Euro-Krise, Italien, Syrien, USA & Curiosity

Euro-Sozialismus SPD-Chef Sigmar Gabriel will durch gemeinsame Haftung für die Schulden aller Euro-Staaten den Euro „retten“. Damit hilft er weder der SPD noch dem Euro. FAZ

Die Zeit des Zauderns ist vorbei Die Eurokrise spitzt sich zu, Europa steht vor einem Herbst der Entscheidungen. Die deutsche Innenpolitik wird dies fundamental verändern, doch die Regierung ist nicht mehr handlungsfähig. Kanzlerin Merkel kann sich auf die Opposition mittlerweile mehr verlassen als auf die Regierungsparteien. Tagesspiegel

Wirtschaft giftet gegen Euro-Scharfmacher In den Wettlauf um die besten Krisenlösungen hat sich die deutsche Wirtschaft eingeschaltet. Mit scharfen Worten wendet sich Arbeitgeberpräsident Hundt gegen Euro-Vorstöße aus der SPD und der Koalition. Handelsblatt

Konzerne ziehen Geld aus dem Euroraum ab Zahlreiche Großunternehmen rüsten sich für den Zerfall der Währungsunion. Der Ölkonzern Shell bringt sein Geld in die Vereinigten Staaten, die weltgrößte Werbefirma tauscht ihre Einnahmen täglich in Dollar um. FAZ

Fatale Entwicklung Etwas geht verloren in Deutschland und Europa. Die Menschen und auch Politiker werden europamüde – und das in einer äußerst schwierigen Zeit, in der wir Europäer uns beistehen sollten. Das ist eine fatale und zerstörerische Entwicklung. Bonner General-Anzeiger

Europa ist wie Japan 1860 In viele Herrschaftsgebiete zerstückelt, in der übrigen Welt kaum ernst genommen: Die EU weist viele Ähnlichkeiten mit Japan auf, bevor es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen radikalen Modernisierungskurs einschlug, meint ein schwedischer Journalist. Sogar der Aufbau einer glaubhaften politischen Macht könnte sich als kontraproduktiv erweisen. Svenska Dagbladet

Nur Phantasten glauben noch an das heutige Europa Europa war schon moralisch bankrott, bevor es finanziell bergab ging. Viele selbsterklärte Realisten verkaufen Bestehendes als alternativlos – selbst wenn der Karren aus der Kurve fliegt. In der EU muss aber nicht alles so bleiben, wie es mal gedacht war. Süddeutsche Zeitung

Schwarz-Rot-Gold – nicht Schwarz-Weiß-Rot! Über die Krise in Europa wird viel geredet – auch neonationalistisches Blech, meint Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Gastkommentar. Doch die Lage ist ernst, denn dem Kontinent droht der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Tagesspiegel

Unsere eigenartigen Europa-Kritiker Bislang ereiferte sich niemand über Europa. Die EU gehörte den Technokraten. Jetzt beginnt im egozentrischen Deutschland eine irrationale Debatte. taz

Belgeuropa Gemeinhin gilt Belgien als Nation, doch Wallonie und Flandern leben schon seit langem nebeneinander her. Wie passt das eigentlich zur EU? FAZ

Auf dem Weg in die Große Depression Die Weltwirtschaft taumelt, Langzeitarbeitslosigkeit könnte bald ein Massenphänomen werden, für das es kein Gegenmittel mehr gibt. Eine Erinnerung an die 30er-Jahre. Financial Times Deutschland

„Ich will mir gar nicht erst vorstellen, wie es ohne den Euro wäre“ Verschiedene Politiker zeigen sich skeptisch, was die Euro-Krise angeht, doch Daimler-Finanzchef Bodo Uebber glaubt noch an die Gemeinschaftswährung. Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ spricht der Manager auch über die Strategie gegen die Rivalen Audi und BMW und kritisiert die französische Regierung. Süddeutsche Zeitung

Der lukrative Sonderweg Mit einer eigenen Währung manövrieren die Schweiz und Großbritannien durch die Euro-Krise. Für sie bieten sich Chancen. Die Schweiz hat dank der Euro-Krise riesige Devisenreserven angehäuft – und macht satte Gewinne. Handelsblatt

Italien

Demokratieproblem Parlament Italiens Regierungschef Monti will, dass sich Regierungen weniger von Parlamenten abhängig machen. Doch die EU braucht mehr Demokratie, nicht weniger. ZEIT

