Hochwasser, Merkel, Erdogan, EU & Gewaltstudie

Mit Sandsäcken und Hilfsbereitschaft gegen die Fluten Die Innenstadt versinkt: Die Passauer horten Trinkwasser, versuchen ihre Geschäfte zu retten – und helfen anderen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben. Eindrücke aus einer Stadt unter Wasser. Süddeutsche Zeitung

Flüsse brauchen Platz – eine ignorierte Erkenntnis Flüsse sind gefährlich, und darum drehten die Städte ihnen früher den Rücken zu. Heute gilt das Ufer als bevorzugte Wohnlage. Doch das verlangt effektiven Hochwasserschutz. Daran fehlt es immer noch. Die Welt

Aus Schaden nicht klug geworden Die Flut fällt mitten in den Ausbau umfassender Hochwasserschutz-Projekte. Aufgrund von Bürgerprotesten gibt es vielerorts aber immer noch keinen adäquaten Flutschutz. FAZ

Trocken bleibt es nur auf dem Berg Die Forderung nach Retentionsräumen greift zu kurz. Klimawandel ist nicht umkehrbar. Vor dem Hochwasser ist man im Zweifel kaum gefeit. taz

„Hochwassergefahr größer als 2002” In Salzburg, Tirol und Vorarlberg stehen teilweise ganze Ortschaften unter Wasser. Der Standard Wien

Merkel

Besser als die eigene Partei Höhere Renten für Mütter, besser Kinderförderung – Bundeskanzlerin Merkel verkündet ein Programm gegen soziale Ungerechtigkeit und wird dafür zerrissen. Warum eigentlich? Frankfurter Rundschau

Merkels Plagiat lässt den Wählern keine Wahl Kurz bevor die SPD mit dem Thema Miete Wahlkampf machen will, vollführt Merkel, wie so oft in letzter Zeit, eine Kehrtwende. Damit versagt die CDU in ihrem Auftrag der politischen Willensbildung. Die Welt

Merkels Mietpreisbremse Gegen diese Kanzlerin möchte man keinen Wahlkampf führen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die FDP mit Merkels Mietpreisbremse arrangiert. FAZ

Kinder im Sinn Nun ist auch Angela Merkel für eine Mietpreisbremse. Das ist richtig und überfällig. Denn eine Gruppe leidet besonders stark unter den hohen Mieten – Familien mit Kindern. Tagesspiegel

Gummistiefel und Geschenke Am Dienstag besucht Angela Merkel Flutopfer. Wenn es darum geht, den Wahlsieg zu sichern, greift die Bundeskanzlerin zu Gummistiefeln und Geschenken. Doch gerade Letztere sind mit Vorsicht zu genießen. Stuttgarter Zeitung

Kunden sind Wähler Der Titel klingt schnarchig, aber die Gästeliste ist wow: Beim Deutschen Verbrauchertag in Berlin buhlen Kanzlerin Merkel, Herausforderer Steinbrück und die Spitzenkräfte aller Parteien um die Gunst der Kunden. Die sind offenbar schwer verunsichert – und Rot-Grün zugeneigt. Obwohl Steinbrück blass bleibt. Süddeutsche Zeitung

Die Machtmaschine der CDU läuft wie geschmiert Die SPD ist empört, auch die Union will jetzt den Anstieg der Mieten begrenzen, doch mit Themenklau hat das alles nichts zu tun. Die CDU erinnert sich vielmehr an Themen, die sie einst stark gemacht hat. Die Gefahren für Merkel lauern woanders – doch richtig sorgen muss sie sich nicht. Tagesspiegel

Erdogan

Es wird ernst für Erdogan Ein verhältnismäßig geringfügiger Anlass hat den Protest in der Türkei gegen die konservativ-islamische Regierung von Recep Tayyip Erdogan zu einer gewaltigen Welle anschwellen lassen. Es kann für ihn gefährlich werden. Frankfurter Rundschau

Deutlichere Worte gewünscht Den „Türkischen Frühling“ glauben manche schon in den tagelangen Protesten auf dem Istanbuler Taksim-Platz zu erkennen. Das ist wohl etwas weit gegriffen. Aber es steckt weit mehr hinter den Massen-Demonstrationen als das Aufbegehren gegen Umweltzerstörung. Märkische Allgemeine

„Die Ersten, die es verschweigen“ Die türkischen Demonstranten sind wütend auf Premier Erdogan – und auf die Medien, die nicht über ihre Proteste berichten. Die Presse in der Türkei steckt allerdings nicht erst seit #occupygezi in einer schwierigen Situation. Süddeutsche Zeitung

Angriff auf Erdogans Elfenbeinturm Warum wurden die Demonstrationen gegen ein städtisches Bauprojekt in Istanbul zu Protesten gegen die Macht des Ministerpräsidenten? Weil sich dieser schon lange jeglicher Kritik gegenüber abschottet und nun die Flucht nach vorne wählt. Radikal Istanbul

Osmanische Träume Der Wiederaufbau der Kaserne auf dem Gelände des Istanbuler Gezi-Parks ist nur eines von mehreren umstrittenen Großprojekten, das der türkische Premier Erdogan mit großem Ehrgeiz vorantreibt. Ganze Stadtviertel müssen Neubauten weichen. Süddeutsche Zeitung

Keep Calm, Erdogan Why the Prime Minister Has Nothing to Fear Foreign Affairs

EU

Böse Worte Richtung Brüssel Frankreichs Präsident Hollande will sich von der EU-Kommission nicht diktieren lassen, wie er seinen Haushalt in Ordnung bringen soll. Schon sein Vorgänger Sarkozy wehrte sich gegen Brüssel. FAZ

