Nach den Landtagswahlen, CDU, SPD, Grüne, FDP, Libyen & Japan

Regieren bis zum bitteren Ende. Die Mitte der Gesellschaft ist bei den Grünen angekommen. Mit Kretschmann zeigen die 68er abermals, dass sie dieses Land nachhaltig verändert haben – jedenfalls mehr als Filialleiter-Politiker vom Schlage Nils Schmid oder Philipp Rösler. Am Tag danach aber scheint alles so wie immer. Trotz der Zäsur. Merkel wird keine Neuwahlen ansteuern. Schwarz-Gelb wird einfach weiter erodieren. Süddeutsche Zeitung

Merkel will Kabinett nicht umbilden. Bundeskanzlerin Merkel will ihr Kabinett als Folge der Wahlergebnisse von CDU und FDP in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nicht umbilden. Sie machte das Thema Kernenergie und die Ereignisse in Japan verantwortlich für die Niederlage. FAZ

Merkel ist der Störfall. Japan, Japan, Japan – das soll die Ursache für die Wahlschlappe der Union in Baden-Württemberg gewesen sein. Eine alberne Ausflucht. Die richtige Antwort heißt: Merkel, Merkel, Merkel. Stern

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben für viel Wirbel in der Politik gesorgt. Was bringt die Zukunft für Schwarz-Gelb. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer. Und was passiert mit Bundeskanzlerin Angela Merkel WAZ

Mappus und Brüderle schalten sich ab. Nach der spektakulären Wahlniederlage in Baden-Württemberg will Angela Merkel ein verändertes Energiekonzept durchsetzen. Ihr Kabinett will sie aber nicht umbauen. Dagegen schaltet sich der abgewählte Ministerpräsident Stefan Mappus selbst ab. Auch Wirtschaftsminister Brüderle will nicht mehr Landesvorsitzender sein. Süddeutsche Zeitung

Parteien müssen aufräumen. Angela Merkel hält Isolation aus. Es ist ein Vorzug ihrer DDR-Sozialisation. Wer darauf wartet, dass sie aufsteckt, weil sie eine Wahl verlor und es einsam wird, wird grau. Es lag an Fukushima und der FDP. Merkels Analyse. Einseitig, ja. Aber nicht falsch. WAZ

Koalition nimmt Kurs auf schnelleres Atom-Aus. Nach der Wahlniederlage in Baden-Württemberg arbeitet die Regierung an einer neuen Energiepolitik. Kanzlerin Merkel sagte, am Ende des Atom-Moratoriums werde ein verändertes Konzept stehen. FDP-Chef Westerwelle hatte schon am Wahlabend gesagt: „Wir haben verstanden“. FAZ

Baden-Württemberg

Das Schwabenland wird nicht untergehen. Die Wahl wurde in Japan verloren, flucht die CDU. Das ist Quatsch. Schwarz-Gelb hat sich den Machtverlust selbst zuzuschreiben. Dem Land schadet das nicht Die Zeit

Politikwechsel in der Zukunft. Am Tag nach der „Zäsur“ und der „Zeitenwende“ mischt sich bei den grünen Wahlsiegern der Rausch der Sensation mit der Bürde der Aufgaben. Der designierte erste grüne Ministerpräsident, Winfried Kretschmann, macht an diesem ersten Morgen nach der historischen Wahl da weiter, wo er gestern aufgehört hatte: mit Besonnenheit. Wirtschaftswoche

Wie Firmenchefs mit Grün-Rot (über)leben wollen. Ein Regierungswechsel unter grüner Führung galt vielen Unternehmern und Managern in Baden-Württemberg als schlimmstmögliches Wahlergebnis. Am Tag nach dem Wechsel fallen die Töne überraschend versöhnlich aus. Mancher Firmenchef sieht nun sogar neue Möglichkeiten manager magazin

Der Versuch der neuen Regierung, den EnBW-Aufsichtsrat bald mit eigenen Kandidaten zu besetzen, könnte scheitern. Denn zur EnBW-Hauptversammlung am 19. April ist die alte Regierung noch im Amt und könnte die erst vor wenigen Wochen selbst entsendeten Kontrolleure mit den eigenen Stimmen und denen des kommunalen Zweckverbandes OEW, der ebenfalls 45 % hält und auch nach der verlorenen Landtagswahl im Wesentlichen von CDU-Politikern bestimmt wird, wählen lassen. Börsenzeitung

