Der deutsche Größenwahn im Nahen Osten Darf man Autokraten wie den ägyptischen Präsidenten Abdel al-Sisi empfangen? Natürlich darf man das! Was denn sonst? Empörung ist keine Kategorie der Diplomatie. Mit jedem muss gesprochen werden. Die Welt
Sisis Blamage Auf der Pressekonferenz von Angela Merkel und Ägyptens Machthaber Abdel al Sisi kommt es zum Eklat. Dessen Claqueure entlarven den wahren Charakter seines Regimes und offenbaren eine leicht entflammbare Gesellschaft. FAZ
Merkels Taktik ist aufgegangen Der Eklat beim Besuch des ägyptischen Präsidenten hat gut in den Plan der Kanzlerin gepasst, kühl eigene Interessen zu vertreten. Nur Volker Kauder war peinlich. Zeit
Schwieriger Partner Ein schwieriger Partner, aber einer von besonderem strategischen Gewicht. Der Besuch des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Berlin hat ungeschminkt vor Augen geführt: Deutschland und Ägypten trennen in wesentlichen Fragen wie Ächtung der Todesstrafe, Schutz von Menschenrechten oder Wahrung von Religions- und Pressefreiheit Welten. Bonner General-Anzeiger
Dialog mit dem Diktator Eklat im Kanzleramt: Ägyptens Präsident as-Sisi musste sich bei seinem Staatsbesuch am Mittwoch als Mörder beschimpfen lassen. Viele Vorwürfe seiner Kritiker sind berechtigt. Dennoch wäre es falsch, einen Dialog zu verweigern. Stuttgarter Zeitung
Rückfall in Realpolitik Die Bundesregierung setzt auf Stabilität in Ägypten. Egal, wie Al-Sisi mit der Opposition umgeht. Der Flirt mit der Demokratiebewegung ist vorbei. taz
Kita-Streik
Arbeit am Menschen aufwerten – auch bei der Bezahlung Die gute Nachricht für die Eltern: Die Streiks in den Kitas enden. Die schlechte: Niemand weiß, ob sie nicht wieder aufgenommen werden. Denn inhaltlich sind sich Gewerkschaften und Arbeitgeber keinen Deut näher gekommen. Handelsblatt
Im Stich gelassen Eine Mutter schreibt über das Ende ihrer Solidarität im Kitastreik. Nach den Zielen des Arbeitskampfes werden die Eltern nicht gefragt. Zeit
Streiken aus reiner Verzweiflung Schlichtung im Kitastreik, bald Streik bei der Post – Verdi gibt sich kämpferisch. Das sieht stark aus, ist aber in Wahrheit schiere Verzweiflung. taz
Kirchentag
Leuchtfeuer Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag, der gestern Abend in Stuttgart unter der Losung „damit wir klug werden“ eröffnet wurde, wird wieder ein politischer Seismograph sein. Bonner General-Anzeiger
Fremd im eigenen Land – und Glauben Seinesgleichen zu lieben, ist relativ leicht. Ist es das? Dort, wo das Christentum wächst – wie in Asien und Afrika – ist es charismatisch, pietistisch oder evangelikal geprägt. Für liberale europäische Protestanten, deren Zahl rückläufig ist, könnte das zur Herausforderung werden. Tagesspiegel
Selbst gebastelte Privatreligion Zehntausende treten jedes Jahr aus der Kirche aus – und das nicht nur, um die Steuer zu sparen. Was passiert danach mit ihrem Glauben? taz
Homo-Ehe
So wichtig ist der SPD die Homo-Ehe wirklich Im Bundesrat will die SPD einen Entschließungsantrag zur Gleichstellung der Homo-Ehe unterstützen. Im Bund aber bekommt sie das nicht hin. Das Risiko ist ihr offenbar zu groß. Süddeutsche Zeitung
Eigentor der Saar-Merkel Saarlands Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer spricht sich mit scharfen Worten gegen die Homo-Ehe aus. Für ihre politische Zukunft dürfte das alles andere als förderlich sein. Tagesspiegel
Es geht nur noch um Ideologie Wer gegen etwas ist, muss sagen warum. Gute Gründe gegen die Homo-Ehe gibt es nicht. Etwa zwei Drittel der Menschen in Deutschland sind laut Umfragen dafür. Und doch tut sich die Führungsebene der CDU schwer mit dem Thema, sehr schwer. WAZ
Man muss sich doch in eine Frau verlieben, oder? Nach der Entscheidung der Iren debattiert Deutschland wieder über die „Homo-Ehe“. Wie schwer ist es heute noch, sich hierzulande als schwul oder lesbisch zu outen? Fünf Teenager berichten von ihren Erfahrungen. FAZ
Korruption / Fifa
Die UN sind mindestens so versumpft wie die Fifa Wer glaubt, die Fifa-Korruption sei eine Einzelerscheinung, der sollte sich einmal Institutionen der UN anschauen. Die sind ebenso Beispiel für eine Misswirtschaft, die sich „global governance“ nennt. Die Welt
Wie der Fifa-Kronzeuge auspackte Es war ein Schlüsselmoment während der Ermittlungen, die zum Rückzug von Fifa-Chef Blatter führten: Vor einem Richter in New York macht Funktionär Chuck Blazer reinen Tisch. Das Protokoll liefert Hinweise darauf, was noch folgen könnte. FAZ
Kauf mich Das Geständnis des Fifa-Kronzeugen, Charles Blazer, zeigt, dass im Herrschaftssystem des Weltfußballs Bestechung der Modus Operandi ist. Als Nächstes nehmen die USA die WM-Vergabe an Russland und Katar ins Visier. Handelsblatt
