Kanzlerduell, Mindestlohn, Energiewende, Syrieneinsatz & Steueroasen

Wieder kein Wahlkampf Sonntagabend haben wir – mit kleinen Unterbrechungen – kein Duell, noch nicht einmal einen Wahlkampf, sondern ein schönes Paar für die Neuauflage der großen Koalition erlebt. Zwei, die einander necken und mögen. Berliner Zeitung

Mit der Frechheit zur Banalität Merkel liefert im TV-Duell einen rhetorisch ziemlich genialen Satz – und sieht doch streckenweise recht abgekämpft aus. Steinbrück wirkt kundig und engagiert, vor allem in Finanzfragen, klingt dabei aber wie „Börse im Ersten“. Und bei den Moderatoren? Herrscht viel zu viel Hektik. Das TV-Duell im Rhetorik-Check. Süddeutsche Zeitung

Der angeblich entscheidende Abend Beim Fernsehduell besticht Bundeskanzlerin Merkel durch „Personenklau“. SPD-Spitzenkandidat Steinbrück warnt die Zuschauer, sich nicht einlullen zu lassen. Auf persönliche Attacken verzichteten beide. FAZ

Erstmals auf Augenhöhe Unentschieden, so endete das TV-Duell: Kanzlerin Merkel patzt bei Pkw-Maut und NSA-Skandal, Herausforderer Steinbrück beim Thema Rente. Zum Ergebnis gibt es zwei Lesarten. Handelsblatt

Verwirrend? Aber selbstverständlich Die Kanzlerin und ihr Gegenspieler haben das TV-Duell erwartungsgemäß beide überlebt – und blamiert hat sich auch keiner. Sieg und Niederlage sind eher eine Frage der Interpretation. Denn die Wähler treffen politische Entscheidungen weniger auf Basis eines Fernsehauftritts, sondern orientieren sich an ihren Interessen und Weltanschauungen. Süddeutsche Zeitung

Die zwei Sieger Merkel und Steinbrück Sie lullt uns ein? Er überfordert? Die Befürworter beider Lager können „Nein“ rufen. Und haben beide recht. Das Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück kennt keine Verlierer. Brisant war nur eines: der Blick von Angela Merkel. Tagesspiegel

Kanzlerkandidatenduell ohne Kampf Bei dem TV-Duell war die Harmoniesucht unüberhörbar. Denn als sich die Fragen um den Euro drehten, waren sich Steinbrück und Merkel einig. Dabei braucht die Europapolitik dringend eine Oppositionspartei. Handelsblatt

Sieg ohne Wert Viele gaben Peer Steinbrück vor dem TV-Duell mit Angela Merkel keine Chance. Der SPD-Kandidat hat sie gut genutzt, doch zum Wahlsieg wird es kaum reichen. ZEIT

Die Kette und der Raab Es war ein TV-Duell der Überraschungen: Peer Steinbrück zeigte sich überraschend aggressiv. BILD

King of Kotelett Wenn schon kein Spitzenkandidat das TV-Duell gewinnt, dann spielt sich wenigstens einer der vier Moderatoren nach vorne. Stefan Raab fiel im Merkel-Steinbrück-Zweikampf auf wie kein anderer – mit Provokationen gegen Geschwurbel und einem fleischigen Begriff fürs Kanzleramt. Süddeutsche Zeitung

Patt im Duell 90 Minuten reichen schon im Fußball oft genug nicht, um eine Spiel zu entscheiden. Ganz sicher tun sie es nicht in der Politik: Nach dem Duell ist vor dem Duell. Bonner General-Anzeiger

Was die Kontrahenten in den 93 Minuten sagten Süddeutsche Zeitung

Waren Merkel und Steinbrück ehrlich? Gefühlt 100 Themen haben Merkel und Steinbrück im TV-Duell durchgeackert. Haben sie dabei auch geflunkert? Und wenn ja: wer oder wann? Der stern.de-Check. stern

Wo Merkel und Steinbrück nicht ganz korrekt waren Wahrheit oder Schönrednerei? Unsere Experten prüfen die Aussagen von Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Peer Steinbrück beim TV-Duell – von Sozialreformen bis zur Syrien- und Schuldenkrise. Süddeutsche Zeitung

