Große Koalition, SPD, Bundeswehr, EU & Katholische Kirche

Union und SPD vereinbaren große Koalition Lange Nacht im Willy-Brandt-Haus: Die Spitzen von CDU, CSU und SPD wollen Deutschland in den kommenden vier Jahren mit einer großen Koalition regieren. Die wichtigsten Punkte des Vertrages sind Rentenpaket, Mindestlohn, Maut, doppelte Staatsbürgerschaft. Das letzte Wort haben nun die 475.000 Mitglieder der Sozialdemokraten. Süddeutsche Zeitung

Absurditäten aus der Zwischenwelt Von Lemmingen und Polarforschern: Nach 17 Stunden Verhandlungen steht der Koalitionsvertrag. Was in einer Nacht passieren kann, in der erst mal nichts passiert, aber viel verhandelt wird. Süddeutsche Zeitung

Die Jüngeren können nicht zufrieden sein CDU, CSU und SPD können zufrieden sein: Im Koalitionsvertrag konnte jede der drei Parteien ihre Kernforderungen durchsetzen. Die jüngeren Bürger und Steuerzahler können nicht zufrieden sein. Schwarz-Rot schaut zu wenig nach vorne. Rheinische Post

Kann uns die Große Koalition positiv überraschen? Union und SPD haben sich auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Die Kritik ist schon vorab ungewöhnlich scharf. Die Regierung hat nun die Chance, uns positiv zu überraschen. Wie ihr das gelingen könnte. Wirtschaftswoche

Das geheime Kabinett Die SPD-Führung kommt mit Erfolgen aus den Verhandlungen mit der Union. Warum verkauft sie ihre Basis bei den Personalfragen für dumm? taz

Geduldiges Papier – was taugt ein Koalitionsvertrag überhaupt? Noch nie war ein Koalitionsvertrag so lang wie der, auf den sich Union und SPD geeinigt haben. Doch welchen Wert hat die Vereinbarung überhaupt? Klar ist: Ein schlechter Vertrag führt immer zur Regierungskrise, auf der anderen Seite werden eindeutige Verhandlungsergebnisse in der Praxis ignoriert. WAZ

Vergiftete Pkw-Maut Die CSU bekommt ihre Ausländer-Maut in den Koalitionsvertrag geschrieben. CDU und SPD stellen aber harte Bedingungen: Vielleicht holt sich schließlich nur Seehofers Abgesandter in Berlin eine blutige Nase. FAZ

Ein bisschen Doppelpass geht nicht Manche Einwanderer dürfen ihren alten Pass behalten, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. Andere nicht. Die SPD spricht von einer Lex Türkei. Dass mit zweierlei Maß gemessen wird, ist schlichtweg Diskriminierung. Kölner Stadt-Anzeiger

Einer für alle und Lammert an der Spitze Am Donnerstag wird der umstrittene Hauptausschuss im Bundestag eingesetzt. Bis zum Abschluss der Regierungsbildung wird das Supergremium die mehr als 20 Ausschüsse ersetzen, die den Bundestag üblicherweise am Laufen halten. Vorsitzender soll Bundestagspräsident Lammert werden – allerdings ohne Stimmrecht. Süddeutsche Zeitung

SPD

Stimmt zu, Genossen! Jetzt ist die Basis dran. Der Koalitionsvertrag ist fertig, es fehlt nur noch die Zustimmung der SPD-Mitglieder zum Bündnis mit der Union. Die tun sich schwer. Doch aus inhaltlichen Gründen kann kein SPD-Mitglied den Vertrag jetzt ablehnen. Süddeutsche Zeitung

Demokratie für Milchmädchen Die SPD-Mitglieder haben die schöne Gelegenheit, den Milchmädchen – auch denen an der Spitze der eigenen Partei – eine Lektion in Demokratie zu erteilen. Sie benötigen dazu nur ein Wort. Frankfurter Rundschau

Mindest-Anspruch Die SPD befindet sich in einem Ausnahmezustand: Von den Grünen sind sie in Hessen schmählich brüskiert worden, weil diese ganz offensichtlich von einem Bündnis mit der CDU mehr halten als von einer Liaison mit den Sozialdemokraten. Und in Berlin führen sie ihr letztes Gefecht in Sachen Regierungsbeteiligung unter Kanzlerin Angela Merkel. Bonner General-Anzeiger

