Studiengebühren, Sorgerecht, Pille danach, Nahost, Ägypten & Deutsche Bank

Studiengebühren sind bald Geschichte Nun fällt auch Bayern. Nach dem erfolgreichen Volksbegehren werden dort die Studiengebühren nicht mehr zu halten sein. Frankfurter Rundschau

Bildung als Ware war einmal Der Student als Kunde, der für seine akademische Ausbildung gefälligst beim Konzern Hochschule bezahlt: Das entsprach mal einem neoliberalen Zeitgeist. Doch gesellschaftlich mehrheitsfähig waren Studiengebühren nie – und gerecht sowieso nicht. Ein Staat, dessen Rohstoff der Geist ist, muss in die Köpfe investieren. Süddeutsche Zeitung

Populistisch Fachleute sind der Meinung, dass Studiengebühren die Studienbedingungen verbessern können. Dennoch will die CSU die Gebühren, die sie einst eigenhändig einführte, jetzt wieder abschaffen. FAZ

Immer auf der Siegerseite Beim Volksbegehren gegen Studiengebühren hat die CSU rechtzeitig die Seiten gewechselt. Badische Zeitung

Die Gratis-Uni ist ungerecht Dieser Sieg ist keiner! Bayern stimmt über die Studiengebühren ab. Umfragen zeigen: Die Mehrheit ist für die Abschaffung. Logisch! Wenn man schon mal die Chance hat, über eine Gebühr selbst abzustimmen – weg damit! Doch klug ist das nicht. BILD

Schlag für die CSU, Ohrfeige für Seehofer Rauchverbot, Atomausstieg – und nun die Studiengebühren: Bei all diesen Themen wollte die Möchtegern-Volkspartei CSU zunächst etwas anderes als das Volk. Die Wendemanöver von Ministerpräsident Seehofer haben ein atemberaubendes Tempo erreicht. Jeden anderen Parteichef würde es aus der Kurve tragen. Seehofer nicht. Bislang. Süddeutsche Zeitung

Sorgerecht

Neues Gesetz stärkt Rechte unverheirateter Väter Unverheiratete Väter sollen künftig leichter ein gemeinsames Sorgerecht mit der Mutter für ein Kind erhalten. Das hat der Bundestag mit den Stimmen der Regierungsfraktionen beschlossen. Bisher hatten Mütter faktisch ein „Veto-Recht“. FAZ

Das neue Sorgerecht ist nur ein Kompromiss Unverheiratete Väter sind künftig nicht mehr Willkür ausgesetzt, wenn sie für ihre Kinder sorgen wollen. Das neue Sorgerecht aber hat Schwächen ZEIT

Unverheiratet, unverantwortlich Das neue Sorgerecht dient dem Wohl von Vater, Mutter und angeblich vor allem dem des Kindes. Man sollte hinzufügen: Soweit es die Umstände zulassen. FAZ

Was ändert sich für ledige Väter? Der Bundestag hat das Sorgerecht für nicht verheiratete Eltern neu geregelt: So wird unter anderem die Rolle der Väter künftig gestärkt. Doch wie sollen die konkreten Änderungen aussehen? Für wen gelten sie? Und wer profitiert am meisten davon? Tagesschau

Pille danach

Wissen siegt über puren Glauben Dass der Kölner Kardinal Meisner nun den Ärzten an katholischen Kliniken „erlaubt“, Vergewaltigungsopfern die „Pille danach“ zu verschreiben, ist zunächst einmal eine gute Nachricht. Nun haben die Ärzte die Gewissheit, dass sie das, was sie aus medizinischer Sicht tun müssen, aus katholischer Sicht auch tun dürfen. WAZ

Meisner zeigt sich lernfähig Der Schritt von Joachim Kardinal Meisner, die „Pille danach“ zu erlauben, ist begrüßenswert – auch weil er mit dem Eingeständnis eines Irrtums verbunden ist. Er sollte ein Vorbild sein für die anderen Diözesen sein. Kölner Stadt-Anzeiger

