Merkels Türkeireise, Missbrauchsskandal, Krankenkassen, Schuldenkrise, Militia in USA & Cern

Stimmungen am Bosporus. Tagelang flogen zwischen Berlin und Ankara die Fetzen. Jetzt loben beide Seiten die freundschaftliche Atmosphäre – wie passt das zusammen? Frankfurter Rundschau

„Würden Sie eine Frau wegschicken?“ Am zweiten Tag stand für Bundeskanzlerin Angela Merkel der angenehme Teil ihrer Türkei-Reise auf dem Programm: die Besichtigung der Hagia Sophia und der „Blauen Moschee“ sowie der Besuch in einer deutschen Schule. Nur dem Mufti von Istanbul stellte sie kritische Fragen. Stern

Merkel ohne Kopftuch in der „Blauen Moschee“ Bild

Merkels Charme kann Politik nicht ersetzen. Gemessen an den Erwartungen war der Besuch von Angela Merkel ein Erfolg. Denn die Erwartungen waren trübe, und daran hatte die Kanzlerin durchaus Anteil. Warum hat sie sich in den Tagen davor auf ein gegenseitiges Hochschaukeln von Sticheleien und Schroffheiten mit ihrem türkischen Gastgeber eingelassen? Berliner Morgenpost

Kleine Schritte in einem großen Land. Angela Merkel hat in der Türkei einen schwierigen Stand: Sie wird wahrgenommen als die Frau, die dem Land eine Vollmitgliedschaft in der EU verweigern will. Es sind kleinere Schritte, bei denen sich Deutsche und Türken annähern. Handelsblatt

Angefochten am Bosporus. Bundeskanzlerin Angela Merkel bereist die Türkei, unterwegs in heikler Mission. Verbände sehen die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder als Erfolgsgeschichte. Doch sie mahnen: Über den politischen Streit könnte Merkel wichtige Weichenstellungen für den wirtschaftlichen Erfolg versäumen. Manager Magazin

Schulstunde mit Frau Merkel und Herrn Davutoglu. Ein Interview des Ministerpräsidenten schien den Türkei-Besuch Angela Merkels zu belasten. Die Kanzlerin ließ sich nichts anmerken und kam Erdogan im Streit über türkische Schulen in Deutschland nur vordergründig entgegen. FAZ

Höfliches Desinteresse. Das Beste, was man Angela Merkel in Bezug auf die Türkei nachsagen kann, ist, dass sie das Land nicht interessiert. Das gilt auch nach dem scheinbar versöhnlichen Ende ihres Staatsbesuche taz

Schwierige Partnerschaft. Es war höchste Zeit, dass alle Beteiligten im deutsch-türkischen Streit einen Gang zurückschalten. Wenn der türkische Ministerpräsident Erdogan von deutschen Medien als »Jörg Haider vom Bosporus» bezeichnet wird und wenn Erdogan selbst von einem »Hass» der Deutschen auf die Türken spricht, dann nützt das niemandem. Nürnberger Nachrichten

Weg mit der privilegierten Partnerschaft! Erdoğan und Merkel haben ihren Streit entschärft. Es bleibt die Frage des EU-Beitritts. Die Türkei muss Reformen, Deutschland Fairness zeigen Die Zeit

FDP pocht auf Machtwort von Merkel. In der Debatte um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei beklagt die FDP innenpolitische Stimmungsmache – und verlangt Klartext von der Kanzlerin. Süddeutsche Zeitung

Merkel muss sich der deutschen Türken annehmen. Angela Merkels Besuch in der Türkei war ein Erfolg. Umso unangenehmer die Misstöne vor ihrer Reise. Da war von „Hass“ und „Türken-Allergie“ die Rede. Die schwarz-gelbe Regierung muss das Thema Integration jetzt offensiver angehen – statt es SPD-Politikern wie Sarrazin zu überlassen Die Welt

In Ankara, the Merkel effect went beyond the bluster The Guardian

Missbrauchsskandal

„Warte nur, bis der Stadtpfarrer kommt“ “ Ehemalige Heimkinder erheben in der SZ schwere Vorwürfe gegen Walter Mixa, den erzkonservativen Bischof von Augsburg. Detailliert schildern fünf Opfer in eidesstattlichen Erklärungen, wie Mixa als Stadtpfarrer von Schrobenhausen zugeschlagen hat – das Bistum spricht von Diffamierung Süddeutsche Zeitung

„Wir wollen wissen, was erlitten wurde“ Seit diesem Dienstag kümmern sich geschulte Berater und Therapeuten im Auftrag der katholischen Kirche um Missbrauchsopfer. Die Kirche hat unter der Telefonnummer 0800/1201000 eine kostenlose Hotline eingerichtet. FAZ

Papst enttäuscht auch Katholiken. Missbrauchsfälle allerorten. Die Leidensfähigkeit der Katholiken wird auf eine harte Probe gestellt. Nun denkt so manches Kirchenmitglied an Austritt, wie eine stern-Umfrage ergab. 45 Prozent der Katholiken erteilen dem Papst eine schlechte Note. Das sah vor drei Jahren noch anders aus. Stern

Papal vulnerability.
Pope Benedict XVI is losing popularity Eonomist

Should There Be an Inquisition for the Pope?
The Catholic Church, which gave up its credibility for Lent, can’t hide behind smoke and mystique as it faces a cascade of child sexual abuse cases. New York Times

