Deutsche Atomkraftwerke sind in etwa so sicher wie die Rente. So wie der frühere Sozialminister Norbert Blüm unentwegt versicherte, die Rente sei sicher, so sprechen die deutschen Betreiber gerne von den „sichersten Kernkraftwerken der Welt“. Tagesspiegel
Wäre Vattenfall eine Fluglinie, und Krümmel ein Jet, die Behörden hätten das Flugzeug längst stillgelegt und die Fluglinie abgestraft. Aber es geht ja nur um Atomkraft. taz
Inzwischen zweifeln auch Atombefürworter an der Zuverlässigkeit des Reaktors Krümmel. Als Symbol für einen Ideologiestreit taugt er aber nicht. Süddeutsche Zeitung
Krümmel, der Pannenreaktor, mischt sich in den Bundestagswahlkampf ein. Noch so ein Störfall und die Union könnte knieweich werden mit ihrem Fürspruch, die Meiler länger laufen zu lassen. Thüringer Allgemeine
Die erneute Abschaltung des AKWs Krümmel lässt Vattenfall in einem äußerst schlechten Licht dastehen. Zwei Jahre und mehrere Millionen Euro reichten nicht, die Probleme zu beheben. Für SPD und Grüne ist die Panne dagegen ein gefundenes Fressen. Die Welt
Eine technische Bagatelle wird zum GAU für das Ansehen des Energiekonzerns Vattenfall. Der erneute Ausfall eines Transformators im Kraftwerk Krümmel hat mit der Sicherheit des nuklearen Teils der Anlage nichts zu tun. Kölnische Rundschau
Die Pannenserie schockiert umso mehr, weil Eon und Vattenfall an Krümmel festhalten wollen, da es der Atomkonsens erlaubt – und das immerhin bis 2016. Da schimmert der Glaube der Energieriesen durch, dass nach der Bundestagswahl eine neue Koalition neu über Atomausstieg und Restlaufzeiten nachdenkt. Mitteldeutsche Zeitung
Betriebswirtschaftlich lohnt es sich. Ein 26 Jahre altes, längst abgeschriebenes Kraftwerk einfach weiterzubetreiben ist wie eine Lizenz zum Geld drucken – jedenfalls wenn es funktioniert. Märkische Allgemeine
Reicht das immer noch nicht? Das Atomkraftwerk Krümmel war nach zweijährigem – von einer Pannenserie verursachten – Stillstand gerade wieder angefahren worden, da ereigneten sich kurz hintereinander schon wieder zwei Zwischenfälle. Und beim jüngsten waren abermals die Transformatoren betroffen, die 2007 die erste Stilllegung erzwungen hatten. Nürnberger Nachrichten
Finanzmärkte
Zorn auf die Banken wächst: Sowohl Bundespräsident Köhler als auch Finanzminister Steinbrück drängen die Banken zu offensiverer Kreditvergabe. Süddeutsche Zeitung
Der Finanzminister droht den Banken, die angeblich Geld horten, das sie fast zum Nulltarif bekommen. Das stimmt so nicht. Am Anfang der Krise stand die verantwortungslose Kreditvergabe. Die Lehre daraus muss sein: Das Kreditrisiko erhält wieder seinen angemessenen Preis. FAZ
Die Banken-Schelte der Großen Koalition wegen der Kreditvergabe taugt allenfalls als Wahlkampfgetöse. Falls die Regierung ernsthaft glaubt, dass zu wenig Kredite vergeben werden, muss sie selbst eingreifen Financial Times Deutschland
Wer eine Kreditklemme zulässt, muss an seine Aufgaben erinnert werden. Jedoch kann niemand ein Interesse daran haben, dass Kreditgeber unverantwortliche Risiken eingehen. Frankfurter Rundschau
Es ist schon einigermaßen dreist, welche Maßlosigkeit sich Banken noch immer leisten. Erst löste die Gier ihrer Angestellten die globale Wirtschaftskrise aus, jetzt droht ihr Geiz diese Krise zu verlängern. Offenbar haben die Banker noch immer nicht begriffen, was ihre „Systemrelevanz“ bedeutet, die ihren Instituten immerhin unvorstellbar viele Steuermilliarden beschert und sie somit vor dem Kollaps bewahrt hat. Banken sind systemrelevant, weil sie Dienstleister für die Realwirtschaft sind. Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (Print)