Wenn Blatter ein Kennedy wäre, würde Milde walten Joseph Blatter gilt nun als Gottseibeiuns. Als Beweis für seine angeblichen Verstrickungen in die Fifa-Korruption dienen aber nur assoziative Film-Zitate. Ob das wirklich reicht? Die Welt
Das System Blatter Die Fifa ist ein riesiges Kartenhaus aus gegenseitigen Gefälligkeiten. Veränderungen wurden abgeblockt, damit es nicht zusammenfällt. taz
Blatter baut sich durch seinen Abtritt sein eigenes Denkmal Sepp Blatter legt sein Amt als Fifa-Präsident nieder. Das zeigt, dass er begriffen hat,dass er diesen Kampf nicht gewinnen kann. WAZ
Die Lebensader der Fifa Die Fifa-Millionen kommen in großen Teilen von öffentlich-rechtlichen Sendern. Die zahlen absurd hohe Summen für die Übertragungsrechte – weil der Markt danach verlangt. Zeit
The Impunity Trap The ability of leaders of powerful organizations to flout the law for personal gain is one of the more glaring manifestations of inequality. FIFA – which reelected its president just days after 14 former and current executives were indicted for corruption and fraud – is merely the most obvious recent example of this. Project Syndicate
FIFA and the root of all evil The soccer federation’s corruption shows how much harm abundant money can do to weak institutions. The problem goes well beyond sport. Modern affluence spreads lucre’s poison to everything from drug crime to the perfectly legal but socially destructive spiral of executive pay. Breakingviews
EU
Einen Grexit kann niemand in Europa wollen Vor den dramatischen Folgen eines Grexits warnt Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Das geht auch an die Adresse von Tsipras, der heute Abend EU-Kommissionpräsident Juncker trifft. Mission: Griechland-Rettung. Handelsblatt
Letzte Angebote In der Schlussphase der Verhandlungen über einen Griechenland-Deal spielt eine große Rolle, was Diplomaten „das Format“ nennen. Damit ist nicht Kompetenz gemeint, sondern wer sich überhaupt wo mit wem trifft. Das Gewese, das darum gemacht wird, hat bisweilen komische Züge. Bonner General-Anzeiger
Die deutschen Protagonisten im Krisen-Countdown Die Rollen innerhalb der Bundesregierung im Griechenland-Poker sind klar verteilt. Und auch die Opposition beherrscht ihr Handwerk meisterlich. Wirtschaftswoche
Europas zweifelhafter Reformer Reformen in der Europäischen Union sind überfällig. Die vom britischen Premierminister Cameron geforderten Verhandlungen dienen aber primär dem Schein. NZZ
Quantität und Qualität Spaniens konservative Regierung bekommt in letzter Zeit häufig Lob und Anerkennung von ihren europäischen Partnern dafür, wie sie das Land vom Rande der Pleite vor drei Jahren wieder auf einen soliden Wachstumskurs zurückgebracht hat. Börsen-Zeitung
…one more thing!
Präsident Xis Spielart eines smarten Autoritarismus Chinas Parteichef hat Großes vor. Er will sein Reich nicht nur zur Supermacht verwandeln, sondern ein Regime schaffen, das die wirtschaftliche Stärke des Westens besitzt, aber auf Freiheit verzichtet. Die Welt
Leitartikel
Ein Gast am Rande des Erträglichen In Sachen Menschenrechte wählt der ägyptische Präsident Sisi bei seinem Besuch in Berlin die Vorwärtsverteidigung. Er zeichnet ein Bild von sich, das ans Lächerliche grenzt. Süddeutsche Zeitung
Es ist richtig, dass Wladimir Putin beim G-7-Gipfel in Elmau nicht dabei ist Der russische Präsident Wladimir Putin wurde zum G-7-Treffen der führenden Industrienationen am Wochenende nicht eingeladen. Das ist eine richtige Entscheidung, um dem Kremlchef zu zeigen, dass die Annexion der Krim Konsequenzen hat. Tagessiegel
Von wegen „isch over“ Es sind wenige Tage, vielleicht nur noch wenige Stunden bis zu einem neuen Schulden-Abkommen mit Griechenland. Bild
Präsident der Arbeitslosigkeit Seit François Hollandes Amtsantritt ist die Arbeitslosigkeit auf einen Rekordstand gestiegen. So schnell wird das Drama auch kein Ende nehmen, denn die Unternehmen vertrauen der Regierung nicht. FAZ
Die neuen Verteilungskämpfe im Fußball Das schöne Prinzip der Trennung von Sport und Politik, auf das sich die Fifa immer berufen hat, ist schon lange nicht mehr gültig. Beim Zerfall der Fifa geht es auch um eine neue politische Welt- und Werteordnung. Berliner Zeitung
Wie erstattet man ein Leben? Jahrelang kämpfte Maria Altmann um Gustav Klimts Porträt ihrer Tante. Der Fall veränderte den Umgang mit Raubkunst. Jetzt wurde er verfilmt Die Welt
Freund des Joints Der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer fordert die Freigabe von Cannabis. Wie kam er bloß auf diese Idee? Eine Begegnung Zeit
Wir sind anders geblieben Wer aus der DDR floh, war ein Held – und wer nicht, ein Mitläufer? So leicht ist es keineswegs. Sechs Standpunkte, nicht nur von Prominenten. Zeit