Wählen? Na klar! Am 22. September erstmals bei einer Bundestagswahl mit entscheiden zu können, erfordert ein paar Kenntnisse über die Parteien. So wähle ich einfach die Partei, von der ich denke, dass wir die meisten identischen Ansichten haben. Kölner Stadt-Anzeiger

Und wen soll ich jetzt wählen? Das TV-Duell war: anstrengend. Zuviel Selbstdarstellung, zu wenig Schlagabtausch. Steinbrück ging, weil präziser, und mitunter witzig, mit leichten Vorteilen raus. Aber das reicht nicht. stern

Gaucks Wahlwerbung ist windelweich „Das weniger Schlechte“ wählen? Seltsam matt ruft das Staatsoberhaupt dazu auf, vom Stimmrecht Gebrauch zu machen. Bei Amtsantritt hatte Gauck für das Glück freier Wahlen stärkere Worte gefunden. Die Welt

Mindestlohn

Schaffen Mindestlöhne mehr Gerechtigkeit? Im Wahlkampf gibt es keine Auseinandersetzungen in der Sache mehr? Wir haben Politikerinnen und Politiker aller Bundestagsparteien um Gegenbeispiele gebeten. Zu sechs Themen haben sie für die Frankfurter Rundschau ihre kontroversen Positionen aufgeschrieben. Zum Auftakt der Serie heute das Thema Mindestlohn. Frankfurter Rundschau

Lieber eine schlechte Arbeit oder keine? Es ist die Kernfrage auf dem Arbeitsmarkt – auch im TV-Duell. Soll die Politik dafür sorgen, dass Menschen Arbeit bekommen? Oder soll sie schlechte Stellen verhindern? Forscher haben die Frage schon beantwortet. FAZ

In der Warteschleife Im Einzelhandel gibt es bis heute keinen Mindestlohn. Nun werfen ausgerechnet die Arbeitgeber der Gewerkschaft Blockade vor. Berliner Zeitung

Gegen Mindestlöhne wendet sich keine Partei mehr Stuttgarter Zeitung

DIHK: Noch mehr Menschen werden Arbeit finden Die Konjunktur läuft verhalten. Trotzdem wollen die Unternehmen neue Stellen schaffen, hat der DIHK erfragt. Viele Stellen entstehen in der Dienstleistungsbranche. FAZ

Wahlkampf ohne Arbeitslose Um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes sorgen sich die Deutschen kaum. Aus guten Gründen: Immer mehr Vollzeitjobs entstehen und die Jugendarbeitslosigkeit verschwindet gerade. Was nun droht, ist Selbstgefälligkeit. FAZ

Energiewende

Die Millionen-Jahre-Kommission Am Montag beginnt die neue Suche nach einem Endlager für Atommüll. Umweltschützer sollten sich nicht verweigern, die Atomendlager-Kommission zu besetzen. Denn die Gegenseite ist weit weniger zimperlich. Frankfurter Rundschau

Strom wird deutlich teurer Die Strompreise werden im kommenden Jahr erneut steigen. Grund dafür ist eine Erhöhung der Ökostrom-Umlage. Ein Drei-Personen-Haushalt muss 40 Euro mehr zahlen. Das Kuriose: Die Preise steigen, weil der Strom derzeit so billig ist. Süddeutsche Zeitung

Der Staat versagt bei den Strompreisen Schwarz-Gelb hat die Energiewende beschlossen – die Konsequenzen müssen jetzt vor allem die Verbraucher tragen. Denn inzwischen liegt der Anteil des Staates am Strompreis bei über 50 Prozent. Das kann so nicht bleiben. Tagesspiegel

Auf Nummer sicher beim Ökostrom Der Weg der Bundesregierung ist richtig. Wir müssen weg von der Überförderung des Sonnenstroms. Aber das ist nur ein erster Schritt. Damit der Energiewechsel wirklich funktioniert, brauchen wir einen Systemwechsel. Berliner Zeitung

Grüne wollen Ministerium für Energiewende Ein höherer Spitzensteuersatz, kein Betreuungsgeld und eigenes Ressort für die Energiewende: Die Grünen haben einiges geplant für den Fall, dass sie nach den Wahlen in der Regierungsverantwortung stehen. In ihrem 100-Tage-Programm stehen weitere konkrete Schritte für den „grünen Wandel“. Süddeutsche Zeitung