Mutig Der Erzbischof von Köln zeigt in der Diskussion um die „Pille danach“ für vergewaltigte Frauen ein Maß an Mut, das man auch anderen Funktionsträgern kirchlicher Einrichtungen in dem Fall gewünscht hätte. Bonner General-Anzeiger

Meisner erlaubt die „Pille danach“ Als Folge aus dem Klinikenskandal hat der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, einen spektakulären Kurswechsel vollzogen. Die Vergabe der „Pille danach“ an vergewaltigte Frauen sei ethisch vertretbar, erklärte Meisner. Kölner Stadt-Anzeiger

„Beeindruckende Reaktion“ Der Psychiater und Theologe Manfred Lütz ist Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben. Im domradio.de-Interview bewertet er die Entscheidung des Kölner Kardinals Meisner zum Einsatz der „Pille danach“. domradio.de

Nahost

Für Israel ist die rote Linie überschritten Gefährliche Waffen in der Hand von Hisbollah und Hamas lösen in Israel die höchste Alarmstufe aus. Was das syrische Regime bezwecken will, ist unklar. In dieser kritischen Lage kann alles passieren. Die Welt

Zielerfassung nach dem Treffer In Israel rätseln Fachleute über die Hintergründe des Luftangriffs in Syrien. Sie sind sich nur einig darin, dass es ein Präventivschlag gewesen ist. FAZ

Israel musste Syrien angreifen Es geht um die Hisbollah, nicht um den Sturz Assads: Waren wirklich syrische Waffen auf dem Weg in den Libanon, hat Israel nur rational gehandelt. ZEIT

Raketen gegen Raketen Mit dem Angriff auf einen Hisbollahkonvoi in Syrien zeigt Benjamin Netanyahu Stärke. Und er schickt eine Warnung an Iran. taz

Israels klares Signal Der Angriff in Syrien war ein klares Signal: Israel wird trotz aller Unwägbarkeiten nicht davor zurückschrecken, potenziellen Gefahren entgegenzutreten. WAZ

Angriff nach bekanntem Muster Die Massaker in Syrien haben die Welt nicht dazu bewegen können, zu intervenieren. Dafür gibt es Gründe. Frankfurter Rundschau

US-Vizepräsident Biden droht Teheran „Wir werden Iran daran hindern, eine Nuklearwaffe zu bekommen“: Die USA erhöhen wegen Teherans umstrittenen Atomprogramms den Druck. Vizepräsident Joseph Biden unterstreicht im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“, dass er noch Zeit für Diplomatie sehe – aber „dieses Fenster wird nicht unbegrenzt offenstehen“. Süddeutsche Zeitung

Ägypten

„Ägypten steht auf der Kippe“ Auch zwei Jahre nach der Arabellion kommt Ägypten nicht zur Ruhe. Unser Korrespondent war in Suez und berichtet, wie die Lage vor Ort aussieht und warum die Machtkämpfe in Ägypten noch nicht zu Ende sind. FAZ

Die Jugend wütet als „Schwarzer Block“ Die ägyptische Revolution ist um ein Phänomen reicher: Der „Schwarze Block“ aus gut organisierten jungen Leuten geht mit großer Gewalt gegen die Staatsmacht vor. Wie viele sie sind und was sie genau wollen, wissen sie selbst nicht – aber sie nehmen weder Präsident Mursi noch die Opposition ernst. Süddeutsche Zeitung

Ungewohnte Allianzen in Ägypten Auf Initiative der islamischen Azhar-Universität haben Vertreter der Muslimbrüder und der Opposition am Donnerstag ein Dokument unterzeichnet, in dem sie sich zu Dialog und Gewaltverzicht verpflichten. NZZ

Saving Egypt from anarchy The country must unite to restore order. Washington Post

Deutsche Bank

Soll und Haben Die Deutsche Bank hat einen Milliardenverlust im letzten Quartal des vergangenen Jahres ausgewiesen. Gleichwohl gehörte die Aktie am Donnerstag zu den Tagesgewinnern am deutschen Aktienmarkt. Wie kommt das? FAZ

