Sondierungsgespräche, Bistum Limburg, USA, Libyen, Blitzer-Marathon & Huffington Post

Die Grünen laufen sich für die Regierung 2017 warm Diesmal wird es mit Schwarz-grün wohl noch nichts. Dafür sind die Grünen derzeit zu schwach und orientierungslos. Aber die Sondierung signalisiert Offenheit für später – nämlich für ein Bündnis 2017. Die Welt

Sanfte Annäherung Hat ja gar nicht wehgetan – das ist das Fazit des ersten Gesprächs von Union und Grünen. Und deshalb wird es am Dienstag auch ein zweites geben. Doch einige wichtige Konfliktfelder wurden noch gar nicht angesprochen. Süddeutsche Zeitung

Der große Sondierungspoker Union und Grüne vereinbaren ein zweites Sondierungsgespräch. Für beide ist das strategisch sinnvoll, zusammenfinden dürften sie aber wohl eher nicht. ZEIT

Die Kluft vermessen, aber nicht überwunden Für Claudia Roth, eine Woche noch Vorsitzende der Grünen, ist an diesem Donnerstag „Veggie-Day“. Sie wollte Käsespätzle ordern, als Angela Merkel in der Parlamentarischen Gesellschaft am Berliner Spreebogen zu Tisch bat. Doch die Kanzlerin ließ nur Schnittchen und Kuchen servieren. Der Tafelrunde, die da zusammen saß, lag ohnehin genug anderes schwer im Magen. Stuttgarter Zeitung

Union und Grüne reden doch noch weiter Die Vorzeichen sind nicht die günstigsten. Dennoch wollen Union und Grüne zu zweiten Sondierungsgesprächen zusammenkommen. Doch trotz der Verlängerung stehen die Zeichen in der Regierungsbildung weiter auf eine Neuauflage von Schwarz-Rot. Berliner Zeitung

Ring frei für Runde zwei Die Union hält sich alle Türen offen: am Dienstag gibt es ein zweites Sondierungsgespräch mit den Grünen. Doch sollte es tatsächlich zu einer Koalition kommen, könnte den Grünen das Schicksal der FDP drohen. Wirtschaftswoche

Schwarz-grüne Annäherung Die Grünen befinden sich in einer Umbruchphase. Es gibt auch viele Knackpunkte. Ob Schwarz-Grün klappt, weiß man aber erst, wenn man es gewagt hat. Die CDU ist weiter. Aber den Grünen und der CSU fehlt der Mut. Statt die Gemeinsamkeiten auszuloten, redet man früh die Chancen herunter. WAZ

Jetzt mal im Ernst Im Grunde war die schwarz-grüne Sondierung gescheitert, bevor sie begonnen hatte. Erst wollte CSU-Chef Horst Seehofer sich mit dem Grünen Jürgen Trittin nicht an einen Tisch setzen, dann legte dieser der Union einen Forderungskatalog vor, den diese nur als Zumutung empfinden konnte. Nordwest Zeitung

Grüne auf Irrwegen In ihrem Wahlprogramm fordern die Grünen Steuererhöhungen. Seit der Wahl wollen die Realos davon nichts mehr wissen. Für die Partei ist das existenzgefährdend. stern

Die neue Taktik der Säusel-Sozis An der Steuerfrage entscheidet sich, welche Regierung wir bekommen. Die SPD signalisiert, von ihren Wahlkampf-Forderungen abzurücken. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. ZEIT

Von Querschlägern und Preistreibern Die Sondierungen haben begonnen. Und wie bei allen Verhandlungen gibt es rund um die geheimen Treffen Menschen, die eine bestimmte Rolle übernehmen: die Stillen und die Querschläger, die Ermöglicher und die Beschwichtiger. Eine kleine Typologie anlässlich des ersten Sondierungstreffens von Schwarzen und Grünen. Süddeutsche Zeitung

