Boston, Frauenquote, AfD, Russland, Emissionshandel & KfW

Zwei Farben Blutrot Die Bombenanschläge in Boston wecken Erinnerungen an den 11. September 2001. Es könnten aber auch rechtsextreme Außenseiter gewesen sein, die der Nation ihre Vision vom amerikanischen Versprechen aufzwingen wollen. Der Terror ist zurück – aber welcher? FAZ

Die Zeit des Terrors ist nicht überwunden Nach dem 11. September hat sich die offene Gesellschaft als erfreulich lern- und widerstandsfähig erwiesen. Es braucht jedoch Wachsamkeit, Gelassenheit und Lebensfreude, um den Radikalen zu trotzen. Die Welt

Die Angst vor dem Bösen Die erneute Verwundung der kollektiven Psyche des seit dem 11. September 2001 traumatisierten Landes wird gravierende Folgen haben. Die Kollateralschäden des Anschlags auf das denkbar weichste Ziel werden bis in die Tagespolitik reichen. WAZ

Getroffen am wundesten Punkt Elfeinhalb Jahre nach 9/11 sterben wieder Amerikaner bei einem Anschlag in einer US-Metropole. Die Bostoner Sprengsätze treffen die Psyche der Supermacht und zerstören ein Gefühl der Sicherheit, das sich das Land mühsam aufgebaut hatte. Dass die Täter den Boston-Marathon als Ort für ihre Gräueltat wählten, zeigt ein schockierendes Gespür für Symbolik. Süddeutsche Zeitung

Lähmende Angst Den Tätern von Boston ist es gelungen, die Vereinigten Staaten vorzuführen. Mitteldeutsche Zeitung

Das Ende der Angstfreiheit Es gibt im Sport nur wenige Freiräume, die man ohne Beschränkung betreten darf. Nun könnten auch Stadtmarathons zum Sicherheitsplanspiel werden. taz

„Wir hatten die Gefahr schon verdrängt“ Am Tag nach den Anschlägen von Boston ist die alte Angst vor dem Terror zurück. Am Ort der Tragödie lernen die Menschen nun, wie das im Alltag aussieht. Die Stadt ist Tatort und Hochsicherheitszone zugleich. Handelsblatt

Am Tag der Patrioten Der doppelte Bombenanschlag von Boston bedeutet nicht nur für die Präsidentschaft Obamas eine Zäsur. Steckt hinter dem Terror Al Qaida oder generierte sich der Gewaltexzess am „Patriots’ Day“ aus dem Milieu des amerikanischen Rechtsextremismus? FAZ

Obama handelt klug und besonnen Zwei Explosionen beim Boston-Marathon am Patriot’s Day – und landesweit ist die Angst in den USA wieder da. Dem Land gilt unsere Solidarität, zumal es von Präsident Obama auch in dieser Krise mit kühlem Kopf geführt wird. Kölner Stadt-Anzeiger

Unwillkommene Zäsur Seit 1897 kommen die Menschen zu Hunderttausenden in Boston zusammen, um in Volksfest-Atmosphäre andere dabei zu bewundern, wie sie, oft mit letzter Willenskraft, ihren inneren Schweinehund niederringen. Bonner General-Anzeiger

Es hätte auch bei uns passieren können Es gibt viele Orte auf der Welt, an denen mehr Menschen sterben als am Montag in Boston. Trotzdem beherrschen die Anschläge in Amerika die Schlagzeilen. Dafür gibt es Gründe. Stuttgarter Zeitung

Boston bombings test post-9/11 confidence The Boston Marathon bombing left Americans feeling more vulnerable to terrorism than they’ve felt since the Sept. 11 attacks. And it’s left politicians preparing for Americans to ask again what government can and should do to prevent acts of terrorism. POLITICO

The Promise of the Boston Marathon This is not like other races. And those robbed of their dreams this year will roar to life in 2014 to take back the Marathon–and the city. The Atlantic

Frauenquote

Der Kompromiss spaltet, statt zu einen Die CDU-Frauen wollen jetzt geschlossen gegen die Frauenquote stimmen, obwohl sie dafür sind. Der Kompromiss zur Frauenquote hat die Rebellinnen um Ursula von der Leyen offenbar ruhig gestellt, die für eine starre Quote vielleicht die Koalition hätten platzen lassen. Jetzt aber hat die Union ein Problem – wofür sie steht, lässt sich nicht mehr klar beantworten. Süddeutsche Zeitung

Unruhe in der Union nach Frauenquoten-Kompromiss Der Kurswechsel von CDU/CSU in Fragen der Frauenquote hat im Wirtschaftsflügel der Union zu heller Aufregung geführt. Eine Probeabstimmung ergab indes, dass alle Abgeordneten gegen den Bundesrats-Entwurf stimmen werden. FAZ

Wie die Frauenquote Merkels CDU zerrüttet Das Kabinettstückchen um die Quote, das die CDU-Führung seit Anfang der Woche aufführt, kennt nur Verlierer. Für Angela Merkel sieht die Sache schlimm aus. Statt eines Kompromisses, den alle in den Wahlkampf tragen, gibt es in der Partei blutige Nasen und Missgunst. Tagesspiegel