„Wer die neuen Werte nicht respektiert, kann gehen“ Die fragwürdigen Geschäfte der Vergangenheit haben die Deutsche Bank tief in die Verlustzone gerissen. Jetzt will Co-Chef Jürgen Fitschen den Kulturwandel durchsetzen – und droht unwilligen Mitarbeitern mit markigen Worten. SPIEGEL

Jain und Fitschen müssen Fehler eingestehen Tiefrote Quartalszahlen und ein Nettoverlust von über zwei Milliarden Euro. Die Botschaft der Deutsche-Bank-Chefs: Das Ackermann-Modell ist tot, es lebe die neue Bank unter der Führung von Jain und Fitschen. Handelsblatt

Schlicht zu groß Die Bilanz der Deutschen Bank entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik. Die Hebelwirkung des Kapitals muss eingeschränkt werden. taz

Wo die Milliarden geblieben sind Bei ihrer ersten Bilanzpräsentation muss die Doppelspitze der Deutschen Bank einen Milliardenverlust im vierten Quartal erklären. Ein näherer Blick auf die Ursachen zeigt: Bankgeschäfte sind vor allem zu einem juristischen Großrisiko geworden. SPIEGEL

…one more thing!

Da wartet Arbeit Die USA haben deutlich gemacht: Mali ist Sache der Europäer. In Zukunft werden die EU-Länder immer häufiger ohne die Hilfe des großen Bruders Amerika auskommen müssen. Doch Deutschland streubt sich gegen eine militärische Führungsrolle. Tagesspiegel

Leitartikel

Donnerschlag gegen die fragile Ruhe Schwappt Syriens Bürgerkrieg nun über die Grenzen? Das Bombardement auf eine Waffenlieferung an die Hisbollah zeigt, dass für Israel nun offenbar eine rote Linie überschritten wurde. Ein regionaler Konflikt wird sich daraus nicht entwickeln – darauf lassen die Reaktionen Syriens und der Hisbollah schließen. Doch für Israel hat ein anderer Kampf gerade erst begonnen. Süddeutsche Zeitung

Direkt betroffen Was hat Israel dazu bewogen, in die chaotische Situation in Syrien militärisch einzugreifen? Dafür gibt es nur eine plausible Erklärung: dass es tatsächlich Waffenlieferungen in den Libanon gegeben hat oder geben sollte. FAZ

Der Interventionismus ist gescheitert Deutschland schwankt in seiner Haltung zu Auslandseinsätzen zwischen Extrempositionen hin und her. Das hat fatale Folgen für Europa. Frankfurter Rundschau

Wenn der Wut-Pensionär zur Landplage wird Früher gingen junge Rebellen auf die Straße, die vielleicht nicht viel Ahnung hatten, dafür aber starke Meinungen. Heute sind die „Wutbürger“ ältere Techniker und Experten. Ein Grund zur Sorge. Die Welt

Wir erleben eine Art Sippenhaft für alle Männer „60 plus“ FDP-Spitzenmann Rainer Brüderle bleibt dabei: Kein Wort zu Vorwürfen eines angeblichen Fehlverhaltens gegenüber einer „stern“-Journalistin. Denn er erfährt von der Partei und ihren Anhängern viel Zustimmung. BILD

Der Eiertanz Oh weh: Die Frage, wie es mit den Studiengebühren weitergeht, wird nun entschieden von der Nervenstärke der FDP. AZ München

Looking for Mister Goodpain Where are the austerity successes? Britain? Ireland? Keep looking. New York Times

Don’t Expect Anyone to Ask Chuck Hagel About an Orphanage Massacre During Vietnam The confirmation hearings won’t seriously address the dark legacy of the war. Mother Jones

The problem with Mali Local anarchy can generate global problems. Washington Post

The Next Supermodel Why the world should look at the nordic countries Economist