Gute Merkel, böser Seehofer Die Union genießt ihren Triumph. Die Fraktion kürt Volker Kauder fast einstimmig zum Chef. Und die Parteispitze hat sich ein Spiel einfallen lassen, um die Sozialdemokraten in die große Koalition zu zwingen. Süddeutsche Zeitung
Merkels saurer Apfel Eine Opposition am Rande des Nervenzusammenbruchs: Nicht nur in der Union wird bedauert, dass die Kanzlerin keine eigene Mehrheit hat. FAZ
Willkommen in der schwarzen Republik Mindestlohn, Bildung, Steuern, Gerechtigkeit hießen die Themen. Doch all das hat die Wahl nicht entschieden. Das rot-grüne Projekt ist mausetot. Die Kanzlerin hat selbst im Osten und bei der Jugend triumphiert. Tagesspiegel
Minderheitsregierung Merkel, toleriert von der SPD Angela Merkel hat die Wahl gewonnen, aber die Alleinregierung knapp verfehlt. Also umwirbt sie nun die SPD. Allerdings hat die Kanzlerin keinen Anspruch auf besonders einfaches Regieren. Die Sozialdemokraten würden ihrer staatspolitischen Verantwortung völlig genügen, wenn sie eine CDU/CSU-Minderheitsregierung toleriert. Dies könnte das langsame Sterben der SPD verhindern. Süddeutsche Zeitung
Süßsaure Aussichten Die SPD-Abgeordneten sind erleichtert, dass ihre Partei nicht noch schlechter abgeschnitten hat. Aber in eine Regierung mit Angela Merkel (CDU) möchte niemand. Berliner Zeitung
Wollen will gewollt sein In Nordrhein-Westfalen wehrt sich die SPD noch gegen eine große Koalition in Berlin. Das ist zwar nur Fassade, aber die Interessen der Landesverbände haben Gewicht. FAZ
Sondieren ohne Druck Am 22. Oktober soll sich der neue Bundestag konstituieren. Das schlägt Bundestagspräsident Norbert Lammert vor. Bis ein Kanzler oder eine Kanzlerin gewählt wird, kann es allerdings sehr viel länger dauern. Berliner Zeitung
Alternative dank Merkel Die AfD gibt es vor allem deshalb, weil Angela Merkel das Wesen des Politischen ignoriert hat. Mit der Rede von „Alternativlosigkeit“ verhalf die Kanzlerin der neuen Partei zum Erfolg. Die AfD hat nun das, was der FDP fehlt: Zulauf und begeisterte Anhänger. Süddeutsche Zeitung
Die Angst vor dem rechten Rand In der Union mischt sich die Freude über den Wahlerfolg mit Sorgen über die schwierige Suche nach einem Koalitionspartner. Und es gibt die Befürchtung, dass die Kompromisse bei einer Regierungsbildung der rechten Alternative für Deutschland weiteren Auftrieb verschaffen Berliner Zeitung
Die Hürde Die Fünfprozenthürde schränkt die Wahlrechtsgleichheit ein. Aber sie wahrt auch die Funktionsfähigkeit des Parlaments. FAZ
Fernwahl mit Hindernissen Nicht einfach: Viele Briefwähler, Dauerbeschallung und ein kompliziertes Wahlrecht. FAZ
Grüne
Das Ende der Unersetzbaren Claudia Roth, Jürgen Trittin und Renate Künast waren bei den Grünen irgendwie immer dabei. Alle drei hat es nun aus ihren Ämtern gefegt. Sie hätten den Zeitpunkt zu gehen fast verpasst. Frankfurter Rundschau
Grüne Zäsur mit offenem Ausgang Gleichzeitig sind die Urgrünen Jürgen Trittin, Claudia Roth und Renate Künast abgetreten. Die Partei stellt sich nun neu auf, aber niemand weiß, wo es hingehen soll. ZEIT
Rückzug und Aufbruch Für ihre Beschlüsse sind die Grünen von den Wählerinnen und Wählern hart abgestraft worden. Vor allem Partei- und Fraktionsspitzen haben sich gründlich in dem verschätzt, was sich potenzielle Grünen-Wähler zumuten lassen. Bonner General-Anzeiger
Werden die Grünen jetzt endlich erwachsen? Im besten Fall gewöhnt sich die Partei ihre Besserwisserei ab und versteht ihr Programm nicht mehr als Fortschreibung der zehn Gebote. Im schlimmsten Fall zerlegen sich die Grünen in Flügelkämpfen. Die Welt
