Flüchtlinge, Griechenland, US-Wahlkampf, China & Fußball

Berlin, wir flüchten nach Berlin Früher kamen in einem Jahr so viele Flüchtlinge in die Hauptstadt wie heute in einer Woche. Die Herausforderungen sind gewaltig – doch die Berlin ist dabei, sich mit der Situation zu arrangieren. FAZ

Berlin kann mehr tun für Flüchtlinge Es sind unwürdige Szenen, die sich vor dem Berliner Flüchtlingsamt abspielen. Mit einem neuen Asylkonzept will der Senat die Lage in den Griff bekommen. Die Stadt ist herausgefordert – aber nicht überfordert. Tagesspiegel

Furchtbares Wort für eine gute Idee Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Deutschland. Um den Ansturm zu bewältigen, hat sich die Bundespolizei „Bearbeitungstraßen“ ausgedacht. Ein furchtbar deutsches Bürokratenwort. Doch die Idee ist gar nicht so schlecht. Berliner Zeitung

Liebes Deutschland, hör auf zu jammern und pass dich an Wach auf Deutschland! Ich weiß, es ist nicht einfach, wenn man nach seinem kühlen Feierabendbier im Biergarten oder auf dem Nachhauseweg zu seiner Lieblingssendung noch schnell ein paar Flüchtlingen über den Weg läuft. Huffington Post

Seehofers Abschiebelager für Balkanflüchtlinge Zäune, Stacheldraht, Schusswaffengebrauch: Das erste Sammellager für Balkanflüchtlinge in Bayern empfängt Besucher mit erschreckenden Zutaten für einen reißerischen Beitrag. Aber bei genauerer Betrachtung bleibt wenig Abschreckendes übrig. FAZ

Privatisierte Flüchtlingshilfe In diesen Tagen wird die Ineffizienz, Inkompetenz und soziale Verwahrlosung deutscher Behörden deutlich. Ein Lichtblick sind private HelferInnen. taz

An der Schmerzgrenze Calais ist derzeit ein Ort voller Armut und Verzweiflung, Hoffnung und Sehnsucht. Tausende Flüchtlinge sind hier. Man kann in Calais Menschen treffen, die verzweifelt auf eine bessere Zukunft in Großbritannien hoffen. Rheinische Post

Griechenland

Griechenland kann es schaffen Vorbei ist die Zeit des schillernden Giannis Varoufakis mit viel Show und noch mehr Bluff. Die neue Mannschaft von Ministerpräsident Tsipras hat sich ernsthaft an die Arbeit gemacht. Tsipras selbst bleibt ein Rätsel. FAZ

Hoffnungswert Nach dem Wechsel im Athener Finanzministerium vom bunt-schillernden Giannis Varoufakis zum biederen Euklid Tsakalotos ging es ganz flott: Während Ersterer in fünf Monaten Vertrauen verspielte und Griechenland an den Rand eines Grexits brachte, kann Letzterer nach nur drei Wochen eine Grundsatzeinigung für ein neues Hilfsprogramm vorweisen. Börsen-Zeitung

Chance ergreifen Ist die Rettung nahe? Griechenland ist noch längst nicht über den Berg. Im Gegenteil. Vor dem Land liegt ein harter, steiniger Weg, der seiner Bevölkerung noch mehr abverlangen wird als die vergangenen fünf Jahre. Bonner General-Anzeiger

Fragezeichen bleiben Bisher hat Griechenland versprochene Reformschritte häufig nicht getan. Auch jetzt gibt es Zweifel. Stuttagrter Zeitung

Alle Macht geht vom Zinssatz aus In Athen schnüren sie ein neues Hilfspaket und Deutschland verdient an der Griechenlandkrise, rechnet ein Wirtschaftsinstitut aus. taz

Europa und der Mezzogiorno Wäre Sizilien ein eigenständiger Staat, er stünde schlechter da als Griechenland heute. Italien steht dem ratlos gegenüber. FAZ

Greece deal leaves euro intact but fragile Athens may get its bailout after Prime Minister Alexis Tsipras gave in to reform demands. Quitting the euro is much less likely. It suggests currency union can bear the near-exit of a peripheral state. Economic rifts between core members, though, remain the big future risk. Breakingviews

US-Wahlkampf

Warum Hillary Clinton die erste US-Präsidentin wird Was immer die Republikaner versuchen, sie haben nur geringe Chancen, die Präsidentschaftswahl im November 2016 zu gewinnen. Ausdruck dieser strukturellen Schwäche ist die Beliebtheit Donald Trumps. Die Welt

Warum so viele Amerikaner Trump unterstützen Der sexistische Rassist liegt in Umfragen immer noch vorne. Wie kann das sein? Im Internet erklären sich gerade Tausende Trump-Fans. Die Kommentare sind faszinierend. Süddeutsche Zeitung

