Schwarz-Grün, Linke, Bayern, Flüchtlinge, US-Fed, US-Shutdown & Bistum Limburg

Schwarz-grüner Feldversuch Die Gräben zwischen Grünen und Union sind nicht mehr unüberwindbar. Gemessen an Ministerien käme die Union mit den Grünen günstiger weg als mit der SPD. Die Vorbehalte sind wohl eher ideologischer Natur. FAZ

Grüne könnten bürgerfeindliche Politik beenden Auch wenn die Zeit für Schwarz-Grün noch nicht reif ist – die Umweltpartei sollte schon jetzt ihre Freiheitsideale betonen. Die Grünen müssen zum Garanten von Grundrechten und Rechtsstaatlichkeit werden. Frankfurter Rundschau

Keine Spielchen, bitte! Die Welt hat sich verändert. Grüne tragen jetzt Anzüge. Und nicht nur das ist gut so! Hat Schwarz-Grün eine Chance? BILD

Wenn der Mumm fehlt Womöglich begehen beide Seiten einen strategischen Fehler. Badische Zeitung

Schwarz und Grün verharren am warmen Ofen Schwarze und Grüne werden wohl auch dieses Mal ihre Chance auf eine Koalition verstreichen lassen. Vielleicht ist sie dann für immer dahin. Tagesspiegel

An den Ufern liegt die Wurzel begraben Die neue Spitze der Grünen-Fraktion zeigt vor allem eines: die Stärke der Linken – und die Schwäche der Realos. Und so geht es an diesem Donnerstag in die Sondierung mit der Union. FAZ

Neue Grüne, alte Gräben Das neue Spitzenduo der Grünen im Bundestag schießt sich bei seinem ersten Auftritt vor der Hauptstadtpresse auf die CSU ein. Katrin Göring-Eckardt und Toni Hofreiter ziehen so viele Grenzlinien, dass ihr Sondierungsgespräch mit der Union am Donnerstag wie eine Farce erscheint. Süddeutsche Zeitung

Schwarz-Grün? Eher nicht. Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter beschwören beim ersten gemeinsamen Auftritt die „Inhalte“. Dabei fremdeln sie untereinander – und mit Schwarz-Grün. stern

Wege einer Wandlungsfähigen Die Grünen haben es nicht geschafft, bürgerliche Wähler anzusprechen. Das lag auch daran, dass Spitzenkandidatin Göring-Eckardt Töne angeschlagen hat, die Gregor Gysi zur Ehre gereicht hätten. Umso erstaunlicher ist nun ihre Wahl zur Fraktionschefin. Für die fragile innergrüne Statik ist das nicht ungefährlich. Süddeutsche Zeitung

Linke

„Ich habe kein Verfallsdatum“ Gregor Gysi bleibt Fraktionsvorsitzender, Sahra Wagenknecht wird ganz allein „erste Stellvertreterin“ – das war schon vor der Abstimmung klar. Doch die Linke will es spannend machen und verschanzt sich stundenlang im Sitzungssaal. Am Ende steht ein großes Versprechen. Süddeutsche Zeitung

Gregor Gysis langer Lauf zu sich selbst Die Linkspartei hat Gregor Gysi als alleinigen Fraktionschef bestätigt. Bei der Rolle als möglicher Oppositionsführer orientiert sich Gysi an Joschka Fischer. ZEIT

Du sollst keine Wagenknecht neben Gysi haben Schon einmal war die Linksfraktion in „Hass“ entzweit. Ganz so schlimm ist es jetzt nicht. Doch nach wie vor duldet Gregor Gysi niemanden neben sich – selbst zum Preis, alte Gräben wieder aufzureißen. stern

Das Ende der ewigen Opposition Die SPD unverdrossen als Hauptgegner zu traktieren, und insgeheim auf Rot-Rot-Grün 2017 zu hoffen, ist töricht. Die Linkspartei braucht eine kluge Strategie. taz

Die Linke reißt sich am Riemen Gregor Gysi hat einmal mehr Druck auf seine Partei ausgeübt. Sehr zum Ärger von Sahra Wagenknecht. Aber die Fundamentalisten in der Partei haben Langmut und Klugheit bewiesen. Berliner Zeitung

Ein wenig Verfassungsfeind ist jetzt okay Durchaus nachvollziehbar, dass die Beobachtung des Linken-Politikers Bodo Ramelow durch den Verfassungsschutz grundgesetzwidrig war. Die ulkige Begründung der Karlsruher Richter aber wirft Fragen auf Die Welt

Für das freie Mandat Die Überwachung von Bodo Ramelow ist nicht rechtens, hat das Bundesverfassungsgericht entschieden. Es ist gut, dass damit die Freiheit des Mandats noch einmal gestärkt wurde. FAZ

Die Linke – eine normale Partei Die Linkspartei wird höchstrichterlich in Schutz genommen und avanciert zur drittstärksten Kraft im Bundestag. Das ist Zufall, passt aber zum Gesamtbild: Die Linke hat unter Gregor Gysi jetzt die Chance, eine normale Partei zu werden. WAZ