CDU nach der Wahl

Schmerz lass nach. Vielen in der CDU wird schwindelig, wenn sie an den künftigen Kurs der Partei denken. Die Wirtschaftspolitiker würden die eilig verkündete Atomwende am liebsten wieder kassieren. Aber inzwischen bilden sich erstaunliche Koalitionen in der Union – was früher undenkbar schien, wird jetzt zur Überlebensstrategie Süddeutsche Zeitung

Union der Angst. Das Atom-Unglück ist schuld, und Libyen natürlich: So lauten erste Erklärungen für das Debakel der Union in Stuttgart. Aber die Probleme gehen viel tiefer, urteilt der Politologe Franz Walter. Die CDU agiert zu ängstlich, zu vorsichtig – und hat wichtige Symptome ihrer Krise zu lange ignoriert. Spiegel

Im Frühjahr der Konsequenzen. Nach der bitteren Niederlage in Stuttgart diskutiert die CDU in Berlin, wofür sie künftig eigentlich stehen will – und wie sie es künftig mit den Grünen halten soll. FAZ

Merkel will die Niederlage aussitzen. Es war eine Wahlschlappe für die CDU, doch Parteichefin Merkel will weitermachen wie bisher. Ihr Atomkurs wird heftig diskutiert, doch ihre politische Zukunft ist nicht in Gefahr. Die Zeit

Rauchende Trümmer. Merkel ist das Koordinatensystem der eigenen Klientel fremd taz

Die Kernschmelze der Union
Es war erwartet worden. Nach katastrophalen politischen Fehlern in Sachen Atomkraft, Libyen und einem bedenklichen Weg in der Euro-Krise konnte niemand erwarten, dass Schwarz-Gelb an diesem Wochenende ungeschoren davonkommen würde. WAZ

Am anderen Ende der Macht. In Stuttgart streiten CDU und FDP am Montag über ihre Zukunft. Der CDU droht ein Machtkampf: Es müssen Fraktionsvorsitz und Landesvorsitz neu besetzt werden. Nun heißt es: Modernisieren oder bewahren? FAZ

SPD

Schwammiges Profil. Eine ehrliche Bilanz der ersten Hälfte des Superwahljahrs fällt für die SPD höchst zwiespältig aus. Am laufenden Band neue Ideen zu produzieren, hilft der SPD nicht. Will sie Volkspartei bleiben, muss sie klare Kante zeigen Frankfurter Rundschau

Falsche Jubler. Nach den Ergebnissen der Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hätte die SPD enttäuscht sein müssen. Doch in Berlin herrschte Hochstimmung über das Ergebnis. Den Genossen fehlt in ihrer Politik eine klare Linie. FAZ

Roter Kellner eines grünen Kochs. Der Erfolg der Grünen kratzt am Selbstbewusstsein der Sozialdemokraten. An die Rolle des Juniorpartners müssen sie sich erst gewöhnen. Die SPD ist auf der Suche nach einem neuen Profil. Süddeutsche Zeitung

Die Bald-wieder-Volkspartei. Die SPD hat bei den Landtagswahlen enttäuschend abgeschnitten. Dennoch ist in der Partei Optimismus zu hören: Das dauere eben mit der Erneuerung. Die Zeit

Gönnen können müssen. Von der Schwäche von CDU, FDP und Linkspartei kann die SPD nicht profitieren. Hilflos zollt sie den Grünen Respekt und hofft darauf, dass die neue Rollenverteilung nicht von Dauer sein wird. Parteichef Gabriel sieht vorerst davon ab, wie früher über die „Latte-Macchiato-Partei“ zu lästern. FAZ

Grüne

Kretschmann muss Grüne und SPD revolutionieren. Als grüner Ministerpräsident wird Winfried Kretschmann seine Partei und die SPD umkrempeln müssen. Nur so kann er in Baden-Württemberg Erfolg haben. Die Welt

Kretschmann, der knorrige grüne Popstar. Deutschlands erster grüner Ministerpräsident vermeidet Triumphgehabe. Er weiß: Baden-Württemberg zu versöhnen und gleichzeitig umzubauen wird schwierig. Die Zeit

Regieren im Spagat. Die Bundes-Grünen übten sich am Montag erst einmal in Demut. Man dürfe jetzt nicht „überschnappen“, sagte die Parteivorsitzende Claudia Roth. Aber das Stichwort des Tages ist „Augenhöhe“ – mit der SPD. FAZ

Welches Grün wird in Stuttgart regieren? Eins, zwei, viele Grüns: Jetzt müssen die Grünen Farbe bekennen und ein Bundesland führen. Die Atomkraft mag abgewählt sein, doch die neue Regierung muss erklären, wie sie die Energiewende rechtssicher organisieren will. Tagesspiegel

