Koalition, Griechenland, Ukraine, Russland, Sinti und Roma & Automobilindustrie

Schwarz-Gelb starrt auf den 4. November Ob Betreuungsgeld oder Praxisgebühr, Rente oder Energiewende: Union und FDP wollen reinen Tisch machen – und am 4. November alle Debatten ein für allemal beenden. Für die schwarz-gelbe Koalition, vor allem aber für den Juniorpartner FDP könnte das die letzte Chance sein. Sie dümpelt bei nur noch drei Prozent. Frankfurter Rundschau

Der Kuhhandel der Koalition In der schwarz-gelben Regierung in Berlin hat ein Jahr vor der Bundestagswahl das große Abräumen begonnen. Bei den Streitthemen Praxisgebühr, Betreuungsgeld und Rentenreform stehen die Koalitionäre kurz vor dem Durchbruch. Bis Weihnachten sei alles gelöst, verspricht die FDP. Rheinische Zeitung

Schluss-Spurt Und sie bewegt sich doch, die christ-liberale Koalition. Unter dem Druck dramatisch schwacher Umfragewerte hat die FDP sich für mehr Kooperation innerhalb des Regierungslagers entschieden. Bonner General-Anzeiger

Die letzten Züge im Milliardenspiel Brüderle: Verhandlungen der Koalition über Praxisgebühr und Betreuungsgeld stehen vor dem Abschluss Die Welt

Das Gute ist zerredet Ja, ist denn schon Weihnachten? Praxisgebühr weg; das Betreuungsgeld kommt; es gibt grünes Licht für Rentenverbesserungen und historisch niedrige Sozialabgaben für Arbeitnehmer sind beschlossene Sache. Märkische Allgemeine

„Schwarz-tot-gold“: Koalition träumt von der Auferstehung Angeblich kümmert sich die Koalition gerade Tag und Nacht um Kinder, Kranke und Rentner. In Wirklichkeit aber will sie das Volk vor allem darüber hinwegtäuschen, dass sie schon längst nicht mehr existiert. inFranken

Griechenland

Griechenland braucht Nachsicht. Ein letztes Mal Auch Deutschland ist verantwortlich, dass in Athen wenig vorankommt. Wir müssen ein letztes Mal helfen. Doch wer die Zusammensetzung der Währungsunion für unantastbar erklärt, macht sich erpressbar. Die Welt

Zwei Jahre mehr zum Nichtstun Die Fristverlängerung für Griechenlands Reformkurs ist faktisch beschlossene Sache. Moment mal, welche Reformen? Bislang hat die Regierung in Athen nur auf Zeit gespielt – und bei denen gespart, die sich am wenigsten wehren können. Genau so wird es jetzt weitergehen. SPIEGEL

Mehr Zeit, vor allem für Berlin Die Wahrheit hinter dem Aufschub für die griechischen Sparvorgaben lautet: Experten, Gläubiger und alle anderen Retter wissen nicht mehr weiter. taz

Griechenland bekommt mehr Geld Die Verantwortlichen der Euro-Zone wollen der Regierung in Athen weitere Hilfsgelder in Milliardenhöhe zukommen lassen. Das Land kann die Sparversprechen nicht einhalten, wie aus einem Memorandum der Troika hervorgeht. Handelsblatt

Ukraine

Stärkere Hinwendung zur Ukraine ist überfällig Am Sonntag wird in der Ukraine ein neues Parlament gewählt. Doch wer interessiert sich in Deutschland dafür? Auf der mentalen Landkarte der Deutschen ist das Land im Osten Europas ein weißer Fleck. Die Welt

Wladimir Klitschko: „Politik ist gefährlich“ Der Boxweltmeister spricht über den Wahlkampf in der Ukraine, Gerüchte im Internet und das Gefühl, der Stärkste zu sein. Hamburger Abendblatt

Korruption und Frust In der Ukraine wird die Opposition bei der Parlamentswahl um einen Machtwechsel kämpfen, denn der Regierung wird neben Korruption vor allem schlechte Wirtschaftspolitik vorgeworfen. Doch die Partei der Regionen des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch lässt offenbar keine Möglichkeit aus, die politischen Gegner zu behindern. Deutschlandfunk