Krankenkassen-Zusatzbeiträge

Eine Flucht, die kein Problem löst. Zu Tausenden verlassen Versicherte ihre Kassen. Das wird zu weniger Krankenkassen führen – aber nicht zu besseren. Süddeutsche Zeitung

Löcher in den Kassen. Viele Menschen wechseln den Krankenversicherer. Das fördert den Wettbewerb. Doch ein Problem bleibt: Die Einnahmen reichen nicht. Frankfurter Rundschau

Schuldenkrise

Oh du teures Hellas. Die Phobie von Kanzlerin Merkel, Athen schon Darlehen zu gewähren, bevor der Zugang zum Kapitalmarkt abgeschnitten ist, führt auf einen Irrweg. Das erhöht unnötig die Kosten der Euro-Krise. Financial Times Deutschland

Sinnloses Hin und Her um Hilfszusagen Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat seinem Land einen Bärendienst erwiesen, als er die EU zu konkreten Hilfszusagen drängte. Die Märkte hat es verunsichert – so dass Investoren zunächst sogar höhere Renditen statt niedrigerer verlangten. Handelsblatt (Print)

Finanzkrise, Phase drei. Deutschland kann schon mal seine Geldbörse zücken. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass Griechenland dem Staatsbankrott entgeht. taz

Milizen in den USA

„Entsichert eure Waffen!“ Die Krise beschert den USA eine neue Erfahrung: unversöhnliche politische Lager, militante Proteste auf beiden Seiten. Ist das Land noch regierbar? Die Zeit

Volldeppen unter Waffen Unter uns lebt eine gehörige Anzahl Spinner. Das ist überall auf der Welt so. Nur – in USA tragen sie Waffen. Frankfurter Rundschau

Militia arrests show there’s no stereotyping terrorism USA Today

Urknall in Cern

Physiker simulieren Urknall. Es ist geschafft: Wissenschaftler am Kernforschungszentrum Cern haben erstmals Protonen nahezu mit Lichtgeschwindigkeit kollidieren lassen. Ganz ohne Probleme ging das nicht. Süddeutsche Zeitung

Heller als tausend Sonnen. Das Cern hat den Urknall nachgestellt. Den Teilchenphysikern in Genf ist endlich die Protonen-Kollision bei annähernder Lichtgeschwindigkeit gelungen. Nun gibt es bald Antworten auf elementare Fragen. Kölner Stadt-Anzeiger

Ewige Neugier. Wir sind immer noch da. Das von vielen befürchtete Szenario, der Teilchenbeschleuniger könnte Schwarze Löcher produzieren, die erst Genf, die Schweiz und später den Rest der Welt verschlingen würden, ist nicht eingetroffen. WAZ

Physiker feiern das Urknall-Experiment
Spiegel

Etwas Weltuntergangsangst muss erlaubt sein
. Forschung ist unverzichtbar für den Fortschritt und Teil der menschlichen Natur. Aber es gilt ein Gleichgewicht zu behalten zwischen Wissensdrang und Vorsicht. Hohn gegenüber den Skeptikern ist also unangebracht – auch wenn die Bedenken den Forscherdrang nicht aufhalten werden Die Welt

European Collider Begins Its Subatomic Exploration New York Times

…one more thing!!

Amnesty-Bericht, der Atlas des Schreckens. Es ist ein trauriger Atlas des Schreckens: Amnesty International zeigt, wo am meisten hingerichtet wird. Spitzenreiter der Todes-Statistik ist China Bild

Leitartikel

Italiens Angst. Berlusconi hat die Regionalwahlen zum Plebiszit über seine Person stilisiert. Die Kraftprobe hat er verloren. Zwar bleibt die Linke schwach, doch rechtsaußen wächst die Konkurrenz. Frankfurter Rundschau

Schweine-Seiten zu sperren ist kein Verstoß gegen Bürgerrechte. Kinderpornografie zu sperren ist nicht der Beginn der Zensur, wie die Freiheitsapostel im Internet meinen. Wer das sagt, hat kein Herz. Auch im Netz gilt das wichtigste Bürgerrecht: Wehrlose Kinder sind vor Verbrechern zu schützen! Bild

Keine Domain der Politik Wegsperren. Das hört sich gut an, genau richtig im Zusammenhang mit diesem Thema. Es geht um sexuellen Missbrauch von Kindern. Der findet unter den Dächern der Kirchen statt, in Schulen, Sportvereinen – und im Internet. Tagesspiegel

Die Linke nach Lafontaine. Die Frage nach Fehlern der Vergangenheit kommt meistens ungelegen, ist aber immer legitim. Mehr als dreißig Jahre nach seinem politischen Engagement als westdeutscher Linker steht der Direktor der Birthler-Behörde im Mittelpunkt einer Debatte über Glaubwürdigkeit und Integrität. FAZ

Schall und Rauch. Seehofer blufft und poltert. Einen echten Plan hat er nicht. AZ München

Die Macht extremer Gewalt. Russlands hausgemachter Terrorismus Die Welt

Die Schwäche der Starken. Wenn Bergbau- und Stahlunternehmen am anderen Ende der Welt neuartige Verträge abschließen, erinnert das an den viel zitierten Schmetterlingsschlag in Schanghai aus der Chaostheorie: Es löst Wirbelstürme in der deutschen Wirtschaft aus Financial Times Deutschland

Obama Steps Up Confrontation. White House Seeks to Rally Supporters With Aggressive Tone Against Opponents Wall Street Journal

This Time We Really Mean It The Obama administration is violating at least three cardinal rules of Middle East diplomacy when it comes to dealing with Afghanistan and President Hamid Karzai. New York Times