräsident tragbar? Das sollte die Untersuchung der Luxemburger „tax rulings“ zeigen. Unbefangen ist er nicht. FAZ

Robuste Position Besonders geschickt hat sich Jean-Claude Juncker angesichts der Enthüllungen über die paradiesischen Steuerzustände in seiner Heimat nicht angestellt. Am Skat-Tisch würde es heißen: Das Blatt war mäßig, aber nicht so schlecht, wie er es gespielt hat. Bonner General-Anzeiger

Vom Saulus zum Paulus Als letzte Chance für Europa hat Jean-Claude Juncker die fünfjährige Amtszeit seiner neuen EU-Kommission bezeichnet. Die EU solle sich nur noch um die wirklich großen Fragen kümmern und das Kleingedruckte den Mitgliedsstaaten überlassen. Badische Zeitung

Da ist er ja wieder Überraschungsauftritt von EU-Kommissionschef Juncker: Es gebe keinen Interessenkonflikt, da er mit der Regierung nichts mehr zu tun habe. taz

„Wir haben keinen Platz für Häuser, nur für Briefkästen“ Bei Anne Will wehrt sich Luxemburgs Außenminister Asselborn gegen die Kritik. Er versucht mit Humor zu erklären, warum das Großherzogtum keine Steueroase sei. Süddeutsche Zeitung

China

Chinas Klima-PR China hat versprochen, spätestens ab 2030 den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das ist vor allem geschickte PR. FAZ

China ist der Verlierer im Klimakrieg So überraschend das chinesisch-amerikanische Einlenken in der Weltklimapolitik ist, so wenig wird es zur Lösung von deren Problemen beitragen. Berliner Zeitung

Klimawandel bei den Supermächten Ja, der Einwand muss kommen: Die amerikanisch-chinesische Klimaerklärung ist unverbindlich. Aber das ist in diesem Fall zweitrangig. WAZ

Überfälliger Schulterschluss in der Klimapolitik Erstmals haben sich die USA und die China gemeinsam auf Ziele beim Klimaschutz verständigt. Das ist ein überfälliger Schritt, aber er wird nicht ausreichen, um die Gefahren des Klimawandels zu bannen. NZZ

Die große Illusion Seit Jahren hat sich in den UN-Klimaverhandlungen kaum etwas getan. Die EU-Staaten haben sich zwar dazu durchgerungen, die Emissionen von Treibhausgas bis 2030 um mindestens 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu drücken. Bonner General-Anzeiger

One Cheer for the Climate Deal The landmark deal won’t cut China’s emissions for more than a decade, and it’s going to be tough for the U.S. to meet its requirements. But it’s a good start. Foreign Policy

The climate deal that almost wasn’t After months of work, a mad scramble to get China to reduce pollution. Politico

China’s New World Order After decades of participating in international economic institutions, China is beginning to use its clout to reshape global governance, beginning with the establishment of the Asian Infrastructure Investment Bank. But, given deep mistrust between China, its regional neighbors, and the US, its success is far from guaranteed. Project Syndicate

Energieressourcen

Angst vor einer neuen Ölkrise Billige Energie war nach der Krise die wichtigste Stütze der amerikanischen Wirtschaft. Die Wall Street hat den Ölboom kräftig unterstützt. Das könnte sich nun rächen. Zeit

In diesen sieben Fällen lag der World Energy Outlook voll daneben Was wird Öl kosten? Wie wichtig wird Fracking? Jahr für Jahr blickt die Wirtschaft gespannt auf den World Energy Outlook, so auch in dieser Woche. In Vergessenheit gerät dabei oft, wie sehr sich die Autoren schon verschätzt haben. Und das ist gar nicht einmal so lange her. Manager Magazin

Zu viel Kohle Der Klimaschutz in Deutschland ist seit einigen Jahren in der Krise. Und nun spitzt sich das Problem zu. Nur die Stilllegung älterer, besonders ineffizienter Meiler kann die deutsche Vorreiterrolle beim Klimawandel noch retten. Frankfurter Rundschau

If Oil Disappears in the Desert, Does the Market Make a Sound? Libya’s trying to pump its way out of a civil war. But in a $77-a-barrel world, it’s not going to work. Foreign Policy

Wachstumsprognose

Da war es nur noch ein Prozent Die Wirtschaftsweisen sagen für 2015 weniger Wachstum voraus als die Regierung. Kanzlerin Angela Merkel reagiert säuerlich. Der haushaltspolitische Spielraum wird kleiner. Tagesspiegel

400 Seiten lästige Weisheiten Wenn man es diplomatisch ausdrücken möchte, dann kann man die Reaktion der SPD auf das Gutachten der Wirtschaftsweisen als authentisch bezeichnen. Das Ergebnis passt den Sozialdemokraten nicht in den Kram. Weil man keine Lust hat, sich mit den unangenehmen Argumenten auseinanderzusetzen… WAZ