Die Fraktionsdisziplin siegt Die CDU-Fraktion votiert bei Probeabstimmung einstimmig für den gefundenen Kompromiss. Die Initiative der SPD im Bundestag bleibt damit chancenlos. taz

Seid treulos, Ladies! Treue ist eine Hundetugend. Der Mensch aber kann nicht ewig treu sein. Auch nicht seiner Partei Frankfurter Rundschau

Frauen, macht euch unbeliebt! Die Union will die verbindliche Frauenquote in Unternehmen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Wieder beugen sich kluge Frauen wie Ursula von der Leyen dem Risiko, dass die Kanzlerin stürzen könnte. Das sollten sie endlich lassen. Süddeutsche Zeitung

Von der Leyen ist Merkels letzte Rivalin Bei dem Beschluss für eine feste Frauenquote haben vor allem viele Männer in der Union die Faust in der Tasche geballt. Die Ablehnung gegenüber Vize-Parteichefin von der Leyen wächst. Ihr werden zu viele Alleingänge vorgeworfen. Rheinische Zeitung

AfD

Euro-Ausstieg birgt große Risiken Die „Alternative für Deutschland“ schlägt einen schrittweisen Euro-Ausstieg über Parallelwährungen vor. Doch viele Ökonomen halten die Auflösung des Euro für unmöglich. Denn das Konzept hat Tücken. FAZ

Besserwissender Professor Auf viele wirkt Bernd Lucke wie ein weltfremder Universitäts-Nerd. Doch der 50-Jährige ist international gefragt, und die Gründung der eurokritischen Partei „Alternative für Deutschland“ treibt er entschlossen voran. Anhänger der Union wissen, warum sie ihn nicht unterschätzen dürfen – ihnen ist ein Rededuell mit Edmund Stoiber im Kopf geblieben. Süddeutsche Zeitung

Alternative für Deutschland? Die Sehnsucht nach der D-Mark hat über die Jahre stetig nachgelassen. Trotzdem können sich 17 Prozent der Wähler vorstellen, eine Partei wie die AfD zu unterstützen. Eine Analyse. FAZ

Russland

Kreml-Kritiker Nawalny wird der Prozess gemacht Eine Galionsfigur der Putin-Gegner: Der Blogger Alexej Nawalny deckt Korruption in der Politik auf – nun könnte er im Gefängnis landen. Für die russische Opposition wäre die Verhaftung des Aktivisten ein schwerer Schlag. Sie würde die Atmosphäre der Unsicherheit verstärken. Süddeutsche Zeitung

Alexej Nawalny: „Putin hat die Weißrussland-Variante gewählt“ Wall Street Journal Deutschland

The Kremlin vs. the Blogger The case against him may be phony, but Alexei Navalny, the Russian blogger and opposition activist, faces long odds in his trial, which begins Wednesday. When Putin cannot co-opt his enemies, it seems, he has other means of crushing them. Foreign Affairs

Emissionshandel

Desaster für den Klimaschutz in Europa Das wichtigste Instrument für den Klimaschutz ist unbrauchbar geworden. Die EU will den Emissionshandel nicht regulieren. Und Kanzlerin Merkel lässt zu, dass Deutschland bei diesem Thema in Brüssel stumm bleibt. Vom Willen, alles dafür zu tun, um künftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt zu erhalten, ist nichts mehr übrig. Süddeutsche Zeitung

Ein verlorenes Jahrzehnt für den Klimaschutz Der Emissionshandel bleibt weiter wirkungslos Frankfurter Rundschau

Klimaschutz ist ohne Gängelung des Marktes möglich Das EU-Parlament stimmt gegen Eingriffe in den Emissionshandel und das ist gut so. Wer den Markt manipuliert und die Regeln im Spiel ändert, zerstört Vertrauen von Käufern, Verkäufern und Investoren. Die Welt

Klimawandel im EU-Parlament Das EU-Parlament hat nicht nur eine folgenreiche, sondern auch eine bemerkenswerte Entscheidung getroffen: Folgenreich, weil Korrekturen am Emissionshandelssystem für die energieintensive Industrie viel teuer hätten werden können. Börsen-Zeitung

Nicht konsequent Die Klimaschutz-Politik der EU ist schwer beschädigt. Das hat wenig mit der gestrigen Abstimmung zu tun, aber sehr viel mit der Tatsache, dass sie nötig war. Bonner General-Anzeiger

Keinerlei Anreiz zum Sparen Das Klimaschutz-System steht vor dem Kollaps. Es ist unwirksam, da auf Druck der energieintensiven Industrie zu viele CO2-Zertifikate ausgegeben wurden. Der Anreiz zum CO2-Sparen ist gleich null. Deutschland spielt in diesem Stück die mieseste Rolle. Kölner Stadt-Anzeiger

