CDU, Schleswig-Holstein, Linke, Euro-Krise, Globale Finanzkrise, USA & Großbritannien

Allenthalben Abbruch Deutschland atmet auf. Die Bundeskanzlerin weilt wieder in ihrer Residenz. Die schlechte Nachricht: Alles läuft nach Plan…. Berliner Zeitung

Merkels Baustellen nach dem Urlaub Die Bundeskanzlerin schaltet sich heute wieder in den Politikbetrieb ein. Es wartet sofort viel Arbeit auf sie. Angela Merkel muss die Unruhe auf den Finanzmärkten, in ihrer Partei und beim Koalitionspartner in den Griff kriegen. Nach der Wutrede Teufels und der Debatte über ihren Führungsstil lehnte sie ab, ihren Urlaub zu unterbrechen. Rheinische Post

Nur über das Geld Den Unmut über die „Euro-Rettung“ spüren die Abgeordneten der CDU derzeit besonders, weil die treffende Kritik von Erwin Teufel am Kurs der Union das Herz der Parteibasis berührt. Tatsächlich wird über die Gründe der Schuldenkrise verdächtig wenig geredet. FAZ

Heißer Herbst Wenn es um den Umgang der Bundesregierung mit dem Parlament geht, avanciert inzwischen Bundestagspräsident Norbert Lammert zu einem der größten Kritiker der Regierung. Wenn nicht er, wer sonst? Schließlich hat CDU-Mann Lammert in seiner Funktion als Präsident nicht die parteipolitische Sicht auf die Dinge zu wahren, sondern die Interessen und Rechte des Bundestages und seiner Abgeordneten. Lausitzer Rundschau

Schleswig-Holstein

Kaum fassbar Dass der bis Sonntag wahrscheinliche CDU-Spitzenkandidat für Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher, noch darauf beharrte, bei seiner Beziehung zu einem 16-jährigen Mädchen lägen „keine Rechtsverstöße“ vor, zeigt eine kaum fassbare Verblendung. Bonner General-Anzeiger

Wenn Privates politisch wird Von Boettichers Affäre ist moralisch fragwürdig und politisch brisant zugleich, denn sie widerspricht den Grundüberzeugungen einer konservativen Partei. taz

Von Boetticher wird sich kaum retten können Zwar gäbe es einen seriösen Nachfolger für Carstensen und von Boetticher. Ob sich die schleswig-holsteinische CDU rechtzeitig erholt, ist aber fraglich. Die Welt

Liebesaffäre – Boettichers politischer K.o. Der CDU-Spitzenkandidat Christian von Boetticher hatte eine Affäre mit einem Teenager. Alles Drumherumgerede hilft nicht: Um den Job des Landesvaters kann er sich nicht mehr bewerben. Stern

Hauen und Stechen in Kiel Christian von Boetticher ist anscheinend zu unreif für hohe Ämter. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Carstensen wird nicht mehr die Kraft haben, die CDU abermals zusammenzuhalten. Das alte Hauen und Stechen in Kiel kann wieder beginnen. FAZ

Linke

Sie wollen ihre Mauer wieder Die Spitze der Linkspartei müht sich kräftig, sich aus den Fettnäpfchen zu befreien, in die sie immer wieder springen. Sind Aussagen wie jüngst die von Gesine Lötzsch über die Mauer wirklich nur tapsig oder doch eher Kalkül? FAZ

Der Fluch des Pop-Stalinismus Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu rechtfertigen – aber irgendwer macht es dann doch immer. taz

Absurd, aber nicht lustig Es muss in der Linken nach dem Rostocker Gedenkminuten-Boykott Konsequenzen geben. Mitteldeutsche Zeitung

Die Linke als Nostalgieklub Man kann unter Historikern natürlich die Frage stellen, ob es 1961 zum Mauerbau eine realistische Alternative gab. Und man kann auch darüber diskutieren, ob die westlichen Alliierten damals alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um die Mauer zu verhindern. Märkische Allgemeine

Die Sitzenbleiber Aber ausgerechnet auf einem Parteitag der Linken Mecklenburg-Vorpommerns in einer Gedenkminute für die Opfer demonstrativ sitzen zu bleiben, das ist herzlos, und eine Verhöhnung der Hinterbliebenen. Nordkurier