Wirtschaftsweise kritisieren Merkels linke Wirtschaftspolitik Die SPD hat der Großen Koalition im ersten Jahr wirtschaftlich ihren Stempel aufgedrückt. Gesetzlicher Mindestlohn und Rente mit 63 Jahren sind beschlossen. Was die Genossen stolz macht, sorgt für Kopfschütteln bei den Wirtschaftsweisen. Wall Street Journal

Woran der Rat erinnert Die drohende Stagnation müsste die Bereitschaft fördern, die Ökonomen vom Sachverständigenrat endlich ernst zu nehmen. Es ist höchste Zeit für Wachstumspolitik. FAZ

Grüne

Viele Entschuldigungen und ein Erklärungsversuch „Die Grünen und die Pädosexualität“: So lautet der Titel einer Studie zur Haltung der Grünen zu pädophilen Strömungen in der eigenen Partei der achtziger Jahre. Heute ist sie in Berlin vorgestellt worden. FAZ

Die Grünen sind keine Opfer des Zeitgeistes Der Bericht zur Pädosexualität zeigt, wie sehr sich die Partei von wirren Theorien vereinnahmen ließ – und wie sie schließlich selbst die Perspektive wechselte. Zeit

Gutachten: Grüne tragen „erhebliche Verantwortung“ In früheren Parteiprogrammen der Grünen wurde die Straffreiheit für Sex mit Kindern gefordert. Das war kein Versehen, analysiert der Politologe Franz Walter. Die Grünen haben die Positionen genutzt, um Mehrheiten zu gewinnen. Focus

„Die wirkliche Achillesferse des Linksliberalismus“ 2013 beauftragten die Grünen Wissenschaftler, den Umgang der Partei mit dem Thema Pädophilie aufzuarbeiten. Nun liegt der Bericht vor: Die Grünen haben in ihren Gründungsjahren pädosexuelle Positionen toleriert. Domradio

Der Wille zur Aufklärung Die Debatte über Pädosexualität hat die Grünen vor der Bundestagswahl viel gekostet. Mit der Walter-Studie setzen sie ein wichtiges Zeichen. taz

Linkspartei

Eine ziemlich üble Geschichte Ein Israel-Kritiker lauert Linken-Fraktionschef Gregor Gysi auf und verfolgt ihn bis auf die Bundestagstoilette. Seine Stellvertreterin Sahra Wagenknecht nennt das „völlig inakzeptabel“. Welche Konsequenzen folgen? Tagesspiegel

Linksradikale Moral Es ist nur folgerichtig, dass Linksfraktionschef Gregor Gysi vor Israel-Kritikern fliehen musste. Mitteldeutsche Zeitung

Mal wieder ein Eigentor Es walten gehörige Kräfte gegen die Linken. Da sollte man doch annehmen, auch die linke Bundestagsfraktion hätte Besseres zu tun, als Angriffe auf ihren Vorsitzenden zu befördern. Märkische Oderzeitung

Doping im Sport

Nur gut für eine deutsche Olympia-Bewerbung? Grundsätzliche Zustimmung und Kritik im Detail für das neue Anti-Doping-Gesetz Tagesspiegel

Bedrohliche Blicke in Berlin „Kampfansage an Doper“: Die Minister Maas und de Maizière stellen das Anti-Doping-Gesetz vor – und hören von vielen Seiten Anerkennendes. Doch manche Aussage verwundert. Süddeutsche Zeitung

Der erste Schritt Es kann für den komplexen Sachverhalt von Doping und Sport kein perfektes Gesetz geben. Der Anfang für eine ordentliche Grundlage zur Strafverfolgung ist aber gemacht. Berliner Zeitung

Das Schwert wird endlich scharf Mit dem geplanten Gesetz gegen Doping im Sport werden Kontrolleure und Funktionäre ein wirksames Mittel im Kampf gegen unerlaubte Substanzen erhalten. Auch wenn der Entwurf noch verbesserungsbedürftig ist, stellt das Gesetz einen klaren Schritt in die richtige Richtung dar. ZDF Sport

Endlich wird Deutschlands Sport sauberer Zum Glück bekommt Deutschland ein Antidoping-Gesetz, das diesen Namen verdient. Kein Kritiker darf darüber klagen. Wer 130 Millionen Euro vom Staat erhält, der muss sich Kontrollen gefallen lassen. Die Welt

Sterbehilfe

Die große Unehrlichkeit Wer gegen aktive Sterbehilfe ist, muss das Leid am Lebensende lindern. Sterbende Menschen haben ein recht auf eine bestmögliche Lebensqualität. Die Bundespolitik stellt nur die Weichen – die Umsetzung muss vor Ort erfolgen. Süddeutsche Zeitung

Das geht uns alle an Jetzt gilt’s: Am Donnerstag debattiert der Bundestag über Suizidhilfe. Selten berührt ein Thema die Abgeordneten in diesem Ausmaß. Es gibt dramatische Einzelfälle. Doch dürfen die maßgeblich sein? FAZ