Steinbrück und zu Guttenberg drohen den Bankern mit Mitteln, die sie gar nicht zur Verfügung haben, obwohl sie sich diese hätten verschaffen können. Sie setzen den Bankern gleichsam die Spielzeugpistole auf die Brust. Kein Wunder also, dass sich das Erschrecken der Geldeliten in Grenzen hält. Es geht den Ministern wohl auch eher darum, vorsorgend für den Fall, dass die Kreditklemme vor der Bundestagswahl immer enger wird, den Schuldigen schon am Pranger festgebunden zu haben. Handelsblatt
Leitartikel
Der neueste Störfall im Kernkraftwerk Krümmel ist ein Desaster für Vattenfall und die ganze Branche. Wer jetzt noch längere Laufzeiten will, muss erklären, wie er für Sicherheit sorgen will. Financial Times Deutschland
Zeit zum Abschalten. Es reicht mit den Pannen in Schrottmeilern wie Krümmel. Vattenfall darf mit der riskanten Atomstrategie keinen Profit machen, Hände weg von längeren Laufzeiten. Frankfurter Rundschau
Ausnahmsweise muss an dieser Stelle eine Vermisstenanzeige stehen. Gesucht wird die CSU: Ihre Spuren haben sich nach der Landtagswahl verloren, als die anarchischen Gene der Bayern ihr den Verlust der absoluten Mehrheit bescherten. FAZ
Die SPD entkernt sich selbst, wohin treibt es die Sozialdemokratie nach der Bundestagswahl? Die Welt
Es hat Frank-Walter Steinmeier alles nichts genützt: nicht die Talkshow-Offensive samt Ehefrau, mit der er Sympathiepunkte sammeln wollte. Nicht die engagierte Rede auf dem Parteitag, mit der er seinen Anspruch auf das Kanzleramt unterstrich. Und auch nicht die danach häufiger gewordenen Sticheleien gegen Angela Merkel. Hamburger Abendblatt
Die Abscheu gegenüber dem Internet ist historisch einfach zu erklären. In einem Land, in dem eine Diktatur mit neuen Technologien, neuen Medien und einer propagandistischen Popkultur an die Macht gekommen ist, die das grösste Verbrechen der Menschheit beging, muss diese Skepsis bleiben. Das Fatale an den aktuellen deutschen Debatten über das Internet ist aber, dass hier eine zukunftsweisende Technologie ideologisiert wird. Süddeutsche Zeitung
„Wer bekommt von der Bank jederzeit einen Millionen-Kredit? Wer dort schon Millionen liegen hat!“ Der Witz ist uralt, aber aktueller denn je. Viele Unternehmen brauchen dringend Kredite, bekommen sie aber nicht. BILD
Der Erziehungsgedanke – eine trügerische Hoffnung im Jugendstrafrecht? AZ München
Statt einer Steuererhöhungsdebatte bräuchten wir im Wahlkampf eine Debatte über eine Wachstumsstrategie. Wir müssten die Menschen zum Unternehmen ermutigen, statt unerfüllbare Sicherheit vorzugaukeln. Jetzt rächt sich diese Fixierung auf das Soziale als den alleinigen staatlichen Daseinszweck. Wirtschaftswoche
How Bold Is Barack? Notwithstanding comparisons to FDR, BHO has proffered far less audacious proposals than we were led to expect. The Nation
„Underwriting Opportunity: An evening with the right people can alter the debate,“ heisst es in einem Flyer der Washington Post. Dieses Thema erregt das Politische Washington dieser Tage sehr. Politico
Why Sweden usually makes a good president of the European Union. Economist