Tag der Deutschen Einheit, AfD, Spanien & Las Vegas

Tag der Deutschen Einheit

Wo sich Wulff etwas traute, ist Steinmeier nur defensiv Reden von Bundespräsidenten zum Tag der Deutschen Einheit sind schwierig. Steinmeier wollte vor allem beruhigen. Mit dieser Haltung sollte man den parlamentarischen Neulingen im Bundestag nicht begegnen. Die Welt

Unterschiedlicher als gedacht In Berlin gibt es ein Nord-Süd-Gefälle, Fußballfans von Hertha oder Union, Zugezogene oder Alteingesessene. Der Gegensatz von Ost und West ist da nur einer von vielen. Frankfurter Rundschau

Vielgeteiltes Deutschland Am 27. Einheitstag präsentiert sich Deutschland gespalten wie nie. Darauf gründet der Wahlerfolg der AfD – die Rechtspopulisten schnitten fast überall gut ab. Wie könnten Rezepte gegen die Spaltung aussehen? Handelsblatt

27 Jahre nach der Wiedervereinigung ist nichts gut Berliner Zeitung

Nicht zu kaufen Seit der Wiedervereinigung fließen jährlich Milliarden Euro von West nach Ost. Doch Geld allein lässt Deutschland nicht zusammenwachsen. Bonner General-Anzeiger

Danke für die fehlende Dankbarkeit Seit Jahrzehnten prägt dieser Begriff das Verhältnis von Ost- und Westdeutschen: Dankbarkeit. Steinmeier vermied ihn. Das ist ein wichtiger Schritt. Tagesspiegel

Die Angst endlich ernst nehmen Die Rede des Bundespräsidenten ist wegweisend: Die Politik muss auf AfD-Wähler eingehen. Das bedeutet auch, endlich ehrlich über Flüchtlinge und Migration zu sprechen. Zeit

Ist der Ruf erst ruiniert Ost wie West sind mittlerweile vereint im Rassismus – nur ist das Etikett Nazi den Menschen im Osten der Republik zunehmend egal. taz

Liebes Deutschland: Ich habe Angst, dass du eines Tages so gespalten bist wie die USA unter Trump Seit 27 Jahren gibt es auf dem Papier keine zwei Deutschlands mehr. Doch nach der Bundestagswahl keimt das Ossi-Wessi-Denken wieder auf. Wohin diese Spaltung führt, sehen wir in den USA. HUFFPOST

Festakt zum Tag der Deutschen Einheit Rede des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier

AfD

Alle wollen „Blau“ sein Warum wollen aktuell alle Rechten „Blau“ sein? Ist doch eigentlich eine Farbe des Friedens und der Harmonie. Frankfurter Rundschau

Reden wir über Rassismus, reden wir über uns Nach der Bundestagswahl sind alle jetzt ganz erleichtert, dass die AfD „nur aus Protest“ gewählt wurde. Uns beruhigt das nicht – im Gegenteil. Tagesspiegel

Eine Steilvorlage für die AfD Hat die AfD wirklich keinen geeigneteren Kandidaten für das Amt des Bundestagsvizepräsidenten als Albrecht Glaser? Statt sich einer Sachdebatte zu stellen, suhlt man sich im Opfermythos. FAZ

Erwachen aus wutgetränkter Apathie Was der Kapitalismus mit dem Wahlerfolg der AfD zu tun hat – und warum ihre Anhänger einen „autoritären Nationalradikalismus“ vertreten. Ein Gespräch mit dem Soziologen Wilhelm Heitmeyer. Süddeutsche Zeitung

Die simple Welt der Populisten Auf der einen Seite steht das „Volk“. Und auf der anderen: „die da oben“, „die da draußen“ und „die da unten“. Auszug aus dem Buch „Anleitung zur Volksverführung“ Zeit