Hoffnungsträger im Stresstest. Sein Sieg ist ein Erfolg, aber auch eine Last: Baden-Württembergs künftiger Ministerpräsident Winfried Kretschmann muss jetzt die großen Erwartungen seiner Wähler erfüllen. Vor allem die S-21-Gegner wollen schnelle Resultate sehen – das könnte ihm bald ernsthafte Probleme einbringen. Spiegel

Aufbruch der Mutbürger. Sie schaffen ein neues Mitmach-Klima im Lande taz

Chance auf eine grüne Revolution. Das Wahldesaster von Schwarz-Gelb bedeutet für die Grünen eine historische Chance. Mit einem neuen Stil könnten sie der Politik wieder zu mehr Glaubwürdigkeit verhelfen. Kölner Stadt-Anzeiger

FDP

FDP-Spitze klammert sich trotz Debakel an die Macht. Rücktritte? Von wegen. Nach den verlorenen Landtagswahlen will niemand in der Bundes-FDP dafür geradestehen. Die personelle Erneuerung wird vertagt. Die Welt

Heftiger Streit in der FDP. Nach den schweren Wahlniederlagen steht der FDP ein personeller und inhaltlicher Umbau bevor. Der Parteivorsitzende Westerwelle schwenkte am Montag nach überdeutlichen Hinweisen seines Generalsekretärs und anderer Präsidiumsmitglieder ein auf einen selbstkritischen Kurs. FAZ

Westerwelle sucht ein Bauernopfer. Einen Tag nach dem Debakel in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz fordern FDP-Vorstandsmitglieder offen ihren Parteichef zum Rücktritt auf. Doch Westerwelle schiebt die Entscheidung über Konsequenzen auf die lange Bank Financial Times Deutschland

Liberale wollen Änderungen – aber welche? Die Wahlen waren ein Debakel, nun sortiert sich die FDP um. Neues Personal, neue Themen und Kontakt zum Bürger sollen die Partei aus der Krise bringen. Die Zeit

Der Fall der Liberalen. Die FDP hat deutlich Stimmen verloren. Dabei hatte die Partei bei der letzten Bundestagswahl noch 15 Prozent erzielt. Seither vergingen anderthalb qualvolle Jahre, die angestammte FDP-Wähler verzweifeln ließen und viele liberale Erstwähler lebenslang vertrieben haben. FAZ

Warum kaum ein Wähler diese FDP vermisst. Eineinhalb Jahre Regierungsbeteiligung im Bund haben das Profil der Liberalen verbeult. In der Koalition verliert die FDP mit jeder Niederlage an Relevanz. Die Welt

Wahlanalyse

Die Wahl der Spätentscheider. Die AKW-Katastrophe hat die Grünen in Baden-Württemberg stark gemacht. Ihre Wähler kamen vor allem von CDU, SPD und Nichtwählern. Die Zeit

Von wegen Wutbürger. Was ist nur mit den Deutschen los? Bürger gehen auf die Straße, Wähler wieder wählen – und auf Facebook gibt’s fast stündlich ein Plebiszit. Das Engagement erreicht eine neue Qualität. Stern

Wähler der Grünen —Jung, sprunghaft, grün. Die treuesten Wähler waren stets die Rentner, das nützte jahrzehntelang vor allem der CDU. Baden-Württemberg hat gezeigt: Auch die Grünen schaffen es, Wähler nicht nur zu interessieren, sondern auch zu mobilisieren. Eine Volkspartei sind sie trotzdem nicht. Süddeutsche Zeitung

Die SPD verliert ihren Status als Volkspartei. Auch wenn die Grünen seit längerer Zeit auf der Erfolgswelle schwimmen – ohne Fukushima hätten sie wohl kaum die Gelegenheit, in Baden-Württemberg den Ministerpräsidenten zu stellen. Der SPD bleibt nur noch das Stammklientel. WAZ

Libyen

Rebellen ohne Regierung. Solange die internationale Allianz bombardiert, ist der Fall von weiteren Städten an die Rebellen nur eine Frage der Zeit. Aber wer sind die Aufständischen eigentlich? Eine transparente Gegenregierung gibt es nicht, auch keine Vorstellung darüber, wie ein künftiges Libyen aussehen könnte. Süddeutsche Zeitung

Militär warnt vor übertriebenen Erwartungen. Die Militärs der Nato haben am Montag damit begonnen, die Bekämpfung von Bodenzielen in Libyen zu übernehmen. Der amerikanische Befehlshaber warnte unterdessen, dass das Regime Muammar al Gaddafis noch immer deutlich überlegen sei. FAZ