Mittelstand fürchtet Koalitionsverhandlungen Viele deutsche Mittelständler steuern inzwischen reaktionsschnell und erfolgreich durch den fragilen Miniaufschwung in Europa. Jetzt bereitet ihnen der Ausgang der Berliner Koalitionsverhandlungen größere Sorgen als die Euro-Krise manager magazin

Bistum Limburg

Lehrstück Limburg Im Bistum Limburg zeigt sich, wie leicht es ist, selbst strengste Vorschriften über die Vermögensverwaltung zu unterlaufen, indem Kontrollinstanzen eliminiert oder gefügig gemacht werden. Die organisierte Unverantwortlichkeit muss ein Ende haben. FAZ

Wie kann ein Gottesmann so ahnungslos sein? Papst Franziskus will die Kirche an Haupt und Gliedern reformieren und eine neue Demut leben. Da kommt ihm der ahnungslose und unempfindliche Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in die Quere. Die Welt

Nicht von dieser Welt Zur „Entweltlichung“ hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. seine Kirche aufgerufen, und der Bischof von Limburg kommt dem in ganz eigener Weise nach: Franz-Peter Tebartz-van Elst lebt offensichtlich in seiner eigenen Welt, die nichts mit der Welt zu tun hat, die seine Mitmenschen wahrnehmen. Nur so ist die Ausdauer zu erklären, mit der er seine Rolle in einer Tragikomödie spielt, unter der die katholische Kirche in ganz Deutschland leidet. Bonner General-Anzeiger

Ultimatum für den Skandal-Bischof Robert Zollitsch stellt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz den Limburger Geistlichen indirekt vor eine heikle Wahl: Entweder, Tebartz-van Elst geht – oder Zollitsch geht zum Papst. Sieben Tage bleiben dem Skandal-Bischof jetzt, seine Dinge zu klären. Süddeutsche Zeitung

Zeit für Tebartz-van Elst läuft ab Erzbischof Zollitsch ist ein höflicher Mann. Er forderte seinen Glaubensbruder Tebartz-van Elst nicht offen zum Rücktritt auf. Aber verklausuliert. Faktisch hat der Limburger nur noch eine Woche. stern

Der Bischof ist unglaubwürdig Der Limburger Bischof ist nun endgültig zu einer Belastung für die katholische Kirche geworden, und zwar nicht nur für die deutsche. Augsburger Allgemeine

Die Kirche und das Geld In Deutschland steht der Limburger Bischof Tebartz-van Elst in der Kritik. Im Vatikan soll derweil der deutsche Finanzexperte Ernst von Freyberg das skandalumwitterte Geldinstitut der Päpste sanieren. Ein Himmelfahrtskommando. manager magazin

USA

Das Ende der Welt, wie wir sie kennen Sollten die Republikaner die USA jetzt oder in einigen Wochen tatsächlich in die Zahlungsunfähigkeit schicken, dann wäre das nicht nur ein amerikanisches Problem. Die globale Ökonomie stünde vor einem riesigen Crash. Berliner Zeitung

Uneinige Staaten Einmal angenommen, Amerikas politische Klasse kommt nun wirklich zur Besinnung und beendet die x-te Wiederauflage des Kampfes um den Staatshaushalt – gewonnen ist damit nicht viel. Die Republikaner sind zwar gestern massiv eingeknickt. Aber sie haben sich nicht ergeben. Nach dem Duell ist in den Uneinigsten Staaten von Amerika vor dem Duell. Bonner General-Anzeiger

Verfrühter Jubel Sechs Wochen Aufschub, bis die USA ihre Schuldenobergrenze erreichen; die Finanzierung der Regierungsgeschäfte wird weiter verwehrt: So sieht der „große Wurf“ aus, den die Republikaner am Donnerstag vor ihrem Treffen mit US-Präsident Barack Obama präsentiert haben. Börsen-Zeitung

„Ami-Land“ ist abgebrannt Die USA stehen mit 16,7 Billionen Dollar Schulden kurz vor der offiziellen Pleite. Keine neue Situation – doch eine mit bisher völlig gegensätzlichen Auswirkungen auf die Börsen. Was die Geschichte Anleger lehren sollte. Handelsblatt