Spanien

Spaniens Staatskrise ist ein Armutszeugnis für die EU Einer wohlhabenden Region mitten im freiheitlichen Europa droht ein Bürgerkriegsszenario, die katalanische Frage wächst sich zu einer europäischen Krise aus. Doch die EU lässt Spaniens Regierungschef Rajoy einfach gewähren. Die Welt

Wenn Emotionen das Bild der Demokratie verzerren Kataloniens Separatisten heizen die Stimmung auf. Hundertausende demonstrieren in Barcelona. Doch der Regionalregierung fehlen Stärke, Glaubwürdigkeit und Mehrheit. Zeit

Personalwechsel nötig Die Vorfälle vom Sonntag werden den Separatisten kaum Anhänger abspenstig gemacht haben – im Gegenteil. Börsen-Zeitung

Woran Spaniens Premier in Katalonien scheitert Viele Katalanen stilisieren Mariano Rajoy zum Nachfolger Francos – obwohl er streng nach geltendem Gesetz regiert. Sein großes Manko besteht darin, dass er den Stellenwert von Empathie in der Politik nicht begreift. Süddeutsche Zeitung

What Canada Can Teach Spain About Secessionists The Catalonia referendum has shown how violence inflames passions. The Atlantic

The Resilience of Spanish Democracy There is more to Spain than the simmering confrontation between the government and the would-be separatists of the Catalonia region. As even that conflict shows, the country deserves notice for its resistance to divisive anti-immigrant and xenophobic sentiment and politics in recent years. Project Syndicate

Spain’s missteps supercharge the Catalonia crisis If Spanish authorities hoped strong-arm tactics against the referendum independence for Catalonia would nip nationalist feeling in the bud, they will almost certainly be proved badly wrong. Sunday’s footage of violent police action against unarmed demonstrators may prove just the catalyst pro-independence groups wanted, handing Europe yet another crisis when it needed it least. Reuters

Las Vegas

Zum Morden braucht das Böse Waffen Auf das blutige Massaker von Las Vegas folgen nur hohle Rituale. Dabei weiß jeder: Amerika hat ein Waffenproblem, das von Richtern und unfähigen Politikern ignoriert wird. Süddeutsche Zeitung

Das Kriegsgebiet heißt wieder einmal Amerika Die USA erleben das schlimmste Schusswaffenverbrechen ihrer Geschichte. Doch selbst jetzt werden sich Waffenfans wie Trump nicht auf die notwendige Debatte einlassen. Tagesspiegel

Der Waffenfreund im Weißen Haus Die Vereinigten Staaten haben ein Waffenproblem. Niemand kann das ernsthaft bestreiten. Doch im Weißen Haus sitzt mit Donald Trump ein Freund der mächtigen Waffenlobby. Die darf weiter von Massenmorden profitieren. FAZ

Trump weiß, wem er Loyalität schuldet Es ist abzusehen, was nach dem Angriff von Las Vegas geschehen wird: nichts. Denn eine Verschärfung der US-Waffengesetze verhindert die Lobbyorganisation NRA. Zeit

Amerika in Wut und Schock Das Massaker von Las Vegas wirft erneut ein Schlaglicht auf die Waffengesetze in den USA. Und wenn die Waffenlobby ihren Willen bekommt, könnten solche Taten in Zukunft noch fürchterlicher ausfallen. Handelsblatt

Bald vergessen Wer glaubt, die an Kriegsschauplätze erinnernde Zahl der Opfer und Verletzten von Las Vegas wird das seit Jahren überfällige Umdenken bei den teilweise hanebüchen laxen Waffengesetzen auslösen, der irrt. Bonner General-Anzeiger

Amerika tötet sich selbst Nach dem jüngsten Amoklauf ist der Pfad der weiteren Entwicklungen vorgezeichnet – ändern dürfte sich an den laxen Waffengesetzen auch diesmal nichts. Dabei wären einige Änderungen längst überfällig. NZZ

