Koalitionsverhandlungen, Kiel, Abhöraffäre & Phantomtor

Wie viel Mindestlohn verträgt Deutschland? Mit dem von der SPD geforderten Mindestlohn von 8,50 Euro läge Deutschland mit Frankreich an der Spitze der Industrieländer. Ökonomen warnen vor höherer Arbeitslosigkeit. Diskutieren Sie mit. FAZ

SPD will rasche Einigung über Mindestlohn Die Partei ist misstrauisch, Verhandlungserfolge in der Arbeits- und Sozialpolitik sollen sie überzeugen. Die SPD-Führung will dem Bundesparteitag Mitte November eine Übereinkunft in Sachen Mindestlohn präsentieren – und so für eine Neuauflage der großen Koalition werben. Süddeutsche Zeitung

SPD – eine Partei im Rückwärtsgang Punkt für Punkt zeichnet sich in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU ab, in welchem Tempo sich die SPD von rot-grünen Alternativen zur bisherigen Politik verabschieden wird. Frankfurter Rundschau

Neue sozialistische Einheitspartei Deutschlands Deutschland hat konservativ gewählt, bekommt aber eine nach links verschobene Allparteienregierung. Das konservative Lager ist trotz Wahlsieges dabei zu implodieren. Wirtschaftswoche

Bundesländer verlangen mehr Geld aus dem Soli Die Regierungschefs der Länder sind sich offenbar parteiübergreifend einig, dass sie mehr Geld vom Bund bekommen sollten. Besonders die Milliardeneinnahmen aus dem Solidaritätszuschlag wecken Begehrlichkeiten. Finanzminister Schäuble wehrt sich. FAZ

Wenig Ehrgeiz Große Koalitionen kosten viel Geld. Eine alte Beobachtung scheint sich auch bei den aktuellen Verhandlungsrunden von Union und SPD zu bestätigen. Nordwest Zeitung

Kiel

Eine Frau, der Hass und das Testosteron Susanne Gaschke ist als Oberbürgermeisterin in Kiel zurückgetreten. Die Schuld für ihr Scheitern sucht sie bei anderen. Sie kritisiert kleinliche Mandatsträger, die Lokalzeitung sowie „testosterongesteuerte Politik- und Medientypen“. FAZ

Gescheitert an sich selbst Die Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke wollte nach dem Motto regieren: Allein gegen die Mafia. Das konnte nicht gut gehen. Kommunalpolitik ist kein Ponyhof, aber auch nicht das Reich von sizilianischen Paten. Süddeutsche Zeitung

Experiment misslungen Susanne Gaschke ist als Oberbürgermeisterin von Kiel grandios gescheitert. Ihr Fall hat etwas Exemplarisches: Er zeigt, dass in der Politik nur die Schachspieler überleben. Frankfurter Rundschau

Das Ende eines feuilletonistischen Experiments Die Kieler Oberbürgermeisterin stellt ihren Sturz als Folge einer großen Intrige dar. Das ist das klägliche Ende eines feuilletonistischen Experiments im Rathaus an der Förde. FAZ

Susanne Gaschke zurück am Spielfeldrand Nicht jeder politische Beobachter ist in der Lage, auch Politik zu betreiben. Die Kieler Oberbürgermeisterin hat Fehler begangen. Mit einer bloßen Entschuldigung wären sie nicht ausgeräumt worden. Die Welt

Scheitern einer Quereinsteigerin Susanne Gaschke wollte einen anderen Politikstil prägen. Für ihr Scheitern macht sie auch „testosterongesteuerte Politik- und Medientypen“ verantwortlich. ZEIT

Der Skandal-Sumpf im hohen Norden In keinem Bundesland gibt es so viele Skandale wie in Schleswig-Holstein. Nun hat es die Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke erwischt. Ihr wurde zum Verhängnis, was schon viele Politiker das Amt kostete. Handelsblatt

Abhöraffäre

Die verstörende Unbeholfenheit einer Weltmacht Eine Supermacht kommt ohne Spione nicht aus. Aber der Präsident hat die Kontrolle seiner Geheimdienste versäumt. Dabei ist der noble Umgang mit Verbündeten zielführender als das Lauschen an der Wand. Die Welt