Chinas Hinterhof Militärisch und politisch können die Vereinigten Staaten China im Pazifikraum vielleicht Paroli bieten. Das wirtschaftliche Wettrüsten kann Washington aber nicht gewinnen. FAZ

Obama to GOP: ‚What’s it going to take?‘ POLITICO

Libyen

Offenes Waffenlager Libyen versinkt immer mehr im Chaos. Stammesmilizen haben das Sagen. Militante Islamisten und Schleuserbanden treiben ihr Unwesen. Nicht nur die Libyer haben Grund, auf ein Wunder zu hoffen. FAZ

Verschleppt im Land der Gesetzeslosigkeit Morgens gekidnappt, mittags wieder frei: Die Entführung von Premier Seidan offenbart, wie prekär die Sicherheitslage in Libyen ist. Die Regierung bringt Milizen und Al-Qaida-Sympathisanten nicht unter Kontrolle und muss zusehen, wie ihr Land zur Drehscheibe des Waffenschmuggels wird. Süddeutsche Zeitung

Milizen stürzen Libyen ins Chaos In Libyen sind die Milizen längst mächtiger als die Regierung. Neuer Beleg dafür ist die spektakuläre Entführung von Ministerpräsident Seidan. Nato-Experten haben die Hoffnung auf eine stabile Demokratie in dem ölreichen Land bereits aufgegeben. SPIEGEL

Traumtänzerei Die Entführung des libyschen Ministerpräsidenten Ali Seidan ist mehr als ein Indiz für Chaos im Land. Sie ist ein Beweis für das Scheitern westlicher Politik. Nordwest Zeitung

Der Westen muss handeln Die Situation in Libyen erinnert an Somalia, wo der Aufstand gegen den Diktator an der Spitze des Landes in einen Bürgerkrieg mündete. Badische Zeitung

Blitzer-Marathon

Verkehrskontrollen retten Leben Die massenhafte Tempokontrolle wurde im Vorfeld viel kritisiert. Doch was ist so schlimm daran, dass die Polizei auf die Einhaltung von Tempolimits pocht? Schließlich ist Raserei die häufigste Todesursache im Straßenverkehr. Tagesspiegel

Karikatur einer Kontrolle Der Führerschein und der Waffenschein sind Verwandte: Wer in Deutschland ein Auto führt, schätzt das Risiko genauso gering ein wie derjenige, der in den USA eine Knarre im Hosenbund hat. Die Freiheit des Autofahrens einzuschränken, gilt hierzulande als politischer Selbstmord. Deshalb ist der Blitzer-Marathon der Polizei keine Abzocke, sondern eine Farce. Süddeutsche Zeitung

Berlin blitzt und funkelt Schwerer zu ergründen ist die Motivlage der Polizei, auf derart demonstrative Art auf den Entwicklungsstand der Überwachungstechnik aufmerksam zu machen. Gut, wenn es dann auch noch der Verkehrssicherheit dient. Berliner Zeitung

Deutsche Huffington Post

„Huffington Post“ startet mit Unions-Bloggern Die „Huffington Post“ gilt in den USA als linksliberales Gegengewicht zu Medien wie „Fox News“. Die am Donnerstag gestartete deutsche Ausgabe zeichnet sich bislang eher durch eine gewisse Nähe zur Union aus. SPIEGEL

Start mit vielen Ausrufezeichen Lies mich! Mit reißerischer Aufmachung ist der deutsche Ableger des Nachrichtenportals „Huffington Post“ online gegangen. Die Macher haben große Ambitionen. Sie müssen aber noch zeigen, dass ihr Geschäftsmodell trägt. Handelsblatt

Die Huffpo ist da! KLICKT ENDLICH! Die Deutschland-Ausgabe der Huffington Post ist online gegangen. Sie setzt auf Atemlosigkeit, Gratis-Inhalte und soziale Netzwerke. Berliner Zeitung