Die Geheimen verspielen ihr Kapital Der Linken-Politiker Bodo Ramelow wurde zu unrecht bespitzelt, hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt. Es ist nur einer von zahlreichen Belegen dafür, dass die Geheimdienste über die Stränge schlagen. Tagesspiegel

Kein Persilschein Die Interpretation des Verfassungsgerichtsurteils gilt es vom Kopf auf die Füße zu stellen: Natürlich darf der Verfassungsschutz Abgeordnete beobachten. Nur gelten dafür sehr strenge Maßstäbe. Nordwest Zeitung

Bayern

Von Seehofer I zu Seehofer II In Bayern kann die CSU die Freuden der absoluten Mehrheit auskosten. Ihre Regierungsbildung läuft ohne lästigen Koalitionspartner wie ein Uhrwerk. FAZ

Die Ein-Mann-Doppelspitze verteilt die Macht Was passiert, wenn sich der kraftmeiernde Horst und der gütige Herr Seehofer auf ein Kabinett einigen müssen? Das Ergebnis hat Bayerns Ministerpräsident mit dem gespaltenen Charakter präsentiert: Eine Mischung aus mutlosen Personalentscheidungen und dynamischen Veränderungen. Vor allem aber offenbart die neue Regierung ein Problem der CSU. Süddeutsche Zeitung

Die üblichen Erbverdächtigen Das Rennen um die Nachfolge Horst Seehofers kann beginnen. Ilse Aigner müsste nur noch ein Adjektiv abwerfen. FAZ

Seehofers Epoche Bayern braucht selbstbewusste, tatkräftige und kreative Minister, keine Ja-Sager, die hinter dem Chef Horst Seehofer in Deckung gehen. Darauf wird sich die CSU konzentrieren müssen. Augsburger Allgemeine

Flüchtlinge

Umdenken nach der Katastrophe „Das Mittelmeer darf nicht weiter Massengrab sein“: Vor dem Sondierungsgspräch mit den Grünen fordert die CDU mehr Schutz für Flüchtlinge. Parteivize Laschet und Staatsministerin Böhmer verlangen nach der Katastrophe von Lampedusa Änderungen bei der Grenzschutzagentur Frontex. Die rot-grüne Kritik hält Laschet für „unangemessen“ – und erinnert an Ex-Innenminister Schily. Süddeutsche Zeitung

Die falschen Humanisten in der Flüchtlingsdebatte Berufsmoralisten werfen der Europäischen Union gern Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen vor, sie reden von einer „Festung Europa 2.0“. Die Empörung der Gerechten aber ist einseitig. Die Welt

Lampedusa verdient den Friedensnobelpreis Der italienische Wallraff Fabrizio Gatti hat sich als arabischer Flüchtling ausgegeben und erklärt nun, warum die Einwohner Lampedusas, deren Insel zum Symbol der europäischen Einwanderungspolitik geworden ist, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden sollten. Le Monde Paris

US-Fed

Janet Yellen will mit der Fed allen Amerikanern helfen Präsident Obama hat Janet Yellen für den Vorsitz der amerikanischen Zentralbank Fed nominiert. „Die amerikanischen Arbeiter und Familien werden in Janet einen Sachwalter ihrer Interessen haben“, sagte Obama. Die Fed könnte noch in diesem Jahr ihre Anleihekäufe verringern. FAZ

Die Surferin auf der Dollar-Welle Nullzins, milliardenschwere Anleihekäufe: Die künftige Fed-Chefin Janet Yellen ist eine Verfechterin der Politik des billigen Geldes. Nun muss ausgerechnet sie die US-Notenbank in die Normalität zurückführen. Handelsblatt

Konsenskandidatin Mit Vice Chairman Janet Yellen ist die Favoritin auf die Nachfolge Ben Bernankes letztlich auch nominiert worden. Allerdings hat Präsident Barack Obama lange gesucht, ehe er sich von Parteifreunden und Yellens Anhängern hat überzeugen lassen. Börsen-Zeitung

Gefährliche Kontinuität Die Bernanke-Nachfolgerin Janet Yellen ist eine erfahrene Zentralbankerin und passionierte Ökonomin. Yellen gilt aber auch als Architektin der äusserst lockeren Geldpolitik des Fed. Die birgt Risiken. NZZ

Mrs. Moneymaker Amerikas Präsident Obama hat Janet Yellen für die Spitze der wichtigsten Zentralbank der Welt vorgeschlagen. Wer ist sie? Ein Porträt der wohl bald mächtigsten Frau der Vereinigten Staaten. FAZ

The Most Powerful Woman in World History Queen Victoria presided over a five-continent empire. That’s nothing compared to the influence Janet Yellen will have if she’s confirmed as Fed chair. The Atlantic

US-Shutdown

Martialisches Vokabular „Brandstifter“, „Geiselnehmer“, „Dschihad“: Republikaner und Demokraten gehen im US-Haushaltsstreit mit derartig martialischen Begriffen aufeinander los, dass das Ganze längst an den Anti-Terror-Krieg erinnert. Ein Wörterbuch zur Budgetkrise. Süddeutsche Zeitung