SPD-Chef in Not – Rollt Gabriels Kopf? Wall Street Journal

Genossinnen und Genossen – was nun? In der SPD rumort es, und es wird auch viel gegrübelt. Eigentlich, das hat die Basis immer wieder signalisiert, eigentlich wollen die Mitglieder keine große Koalition. Für viele war die Zeit von 2005 bis 2009 ein GAU Märkische Oderzeitung

SPD stürzt auf schlechtesten Wert seit der Wahl Für das Image der Union sind die Koalitionsverhandlungen positiv. Ganz anders liegt der Fall bei der SPD: Mehr Menschen wenden sich von den Sozialdemokraten ab. stern

Bundeswehr

Die Truppe hat ein Problem Die Bundeswehr hat Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Wollte sie nun nur noch psychisch unbelastete Soldaten in die Einsätze schicken, stieße sie endgültig an ihre Grenzen. Qualitativ liefe eine solche Auswahl auf die Stigmatisierung Betroffener hinaus. Frankfurter Rundschau

Trauriger Befund Wer nimmt sich des Problems der posttraumatischen Störungen bei Bundeswehrsoldaten an? Mitteldeutsche Zeitung

Auch 2 Prozent traumatisierte Soldaten sind keine Kleinigkeit Alles halb so wild? Haben wir uns getäuscht über die rasant steigenden Zahlen traumatisierter Soldaten nach ihrem Einsatz in Afghanistan? Auf 2 Prozent Betroffene kommen Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden in einer neuen Studie über Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Rhein-Zeitung

„Mein Leben dreht sich permanent um den Einsatz“ Oft vergehen Jahre bis sich traumatische Störungen bemerkbar machen, sagt der frühere Bundeswehr-Soldat Johannes Clair. Er diente von Juni 2010 bis Januar 2011 in Afghanistan und schrieb über diese Zeit das Buch „Vier Tage im November“. Er beklagt, dass Veteranen nicht genug Hilfe erhalten. Berliner Zeitung

EU

Kleinmut in Berlin Europa wartet auf Berlin – seit Monaten. Aber SPD und Union liefern keine Antworten auf drängende Fragen zur EU Frankfurter Rundschau

Schotten arbeiten an einer Zukunft ohne Briten Eine Abspaltung Schottlands wäre für die Briten schlimmer als ein EU-Austritt, warnen Ökonomen. Was passiert, wenn das Vereinigte Königreich nach mehr als drei Jahrhunderten zerbricht? FAZ

Schottlands Weg in die Unabhängigkeit Die schottische Regierung hat den 24. März 2016 zum Unabhängigkeitstag deklariert und einen detaillierten Plan für die Abspaltung von Großbritannien vorgelegt. Die britische Regierung warnt vor den ökonomischen Folgen. SPIEGEL

Dann lasst die Schotten doch einfach gehen! Schottland möchte unabhängig sein vom Vereinigten Königreich? Großbritannien, lass sie ziehen! Es sollte niemand daran gehindert werden, sich selbst zum Verlierer zu machen. Die Welt

„Berlusconi ruiniert Italien – und der Euro die europäische Idee“ Italiens Vorzeige-Politiker Leoluca Orlando hofft darauf, dass Berlusconi heute aus dem Senat fliegt. Zudem erklärt er, warum er Europa liebt, die Gemeinschaftswährung aber kritisch sieht. Wirtschaftswoche

Anti-Europäer müssen Gegenwind bekommen Europa ist zwar nicht im Begriff, sich dem Faschismus zuzuwenden. Doch es wäre gefährlich, zu ignorieren, dass Europa dabei ist, vom Wege abzukommen. Grund ist das Rechtsbündnis im EU-Parlament. Die Welt

Papst Franziskus’ Regierungserklärung

Der Traum ist keine Utopie Freiheit statt Zwang, Einladung statt Kontrolle: Mit seinem ersten „Apostolischen Schreiben“ wirbt Papst Franziskus für eine grundlegende Reform der katholischen Kirche. Hinter diesen Anspruch wird es kein Zurück mehr geben. FAZ

Franziskus will eine fröhliche und offene Kirche Im Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ stellt der Papst eine grundsätzliche Reform der Kirche in Aussicht. Es geht ihm dabei nicht um eine sozialpolitische Wende, sondern um Evangelisierung. Die Welt