Der Mauerbau wird zur Gretchenfrage Landesparteitag Linke debattiert zum 50. Jahrestag – Klare Positionierung vertagt. Nordwest Zeitung

Vor der Wahl Parteiübergreifend haben Politiker der Opfer von Mauer und Stacheldraht gedacht. Noch immer aber reüssiert manch ein Politiker aus dem Westen im Osten mit Ergebenheitsadressen an die Erben der SED wie der, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen. Besonders dann, wenn eine Wahl ansteht. FAZ

Euro-Krise

In dieser Krise geht es um unseren Wohlfahrtsstaat Es geht nicht mehr nur ums Geld, sondern ums Ganze, um den Wohlfahrtsstaat, wie wir ihn kennen. Jetzt wird sich zeigen, ob wir in der Lage sind zu verzichten und zu sparen. Die Welt

Europa legt sich in die Kurve Man kann aktuell die Euro-Krise am Fall Frankreichs erzählen. Staatschef Sar­kozy lehnte bislang eine Schuldenbremse ab, wie sie Deutschland eingeführt hat. Eine Schuldenbremse verhindert, dass Politiker heute Geschenke machen, die die Kinder der Beschenkten morgen bezahlen müssen. ­Sarkozy empfand eine Schuldenbremse – zu Recht – als Beschränkung seiner Möglich­keiten (Wähler zu kaufen). Der Westen

Europäische Zentral Bad Bank Die Missachtung der bei der Einführung des Euro einst geschlossenen Verträge ist ein Verrat am Bürger. Europas Steuerzahler werden missbraucht. Frankfurter Rundschau

Die wahren Spekulanten sitzen auf Regierungsbänken Die Regierungen in Euroland, nicht zuletzt die deutsche Bundesregierung, spekulieren darauf, dass die Steuerzahler widerstandslos weiter für alles bürgen und ihre Vertreter in den Parlamenten beim beschleunigten Blindflug in die Transferunion mitmachen und der Aufstockung des Rettungsschirms EFSF zustimmen werden. Wer Zweifel anmeldet und diese Zweifel in Marktdispositionen ausdrückt, wird dagegen als Spekulant verteufelt. Die Regierungen von Griechenland, Spanien und Italien spekulieren darauf, dass die Öffentlichkeit ihnen urplötzlich den Willen und die Fähigkeit zu gewaltigen Sparmaßnahmen abnimmt – Sparmaßnahmen, die schon in viel geringerem Volumen in der Vergangenheit nicht durchgehalten wurden. Börsen-Zeitung

Schuld(en)-Zuweisung Eines ist klar: Die für Dienstag angesetzte Begegnung zwischen Kanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy dürfte der dramatischste deutsch-französische Gipfel der letzten Jahrzehnte werden. Bonner General-Anzeiger

Frankreich wird angeschossen An den Finanzmärkten überschlagen sich die Ereignisse. In Sachen Staatsschuldenkrise ist nun auch noch Frankreich und damit einer der stärksten Staaten der Eurozone ins Visier der Märkte geraten. Beeindruckend bzw. erschreckend ist, mit welcher Schnelligkeit sich die Entwicklungen derzeit vollziehen. Wer hätte vor rund zwei Wochen schon angenommen, dass Frankreich binnen so kurzer Zeit an den Märkten unter Druck geraten könnte? Börsen-Zeitung

Italienischer Kleinmut Italien versucht mit einem zweiten Sparpaket die Märkte zu beruhigen. Statt 2014 soll nun schon 2013 ein ausgeglichener Haushalt vorgelegt werden. Doch Italiens größtes Problem wurde kaum angetastet. FAZ

„Uns droht ein Teufelskreis“ Der Morgan-Stanley-Chefökonom Joachim Fels über das Risiko einer weltweiten Rezession, steigende Inflationsgefahren – und die Hoffnungsschimmer für Deutschland. Wirtschaftswoche

Chinas gefühlter Sieg China zieht Selbstbewusstsein aus der Krise des Westens – nicht unbedingt zu Recht. Badische Zeitung