Mario Montis schwere europapolitische Sünde Er fing als geläuterter Post-Berlusconi-Politiker an, doch nun hat der italienische Ministerpräsident Gefallen an der europäischen Bühne gefunden – und poltert gegen die Souveränität der Parlamente. Die Welt

Montis Parlamentskritik stößt auf Unverständnis Die Bundesregierung und der Bundestagspräsident haben die parlamentarischen Mitspracherechte in Euro-Fragen verteidigt. Italiens Ministerpräsident Monti hatte Europas Regierungen aufgefordert, ihre Parlamente zu „erziehen“. FAZ

Stolz und Vorurteil Trotz der Bestrebungen des italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti, die deutsche Öffentlichkeit zu besänftigen, beklagen die Italiener das nationalistische und antieuropäische Ressentiment der Deutschen. Verantwortlich dafür seien die Vorurteile der Deutschen, aber auch das Verhalten der Italiener. La Stampa Turin

Antideutsche Stimmung kocht in Italien hoch In der italienischen Eurodebatte wird der Ton gegenüber Deutschland immer aggressiver. „Die Nazideutschen wollen uns Lektionen in Demokratie geben“, heißt es in einer Zeitung. In einer anderen ist vom Berliner „Drang zur Bestrafung“ anderer Länder zu lesen. FAZ

Getriebene Demokratie Italiens technokratischer Ministerpräsident Monti möchte, dass die Regierungen die Parlamente erziehen. Dabei folgen die Regierungen oft dem Druck der Finanzmärkte. In der Schuldenkrise offenbart sich Europas Demokratie-Defizit. Süddeutsche Zeitung

Syrien

Syrien droht ein postjugoslawisches Blutgemenge Der Konflikt in Syrien hält nun schon über ein Jahr an. Regelmäßig wird sein Ende prophezeit, weiterhin ist es unsicher, wann es kommen wird. Der Außenwelt bleibt kaum eine Mitgestaltungsmöglichkeit. Die Welt

Schlechte Aussichten Die Situation in Syrien wird von Tag zu Tag unübersichtlicher. Das bedeutet auch, dass eine Lösung des Bürgerkriegs immer schwieriger erscheint. Zumal mit dem bevorstehenden Rückzug von Kofi Annan als UN-Sondervermittler die internationale Gemeinschaft noch weniger Einflussmöglichkeiten haben dürfte.bonner General-Anzeiger

Keine kritische Masse Die Flucht seines Ministerpräsidenten bedeutet einen Schlag für Assad – mehr nicht. Dennoch haben sich bereits einige ranghohe Mitglieder des Regimes abgesetzt. FAZ

Syrien-Konflikt bedroht Irans Macht Der ehemalige Mossad-Chef sieht Syrien in der Schlüsselrolle von Irans Machtpolitik. Doch Assads Einfluss schwindet immer mehr. Das zeigt nicht zuletzt die Flucht seines Ministerpräsidenten Riad Hidschab ins Ausland. Handelsblatt

Capture the Flag What the rebel banner says about Syria’s civil war. Foreign Policy

Revolution in a Vacuum The Cold War is long over, but superpower rivalry is back. As a result, the international community’s capacity to unite in the face of major global challenges remains as deficient as ever – nowhere more so than in the case of Syria. Project Syndicate

Amokläufe in den USA

Im blinden Hass verwechselt? Amerika rätselt, warum ein Rassist in Wisconsin ausgerechnet einen Sikh-Tempel angriff. Hat er die Sikhs mit den Taliban verwechselt? Offenbar besteht eine Verbindung des Täters zum 11. September. FAZ

Obama fordert von Bürgern Gewalteindämmung Barack Obama appelliert an die Amerikaner: Die Bürger sollen in sich gehen und nach Möglichkeiten der Gewalteindämmung suchen – Bluttaten wie die von Aurora und Wisconsin ereignen sich zu häufig. Spiegel

Zwei Auroras pro Tag „Stars and Stripes“ auf halbmast, tröstende Worte vom Präsidenten, geheuchelte Beileidsbekundungen der Waffenlobby: Nach dem Anschlag auf einen Sikh-Tempel im US-Bundesstaat Wisconsin gibt sich die Nation erneut der makaberen Routine im Umgang mit dem Massenmord hin. Konsequenzen muss die Waffenlobby auch diesmal nicht fürchten. Amerikas Politik ist feige – und jeder neue Tote ist Zeuge der Anklage wegen unterlassener Hilfeleistung. Süddeutsche Zeitung

