Grüne, Wahlkampf, Syrien, DAX, Fed & Costa Concordia

Klappe halten, alle miteinander Trittin hat seinen Fehler in der Pädophilie-Debatte eingestanden, aber es hilft nichts: In der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs stürzt sich die Konkurrenz gierig auf die Schuld der Grünen und ihres Spitzenkandidaten. Dabei hat sie keinen Grund, sich in moralischer Überlegenheit zu weiden. Frankfurter Rundschau

Der Sturz des selbstverliebten Moralimperiums Die Bayernwahl hat es gezeigt: Wer sich überschätzt, den bestrafen die Wähler. Nun stolpern auch Trittin und seine Grünen über ihren eigenen Hochmut. Die Arroganz könnte sich am Sonntag rächen. Die Welt

Ein Fitzelchen Aufklärung Die Politikwissenschaftler Franz Walter und Stephan Klecha klären die Pädophilie-Verstrickungen der Grünen in ihrer Frühzeit akribisch auf. Doch sie sollten lieber ihre Ergebnisse in einer Studie veröffentlichen, statt ständig kleine Artikel darüber zu schreiben. Berliner Zeitung

Trittins fataler Fehler Plötzlich steht der grüne Spitzenkandidat im Fokus der Pädophilie-Debatte. Das wird seine Partei Stimmen kosten – und ihn möglicherweise die Karriere. ZEIT

Das Gemurmel des Jürgen T. Der Politologe Franz Walter hat – sechs Tage vor der Wahl – den grünen Spitzenkandidaten in der Pädophilie-Debatte belastet. Und Trittin? Weiß keine rechte Antwort. stern

Trittin in Bedrängnis Auch der grüne Spitzenkandidat Jürgen Trittin ist in den Pädophilie-Skandal verstrickt. Der Politiker hat Vorwürfe aus der Wissenschaft bestätigt und spricht von einem Fehler. Die Opposition verlangt seinen Rücktritt. NZZ

Grüne und sexuelle Freiheit – Trittins Rolle So naiv ist wohl niemand in der Grünen-Parteispitze. Eine Woche vor dem entscheidenden Wahltag veröffentlicht ein Parteienforscher ein Dokument, das Verwerfliches offenbart: Der heutige Co-Spitzenkandidat für den 22. September soll demnach presserechtlich Verantwortung für eine Göttinger Grünen-Splittergruppe übernommen haben. Bonner General-Anzeiger

Die grüne Strategie ist gescheitert Jürgen Trittin hat zu den pädophilen Verstrickungen der Grünen endlich deutliche Worte gefunden. Es ist eine Zäsur, die zu spät kommt. taz

Kein bisschen anders Eine Bevormundungspartei mit Vergangenheit: Die Grünen zeigen ihr wahres Gesicht. Und verhalten sich wie jene, die sie sonst geißeln. FAZ

Wahlkampf

Verdruckst, unaufrichtig, beliebig Das politische Spitzenpersonal ist damit beschäftigt, den Wählern eine Botschaft nahezubringen, die da lautet: Leute, eure Verzweiflung ist berechtigt! Aber das Problem sind nicht die Inhalte der Parteien. Das Problem sind vor allem diejenigen, die ihre Parteien repräsentieren – egal, ob Merkel, Steinbrück oder Trittin. Tagesspiegel

Anbiedernd, schmutzig, erniedrigend Die Zweitstimme für die FDP sei die Merkel-Stimme, sagt FDP-Spitzenmann Rainer Brüderle. Das stimmt zwar nicht, macht aber deutlich, wie gering die Selbstachtung der Liberalen noch ist. Dafür greifen sie auch zu schmutzigen Wahlkampftricks auf Kosten des einst so geliebten Koalitionspartners. Süddeutsche Zeitung