Five More Years of Yanukovych To Victor Go the Spoils in Ukraine Foreign Affairs

Russisches Hochverratsgesetz

Duma verabschiedet Gesetz über Hochverrat Das russische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, wonach Kontakte zu ausländischen Organisationen als Spionage und Landesverrat strafbar sein können. Die Opposition und internationale Organisationen kritisierten den Vorstoß. FAZ

Russischer Opposition droht eisiger Winter Pussy Riot war erst der Anfang: Der russische Staat setzt die Protestbewegung unter Druck. Oppositionelle werden verhaftet, ein Putin-Gegner angeblich in einer spektakulären Aktion aus der Ukraine entführt. Nun hat das Parlament ein umstrittenes Hochverratsgesetz verabschiedet, das die Willkür der Behörden befeuern könnte. Süddeutsche Zeitung

Putins alte Methoden Die russische Führung greift immer stärker auf Sowjetmethoden zurück: Wer Kontakte zu Ausländern hat, muss künftig gewärtig sein, deshalb als Spion angezeigt zu werden, der den Interessen des Landes schadet. Märkische Oderzeitung

Berliner Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma

Spätes Gedenken Sinti und Roma werden in Europa noch immer diskriminiert. Doch kann nicht verschwiegen werden, dass sich ein großer Teil dieser Minderheit Leistungsanforderungen entzieht. Zur Abhilfe braucht es die unaufhörliche Anstrengung aller Beteiligten. FAZ

Endlich fertig – nach 20 Jahren „Zigeuner“ nannte man sie früher, die Nazis haben sie verfolgt und ermordet. Nun haben auch Sinti und Roma in Berlin ein Mahnmal bekommen. Langsam wird es eng in der Berliner Geschichtslandschaft. stern

Zu lange weggeschoben Seit Mittwoch erinnert ein Denkmal in Berlin an die Verfolgung der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus. Noch heute werden sie an vielen Orten in Europa diskriminiert – und die Politik schaut weg. Tagesspiegel

Wie ein ständiges Gebet 20 Jahre lang hat es gedauert, nun erinnert endlich ein Mahnmal an die während der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma. Doch nur wenige Überlebende des Holocaust können das noch miterleben. Während der offiziellen Einweihungsfeier üben sie Kritik. Süddeutsche Zeitung

Ein Signal für Europa Das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma weist in die Gegenwart. Von Berlin könnte in einem Klima zunehmender rassistischer Aggression ein Signal nach Europa ausgehen. Kölner Stadt-Anzeiger

Fällige Verbeugung Ende gut, alles gut? Nein. Gut werden kann Geschichte nachträglich nicht, Leid nicht wiedergutgemacht werden. Mitteldeutsche Zeitung

Damals ermordet, heute verfolgt Die toten Sinti und Roma haben nun ihr Denkmal. Die lebenden werden auch in Deutschland kaserniert und abgeschoben. Während die Bundeskanzlerin der bis zu 500.000 Ermordeten gedenkt, überlegt der Bundesinnenminister, wie man sich die Enkel und Urenkel vom Leib hält. Süddeutsche Zeitung

In ganz Europa wird geheuchelt Könnte man heute eine Rede zum Völkermord an den Juden halten und morgen nach Moskau fliegen, um den russischen Präsidenten davon zu überzeugen, dass er keine russischen Juden nach Deutschland reisen lässt? Nein, das könnte man zum Glück nicht. Badische Zeitung

Automobilindustrie

Schwarzer Mittwoch für Europas Autobauer Peugeot braucht den Staat und Opel. VW meldet maue Zahlen. Ford muss ein Werk schließen. Aus Europas Autobranche kamen am Mittwoch jede Menge schlechte Nachrichten. Die Schuldenkrise erwischt sie schwer. Financial Times Deutschland

Sterbehilfe für Opel aus Paris Bislang haben die US-Manager in Ermangelung einer Wachstumsstrategie Werke innerhalb des Konzerns gegeneinander ausgespielt. WAZ

Die Massenhersteller geraten in Not Die Krise der Autoindustrie verschärft sich weiter, vor allem die Massenhersteller sind betroffen. Ford schließt ein Werk in Belgien, PSA bekommt Staatshilfen und rückt noch enger mit Opel zusammen. FAZ