The Lap of Luxembourgery So what if it has the world’s highest per capita GDP? A visit to the debt-ridden capital of European complacency. Foreign Policy

Globale Finanzkrise

Angst, die zur Panik wird Die USA verlieren ihr Top-Rating, die Banken leihen sich kein Geld mehr, die Kurse spielen verrückt: Es waren zwei schwarzen Wochen für die Finanzwelt, und trotz der leichten Erholung haben die Börsianer immer noch Herzflimmern. Niemand weiß, wie es jetzt weitergeht – müssen sich Anleger an die heftigen Kursschocks gewöhnen? Süddeutsche Zeitung

Angst zu Geld machen Kurssturz an der Börse, Anleger in Angst: Die Finanzkrise sorgt für Panik. Dabei lassen sich Verluste in turbulenten Phasen begrenzen, Wagemutige spekulieren sogar auf schwankende Märkte. Doch der Umgang mit Volatilität ist ein komplexes Thema. manager magazin stellt Strategien und Produkte vor. Manager-Magazin

Vom Wandel der Zeit überrollt Die Energiekonzerne sind in der Krise: Bürger und Politik wenden sich enttäuscht von ihnen ab und auch die Börse fällt ein verheerendes Urteil. Warum die Unternehmen ziellos vom Wandel überrollt werden. Süddeutsche Zeitung

Inequality and its Discontents The gap between the incomes of the rich and poor has grown. But those who blame inequality for Tunisia and Egypt’s revolutions and the United States‘ economic woes are wrong. The real problem is that consumption has become more ostentatious, and, thanks to globalization, everyone — from middle class westerners to Africans living on one dollar per day — is able to compare him or herself to the richest of the rich. Foreign Affairs

USA

Es geht um Jobs, Dummerchen Bislang ging es in den USA sowohl den Republikanern als auch den Demokraten immer um den Schuldenabbau. Das muss sich jetzt allerdings unbedingt ändern. Frankfurter Rundschau

Die Stunde der Populisten Onkel Sams Kreditwürdigkeit ist herabgestuft, die Kassen sind leer. Es ist ein Sommer der Pessimisten in Amerika. Hellt sich der Konjunkturhimmel nicht bald auf, muss sich Barack Obama ernste Sorgen um seine Wiederwahl machen. Märkische Allgemeine

US-Börsenaufsicht überprüft S&P Im Zusammenhang mit der Herabstufung der USA durch Standard & Poor’s untersucht jetzt offenbar die US-Börsenaufsicht die Arbeitsweise der Ratingagentur. Auch die Möglichkeit des Insiderhandels durch Mitarbeiter von Standard & Poor’s soll Gegenstand der Ermittlungen sein. Manager-Magazin

America, the Dysfunctional As pundits bemoan the broken political system, historians tell Leslie Bennetts that even as far back as Jefferson and Hamilton, acrimony is just the American way. The Daily Beast

A Handful of Rural Right-Wing Extremists Chase Tim Pawlenty Out of the Race A small sample of far-right-wing Iowa Republicans favored Ron Paul and Michele Bachmann over Tim Pawlenty in the meaningless Iowa Straw Poll. So Pawlenty dropped out of the presidential race. The Nation

No Country for Nice Men Once seen as a top-tier presidential contender, Tim Pawlenty dropped from the race on Sunday. Why his campaign never took off. The Atlantic

Republican Candidates Mix Appeals to Economic Woes With Hard Line on Religion At the Iowa straw poll, Michele Bachmann—and Ron Paul—offered up the tough talk on the deficit, and on religion, that voters wanted. The Nation

Großbritannien

Folgen der Laxheit Apokalyptische Szenen in London, ein Königreich, das tagelang in Anarchie versinkt – diese Bilder sind zutiefst verstörend. Noch verwirrender ist indes das Lamento der Politiker, die durch den Mob den englischen „Way of Life“ gefährdet sehen. Bonner General-Anzeiger

Aufstand der Nichtarbeiterklasse Der deutsche Anwalt Alex Kaufmann hat die Krawalle in London miterlebt. Für ihn handelt es nicht um einen antikapitalistischen Aufstand. Die Beteiligten frönten eher einer „ausgeprägten Form der Verehrung marktwirtschaftlicher Götzen“. Kölner Stadt-Anzeiger