In der Wolke der Unwissenheit Bei den Grünen steht ein Wechsel der Generationen bevor. Und eine Diskussion über die Frage: Was für eine Partei wollen wir sein? FAZ
Auf ins nächste Gefecht Es sind Tage des Umbruchs bei den Grünen: Roth weg, Künast weg, Trittin weg. Nun bringen sich erste Kandidaten für die Nachfolge in Stellung. Doch die Partei weiß noch nicht so recht, auf wen sie setzen soll. Klar ist wohl nur: Zwei Frauen und zwei Männer werden es sein – und: einfach ist bei den Grünen nie etwas. Süddeutsche Zeitung
Führende Grüne wollen weg von Links Nach der Wahlniederlage wollen gemäßigte Grüne zurück in die Mitte: Weniger Gängelung und keinen Steuer-Irrweg. Und mehr Rücksicht auf Unternehmer. FAZ
Die neuen Hoffnungsträger Die alte Generation der Partei tritt ab. Welche Frauen und Männer sie beerben könnten, wer bleiben will – und wer schon abwinkt: Wir stellen sie vor. taz
FDP
Als Underdog werden die Liberalen kreativer sein Die krachende Niederlage für die FDP ist eine einmalige Chance, dem Liberalismus in Deutschland ein neues Gesicht zu geben. Mit Christian Lindner steht dafür der richtige Mann bereit. Die Welt
Die Gunst des Machtvakuums Christian Lindner will die FDP zurück in den Bundestag führen. Sie soll wieder zu einer „respektierten Partei der gesellschaftlichen Mitte“ werden: nicht links, nicht rechts, nicht antieuropäisch. FAZ
Der Fall Rösler Während Philipp Rösler noch betäubt von der Wahlniederlage Halt sucht, sind Wolfgang Kubicki und Christian Lindner bereits mit der Gütertrennung beschäftigt. Kommunikativ ein spannender Moment. Handelsblatt
„Wir waren am Rande der Selbstachtung“ Schonungslose Analyse: In einem Gespräch mit dem beschreibt Wolfgang Kubicki, wie schlimm es um seine Partei steht. Das Wichtigste sei jetzt: der FDP das Selbstbewusstsein zurückzugeben. stern
Linke
Mission 2017 In diesem Jahr wird es noch nicht mit Rot-Rot-Grün klappen, doch 2017 könnte es die Linke in die Regierung schaffen. Wenn sie sich als koalitionsfähig erweist. Doch diese Aufgabe scheint angesichts der Zusammensetzung der neuen Fraktion schwierig und birgt Risiken für die Partei. Süddeutsche Zeitung
Ende der Ausschließeritis Politik muss realistisch bleiben. Deswegen können die koalitionspolitischen Spielchen, die in den nächsten Tagen und Wochen in Berlin, aber auch in Wiesbaden, präsentiert werden, an einer Tatsache nicht vorbei: Die Linkspartei ist zur dritten Kraft in Gesamt-Deutschland aufgestiegen. Bonner General-Anzeiger
Leidige Führungsfrage Die Linke hat bei der Bundestagswahl Federn gelassen. Durch die Schwäche der anderen Parteien ist sie nun aber drittstärkste Fraktion. Nun gilt es, die Führungsfrage zu klären: Kommt eine Doppelspitze aus Gysi und Wagenknecht infrage? Frankfurter Rundschau
Piraten
Der Oberpirat geht Piratenchef Bernd Schlömer tritt ab. Standesgemäß verkündet er seine Entscheidung auf Twitter. Und ein anderer Partei-Promi bringt sich in Stellung – wenn auch nur halbherzig. stern
Piraten-Chef Schlömer gibt Amt auf Nach dem Wahldebakel der Piraten gibt Parteichef Bernd Schlömer sein Amt auf. Kritiker hatten ihm die Niederlage angekreidet. Er sagte, er wolle „nicht wie Jürgen Trittin enden“. Nun erwägt Marina Weisband ein Comeback. SPIEGEL
Was von den Piraten bleibt Die Piraten sind zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft, von ihrem Höhenflug bleibt nichts übrig. Oder doch? Fünf Thesen zum Abschied von einer sehr besonderen Partei. ZEIT
Hessen
Die Hessen haben ein Koalitionsproblem Mit dem Wahlergebnis lässt sich einfach nichts anfangen: Jede denkbare Konstellation hieße für die Parteien, wortbrüchig zu werden. Blieben Neuwahlen. Daran haben sich die Hessen schon gewöhnt. Die Welt