Wer beim Sterben helfen darf Der Bundestag diskutiert heute über Sterbehilfe. Brauchen wir neue Verbote oder kann alles weitgehend bleiben, wie es ist? Fünf Vorschläge gibt es bereits. Zeit

Selbstmord aus Angst vor dem Doktor An diesem Donnerstag debattiert der Bundestag über Sterbehilfe. Auch Frau W. wollte diese in Anspruch nehmen, als sie von dem Tumor in ihrem Bauch erfuhr. Doch dann nahm ihr ein Arzt die Angst vor dem natürlichen Tod – vorerst. FAZ

NRW lässt Warhols versteigern

135 Millionen Dollar für die Warhols aus NRW Die Auktion von zwei Andy-Warhol-Gemälden, die einst in der Aachener Spielbank hingen, hat ordentlich Geld gebracht. Weil die Bilder aber im Besitz eines landeseigenen Unternehmens waren, ist der Verkauf umstritten. FAZ

Casino statt Kunst 120 Millionen Euro bringt die Versteigerung von zwei Warhols Nordrhein-Westfalen ein. Kein schlechtes Geschäft? Doch. Denn das Land entscheidet sich gegen die Kultur und für Spielbuden. Die Region wird ärmer. Handellsblatt

Viel Lärm um nichts Das Casino von Nordrhein-Westfalen versteigert zwei Warhols. Der Kulturbetrieb schreit auf. Dabei braucht der Staat diese Bilder nicht. FAZ

Was für den Verkauf der Warhol-Bilder spricht, und was dagegen Die zwei Warhol-Gemälde werden dem Bundesland aller Voraussicht nachDutzende Millionen Euro einbringen. Und doch stellt sich die Frage: Hätte NRW diese seltenen Kunstwerke abgeben dürfen? Oder gehören sie in ein Museum? Ein pro und contra. Kölner Stadt-Anzeiger

Mehr Transparenz bei NRW-Kunstschätzen Morgen lässt NRW in New York zwei Warhol-Gemälde aus Landesbeständen versteigern. Die Staatskanzlei hat die Debatte darüber vollkommen unterschätzt. Rheinische Post

Raumsonde Rosetta

Neues Wissen Das Objekt des menschlichen Wissendrangs liegt aktuell 500 Millionen Jahre von der Erde entfernt und damit 1250 Mal weiter als der uns vertraute Mond. Bonner General-Anzeiger

Das Risiko hat sich gelohnt Die Rosetta-Mission war teuer. Doch es geht um mehr, als um Geld. Um die große Frage: Wo kommen wir her? Der Komet könnte uns helfen bei der Lösung des Rätsels, wie das Leben zur Welt kam. WAZ

Unser Opa im All Erstmals in der Geschichte ist eine Raumsonde auf einem Kometen im Weltall gelandet. Tschuri heißt er. Schön, dass es ihn gibt. taz

…one more thing!

The Unraveling How to Respond to a Disordered World
 Foreign Affairs

Leitartikel

Aus Sündern werden Sieger Das Abkommen der beiden größten Treibhausgas-Produzenten hat US-Präsident Barack Obama minutiös eingefädelt. Nur: Kann er damit in seiner Heimat überhaupt punkten? Anfang 2015 wird sich das zeigen – im US-Kongress. Süddeutsche Zeitung

Blutige Kapitel werden überblättert Man wüsste gern, warum sich der ukrainische Freiheitswille dem vermeintlichen Sicherheitsinteresse des mächtigeren Nachbarn unterzuordnen hat. Berliner Zeitung

Der Staat dankt ab Mehr Einbrüche, mehr Überfälle – aber Polizei und Justiz schauen meist nur zu. Wenn sich der Bürger nicht mehr sicher fühlt, entsteht ein explosives politisches Gemisch, das der Politik um die Ohren fliegen wird Die Welt

Grüne Marschmusik Die Grünen müssen sich nun für ihre Irrtümer rechtfertigen. Das hindert sie aber nicht daran, andere mit ihrem Begriff von Toleranz kaltzustellen. FAZ

Grüne Schuld Die Debatte um die Straffreiheit für Pädophile lässt die Grünen nicht los. Bei den letzten Wahlen hat sie Stimmen gekostet. Bild

Helmut Kohls letzte Einheit Das Landgericht Köln urteilt, ob der Journalist Heribert Schwan in seinem Buch umstrittene Zitate Helmut Kohls verwenden darf. Auch wenn er gewinnt – Schwan gilt unter Kohl-Freunden wie Kohl-Feinden längst als der Böse. Sieger ist der Altkanzler. Tagesspiegel

Endspiel in Erfurt Die Republik streitet, ob das sein darf: Ein Linker als Ministerpräsident in Thüringen. Noch gibt sich die CDU nicht geschlagen. Zeit