Schottland-Referendum, SPD, Asylrecht, Frankreich, Russland, IS & Alibaba

Sie schlugen und sie schätzten sich Bravehearts Freiheitskampf, Act of Union, das Referendum: Die Geschichte von Schottland und England ist von Demütigungen und heftigen Kämpfen geprägt. Stationen eines schwierigen Verhältnisses. Süddeutsche Zeitung

Ein Erfolg auch im Scheitern Grossbritannien bleibt bestehen. Doch eine ziemlich erschöpfte Nation dürfte begriffen haben, dass das Land dennoch nicht mehr das gleiche sein wird. NZZ

Verloren und trotzdem gewonnen Die Befürworter der schottischen Unabhängigkeit haben verloren und sind gleichwohl die Gewinner. Denn schon vor der Abstimmung sah sich der britische Premierminister David Cameron gezwungen, Schottland mehr Macht zu versprechen. Berliner Zeitung

Ein Sieg der schweigenden Mehrheit Der Ausgang des Referendums in Schottland zeigt, dass eine Mehrheit der Menschen im Norden der Insel das Zusammenleben mit den Engländern doch nicht als so schlimm empfindet – auch wenn die „Scottish National Party“ das anders sieht. Tagesspiegel

Unterschätzter Wert gegenseitigen Vertrauens Ob Gesellschaften wirtschaftlich erfolgreich sind oder nicht, hängt vor allem vom Vertrauen ihrer Mitglieder untereinander ab. Wenn sich regionale Gruppen wie die Schotten abspalten, wird das Vertrauen viel stärker geschädigt als es danach über Verträge wieder hergestellt werden kann. Manager Magazin

So hat Schottland entschieden Wo überall haben die Gegner der Unabhängigkeit ihre Erfolge gefeiert, wo die Unionisten? Ein Überblick über sämtliche 32 Stimmbezirke – und alle Ergebnisse. FAZ

Cameron krempelt Großbritannien um Die Schotten bleiben Großbritannien treu. Doch das heißt nicht, dass alles bleibt wie es war. Der britische Premierminister Cameron kündigt umfassende Reformen an. Das gesamte Land wird sich verändern. Handelsblatt

Für Großbritannien beginnt bei Schottland erst die Arbeit Wall Street Journal

Auftrag für Westminster Die Ehe zwischen Schottland und Großbritannien wird nicht geschieden. Auch wenn es seit Monaten Unstimmigkeiten gab und die Wege sich zu trennen schienen – als die Schotten die Hand zum Türknauf ausstreckten, um endgültig auszuziehen, konnte das Vereinigte Königreich sie gerade noch zurückhalten. Bonner General-Anzeiger

Camerons Hölle Das gescheiterte Streben nach Unabhängigkeit hat sich für die Schotten gelohnt. Jetzt muss der britische Premier einlösen, was er versprochen hat. taz

„Torpedo gegen den europäischen Geist“ Spaniens Regierung ist nervös, Ministerpräsident Rajoy droht Schottland für den Fall der Unabhängigkeit. Sein größtes Problem: Die Katalanen bereiten sich auf ein eigenes Referendum vor. Süddeutsche Zeitung

In Europa gibt es viele Schottlands Die Mehrheit hat gegen die Unabhängigkeit von Großbritannien gestimmt; aber Schottland wird über Jahre hin gespalten bleiben. Für Europa ist das Ergebnis eine Warnung. Zeit

Britain survives Economist

„NO.“ Scotland Will Not Leave the United Kingdom The 307-year-old Union will survive. Mother Jones

Scots‘ no to independence still leaves UK in limbo The roughly 55:45 vote against secession in a landmark referendum reduces many risks: financial instability, a UK exit from Europe and a sharp fall in trade. But the bribe to no-voters of more devolved powers creates other dangers – including a weakening of the union. Breakingviews

SPD

SPD macht dicht Die Genossen bleiben unter sich: Nicht einmal das Freihandelsabkommen TTIP wird beim SPD-Konvent am Samstag öffentlich diskutiert. Warum die Sozialdemokraten mehr Transparenz wagen müssen. Süddeutsche Zeitung

Offen für fast alle und fast alles In Thüringen beginnen an diesem Donnerstag die Sondierungsgespräche zwischen der Linkspartei, der SPD und den Grünen. „Die Linke“ scheint bereit, für eine Regierung unter Bodo Ramelow ihr vorletztes Hemd zu geben. FAZ

Eineinhalb Stunden gute Laune – und demnächst DDR Vier Tage nach der Landtagswahl in Thüringen haben sich Linke, SPD und Grüne zu einem Sondierungsgespräch getroffen. Die Stimmung danach war gut. Das dürfte sich ändern. Zeit