Mein Pakt mit dem Teufel. Die westliche Militärintervention in Libyen ist richtig. Denn wer Massenmord zur „inneren Angelegenheit“ erklärt, macht sich zum Mittäter, schreibt Uri Avnery in der taz

A War By Any Name. President Obama needs to explain four major points about U.S. involvement in Libya. New York Times

Japan

Plutonium im Boden bei Fukushima gefunden. Die Meldungen aus Fukushima werden immer beunruhigender: Im Boden rund um das beschädigte Kernkraftwerk sind Spuren von hochgiftigem Plutonium entdeckt worden. Zuvor hatte der Betreiber erstmals eine teilweise Kernschmelze zugegeben. FAZ

„Der nukleare Vorgang hat bereits begonnen“ In der Atomruine Fukushima ist hochgiftiges Plutonium im Boden entdeckt worden. Forscher warnen, die nuklearen Entladungen seien jetzt nicht mehr zu stoppen. Die Welt

Wenn der Kern „zum Teil“ schmilzt. Erstmals spricht die japanische Regierung davon, dass im AKW Fukushima eine teilweise Kernschmelze eingetreten sein könnte. Doch was ist darunter zu verstehen? Und wie gefährlich ist dies? Stern

Tepcos Kultur der Desinformation. Versehentlich verstrahlte Arbeiter, falsche Werte: Der Stromkonzern Tepco informiert spät und ungenau – und zerstört das Vertrauen der Menschen in Japan. Die Zeit

… one more thing!!!

Flight of the Valkyries? Commentators are falling over themselves to explain the “gender divide” among Obama’s staff. But these discussions reveal far more about gender misconceptions among foreign policy journalists than about the preferences or influence of Obama’s female foreign policy staff. Foreign Affairs

Leitartikel

Verfrühte Euphorie. Die CDU wurde zwar in Stuttgart abgewählt, aber der konservative Block ist erstaunlich stabil. Regiert Grün-Rot nicht überzeugend, kann sich das Blatt schnell wieder wenden. Frankfurter Rundschau

Merkels Beinahe-Sieg und der kraftlose Koalitionär. Die CDU ist eher an einem Sieg als an einer Niederlage vorbeigeschrammt. Jetzt braucht die Kanzlerin im Kabinett vor allem eines: eine lernfähige FDP Die Welt

Krise, Krise, Kretschmann Was für eine Schicksalswahl. Die CDU: in der Identitätskrise. Die FDP: in der Existenzkrise. Die Grünen: im Freudentaumel des Kretschmann-Triumphs. Die Atomkatastrophe in Japan hatte einen politischen Fallout in Deutschland – von dem die Anti-AKW-Partei so extrem profitiert, wie es noch vor kurzem keiner geglaubt hätte. Süddeutsche Zeitung

Eine Japan-Wahl? Die Botschaft von Baden-Württemberg AZ München

Partei ohne Themen. Die FDP muss sich nach den für sie verheerenden Landtagswahlen neu erfinden. Sie hat im Moment keine Themen, mit denen sie sich Gehör verschaffen könnte. Und Westerwelle, ein guter Oppositionspolitiker, hat den Wandel zum „Vizekanzler“ und Weltstaatsmann nicht geschafft. FAZ

Schaefflers schlechte Berater. Das hochverschuldete Familienunternehmen ließ sich bei der Umschuldung 2009 Bedingungen von Banken diktieren, die sonst allenfalls Hedge-Fonds-Heuschrecken ihren Opfern abringen. Ein Lehrbuchbeispiel für verhängnisvolle Abhängigkeiten. Financial Times Deutschland

Bischof wettert gegen E10 Die Öko-Plörre hat jetzt auch den ersten Geistlichen verärgert. E10 verschärfe die Hungerprobleme auf der Welt, sagt der Speyerer Weihbischof Otto Georgens. Bild

Why Are We In Libya? Barack Obama is trying something rarely attempted before. But he can’t be sure it will lead to Gaddafi’s early exit (Cover Story) Time

Libya, a last hurrah for the west. The war is likely to mark the end of liberal interventionism Financial Times

Where is the leader of the free world? Washington Post

When a president goes to war. Did President Obama break the law when he ordered U.S. planes to bomb Moammar Kadafi’s forces in Libya? Some critics think so. Los Angeles Times

Beware the ‚Turkish Model‘ Religious orthodoxy is an ideological beauty contest, in which the winner is always the ugly guy. New York Times

American Thought Police. The chilling effect of right-wing attacks on scholars New York Times