Waffenruhe in Wiesbaden Im stets hart umkämpften Hessen haben die Parteien nach der Wahl das Feuer in Form von verbal scharf munitionierten Erklärungen eingestellt. Gesucht wird nach einem Ausweg aus den berühmten „hessischen Verhältnissen“. FAZ
Piraten für den Wechsel Nach der Landtagswahl treten die Piraten für die Zusammenarbeit von SPD, Grüne und Linkspartei ein. Es gelte, „themenbezogene Mehrheiten“ zu suchen. Parallel arbeitet die Partei nach der Wahlschlappe an einer möglichen Neuausrichtung. Frankfurter Rundschau
Euro-Krise
Die Kluft in Europa wird größer Während die Menschen in Griechenland und Spanien immer ärmer werden, sind die Deutschen im Durchschnitt so reich wie nie. Das liegt laut einer Studie an der boomenden Börse, der guten Entwicklung der Einkommen und der hohen Sparbereitschaft. Doch die Experten kennen auch die negativen Folgen für die Sparer. Süddeutsche Zeitung
Die Euro-Krise erreicht auch die Großen Während die Probleme in den Krisenländern noch lange nicht gelöst sind, geraten auch bislang wirtschaftlich potente Länder ins Rutschen. Lautet die Antwort noch mehr Umverteilung? Wirtschaftswoche
Strikte Bilanzprüfung könnte die Wende bringen Um aus der Krise zu finden, muss die Euro-Zone ihr Bankensystem dauerhaft stabilisieren. Eine strenge, unabhängige und transparente Prüfung der Bankbilanzen durch die einheitliche Aufsicht und ein klarer Prozess zur Abwicklung oder Rekapitalisierung von Problembanken sollten den Weg weisen. NZZ
Die Zeit drängt Vor dem Start der Europäischen Bankenaufsicht sucht die EZB nach Kapitallücken in Bankbilanzen. Noch hat die Politik nicht geregelt, wie diese Lücken geschlossen werden sollen. Die Gefahr einer neuen Bankenkrise wächst. Handelsblatt
Opfer der eigenen Geschwätzigkeit NZZ
Vatikanbank, Irish Bank und noch mehr Halunken Moralisieren nützt nicht viel. Besser ist es, pfiffig zu regulieren. Deshalb gehören Banken, die kein Geschäftsmodell haben, schleunigst dichtgemacht. Das gilt auch für die Vatikanbank. FAZ
Das Schlimmste steht noch bevor Sechs Monate nachdem die Bankenkrise Zyperns Wirtschaft fast dem Erdboden gleich gemacht hätte, ist der Inselstaat noch lange nicht aus dem Schneider. Die von der Troika auferlegten Sparmaßnahmen drücken Land und Leuten die Luft ab. Público Lissabon
Ein Ausweg für das geteilte Zypern Israel will sein Gasfeld im Mittelmeer ausbeuten. Die beste Option dafür ist ausgerechnet eine Kooperation mit der Türkei und Zypern – den alten Feinden. ZEIT
Der Nährboden der Goldenen Morgenröte Sie verklärt die Zeit der Militärdiktatur und macht Jagd auf Gewerkschafter, Kommunisten und Migranten. Die Neonazi-Bewegung „Goldene Morgenröte“ floriert dort, wo Armut und Arbeitslosigkeit am schlimmsten sind. Eine Reportage aus Piräus. Mediapart Paris
Iran
Irans Präsident will über Atomprogramm verhandeln Es gab immer noch viel Geschwurbel in dieser Rede und Referenzen an den „allmächtigen“ Allah – dennoch sandte der Uno-Auftritt des neuen iranischen Präsidenten Rohani ein Signal der Entspannung. Ist ein Ende des Kalten Kriegs zwischen Teheran und den USA in Sicht? SPIEGEL
Ruhani bringt Irans Zeitenwende Innen- wie außenpolitisch deutet sich ein Politikwechsel im Iran an. Präsident Ruhani scheint dafür die Rückendeckung des Revolutionsführers Chamenei bekommen zu haben. ZEIT
Steht Teheran vor einem neuen Frühling? Wenn der iranische Präsident Ruhani heute vor den UN spricht, hoffen viele auf eine Wende. Im Weißen Haus erwägt man offenbar große Zugeständnisse an Teheran. Doch zu viel Optimismus ist riskant. Die Welt