Friendly Fire im Cyberspace Aufhören mit dem Abhören, das sollten die USA. Und Europa muss sich jetzt technisch viel stärker behaupten gegen die Freunde auf der anderen Seite des Atlantiks. ZEIT

Anfangsverdacht auf Abhörtechnik Wurde Merkels Telefon aus nur wenigen Hundert Metern Entfernung abgehört, aus der US-Botschaft nahe dem Kanzleramt? Experten suchen jetzt mithilfe von Wärmebildern Verdächtiges in der diplomatischen Vertretung der Amerikaner. Süddeutsche Zeitung

Wie uns die Regierung zum Narren hält 700 Meter sind es von der US-Botschaft bis zum Kanzleramt. Und tausend Kilometer vom Grundgesetz bis zur Realität des Abhörskandals. Dafür tragen Merkel, Pofalla und Friedrich eine Mitverantwortung. stern

US-Senat nimmt Agenten an die Leine Der Lauschangriff auf Kanzlerin Merkel hat ein Nachspiel im Parlament. Die Chefin des Geheimdienst-Ausschusses zeigt sich erbost und will die Agenten besser beaufsichtigen. Doch das Weiße Haus zieht nicht mit. Handelsblatt

Falsche Freunde Wenn eine Liebe endet, dann versuchen die Beteiligten bestenfalls, Freunde zu bleiben. Was aber passiert, wenn eine Freundschaft zerbricht? Kann und will man dann noch „Partner“ sein? Im Falle der inzwischen äußerst unglücklichen Beziehung zwischen Deutschland und den USA liegt auf der Hand, dass mit Blick auf die politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit beider Staaten an einer wie auch immer gearteten Partnerschaft auch weiterhin kein Weg vorbeiführt. Bonner General-Anzeiger

Der große Etikettenschwindel Das Abhören von Merkels Mobiltelefonen weckt alte Ressentiments gegenüber den Amis: Die machen eh, was sie wollen. Und wir müssen lieb sein. taz

Die Vertrauenskrise beruht auf Gegenseitigkeit Aus europäischer Sicht trübt die NSA-Spionageaffäre Glaubwürdigkeit und Ansehen der USA. Doch auf der anderen Seite des Atlantiks sind die amerikanischen Entscheidungsträger beunruhigt, weil die EU weiterhin keinen Ausweg aus der Krise findet. Il Sole-24 Ore Mailand

Das stumpfe Schwert des Parlamentarismus Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss kann den NSA-Skandal nicht aufklären. Das müssen Generalbundesanwalt und die Kanzlerin tun. Berliner Zeitung

Mein digitaler Verrat Wenn das Handy zum Spion wird, verrät es weit mehr als Telefonate. Es verändert alles. In der Logik digitaler Systeme sind wir immerzu verdächtig. Ein Selbstversuch. FAZ

Die NSA und unsere Lust an der Dramatisierung Die NSA-Spionage erinnert an die Guillaume-Affäre. Der Vergleich ist tatsächlich sehr lehrreich. Damals allerdings war Deutschland aus eigener Kraft abwehrfähig – und die Politik verlor nicht so schnell die Contenance wie jetzt. Tagesspiegel

Schutz durch Freihandel Europa solle wegen der Spähaffäre die Gespräche über ein Freihandelsbkommen mit Amerika aussetzen, fordern jetzt selbst Liberale. Gut, dass die Kanzlerin das anders sieht! FAZ

It’s Not Surprising Angela Merkel’s Phone Was Hacked But also, hang on: Merkel uses a Nokia Slide? Really? The Atlantic

Merkel’s American Minders The Obama administration has yet to comprehend the scale and severity of the damage that revelations of US surveillance against friendly governments have caused to America’s credibility among its European allies. Making matters worse is Obama’s personal aloofness from other heads of state. Project Syndicate