Asylrecht

Die Flüchtlinge und die Rückkehr der Ideologie Lange sah es so aus, als habe Angela Merkel die Politik restlos entideologisiert. Bis der Streit über die Asylpolitik losbrach. Davon profitieren vor allem die Grünen. Nun wird der Bundesrat zur Kampfarena. FAZ

Im Basar der Asylrechtskompromisse An diesem Freitag soll der Bundesrat das Gesetz der „sicheren Herkunftsländer“ beraten. Vor allem bei den Grünen hat das Thema einen tiefen Spalt in die Partei getrieben. Frankfurter Rundschau

Ein unsittliches Angebot Es gab Zeiten, da fochten die Grünen hartnäckig für das Grundrecht auf Asyl. Es wäre schön, sie erinnerten sich daran wieder. Berliner Zeitung

Flüchtlinge treffen auf EU-Egoismus Die Nerven liegen blank. Weil die nackte Not dieser Welt keinen Bogen um uns macht. WAZ

Hilfe aus der Not Heftiger Streit über das Asylrecht: Die Bundesregierung will drei Balkanländer zu sicheren Herkunftsstaaten deklarieren. Im Bundesrat zeichnet sich eine Mehrheit ab. Das ist richtig, damit den wirklich Verfolgten schneller geholfen werden kann. Tagesspiegel

Höchste Zeit für eine nationale Asyl-Konferenz Der Bundesrat entscheidet zur Stunde über eine Neufassung des Asylrechts. Ganz gleich, ob die Grünen die Novelle der großen Koalition mittragen oder nicht – das kann nicht die Antwort auf die immer größer werdenden Herausforderungen sein. Höchste Zeit für eine nationale Asyl-Konferenz! Rheinische Post

Grüne Identitätskrise Die Bundesregierung will drei Balkanstaaten zu sicheren Herkunftsländern erklären. Das geht nicht ohne die Regierungs-Grünen in den Ländern. Die grüne Parteispitze würde sich am liebsten verweigern. Aber aus den Ländern wird Kompromissbereitschaft signalisiert. Das rührt an den Grundfesten grüner Asylpolitik. Süddeutsche Zeitung

Frankreich

Mit leerem Koffer nach Berlin Frankreichs Premier Manuel Valls will kommende Woche in Deutschland um Vertrauen werben. Die Deutschen sind allerdings über Frankreichs Politik nicht erbaut. Frankfurter Rundschau

Schizophren in Paris Es verheißt nichts Gutes, wenn jetzt auch der französische Premierminister Valls die Mär der Parteilinken verbreitet. Vor fünf Monaten war Valls als entschlossener Reformer angetreten, jetzt bremst sich der Sozialist selbst aus. FAZ

Die Fehler von Hollande Mit Ach und Krach hat die Regierung die Vertrauensabstimmung überstanden. Doch der Präsident ist trotzdem politisch erledigt. taz

Russland

Leere Drohungen Sollte sich Putin in Gesprächen mit westlichen oder ukrainischen Politikern tatsächlich mit militärischen Optionen brüsten, dann wäre das ein weiterer Hinweis darauf, wie es in Wahrheit um die russische Macht bestellt ist. FAZ

Gegen Putin hilft nur die gute alte Abschreckung Der russische Präsident Wladimir Putin droht halb Osteuropa mit einem schnellen Einmarsch. Doch seinen Worten müssen keine Taten folgen. Wichtig ist, dass der Westen sich nicht einschüchtern lässt. Die Welt

Zum Gruseln Wladimir Putin lebt in einer anderen Welt. Märkische Oderzeitung

IS

Unheimliche Verbindung Der größte Antiterroreinsatz in der Geschichte Australiens hat den westlichen Gesellschaften abermals auf erschreckende Weise die Augen dafür geöffnet, dass in ihrer Mitte Leute leben, die Teil des transnationalen Dschihadismus sind. FAZ

Das Grauen in alle Länder tragen In Australien haben Einwanderer Enthauptungen von Bürgern geplant. Die Festnahme der IS-Fanatiker erschüttert die ganze Gesellschaft. Ohnehin bereiten sich australische Soldaten auf mögliche Kampfeinsätze gegen den „Islamischen Staat“ vor. FAZ

Die Allianz der Angstmacher Australische Behörden vereiteln dank Überwachung weitere Enthauptungen – zumindest behaupten sie das. Diese Nachricht aber nützt dem IS. taz

Der Krieger in uns Wenn der IS unschuldige Menschen enthauptet, löst das Abscheu, Grauen und Empörung aus. Doch auch wenn sich die westlichen Staaten gesellschaftlich grundlegend unterscheiden: Menschlich ist uns diese Gewalt vielleicht näher, als wir glauben. Süddeutsche Zeitung