Nehmen wir den Iran beim Wort! Bei den Vereinten Nationen in New York setzt der neue Präsident Hassan Ruhani seine Charme-Offensive fort. Der Westen sollte unbedingt die Gelegenheit nutzen. ZEIT
Frenemies Forever The Real Meaning of Iran’s „Heroic Flexibility“. Foreign Affairs
Westgate-Anschlag
Die Rache der Islamisten Kenia hat in den vergangenen Jahren islamistische Milizen in Somalia erfolgreich bekämpft. Nun bezahlen die Menschen in Nairobi den Preis. Die Radikalen wollen die Regierung mit dem Anschlag erpressen. SPIEGEL
Befehligte die „Weiße Witwe“ den Terror in Kenia? Unter den getöteten Terroristen im Einkaufszentrum Westgate Shopping Mall soll auch Samantha Lewthwaite (29) sein. Die britische Soldatentochter konvertierte zum Islam und wurde zur Attentäterin. Die Welt
Somalia ist ein internationales Problem Gekommen, um zu töten: Die Grausamkeiten im Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi waren nicht nur ein Angriff auf Kenia. Sie waren auch ein Angriff auf die internationale Gemeinschaft, die das Problem Somalia nicht in den Griff bekommt. Süddeutsche Zeitung
„Täter und Opfer kommen auch aus den USA und Großbritannien“ Kenias Außenministerin Amina Mohamed ist die erste somalischstämmige Ministerin ihres Landes. Und sie hat derzeit viel zu erklären. Tagesspiegel
…one more thing!
Vernichten Mindestlöhne Arbeitsplätze? In den Koalitionsverhandlungen mit der Kanzlerin wird die SPD sicherlich einen flächendeckenden Mindestlohn einfordern. Ob der schadet, ist unter Forschern umstritten. FAZ
Leitartikel
Was Merkel mit Adenauer und Kohl gemeinsam hat Die großen Kanzler der CDU haben bei ihrem Ziel, Deutschland in Europa zu verankern, Härte bewiesen. Merkel handelt genauso konsequent. Ziert sich die SPD, könnte ihr das Schicksal der FDP drohen. Die Welt
Regieren als Bürde Der Weg in die große Koalition birgt für die SPD große Gefahren. Aber Sigmar Gabriel wird ihn gehen müssen. Sonst droht eine lange Zeit der Verbannung in die Opposition. Frankfurter Rundschau
Große Koalition? Die Stunde der Länder Über das personelle Problem der SPD und die Möglichkeiten in einer großen Koalition. AZ München
Warum die Grünen vorbildlich handeln Keine andere Verlierer-Partei im Bundestag stellt so konsequent ihr politisches Spitzenpersonal zur Disposition wie die Grünen. Das ist vor allem eins: demokratisch. SPD und Linke sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Denn nur weil jemand abgetreten ist, bedeutet dies ja nicht, dass der eine oder andere nicht wieder gewählt wird. Süddeutsche Zeitung
Die große Selbsttäuschung Herb ist die Niederlage der Grünen. Mit ihrem Programm liefen sie einer Illusion nach. FAZ
Grüne im Trümmerfeld Die Grünen haben ihren Stolz verloren. Sie stehen auf einem Trümmerfeld. Und mittendrin Trittin, der Besserwisser. BILD
Das große Abräumen hat gerade erst begonnen Mit dem großen Köpferollen bei FDP und Grünen erleben wir eine Zeitenwende. Alle die jetzt gehen haben das Deutschland der vergangenen Jahrzehnte geprägt. Doch jeder Abschied öffnet ein Tor zu neuen Möglichkeiten. Tagesspiegel
Die stummen Stimmen Sieben Millionen Zweitstimmen verpuffen einfach, weil AfD und FDP nicht im Bundestag vertreten sind. Diese Wähler haben kaum Einfluss auf das Parlament. Wie demokratisch ist eigentlich unser Wahlsystem? Handelsblatt
The Way We Were While productivity on Capitol Hill grinds to a halt, research and innovation in the country suffers. New York Times
Denying Iran’s opening carries its own risks Our view: Enter negotiations with caution. There are reasons to view Rouhani’s initiative as credible. USA Today
Don’t buy Iran’s tactic to buy time Other views: A roundup of online opinion about the latest from the United Nations. USA Today