Jeb Bush’s attack on Hillary Clinton could backfire Jeb’s bid to blame Hillary for the rise of the Islamic State is fraught with peril. Politico

China

China senkt Yuan erneut Doch keine „einmalige Maßnahme“: Chinas Zentralbank hat den Yuan ein zweites Mal abgewertet. Vietnam und weitere Schwellenländer könnten nachziehen. Süddeutsche Zeitung

Keine Einbahnstrasse Die Miniabwertung des Yuan wirkt wegen der Abschwächung des Wirtschaftswachstums verständlich. Langfristig betrachtet, ist die Intervention der People’s Bank of China wenig spektakulär. NZZ

Wechselkursakrobatik Chinas Zentralbank versucht sich an einem kleinen Kunststück. Mit einem urplötzlichen Abwertungsschritt für den chinesischen Yuan wird eine subtile Liberalisierung des Wechselkursregimes veranlasst, die der chinesischen Reformagenda gut zu Gesicht steht. Börsen-Zeitung

Why China Devalued Its Currency The move is another sign that the world’s second-largest economy is slowing down. The Atlantic

China’s yuan devaluation push looks far from done The central bank weakened the official exchange rate by another 1.6 pct against the U.S. dollar. It’s a clear sign the new “market-oriented” yuan is heading down. Until China uses its foreign exchange hoard to prop up the currency, investors will assume there’s further to go. Breakingviews

Fußball

Das Feuerzeug von Osnabrück Hauptdarsteller müssen unantastbar sein. Und ihre Bühne muss unsichtbar geschützt sein – vom Respekt vor der Leistung. Fußballfans ignorieren diese Regel wie beim Spielabbruch in Osnabrück. FAZ

Mär vom einzelnen Chaoten Die Fußballgemeinde war sich schnell einig, dass der Feuerzeug-Wurf in Osnabrück die Schuld eines Einzeltäters ist. Doch er war vor allem eines: ein wütender Auswurf angestauter Kollektiv-Emotion. Süddeutsche Zeitung

Enthemmte Fußball-Fans sind zum Glück die Ausnahme Die Saison begann mit dem emotionalsten Wettbewerb, den die Branche zu bieten hat: dem DFB-Pokal. Schade nur, dass die Fußball-Festtage am Montag in hässlichen Szenen endeten. Die Welt

Selbstgezüchtete Gewalt Der Profi-Fußball ist längst Vorbild der Respektlosigkeit und hat sein Gewaltproblem selbst gezüchtet. Mitteldeutsche Zeitung

…one more thing!

Angela Merkels Baustellen Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub einiges zu tun. Ein Blick auf die To-do-Liste, auf der neben den Themen Russland, Ukraine, Griechenland und Flüchtlinge unter anderem auch das Klima stehen dürfte. Frankfurter Rundschau

Leitartikel

Krieg gegen den Staat Sommerpause im NSU-Prozess: Die Strategie der Angeklagten Beate Zschäpe zeigt Parallelen zum Verhalten der RAF-Terroristen. Dabei entlarvt sie sich selbst Die Welt

Lasst euch nicht blenden! Vorschnell verkündete Griechenlands Regierung die Einigung im Schuldenstreit. Doch schon am Mittag war klar: Nichts ist klar! Bild

Vom Sinn des Acht-Stunden-Tags Die Arbeitszeiten müssen nicht stärker dereguliert werden, sie sind bereits flexibel. Wichtiger denn je ist, sie zu begrenzen, um die Menschen vor Fremd- und Selbstausbeutung zu schützen. Berliner Zeitung

Ausputzer Warum die Unionsfraktion mit ihrem Chef unzufrieden ist – nicht erst seit der Drohung. Das könnte noch Konsequenzen haben. Tagesspiegel

„Putin ist unser Gott“ In Sarajevo trägt die Jugend Putin-Shirts. In Belgrad preisen Plakate den „großen Bruder Russland“: Auf dem Balkan ist Russland noch immer eine Weltmacht. Aus einem einfachen Grund. Handelsblatt

Googles Buchstabensuppe Google zementiert mit dem Umbau seinen Anspruch, viel mehr zu sein als seine namensgebende Suchmaschine. Das hat auch mit Warren Buffett zu tun. Und der Mission des Konzerns. FAZ

Chinas Führung ist nervös Falls die Wirtschaft trotz der Abwertung des Yuan abstürzt, muss die Regierung in Peking um ihren Rückhalt im Volk bangen. Süddeutsche Zeitung

China’s Currency Dilemma If China doesn’t allow the market to set the exchange rates for the renminbi, it can’t expect it to be considered a global currency. New York Times

Inevitable Iran deal downsides Pick the brand of disaster that will leave us in the best shape afterward USA Today