Obama surveillance message lost in translation POLITICO

Phantomtor

Fußball muss auch mal richtig ungerecht sein Das Urteil des DFB zum Phantom-Tor ist richtig: Ein Treffer gilt, wenn der Schiedsrichter auf den Punkt zeigt. Herzzerreißende Ungerechtigkeiten gehören zur großen Leidenschaft Fußball. Die Welt

Fußball beruht auf falschen Tatsachenentscheidungen Nach dem Phantomtor wird das Spiel Hoffenheim gegen Leverkusen nicht wiederholt. Weil es nur eine von vielen Fehlentscheidungen ist, ist das richtig so. ZEIT

Nur Verlierer, überall Niemand dürfte am Urteil zu Stefan Kießlings Phantomtor ernsthaft Gefallen finden – trotzdem hat das DFB-Sportgericht folgerichtig entschieden. Denn deutlicher kann die Absurdität des Fifa-Systems nicht zur Schau gestellt werden. Süddeutsche Zeitung

Die richtige Entscheidung Nach dem Leverkusener Phantomtor gegen Hoffenheim erteilt das DFB-Sportgericht einer Spielwiederholung eine klare Absage. Das ist zwar nicht gerecht, aber trotzdem richtig. Berliner Zeitung

Eine lustlose Phantomtor-Verhandlung Das DFB-Sportgericht beruft sich auf die Tatsachenentscheidung. Es war generell eine Verhandlung, auf die keiner Lust hatte.
Rheinische Post

Aus der Phantomtor-Falle führt die Torlinientechnik Das Stefan-Kießling-Phantomtorurteil befeuert die Debatte über Torlinientechnik – dabei hätte der Heimklub bei der Bundesliga-Partie gegen Bayer Leverkusen einfach nur keine kaputte Ware aufhängen müssen . So, wie es Rudi Völler gleich gesagt hat. WAZ

…one more thing!

Wozu noch Kampfdrohnen? Deutsche Generäle fordern Kampfdrohnen – gute Gründe für den Kauf liefern sie nicht. Kein Wunder: Mit dem Abzug aus Afghanistan braucht Deutschland keine mehr. ZEIT

Leitartikel

Von einer, die auszog, alles falsch zu machen Ein Lehrstück über Provinzintrigen und Genossenmissgunst: Susanne Gaschke beendet ihre Zeit als Kieler Oberbürgermeisterin mit einer Tirade gegen die Politik in Schleswig-Holstein und die Medien. Die Welt

Gescheitert an sich selbst Susanne Gaschke ist zurückgetreten, weil sie das politische Geschäft nicht beherrscht hat. Nicht ihr Fehler hat sie aus dem Amt geworfen, sondern ihr Umgang mit der Kritik daran. Frankfurter Rundschau

Ahnungslosigkeit als Prinzip Der US-Präsident muss jederzeit glaubhaft bestreiten können, von politischen Peinlichkeiten oder Gesetzesbrüchen erfahren zu haben. Die Frage ist deshalb nicht, was Obama von den Spionagepraktiken seiner Geheimdienste wusste. Sondern: Was wollte er wissen? Süddeutsche Zeitung

Gebremster Schaum Die Opposition bekommt ihren Untersuchungsausschuss, aber nicht den Zeugen Edward Snowden. So weit reichen Empörung und Mut dann auch nicht. FAZ

Der kleine Bruder Schon klar, es gibt Menschen, die lässt es völlig kalt, dass sie mit ihrem Handy praktisch lückenlos überwacht werden können. AZ München

Her mit der Tor-Kamera! Ein Tor ist ein Tor, ist ein Tor, ist ein Tor – auch wenn es definitiv kein Tor war! Bild

Rights abusers can breathe more easily The west’s lofty principles are being tested by a desire to please the powerful Financial Times

Obama’s big lie „All we’ve been hearing the last three years is if you like your policy you can keep it…. I’m infuriated because I was lied to,“ one woman told this newspaper, as part of a story… Los Angeles Times

Hounding Whistleblowers is Wrong To keep bad governments in check, good people must learn to leak. Newsweek

Inside Prince Charles‘ World As He Quietly Takes Charge Britain’s future king has used a long apprenticeship to build a charitable empire TIME