Weniger Europa wagen Die Einigung von Hollande und Merkel auf ein Eurozonen-Budget und einen Präsidenten der Eurogruppebedeutet nicht nur eine Entscheidung für ein Kerneuropa. Sie stärkt auch die Macht der Nationalstaaten gegenüber der EU-Kommission. Berliner Zeitung

Euro-Krise lösen oder wieder Kartoffeln anpflanzen? Europa kämpft noch immer mit der Krise. Ein Ende ist nicht absehbar. Oder etwa doch? Auf einem Podium in Berlin mühten sich Finanzexperten der Parteien, Antworten zu geben. Klarheit in die Debatte brachten aber andere. Handelsblatt

Ein wohnliches europäisches Haus Es gibt gute Gründe für die Währungsunion in Europa. Dazu muss sie aber auch zu einer Fiskal- und Sozialunion umgebaut werden. taz

Die große Depression Die europäischen Staats- und Regierungschefs finden keinen Ausweg aus dem Teufelskreis zwischen Rezession und Arbeitslosigkeit. Und das, obwohl immer mehr Stimmen laut werden, die das Ende der von Europa und allen voran Deutschland gepredigten Sparmaßnahmen fordern. Die EU verliert währenddessen in der Welt an Bedeutung. Do Rzeczy Varsovie

Brüssel-Diktat: Die wichtigen europäischen Länder leisten Widerstand Während sich die größten Länder der Eurozone über die Empfehlungen aus Brüssel hinwegsetzen, leisten Frankreich und Deutschland offenen Widerstand gegen die Kommission. El País

Gewaltstudie

Verbale Herabsetzung schmerzt Kinder am stärksten Eigentlich haben Kinder ein gesetzlich verbrieftes Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Eigentlich. Doch hinter verschlossenen Türen wird noch immer geschlagen, gebrüllt – und verbal erniedrigt. Die Welt

Bildung, Bildung Erschreckende Zahlen sind das, die da gestern in Berlin veröffentlicht wurden. Dass in Deutschland heute noch fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen geschlagen werden, 32 Prozent von ihnen sogar so heftig, dass blaue Flecken bleiben, ist ein Skandal für unsere Gesellschaft. Doch woran liegt das? Bonner General-Anzeiger

Es dreht sich im Kreis Selbst wenn die Zahlen von Untersuchung zu Untersuchung immer etwas variieren, das Ergebnis ist im Grunde doch immer das gleiche: In vielen Familien Märkische Oderzeitung

Kinder aus armen Familien werden häufiger geschlagen Arme Kinder werden öfter Opfer von Gewalt: Das ist das Ergebnis einer Befragung von 900 Kindern. Für knapp ein Viertel gehört Gewalt zum Alltag. stern

…one more thing!

Schritt für Schritt und Tweet für Tweet Statt einer Revolution findet in Saudi-Arabien ein langsamer Wandel statt. Reformer kommunizieren über soziale Netzwerke, das Königshaus lässt sie bisher gewähren. FAZ

Leitartikel

Land unter Die Kanzlerin kümmert sich um jeden in der Republik, und das nicht nur bei Hochwasser. Die Überschwemmung mit sozialpolitischen Wohltaten lässt die Grenzen zwischen CDU und SPD völlig verschwimmen. FAZ

Sandsacktourismus Wenn Land unter ist, schwimmen Politiker oben. Dann beginnt das Rennen, wer als Erster die Gummistiefel an hat. Das kann Wahlen entscheiden. Wie die Jahrhundertflut von 2002. AZ München

Die Richter müssen unbefangen Recht sprechen Wegen eines befangenen Schöffen ist der Prozess gegen die Schläger vom Alexanderplatz vorerst geplatzt. Manche beklatschen den Mann als „mutigen Laienrichter“. Doch unser Autor sieht das ganz anders. Tagesspiegel

Die Ordnung der Anderen Die Polizei-Prügelei gegen Blockupy-Demonstranten in Frankfurt wurde selbst zur Demonstration. Der Protest stört eine Politik, welche die fatalen Folgen der Euro-„Rettung“ verschweigt. Frankfurter Rundschau

Kleiner Funke, große Wirkung Die Qualität eines Demokraten wird nicht danach beurteilt, was er für die Mehrheit tut, sondern wie er mit der Minderheit umgeht. Das hat der türkische Premier Erdogan vergessen. Dass sich die Wut über seinen autoritären Stil entlädt, war deswegen nur eine Frage der Zeit. Süddeutsche Zeitung

Die Türkei ist anders Dem Land am Bosporus geht es wirtschaftlich gut. Hier gehen die jungen Eliten auf die Straße, weil sie sich nicht von Erdogan bevormunden lassen wollen. Doch die West-Option bröckelt, Russland und China ködern. Die Welt

Die Macht des Internets Kein Regime und keine Regierung kommt an gegen die wohl mächtigste Waffe der Weltgeschichte: die Macht der Vernetzung. BILD

Obama and Xi must halt a risky rivalry The real difficulty is over the Chinese desire to carve out a ‘sphere of influence’ in east Asia Financial Times

Syria’s religious war The rebellion may have begun as a nonsectarian protest against Bashar Assad’s corruption, but it is quickly being dominated by Al Qaeda and other radical and terrorist forces. Los Angeles Times

You’re Being Hacked Cyberspies are everywhere. But who are they helping? Newsweek

Why Gitmo Will Never Close President Obama wants to shut down the controversial prison but not the policies it has come to represent TIME