Von wegen Leihstimme! Eigentlich gibt es sie ja gar nicht, die „Leihstimme“. Sobald der Wahlzettel in der Urne verschwunden ist, gilt jedes Kreuz gleich viel, und es ist völlig unerheblich, welche Strategie der Wähler tatsächlich verfolgte und ob diese am Ende aufgeht oder nicht. Bonner General-Anzeiger

Die Panik der FDP Die FDP hat viele Wähler maßlos enttäuscht: Nach diesen vier Jahren kann kaum jemand sagen, wofür die Liberalen eigentlich stehen in der Regierung. FAZ

Alle rücken nach links – außer die FDP Berliner Sozialforscher haben sich vor der Bundestagswahl die Parteiprogramme vorgenommen. Im Vergleich zu früheren Jahren stellen sie überraschende Veränderungen fest. ZEIT

Von Horst Seehofers Gnaden Die absolute Mehrheit im Rücken und die Bundestagswahl vor Augen ist die CSU freigebig mit guten Noten für den scheidenden Koalitionspartner. Aber Leihstimmen für die FDP, die soll es trotzdem nicht geben. FAZ

Querulant gegen Kontrollfreak In der Endphase des Wahlkampfes zählen eher Gesten als Worte. Peer Steinbrück grenzt sich mit seiner Stinkefinger-Pose einmal mehr gegen die aalglatte Kanzlerin ab. SPIEGEL

Wo ist Angela Merkel? Sie weiht Wahlkampf-Busse ein und hält Wahlkampfreden in Niedersachsen und Brandenburg – aber die Bayern-Wahl, das fulminante Ergebnis ihrer Schwesterpartei, das Wanken ihres Koalitionspartners? Alles kein Thema für die CDU-Chefin. Sie schwebt weiter. Tagesspiegel

Dickes Nervenkostüm in der Fettbadewanne So schlagfertig wie Pro-Sieben-Moderatoren ist Steinbrück schon lange: Im „Circus Halligalli“ lässt er sich nicht als Witzfigur vorführen. Doch warum geht der SPD-Kanzlerkandidat zum „Kindergeburtstag für Erwachsene“? Handelsblatt

Die Woche der Wahrheit Der Wahlkampf ist nicht spannend, das Ergebnis schon. Die Mehrheit am 22. September ist offen. Der Eindruck drängt sich nicht erst seit der Bayern-Wahl auf, sondern in Umfragen seit langem. WAZ

Es lebe die Kronprinzessin Kaum haben die Bayern Horst Seehofer als Ministerpräsidenten bestätigt, reden bereits alle über seine Nachfolge. Wer den CSU-Chef beerben wird, ist für viele klar: Ilse Aigner soll künftig die CSU-Fraktion im Landtag führen. Höchstens einer will dies noch nicht wahrhaben. Süddeutsche Zeitung

Aufstieg aus der dritten Reihe Nach Andrea Ypsilantis Rücktritt galt er als Notlösung, als Blitzableiter für die Wut der SPD-Wähler. Aber Thorsten Schäfer-Gümbel blieb. Jetzt will er in Hessen Volker Bouffier als Ministerpräsidenten ablösen. FAZ

Satz und Sieg Homo-Ehe, Klimawandel, Gleichberechtigung: Es geht um viele junge Themen im Wahlkampf, aber was sagen die Jugendorganisationen der Parteien dazu? Wir haben sie gebeten, auf zehn wichtige Stichworte zu antworten. In je einem Satz, denn wir haben ja nicht ewig Zeit. Süddeutsche Zeitung

Eine Million Stimmen mehr Im Vergleich mit der Wahl 2008 stieg die Beteiligung in Bayern um sechs Punkte auf fast 64 Prozent. Davon profitierte vor allem die CSU – sie bekam mehr Stimmen früherer Nichtwähler als alle anderen Parteien zusammen. FAZ

Tarifeinheit soll Gewerkschaften befrieden „Ein Betrieb, ein Tarifvertrag“ – Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt geht davon aus, dass sich Union, SPD und FDP bei der Eindämmung von Spartengewerkschaften einig sind. FAZ