„Wie eine Atombombe“ Den USA droht der Bankrott – doch wie schlimm wäre das wirklich? Weil die Folgen niemand absehen kann, sind die Prophezeiungen umso düsterer. Starinvestor Warren Buffett zog gar Parallelen zu Massenvernichtungswaffen. Handelsblatt

The Self-Sabotage of Small-Government Republicans The wrong time to pick a fight, and the wrong fight to pick. The Atlantic

Dear Mr President: Dodges for the U.S. debt ceiling Political gridlock is slowly heightening concern that the United States may not pay its creditors on time. Breakingviews imagines an economist’s suggestions to the U.S. president on how to limit the market fallout if an accord can’t be reached soon enough. Breakingviews

Mitch McConnell, Senate GOP search for way out POLITICO

Limburger Skandal

Dieser Bau-Bischof ist nicht mehr zu halten Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst brauchte es ganz groß. Zu groß für die katholische Kirche. Zieht er nicht selbst seine Konsequenzen, wird er gehen müssen. Er passt nicht zu den Ideen des Papstes. Die Welt

Bischof verteidigt hohe Baukosten Der Druck auf Franz-Peter Tebartz-van Elst wächst. Im Vatikan werden Rücktrittsforderungen laut. Auch die Präsidentin der Diözesanversammlung sieht für den Bischof keine Zukunft mehr in Limburg. Nun meldet sich Tebartz-van Elst erstmals selbst zu Wort. FAZ

Limburger Trauerspiel Erste-Klasse-Flüge, zig Millionen für einen überdimensionierten Bischofssitz, arroganter Führungsstil – die Art, wie Franz-Peter Tebartz-van Elst sein Amt ausfüllt, passt so gar nicht zu dem bescheidenen Stil, wie ihn der Papst in Rom vorlebt. WAZ

Papst muss ein Machtwort sprechen Bis heute verweigert sich der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in fast beängstigender Weise der Realität. Der Geistliche hat nicht erkannt, dass es genug ist. Der Papst muss es ihm sagen. Kölner Stadt-Anzeiger

…one more thing!

Putin-Kritiker muss in Psychiatrie „Mit diesem Urteil wird zum ersten Mal seit der Sowjetzeit die Psychiatrie für politische Ziele eingesetzt“: Der russische Regierungskritiker Michail Kossenko wird zwangsbehandelt. Der 38-Jährige leidet an leichter Schizophrenie – Mediziner sind über die Entscheidung entsetzt. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Wie grün wird Schwarz? Heute sondieren Union und Grüne, ob sie künftig gemeinsam die Bundesregierung bilden wollen. Die alten Gräben sind längst zugeschüttet – das ist nicht nur eine gute Nachricht Die Welt

Ramelow – Sieg über die übereifrigen Versager Wo es zwingend nötig ist, da handeln Verfassungsschützer nicht. Wo es überflüssig ist, mühen sie sich geschichtsblind ab. Sie müssen endlich aus den Fehlern lernen. Frankfurter Rundschau

Der Hohn gegenüber der FDP ist erbärmlich Die Wähler haben die FDP abgewählt, die Medien und ein Teil des Publikums versuchen, sie hinzurichten. BILD

Es war der Zeitgeist! Die Grünen und jetzt auch „Pro Familia“ schieben ihre Sorglosigkeit gegenüber Pädophilie auf den Zeitgeist. Immerhin: Daraus spricht revolutionäre Scham. FAZ

Sonst feuert ihn Franziskus Protzig, abgehoben, uneinsichtig: Der umstrittene Bischof Tebartz-van Elst dürfte sich kaum halten können – weil er gegen die bescheidene Linie des Papstes verstößt. ZEIT

Eine Tür ist aufgestoßen Die katholische Kirche hat sich schuldig gemacht an den Paaren, die sich in ihrer zweiten Ehe als Christen zweiter Klasse fühlen mussten. Die Handreichung des Erzbistum Freiburg ist nicht sensationell, sondern nur die Begradigung nicht mehr haltbarer Fronten. Doch vielleicht löst die neue Regel eine Debatte aus. Süddeutsche Zeitung

Erbärmlich und selbstgefällig Am Freitag wird wieder der Friedensnobelpreis verliehen – zuletzt ging er an die Europäische Union. Heute, ein Jahr später, stellt sich die Frage, ob sie ihn wirklich verdient hatte. Tagesspiegel

Amerika, der neue Schwächling der Weltpolitik? Wahre Macht hat, wer seine Drohungen nicht ausführen muss. Das gilt für die USA bei Syrien und beim Iran. Sie werden jetzt wegen des Shutdown unterschätzt. ZEIT

Müde Piloten? Dienstdruck? Sicherheit geht vor!Über die Arbeitszeiten im Flugzeug und das fehlende Verständnis der Öffentlichkeit. AZ München

Europe’s Crisis Response Is Showing Results An accelerating economic recovery should make our objectives easier to achieve. It should not make us lose sight of them. Wall Street Journal