Syrieneinsatz

Ein wenig mehr George W. Bush stünde Obama gut an Der US-Präsident ist ein Mann des entschiedenen Sowohl-als-auch. Erst gibt er den Entschlossenen, um dann hilflos auf den Kongress zu schielen. Auf diese Weise ist der Erfolg eines Angriffs in Gefahr. Die Welt

Obamas Kriegsbote Viele Linien, wenig Klarheit: Außenminister John Kerry tritt zum Fernsehmarathon an, um Amerika zu erklären, warum es zu einem militärischen Einsatz in Syrien kommen muss. FAZ

Schlafwandelnd in Richtung Desaster Die USA werden aus dem schwächsten aller Gründe mitten in den höllischen Strudel des syrischen Bürgerkrieges gezogen. Dabei sind Präsident, militärische Elite und Volk längst kriegsmüde – und diese Intervention ist schlicht sinnlos. Was jetzt passiert, ist ein Zeichen des moralischen Verfalls. Süddeutsche Zeitung

Hoher Einsatz Obama ermöglicht den Republikanern, ihre Zustimmung zur Bestrafung Assads mit anderen politischen Fragen zu vermengen. Noch hat er nicht verraten, was die Folgen einer Ablehnung der Intervention wären – für Syrien und für seine Präsidentschaft. FAZ

Obama geht es bei Syrien auch um Innenpolitik Barack Obama sieht sich in der Syrien-Frage zum Handeln gezwungen, obwohl er eine Intervention vermeiden wollte. Jetzt will er zumindest das Risiko begrenzen. Dabei hat er die Innenpolitik wohl noch mehr im Blick als Syrien. Mit der Abstimmung zwingt er die Republikaner zur Festlegung. Tagesspiegel

Obama will sich absichern Nach zwei Jahren fehlgeleiteter Syrien-Politik gibt es für die USA nur noch schlechte Optionen. Mit der Anrufung des Kongresses versucht Präsident Obama, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. NZZ

Respekt! Barack Obama wird den roten Stift, mit dem er Linien zur Eindämmung von Despoten in aller Welt zieht, hoffentlich in einer tiefer gelegenen Schublade verstauen. Jene rote Linie jedenfalls, die Baschar al-Assad davon abhalten sollte, Chemiewaffen einzusetzen, wird nicht dem syrischen Diktator zum Verhängnis, sondern dem US-Präsidenten selbst. Bonner General-Anzeiger

Den amerikanischen Traum erhalten Obama ist auch nicht besser als George W. Bush. In den Machtzentralen von Washington pflegt man gern eigene Definitionen von Wirklichkeit. taz

Nur zur Beruhigung des eigenen Gewissens Keine Bomben auf Syrien: Was den Luxus-Pazifismus der Linken und der Evangelischen Kirche mit der Haltung von US-Präsident Obama zum Giftgas-Einsatz in Syrien verbindet. ZEIT

Das Nein der Briten schwächt das Plädoyer für einen Militärschlag Das britische Parlament lehnte einen militärischen Einsatz gegen Baschar al-Assad ab, eine überraschende Kehrtwende in der Tradition des offenen Widerstands gegen Diktaturen. Nun kommt es den USA zu, entweder ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen oder zu handeln, mit Frankreich als einzigem europäischen Verbündeten. The Times London

Europa sagt Nein Nun hat auch das britische Parlament für das plädiert, was man dort bisher für einen typisch deutschen Spleen zu halten schien: für Zurückhaltung bei militärischen Interventionen. Frankfurter Rundschau

Ein Tabubruch rechtfertigt keinen Rechtsbruch Das Recht lässt sich nicht nach Belieben auslegen, sonst verliert es seine sichernde Kraft. Professor Pernice fordert deshalb, dass es ohne Mandat des Weltsicherheitsrates keinen Angriff auf Syrien geben darf. Handelsblatt

Keine halben Sachen Für die Türkei ist es nicht genug, Assad nur mit einem begrenzten Militärschlag in die Schranken zu weisen. Ankara will seinen Sturz, weil es sonst größere Unruhe befürchtet. FAZ

Triumphale Töne aus Damaskus Das Assad-Regime spricht von einem „historischen amerikanischen Rückzug“. Doch Armee, Dschihadisten und Bevölkerung bereiten sich weiter auf einen Militärschlag des Westens vor. Bei den Rebellen herrscht Enttäuschung – durch die Verzögerung des US-Angriffs könne „Assads Tötungsmaschine“ weiter arbeiten. Süddeutsche Zeitung