Nett, bescheiden, radikal Alle Welt lobt den Papst, doch wird er auch richtig verstanden? Wer ihn für liberal hält, denkt nicht weit genug. Denn Papst Franziskus ist ein Radikaler. Will die katholische Kirche umsetzen, was er fordert, steht ihr viel Arbeit bevor. Süddeutsche Zeitung

Revolution im Vatikan Seit mehr als 50 Jahren hat kein Papst so radikal Veränderungen gefordert, wie jetzt Franziskus. In einer 180-Seiten-Schrift verpflichtet er die Kirche, mehr für Arme, Schwache und Sünder zu wirken. Geradezu linksradikal erscheint seine Kapitalismus- und Reichtumskritik: „Diese Wirtschaft tötet“, sagt der Pontifex. Süddeutsche Zeitung

Eine Kampfansage Man kann das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ als Dokument der Aussöhnung lesen. Formuliert der Papst doch Rezepte, wie die katholische Kirche nach Jahren der Entfremdung von den Gläubigen wieder Glaubwürdigkeit erlangen kann. Bonner General-Anzeiger

The Vatican’s Journey From Anti-Communism to Anti-Capitalism The pope’s latest shows how much has changed in the Catholic Church since the Cold War. The Atlantic

…one more thing!

Mit Trillerpfeifen gegen die Staatsmacht Die Protestbewegung in Thailand will die Regierung zum Rücktritt zwingen. Viele Ministerien sind besetzt, in Bangkok herrscht Jahrmarkt-Atmosphäre. Noch ist es friedlich. Doch die Stimmung kann leicht umschlagen. FAZ

Leitartikel

Wehe, es erwischt einen Es gibt in Deutschland Anlass zur Sorge. Der Datenreport, den die Statistiker und Sozialexperten vorgelegt haben, zeigt, dass sich die Armut ausgerechnet in Europas stärkster Volkswirtschaft verhärtet. Damit darf sich keine Koalition mehr abfinden. Süddeutsche Zeitung

Wunder mit Makel Man muss nicht soweit gehen wie Winston Churchill, der mal sagte, er „glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe“. Beim deutschen „Jobwunder“ lässt sich das Gebot zur Skepsis vorzüglich belegen. AZ München

Feuer unterm Dach Die Warnungen werden lauter: Hunderttausenden Geringverdienern droht im Alter der Absturz in die Armut. Bild

Der Mehrwert der FDP Die Liberalen haben in der Regierung vieles verhindert, was die Union nun mit der SPD plant: von der Frauenquote bis zu Rentengeschenken. Die FDP hinterlässt eine weit größere Leerstelle, als die Wähler ahnen Die Welt

Das Ende der Alternative Rot-Grün Das Kürzel „Rot-Grün“ kann man sich künftig sparen. Beide Parteien haben sich entschieden, der Union die Macht zu sichern. Auf Dauer schaden sie damit sich selbst und der Demokratie. Frankfurter Rundschau

CDU, CSU oder SPD – Wer schluckt die größte Kröte? Union und SPD haben sich auf den Koalitionsvertrag geeinigt. In einer 17-Stunden-Sitzung lösten die Parteispitzen die großen Streitpunkte. Zehn Kröten lagen auf dem Teller – wir sagen, wer welche schlucken musste. Handelsblatt

Wahnsinn mit System Einmal mehr hat der afghanische Präsident das längst ausgehandelte Sicherheitsabkommen wieder aufgeschnürt. Indem er Amerika öffentlich vorführt, schmiert Karzai Balsam auf die Wunden seiner gedemütigten Nation. FAZ

Israel hat sich selbst isoliert In den Atomverhandlungen dominiert Iran – und Israel ist isoliert. Wenn es tatsächlich Frieden wünscht, sollte sein Premier Benjamin Netanjahu nun versuchen, so viel mitzureden wie möglich. Dann wird er vielleicht auch seinen Spitznamen los. Tagesspiegel

Oh, Brother! Big Brother Is Back Deal-making with Iran is quite a shock to the whole Middle East system. New York Times

Amid gloom, reasons to give thanks Our view: As Americans prepare to give thanks, let’s note positive trends that provide reasons for optimism. USA Today