Zeit zum Nachdenken Brüssel hat die Verteuerung der Emissionspapiere abgelehnt. Es die Summe einer Vielzahl von Einzelinteressen, die der Ablehnung zu Grunde liegt. Eine holzschnittartige Betrachtung hilft nicht weiter. WAZ

Ein Horrorszenario, das wirkt Der Emissionshandel ist das wichtigste Instrument ökoliberaler Politik. Und es hat funktioniert. Schade, dass die Koalition das nicht sehen will. taz

KfW

Der KfW-Geldspeicher Jeder andere Bankvorstand würde strahlen, wenn sein Jahresgewinn die Prognose deutlich übertrifft. Nicht bei der staatlichen KfW: Hier weckt das vor allem Begehrlichkeiten. FAZ

Erfreuliche Offenheit Das Szenario ist schon vertraut: Jahr für Jahr prognostiziert Ulrich Schröder, der Vorstandsvorsitzende der Förderbank KfW, kräftig sinkende Ergebnisse. Doch für 2012 hat sich diese Prognose, ebenso wie schon für das Vorjahr, als falsch herausgestellt. 2,4 Mrd. Euro Konzerngewinn meldet das Förderinstitut diesmal, 15 % mehr als 2011 und ein Vielfaches der Vorsteuerergebnisse, die Deutsche Bank und Commerzbank erreicht haben. Börsen-Zeitung

Der Staat kann Banking Die Zeiten sind längst vorbei, dass die Staatsbank KfW als „Deutschlands dümmste Bank“ belächelt wurde. Heute überflügelt sie mit Milliardengewinnen die private Konkurrenz. Berliner Zeitung

KfW macht 2012 satte Gewinne Die KfW hat 2012 mehr Gewinn gemacht als erwartet. Das gute Ergebnis wird sich 2013 allerdings nicht wiederholen. Gleichzeitig mehren sich die Sorgen, ob das drittgrößte Geldinstitut in Deutschland, ordentlich überwacht wird – und ob es genügend die Risiken im Blick hat. Deutschlandfunk

…one more thing!

Berufsausbildung für die Welt Das duale Ausbildungssystem hat sich in Deutschland über Jahrzehnte bewährt. Viele andere Länder wollen es kopieren – obwohl auch das die teils gigantische Jugendarbeitslosigkeit nicht schnell hinwegfegen wird. FAZ

Leitartikel

Anschlag auf Amerikas Selbstbewusstsein Der Patriots‘ Day ist der Tag, an dem Amerika seiner Stärke und Widerstandskraft gedenkt. Wer an diesem Tag in Boston zwei Bomben zündet, der will sich der Symbolik des Datums bemächtigen, der Symbolik des Ortes und der Symbolik dieses Sportfests. Und doch hat das ganze Land bemerkenswert unhysterisch auf den Anschlag reagiert. Süddeutsche Zeitung

Die ganze Welt ist ein Tatort Hätte man sich im Boston-Marathon umgedreht? Hätte man geholfen? Hätte einen die Angst gelähmt? Hätte man hysterisch gebrüllt oder wäre man in der Lage gewesen, nützlich zu sein? Frankfurter Rundschau

Symbolik des Terrors Reflexe sind verräterisch. Schon mit den ersten Bildern verzweifelter, schreiender Menschen auf den Straßen von Boston kamen die Assoziationen: Wieder Amerika, wieder islamistische Terroristen? AZ München

Wer wen vorführt Quoten-Dialektik: Ein böser (oder dummer?) Mann von der SPD hat alles verdorben, in dem er Kontraproduktives sagte. Dabei hatte die CDU-Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer der Initiative der rot-grünen Opposition doch mit Bedacht zugestimmt. FAZ

Von der Leyens Quote Die CDU bleibt bei ihrem Nein zu einer gesetzlichen Frauenquote in der Wirtschaft. Das gilt aber nur bis 2020. Dann darf die Quote kommen. Dieses „Ja – aber“ wird von der CDU als Kompromiss verkauft. In Wirklichkeit ist es eine Niederlage der CDU-Vorsitzenden und Kanzlerin. Angela Merkel hatte einst ein Machtwort gegen die starre Quote gesprochen. Das gilt jetzt nicht mehr. BILD

Links und reich Die Transparenz-Offensive des französischen Präsidenten François Hollande geht nach hinten los: Parbleu, seine Minister sind sehr wohlhabend! Passt das zu linker Moral? Und so spaltet der Sozialist weiter sein Land Die Welt

Rote Karte für Schrott-Investments Jedes Jahr verlieren Anleger Milliarden wegen schlechter Finanzberatung. Ein neuer Ratgeber zeigt, woran Kunden schlechte Produkte erkennen und was Investoren tun können, wenn ihre Anlage floppt. Handelsblatt

Bring on the Next Marathon We’re just not afraid anymore. New York Times

Immigration enforcement is key Our view: ‚Gang of Eight‘ plan strikes a balance. USA Today

Border security’s reality Opposing view: Balance higher fences with wider gates for the best minds and the hardest workers. USA Today