Maschinenbau wettert gegen Steuererhöhungen Einige Parteien kündigen in ihren Wahlprogrammen teils massive Steuererhöhungen an. Die deutschen Maschinenbauer warnen: Das mache Investieren noch unsicherer. FAZ

Die Grünen und die 90 Prozent Für die Grünen ist klar: Die Wähler haben ihre Steuererhöhungspläne einfach nicht richtig kapiert. 90 Prozent der Steuerzahler würden durch die grüne Steuerpolitik entlastet. Doch offensichtlich verstehen viele Wähler besser als die Grünen selbst, welche Bedrohung ihr Steuerangebot birgt. FAZ

The European Consequences of Germany’s Election Nearly a century ago, in 1919, John Maynard Keynes analyzed the economic consequences of the peace following Germany’s defeat in World War I. To be sure, the consequences of Germany’s general election on September 22 will not be Project Syndicate

Chemiewaffen in Syrien

UN-Bericht liefert Indizien für Giftgas-Einsatz von Assad In Syrien wurde Sarin eingesetzt, davon sind die von der UN beauftragten Experten überzeugt. Das Mandat der Inspektoren ließ die Frage nach der Verantwortung nicht zu, doch der Bericht liefert starke Anhaltspunkte dafür, dass die Truppen von Präsident Assad die Urheber sind. UN-Generalsekretär Ban sagte, die Fakten sprächen für sich selbst. Süddeutsche Zeitung

Lebensgefährlicher Job Das Abkommen zwischen den USA und Russland zur Vernichtung des syrischen Giftgas-Arsenals enthält einen ehrgeizigen Zeitplan. Und noch nie mussten UN-Experten überhaupt Chemiewaffen unter Kriegsbedingungen einsammeln. Süddeutsche Zeitung

Assad ist zu allem fähig Der Bericht der UN-Waffeninspekteure zum Giftgasangriff liefert klare Hinweise auf eine Täterschaft des Assad-Regimes. Ein Freibrief für einen Militärschlag ist dies jedoch nicht. Kölner Stadt-Anzeiger

Aus Putins Kälte könnte Frieden entstehen Russlands Präsident ist alles andere als eine Friedenstaube. Dennoch könnte ausgerechnet er politischen Verhandlungen im Syrienkrieg den Weg bereitet haben. ZEIT

Dax-Hoch

Dax im Höhenrausch Der Dax klettert auf den höchsten Stand aller Zeiten. Die US-Notenbank wird weiter billiges Geld liefern – darauf lässt eine Personalie schließen. Zugleich wird damit deutlich, wie abhängig die Anleger von der Fed sind. Handelsblatt

Merkel sollte lieber nicht auf Börsenrekord setzen Seit Merkels erstem Amtsantritt 2005 hat sich der Dax besser als die Börsenbarometer anderer Industrienationen geschlagen. Dass die Party an den heimischen Börsen weitergeht, ist nicht garantiert. Die Welt

Erfolg des billigen Geldes Der Dax erreicht einen neuen Rekord, weil die US-Zentralbank unermüdlich den Markt mit Geld flutet. Das macht Aktien zu einer attraktiven Investition. Berliner Zeitung

Höhenrausch Die Rekorde des Dax seit Beginn des Jahrtausends waren nie von langer Dauer. Mitteldeutsche Zeitung

Vorboten an den Aktienmärkten NZZ

Federal Reserve

Führt Janet Yellen bald die mächtigste Notenbank der Welt? Wird erstmals eine Frau die wichtigste Geldpolitikerin auf dem Planeten? Janet Yellen ist nun wohl die Favoritin für die Nachfolge von Ben Bernanke. FAZ

Warum Summers den Fed-Posten nicht haben will Es ist eine weitere Niederlage für Barack Obama: Sein Favorit für die Bernanke-Nachfolge will nicht mehr. Summers hatte offenbar keine Lust auf eine drohende Schlammschlacht bei seiner Nominierung. Die Welt