Strafrechtler wollen Prozess gegen Assad in Den Haag Wenn es um eine Bestrafung des Assad-Regimes gehe, sei der Haager Strafgerichtshof das richtige Instrument. So sehen es viele Völkerrechtler und Politiker. Den Einwand, die Weltjustiz könnte für Syrien zu langsam oder wirkungslos sein, weisen sie zurück. Ein Strafverfahren habe durchaus Erfolg – wie vergangene Fälle beweisen. Süddeutsche Zeitung

A No-Fly Zone for Syria A no-fly zone in Syria would not only clear the skies of warplanes and missiles; it would also show President Bashar al-Assad and his supporters that he truly is vulnerable. Generals ordered to use chemical weapons would have to reckon with the prospect that the regime could fall, leaving them to face war-crimes charges. Project Syndicate

Hill briefing: Uphill battle for Obama on Syria POLITICO

Steueroasen

Und ewig lockt Holland Die Niederlande sind die neuen Bermudas: Keine Steueroase zieht mehr deutsche Konzerne an. Und alles ganz legal. FAZ

Hier sind Sie nicht mehr sicher ! Ein paar Kilometer vor der Küste der EU gelegen, sind die die Kanalinseln Isle of Man, Jersey und Guernesey zu einer Steueroase für Milliadäre geworden, die vor dem Fiskus fliehen. Eine Flucht, deren Bekämpfung durch europäische Kampagnen den Haushalten dieser Inseln schadet. La Vanguardia Barcelona

Nichts sehen, nichts kaufen, nichts versteuern Mit seinen Spitzen gegen Gibraltar tut sich Spanien keinen Gefallen. Die an Krisen gewöhnten Bewohner der britischen Kronkolonie schwelgen unterdessen in Patriotismus. FAZ

Es ist noch nicht vorbei Das amerikanische Programm für die Schweizer Banken gewinnt keinen Schönheitspreis. Manche bedeutenden Fragen bleiben zudem noch offen. Die vorgesehene Lösung im Steuerstreit ist aber wohl doch weniger schlimm, als dies mutmassliche Alternativen gewesen wären. NZZ

Schweiz ohne Steuerversteck Der „Steuerdeal“ mit Amerika kostet Schweizer Banken viel Geld. Sie werden es aber verkraften. Und die Schweiz ist mit einem blauen Auge davon gekommen. FAZ

…one more thing!

Übung in Demut Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof im Bistum Limburg, hat Fehler eingestanden. Ein erster Schritt. Der zweite ist es, seine Ausgaben transparent zu machen. Doch der dritte Schritt ist der schwierigste. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Dialog statt Duell 93 Minuten, zwei Kandidaten, kein klarer Sieger: Wie das Fernsehduell eher zum Gespräch zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück wurde – in dem die Zuschauer die Moderatoren eigentlich nicht gebraucht hätten. Süddeutsche Zeitung

Wo ist der Stier? Angela Merkel hatte sich darauf vorbereitet, Peer Steinbrück den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch das brauchte es gar nicht. Steinbrück kam ohne Wind. FAZ

Wissen und Demokratie Die geballte Kreativität von Forschung und Wissenschaft kann sich nur in freien Gesellschaften entfalten. Allein in ihrem Klima ist es möglich, Irrtümer einzugestehen und schnellstmöglich auch zu korrigieren Die Welt

Obamas rote Linie Man kann US-Präsident Obama nicht vorwerfen, dass er sich nicht an Recht und Gesetz gehalten habe, aber stümperhafte Diplomatie! BILD

Kluges Zaudern „Wichtige Entscheidungen sollten auf breiter Basis stehen.“ Über Obamas Syrien-Strategie. AZ München

Neider und Esel Ist es unanständig, sich zu gönnen, was einem gefällt? Heute schon – der gelenkte und ausgeplünderte Konsument ist das Ziel. Wirtschaftswoche

Welche Partei ist gut für mein Geld? Zur Wahl: Die Vergleichs-Tabellen für alle Einkommen FOCUS (Print)

Luxus Strom Warum Energie immer teurer wird – und was die Politik dagegen tun muss SPIEGEL (Print)

Mutti puts the lad in his place German election diary Economist

Fate of Canadians Detained in Egypt Remains Unresolved Two filmmakers were arrested on August 16 in Cairo. Prosecutors failed to show at a hearing scheduled for August 29. The Nation