Noch läuft’s Volkswagen hat noch so viel Tempo drauf, dass das Jahr 2012 eigentlich weitgehend abgehakt werden kann. Der Konzern ist bekanntlich ein ausgesprochener Marktfolger: Er fährt – so waren jedenfalls bislang die Verläufe – spät in die Krise und kommt auch spät wieder heraus. Börsen-Zeitung

Wie Daimler die Zukunft gewinnen will Daimler-Chef Zetsche will den Autobauer mit einer Produktoffensive aus der Krise führen. S-Klasse-Hybrid, Elektro-Smart, SLS AMG Electric Drive, Car2Go – lässt sich so die Zukunft gewinnen? manager magazin online zeigt, wie weit Mercedes bei den Zukunftstechnologien bislang gekommen ist. manager magazin

„Zum Teil fehlen uns die Produkte“ Der Autobauer Daimler hat seine Ziele für dieses Jahr in allen zentralen Geschäftsbereichen gesenkt. Das Unternehmen kündigte zudem ein Sparprogramm an – und beklagt, dass manche Produkte der Konkurrenz nicht im eigenen Portfolio sind. FAZ

Daimler kann Jahresziel nicht halten Daimler hat nach einem Gewinnrückgang seine Ergebnisprognose für 2012 um knapp eine Milliarde Euro reduziert. Auch bei Prognosen für 2013 ist der Konzern vorsichtig. ZEIT

…one more thing!

Die moderne Verdammnis der Wissensgesellschaft Entzieht eine Uni den Doktortitel, ist auch das Ansehen dahin. Und: Plagiatsvergehen verjähren nicht. Die Strafe fällt oft ebenso hart aus wie bei Einbrechern oder Schlägern. Da ist etwas aus dem Lot geraten. Südeutsche Zeitung

Leitartikel

Trennungslinien Eine Politische Union könnte die EU in die Spaltung treiben. Die Kluft zwischen den Mitgliedern der Eurozone und den Ländern mit anderen Währungen dürfte größer und tiefer werden. Ist es das wert? FAZ

Korrigierende Diplomatie Das Auswärtige Amt korrigiert den Antrag der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag zu innenpolitischen Defiziten in Russland. Der Initiator des Antrags, Andreas Schockenhoff, bezahlt dafür mit der Höchststrafe. Frankfurter Rundschau

Was Experten lieber nicht so laut sagen Griechenland muss erst 2014 seine Sparziele erreichen, zwei Jahre später als geplant. Praktisch für Kanzlerin Merkel: Die Finanzierungslücke muss erst nach der Bundestagswahl gestopft werden. Trotzdem ändert das nichts an einem Schuldenschnitt für Athen – der sehr bald notwendig wird. Süddeutsche Zeitung

Drama 
ohne Ende Und ewig grüßt der Grieche … Nach zwei Rettungspaketen, einem Schuldenschnitt, diversen Regierungskrisen, heiligen Eiden und Reformversprechen – nun ein weiterer Aufschub. Geht’s noch? BILD

Gegen die reine Lehre Der Airbus-Konzern EADS steht nicht vor der Pleite. Er muss keine Absatzkrise überwinden, und die Arbeitnehmer müssen nicht vor Entlassungen gerettet werden. Financial Times Deutschland

Der geplatzte Traum Zehn Jahre Web 2.0 – die Hoffnung auf die Internet-Revolution ist vorbei. Das Netz wurde monopolisiert von ein paar Oligarchen. Jenseits von Google und Facebook treiben Betrüger und Verrückte ihr Unwesen Die Welt

Chamäleon CSU Erst Atomkraft, dann Donauausbau, jetzt Studiengebühren: Unter Horst Seehofer hat die CSU den Abschied von einst ehernen Positionen perfektioniert. ZEIT

Baden im Wunderkittel Sollen, dürfen, müssen muslimische Mädchen am Schwimmunterricht teilnehmen, zur Not eben im Burkini? In diesem Streit sollen nun Bundesrichter schlichten. Besser wären individuelle Lösungen vor Ort. Tagesspiegel

After the Quake Scapegoating the L’Aquila seismologists doesn’t make anyone safer. Wall Street Journal