Aurora-Opfer sehen „Batman“-Film zu Ende Sie haben das Aurora-Massaker überlebt. Ein Ehepaar versucht, den Schock zu überwinden, indem es ins Kino zurückgekehrt ist und „The Dark Knight Rises“ zu Ende gesehen hat. stern

Curiosity

Forschen für die nächste Generation Die Erforschung des Mars‘ hat keine Auswirkungen auf das heutige Leben. Dennoch ist der kulturelle Wert der Nasa-Mission immens. Sie stillt die Neugier auf das Woher und Wohin des Universums. Die Welt

Wir Marsmenschen Auch «Curiosity», der neue Rover der Nasa, wird den Nachweis für Leben auf dem roten Planeten nicht erbringen können. Trotzdem lohnt sich die Mission. NZZ

Meilenstein in 570 Millionen Kilometern Entfernung Mit der Landung des Marsrovers „Curiosity“ tritt die Erforschung des Roten Planeten in eine neue Phase ein. Das Landemanöver wurde über Jahre geplant – und gilt als wissenschaftliches Husarenstück. FAZ

Leben im Weltall Der Mars beflügelt Träume vom Leben abseits der Erde. Die Wissenschaft braucht aber keine teure bemannte Raumfahrt. Roboter können das besser. taz

Auf der Suche nach den Spuren des Lebens Er hat an den unwirtlichsten Orten unserer Erde geforscht, nun ist der Mars dran: Geologe John Grotzinger ist der leitenden Wissenschaftler der neuesten Marsexpedition. Nach der Landung der „Curiosity“ hofft er auf Erkenntnisse über Leben auf dem Planeten. FAZ

How Curiosity’s Descent Was Captured NASA now has a team of robots covering Mars. The Atlantic

…one more thing!

Don Quijote kann siegen Ein Korruptionsprozess in Brasilien bringt den ehemaligen Präsidenten Lula in Bedrängnis. Und er ist ein Zeichen dafür, dass die alten Zeiten vorüber sind. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Religiöse Grenzziehung Das halbe Sicherheitskabinett bei einem Bombenanschlag verloren, der Regierungschef und zwei Minister zu den Rebellen übergelaufen, zwei Dutzend Generäle und mehrere Hundert Offiziere desertiert, erste Landesteile in der Hand der Aufständischen – man könnte meinen, das letzte Stündlein des Regimes von Baschar al-Assad ist nicht mehr weit. Financial Times Deutschland

Verbieten und schützen Der inflationäre Ruf nach Verboten ist die Reaktion einer verunsicherten Gesellschaft, die nach klaren Verhältnissen verlangt. Das birgt Gefahren für die Freiheit. Frankfurter Rundschau

Linksblinker Gabriel Von Hollande lernen, heißt siegen lernen, sagt sich der SPD-Vorsitzende. Die Banken und die „Reichen“ ins Visier zu nehmen kommt auch in Deutschland nur zu gut an. FAZ

Wo die Liebe hinfällt Gefahr für die Demokratie geht bis auf Weiteres nicht von Nadja Drygalla aus, sondern von denen, die diese Hetzjagd auf eine 23-Jährige veranstalten. Heutzutage genügt offenbar schon ein Verdacht, um jemanden an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Tagesspiegel

Machtlose Mieter Wenn Wohnen zum Luxus wird, sterben gewachsene Stadtstrukturen, verschwinden alte Kieze – und oft auch Herz und Seele einer Stadt. Das darf nicht sein! BILD

The backlash against the rich has gone global This mood could end an era of low taxes and rising inequality Financial Times

Protecting the Voting Rights Casting a ballot is a right, not a privilege. New laws restricting that right are wrong. Los Angeles Times

The Ultra-Holy City With their numbers and their political clout growing, the ultra-Orthodox aren’t just changing the makeup of Jerusalem. They are altering Israel’s national identity TIME

Top Chefs Choose 101 Best Places to Eat Around the World Fifty-three culinary geniuses highlight the finest, oddest, most memorable dining hotspots—from smoky Basque bars to bustling Asian markets. Bon appétit. Newsweek