Fehlgriff mit Ansage Lawrence „Larry“ Summers gilt sicher nicht als konfliktscheu. Kritiker bezeichnen den Führungsstil des 58-Jährigen als autokratisch und autoritär. Börsen-Zeitung

Der „Falke“ ist weg, die Märkte freut’s Larry Summers gibt auf und Janet Yellen rückt dem Fed-Chefsessel ein Stück näher. Aber zuerst muss Ben Bernanke die Geldweichen für die Zukunft stellen. Die Presse

Larry Summers Withdraws—Now What? Will Janet Yellen become the first female Fed Chair? The Atlantic

Costa Concordia

Erhebe dich, Koloss Millimeter um Millimeter richtet sich das Wrack der „Costa Concordia“ vom Felsengrund vor Giglio auf. Die versunkene Seite ist schwer beschädigt. Es wird nicht leicht, 50.000 Tonnen abzuschleppen. Süddeutsche Zeitung

„Wir verneigen uns vor der Arbeit der Ingenieure“ Erstmals nach 20 Monaten liegt die havarierte „Costa Concordia“ wieder aufrecht im Wasser – und bietet einen Blick auf die Verwüstungen an ihrer schlammverkrusteten Steuerbordseite. Die Bergungstruppe und die Einwohner von Giglio feiern den Triumph der Technik. SPIEGEL

Der Charme der Bruchkapitäne Auf der «Costa Concordia» hat deren Kapitän Schettino versagt. Auch das italienische Staatsschiff zerschellte beinahe an den Klippen der EU-Krise, weil dessen Kapitän Berlusconi Fehler um Fehler machte. Italien braucht ein neues Führungspersonal. NZZ

Die teuerste Schiffskatastrophe aller Zeiten Unabhängig vom Ausgang der Bergungsarbeiten ist die Costa Concordia schon heute das teuerste Katastrophenschiff aller Zeiten. Die Versicherer müssen über eine Milliarde Dollar bezahlen. Nun steigen die Prämien. Handelsblatt

…one more thing!

Die Türkei, ein Land in Angst vor Erdogan Am Bosporus zählt nur noch, was der türkische Ministerpräsident will. Ein freiheitlicher Geist kann sich kaum noch durchsetzen. Trotz der vielen Demonstrationen. Wohin treibt die türkische Republik? Die Welt

Leitartikel

Die Union spricht bayrisch Meinung Die Aura der Außergewöhnlichkeit ist zurück: Die CSU wird nach der Bundestagswahl eine Macht in Berlin sein, an der niemand vorbeikommt. Die Spielchen rund um die Pkw-Maut waren nur ein Vorgeschmack. Der ebenso vitale wie brutale Seehofer kann mit der CSU jetzt fast alles machen, was er will – zumindest für ein paar Jahre. Süddeutsche Zeitung

A Hund! Horst Seehofer, der Wahlsieger vom Sonntag, spürt Rückenwind für sein Projekt einer Maut. BILD

Die Finte der SPD Was hat die SPD davon, wenn die FDP im Bund scheitert? Die Union wäre stark, aber ohne Partner. Und es gäbe eine rot-rot-grüne Mehrheit. Aber die will Gabriel nicht nutzen. Was dann? FAZ

Es wird schwieriger Eine Partei mit Realitätsverlust ist unattraktiv an den Urnen. Über die Aussichten der Parteien für die Bundestagswahl. AZ München

Angela Merkel’s Unfinished Business Does anyone stand a chance against a candidate Germans call Mommy? TIME

The Puny Superpower America’s role in the world is steadily shrinking – and that’s nothing to celebrate. Newsweek

Obama’s bait-and-switch on Syria The White House’s emphasis on chemical weapons rather than Bashar Assad’s ouster is a huge victory for the Syrian leader.
Los Angeles Times

Missiles alone cannot secure US credibility Obama has grasped the superior power of economic strength Financial Times