England feiert seine Mutbürger Ein 15-Jähriger rettet seine Mutter vor einer Horde Gewalttätiger. Eine Frau springt mit dem Mut der Verzweiflung aus dem Fenster in die Tiefe – und eine Dame mit Gehhilfe hält eine Wutrede im Angesicht des Mobs. Geschichten aus Großbritannien, die dem Land wieder Zuversicht geben: Wie inmitten der Gewalt das Gute siegt. Süddeutsche Zeitung

Steht auf, wenn ihr eine Zukunft wollt Immer mehr junge Menschen gehen in ganz Europa auf die Straßen. Meist läuft das friedlicher ab als vor kurzem in Großbritannien. Aber eines eint die britischen Ausschreitungen mit den überall in Europa aufflammenden Protestbewegungen: das Gefühl, hoffnungslos abgehängt zu sein. Süddeutsche Zeitung

Israel ist ein Vorbild auch im sozialen Protest Der friedliche Aufruhr im jüdischen Staat steht in scharfem Kontrast zu den blutigen Umstürzen in der arabischen Welt – und zu den Krawallen in England. Die Welt

The fire this time The worst rioting in decades will cost the country more than money Economist

…one more thing!

Wenn uns der Panther die Stinkekralle zeigt Was, wenn Filme wie „Planet der Affen“ und „Die Vögel“ prophetische Visionen einer unheimlichen Machtübernahme sind? Aktuelle Geschehnisse sprechen dafür. Die Welt

Leitartikel

Union sucht Zukunft Der Aufstand der CDU-Konservativen beschränkt sich auf ein Häuflein alter Kämpen. Aber ein Unwohlsein angesichts der Merkel-Modernisierung ist doch allenthalben spürbar. Frankfurter Rundschau

Moralisch verwerflich Darf ein Spitzenpolitiker von Ende 30 mit einer 16-Jährigen anbändeln?Wirklich ernst nehmen kann man so einen Mann nicht. Weder charakterlich noch politisch. Der Rücktritt war unvermeidbar. BILD

Stolpert er über Affäre zu Teenager? Die einstige Beziehung zu einem Teenager stellt die Karriere des Landesvorsitzenden der Nord-CDU ernsthaft infrage. Führende Christdemokraten halten von Boetticher für nicht mehr tragbar. AZ München

In 80 Jahren nichts gelernt An den Börsen regiert der Irrsinn, und mit ihnen taumeln die Politiker: Was derzeit passiert, erinnert nicht nur an 2008, sondern vielmehr an 1931. 80 Jahre nach dem ersten großen Crash hat immer noch niemand aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Süddeutsche Zeitung

Das Vertrauen schwindet Euro-Bonds sollen die Euro-Zone vor dem Zerfall retten. Doch wahrscheinlich taugen sie nicht mehr als ein Heftpflaster – sorgen aber dafür, dass Deutschland ein Stück griechischer wird Die Welt

Aus dem Teufelskreis Die Lebensmittelkrisen in Kenia und Äthiopien müssen sich die Regierungen selbst zurechnen – Vorsorge wurde bestenfalls halbherzig getroffen. Die einzige Chance liegt in der Bildung. Somalia nimmt eine Sonderrolle ein: Die Hungersnot hilft dem Land sogar. FAZ

Schwarze Schmetterlinge „Nicht schon wieder!“ – dieser Stoßseufzer war vielfach am Schwarzen Montag zu hören. Aber wir werden mit Krisen leben müssen Wirtschaftswoche

Überdosis Medizin – Nutzlose Pillen, unnötige Operationen, riskante Therapien SPIEGEL

11. September 2001: Das Protokoll Wie es wirklich war. FOCUS

American idiocracy The civil war in Washington, DC, is damaging American business Economist

Who’s Paying the Super-Committee? The „super-committee“ that will decide $1.5 trillion in cuts and potentially sweeping changes to entitlements and the tax code has raked in hundreds of millions of dollars from special interests in their careers. Who owes who? The Nation

In eigener Sache: Wegen des Feiertages Mariä Himmelfahrt in einigen Bundesländern fällt der Blog heute kürzer aus als gewohnt.