Da schreien die Ausrufezeichen!! Sie soll die deutsche Medienlandschaft revolutionieren. Nun ist die deutsche „Huffington Post“ online – mit viel Halbprominenz und Herumgemeine. ZEIT

Aufmerksamkeit als Honorar Am Donnerstagmorgen um 10.10 Uhr startet die deutsche Ausgabe der „Huffington Post“ mit vorerst 15 Mitarbeitern. Zwischen Gegnern und Befürwortern des Modells der kostenlosen Internetzeitung verläuft ein tiefer Graben. Kölner Stadt-Anzeiger

Über Tarif Als Herausgeber der deutschen „Huffington Post“ verdient Cherno Jobatey echtes Geld. Davon können die unbezahlten Blogger des amerikanischen Online-Magazins nur träumen. FAZ

Es gilt das Grundgesetz der Gratiskultur Der Start der deutschen Ausgabe der „Huffington Post“ zeigt: Aufmerksamkeit heißt die neue Währung, Selbstausbeutung ist das Prinzip. Wirklicher Journalismus ist das nicht. Tagesspiegel

Die Moderne ist unsentimental Tante Emmas Laden und die gedruckte Zeitung haben einiges gemeinsam – zum Beispiel die Existenzkrise. Frankfurter Rundschau

…one more thing!

Irlands Aufschwung erreicht nicht die ländlichen Regionen Kurz bevor Irland das internationale Rettungsprogramm verlässt und sich auf seine Rückkehr an die Kapitalmärkte vorbereitet, gibt es immer mehr Anzeichen für einen zarten Wiederaufschwung. Allerdings verzeichnen nicht alle Gegenden des Landes ein solches Wirtschaftswachstum. Während die Städte Irlands nach und nach wieder auf die Beine kommen, rutschen die ländlichen Gebiete immer tiefer in die Rezession. Financial Times London

Leitartikel

Vertraute Partner Weder Merkel im Bund noch Bouffier in Hessen wollen vor den Entscheidungen der nächsten Legislaturperiode die Kontrolle verlieren. Deshalb spricht alles für eine große Koalition – und gegen ein Experiment mit den Grünen. FAZ

Fortschritt auf Katholisch Das nahe Aus für den Bischof Tebartz-van Elst und die Reformen der Freiburger Katholiken gehen beide auf Impulse des neuen Papstes zurück. Für Franziskus ist diese Macht auch eine Bürde. Frankfurter Rundschau

Katastrophe für die Kirche in Deutschland Wird sich der Limburger Bischof rechtlich gegen den drohenden Strafbefehl wehren? Passen würde es zu den bizarren Wendungen des Skandals. Doch selbst wenn juristisch bald alles vorbei wäre: Die Affäre hat die katholische Kirche in Deutschland stark beschädigt. Süddeutsche Zeitung

Beten für den Bischof? Als Katholik habe ich schon als Kind für meinen Bischof gebetet. BILD

Washingtons Kulturkampf Politische Blockade in den USA: Republikaner und Demokraten verbeißen sich in ihrem Rigorismus. Dabei läge die Lösung des Haushaltsstreits in der Mitte beider Politikansätze – und damit im Kompromiss Die Welt

Für eine neue Flüchtlingspolitik Die deutsche und erst recht die europäische Einwanderungspolitik ist ein einziges Flickwerk – mit verheerenden, ja tödlichen Konsequenzen. In diesem wichtigen Politikfeld stehen Anforderungen und Annahmen scheinbar widersprüchlich und unversöhnlich nebeneinander – dabei bilden sie in Wahrheit zwei Seiten einer einzigen Medaille. AZ München

The gated globe Governments are putting up impediments to globalisation. It is time for a fresh wave of liberalisation Economist

Dealing With Default There are no good choices if we hit that debt ceiling. Which bad choice would do the least harm? New York Times

Boehner is playing to win He is strengthening his position. Washington Post

The way out The two parties can deal, if Obama will let them. Washington Post

Col. Manners on the Etiquette of War and Surveillance Dear Abby he’s not. Mother Jones