Die Türkei ist mittendrin, aber kaum dabei Westliche Staaten verbünden sich im Kampf gegen IS mit arabischen Staaten – und die Türkei ist außen vor. Daran ist die türkische Regierung größtenteils selbst schuld. Zeit

Gretchenfrage an Teheran Iran ist daran interessiert, dass die für das Land schmerzhaften Sanktionen der USA aufgehoben werden. NZZ

Endlich stehen Muslime gegen die Morde des IS auf Während die Terroristen des Islamischen Staats zunehmend weltweit auftreten, setzen Muslime in vielen Ländern Zeichen. Sie erklären offen, was sie von ihren fanatischen Glaubensbrüdern halten: nichts. Die Welt

Immer mehr Menschen ziehen in den Heiligen Krieg Das Strafrecht allein kann nicht verhindern, dass immer mehr junge Leute in den Heiligen Krieg ziehen. Beratungsangebote richten sich an Familien. Auch Berliner Schulen reagieren. Ausstiegs- oder Wiedereingliederungshilfen klingen gut. Die Praxis ist komplizierter. Berliner Zeitung

Alibaba-Börsengang

„Ja, wir haben gezeichnet“ Obwohl Alibaba beim Börsengang hoch bewertet sein wird, finden sich weltweit Fans der Aktie. Jan Ehrhardt, Vorstand beim Vermögensverwalter DJE Kapital, erklärt, warum er die Aktie kaufen möchte. Handelsblatt

Was Sie zum Börsengang von Alibaba wissen müssen Es könnte der größte Börsengang der Geschichte werden: Alibaba geht in New York an die Börse und die Finanzbranche sieht genau hin. Aber warum die Aufregung? Süddeutsche Zeitung

Die Schattenseiten des Internet-Giganten aus China Der Hype um den Börsengang von Alibaba kennt kaum noch Grenzen. Dabei wird gern vergessen, dass der Alibaba-Gründer Jack Ma schon einmal seine Aktionäre übel über den Tisch gezogen hat. Focus

Insider dürfen sich auf Rekordprofit freuen Es könnte die größte Tech-Premiere der Wall Street werden: Mit seinem US-Börsengang will der chinesische Online-Händler Alibaba alle Rekorde brechen. Davon profitiert jedoch nur eine handverlesene Clique aus Insider-Investoren. Spiegel

Das Netz wird chinesischer Einkaufen bei Alibaba, Suchen mit Baidu und Chatten mit Tencent? Chinesische IT-Konzerne expandieren global. Sie können es mit den Marktführern aufnehmen. Zeit

…one more thing!

Zwölf Milliarden Menschen? Keine Panik! Eine Studie der UN warnt davor, dass die Weltbevölkerung noch bis ins 22. Jahrhundert anwachsen könnte, mit verheerenden Folgen. Es gibt allerdings gute Gründe, die Zukunft optimistischer zu sehen. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Der Nationalismus als progressive Kraft Schottland wird nicht unabhängig werden, das Vereinigte Königreich nicht schrumpfen. Am Ende wogen die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten einer Abspaltung schwerer als Nationalstolz und Freiheitspathos. Und die Demokratie hat gesiegt. FAZ

Thank you, Scotland Die Schotten haben sich entschieden – Gott sei Dank gegen die Unabhängigkeit. Wir brauchen in einer globalisierten Welt nicht mehr Eigenbrötlerei, sondern mehr Kooperation. Frankfurter Rundschau

Wider den Schrebergarten Das Vereinigte Königreich bleibt, was es ist: vereinigt. Das ist eine gute Entscheidung. Sie erspart Schotten, Briten, den Europäern und selbst der Welt eine Menge Ärger. Denn wer Probleme mit neuen Grenzen lösen will, der spielt vor allem mit Emotionen. Süddeutsche Zeitung

Warnschuss für uns alle! Für alle, die es bisher noch nicht wahrhaben wollten: Der Terror der ISIS-Steinzeit-Islamisten ist im Westen angekommen! Bild

Späte Einsichten Im zarten Alter von 87 Jahren hat Martin Walser sein Verhältnis zum Judentum überdacht – und macht daraus eine große Sache. Das ist schön und gut. Aber mehr als für sich selbst spricht der Schriftsteller dabei nicht Die Welt

Errors and Emissions Fighting climate change could be cheaper and easier than almost anyone imagines if we wouldn’t give in to the despair. New York Times

Xi who must be obeyed The most powerful and popular leader China has had for decades must use these assets wisely Economist