Kein schärferes Waffenrecht in Sicht In den USA passieren Massenschießereien in Regelmäßigkeit. Nach dem Massaker in Las Vegas folgen Medien und Politik dem immer gleichen Schema der Beschwichtigung. Doch Amerika kann sich nicht zu schärferen Waffengesetzen entschließen. Frankfurter Rundschau

Eiskalt an der Wall Street Die Aktienkurse von amerikanischen Waffenhändlern sind nach dem Massaker in Las Vegas gestiegen. Dahinter steckt eine eiskalte und perverse Logik. FAZ

Das öffentliche Trauma wird maximiert Der Umgang mit dem Schrecken von „Mandalay“ folgt einem ewig gleichen Schema: das öffentliche Trauma wird medial verstärkt – und die wichtigen Fragen nicht hartnäckig genug gestellt. Frankfurter Rundschau

Die seltsame Inflation der IS-Bekenntnisse Kaum gibt es irgendwo ein Attentat, schreit der Islamische Staat sofort „hier“. Das zeigt nur, wie geschwächt die Terrormiliz ist. Die „Ungläubigen“ lassen sich einfach nicht aus der Ruhe bringen. Die Welt

Pure Mordlust ISIS behauptet, dass sie für den Massenmord in Las Vegas verantwortlich sind. Bild

Google and Facebook Failed Us The world’s most powerful information gatekeepers neglected their duties in Las Vegas. Again. The Atlantic

Inside the Mind of the Mass Shooter Many details about Stephen Paddock’s reasons for opening fire on a Las Vegas concert last weekend have yet to be discerned. But so-called “lone wolf” mass shooters are not a new phenomenon, and past episodes can offer important clues about the thought processes and experiences that motivate them. Project Syndicate

…one more thing!

Es gibt keine nutzlose Forschung Politiker und Bürger fragen Wissenschaftler gern: Und was kann man damit anfangen? Warum das die falsche Frage ist. Ein Kommentar zur Nobelpreisverleihung. Tagesspiegel

Leitartikel

Große und kleine Risse Zum Tag der Deutschen Einheit scheint Bundespräsident Steinmeier sein Thema gefunden zu haben. Indes macht Martin Schulz weiter Wahlkampf – was für die SPD eigentlich ganz praktisch ist. FAZ

Deutsche Einheit Klartext statt Einheitskitsch, Herr Präsident In Ostdeutschland darf es nicht mehr so weitergehen wie bisher. Darüber sollten alle am Tag der Deutschen Einheit diskutieren. Frankfurter Rundschau

Nicht der Ostmann ist das Problem, sondern der Bayer Einst verstand sich der bayerische Mann als Avantgarde in dem Versuch, Nationales und Globales miteinander zu verbinden. Mittlerweile hat ihn die Angst vor dem Bedeutungsverlust eingeholt. Die Welt

Grüne Pflicht Der Bundespräsident fordert „ehrliche“ Flüchtlingspolitik. Da dürfen sich die Grünen angesprochen fühlen, die den Außenminister stellen wollen. Bild

Martin Schulz, Parteichef auf Abruf Wenn der SPD irgendetwas an ihrer Existenz als Womöglich-so-gerade-noch-Volkspartei gelegen ist, dann muss sie nun alle verfügbaren Kräfte auf die Wahl 2021 richten. Wie soll das mit Martin Schulz gehen? Süddeutsche Zeitung

Beharren auf Tradiertem kann nicht die künstlerische Vision sein Sieg der Stuck-und-Blattgold-Fraktion: Die renovierte Berliner Staatsoper huldigt dem Gestrigen. Doch es braucht ein Haus, das nach vorne schaut. Tagesspiegel

If Only Stephen Paddock Were a Muslim What happens when the killer’s country of origin is us? New York Times

After Las Vegas, 4 steps to help cut mass shooting toll Stephen Paddock shouldn’t have been allowed to assemble an arsenal fit for a small army so easily: Our view USA Today

Robert Farago: Gun control doesn’t work Believing that a law would have dissuaded Stephen Paddock is dangerously naive: Opposing view USA Today