Souveränität des Chancenlosen Zwei Tage nach Kanzlerin Merkels Adoptionsrechts-Debakel legt Herausforderer Steinbrück einen hochentspannten Auftritt in der ARD-Wahlarena hin. Ob Steuern, Leiharbeit oder die Hebesatzpolitik eines Kleinstadt-Bürgermeisters, Steinbrück hat seine Themen fest im Griff. Eine Antwort bleibt er allerdings schuldig. Süddeutsche Zeitung
Wohl dem Land, das solche Wähler hat In der ARD-„Wahlarena“ stellt sich Peer Steinbrück den Fragen der Wähler. Das ist unterhaltsam, auch wenn der Kandidat manchmal keine Antwort weiß. FAZ
Igel Peer greift an SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück kämpft in der ARD-Wahlarena seinen letzten großen Kampf vor der Bundestagswahl. Die meisten Punkte holt er aber erst, als die Kameras ausgeschaltet sind. Handelsblatt
Peer, die „coole Sau“ SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nach dem TV-Duell mit Angela Merkel als „coole Sau“ gelobt. Die gab Steinbrück auch in der ARD-„Wahlarena“. stern
Bei der ersten Frage war Steinbrück baff Da war Peer Steinbrück baff. Schon mit der ersten Frage brachte ihn ein Zuschauer in der ARD-Wahlarena aus der Fassung. Doch danach lief es besser für den SPD-Kanzlerkandidaten. Er sprach Klartext, erntete Applaus – wirkte aber auch deutlich technokratischer als die Kanzlerin bei ihrem Auftritt am Montag. Rheinische Post
Steinbrück punktet Nach einem leicht hektisch geratenen Beginn geht SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in der ARD-Wahlarena frei und engagiert auf die Fragen des Publikums ein. Sein Schwerpunkt sind die Sachthemen. Auf wohlfeine Antworten verzichtet er. Berliner Zeitung
CDU schließt Bündnis mit Euro-Gegnern aus Die eurokritische „Alternative für Deutschland“ traut sich den Einzug in den Bundestag zu – ihr Chef bringt sogar ein Dreierbündnis mit Schwarz-Gelb ins Spiel. Nach anfänglichem Zögern hat CDU-Generalsekretär Gröhe jetzt auf die Offerte reagiert. Süddeutsche Zeitung
Für die Pflege wollen alle Parteien mehr Geld ausgeben Die Zahl der Pflegefälle in Deutschland steigt. Alle Parteien wollen darauf reagieren und mehr Geld ausgeben. Es gibt allerdings Unterschiede bei der Frage, woher es kommen soll. FAZ
Grüne erfasst der „spätrömische Dekadenz“-Effekt Der freie Fall in den Umfragen ist die Quittung für grünen Hochmut. Wähler wollen keine Steuererhöhung, kein „Du-Du-Du“ auf Plakaten und schon gar keinen Veggie-Day. Die Grünen haben Grund zur Angst. Die Welt
Wie die Grünen ihr eigenes Grab schaufeln Die Umfragewerte der Grünen sind im Keller: Nur noch neun Prozent der Bürger stehen hinter der Partei. Schuld daran trägt sie selbst. stern
Wie die Wähler die AfD zur Protestpartei machen Die AfD will keine Protestpartei sein – doch am Ende könnten die Wähler sie dazu machen. Denn das Gefühl der Ohnmacht ist groß in diesem Wahlkampf. Sollte die AfD erfolgreich sein, könnte am Ende auch die Stigmatisierung durch die politische Konkurrenz dafür verantwortlich sein. Tagesspiegel
So gehen Sie den Spitzenkandidaten (nicht) aus dem Weg Ihre Terminkalender sind voll: Merkel, Steinbrück und die anderen Wahlkämpfer eilen von Marktplatz zu Marktplatz. Unsere Grafik zeigt, wo Sie die Kandidaten treffen können – oder vom politischen Zirkus verschont bleiben. Handelsblatt
Pippi und das Kanzleramt Kürzlich überraschte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles mit einer Gesangseinlage im Bundestag. Sie trällerte „Ich mach mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt“ von Pippi Langstrumpf – und meinte damit die Kanzlerin. Jetzt hat die Episode ein nicht minder skurriles Nachspiel: Laut einer offiziellen Anwort ist die Bundesregierung stolz auf den Vergleich. Süddeutsche Zeitung
Geht wählen! In Zeiten zunehmender Parteienverachtung und falsch verstandenem Individualismus gilt es offenbar als cool, zum Wahlboykott aufzurufen. Statt Politikmüdigkeit zu pflegen, sollten Künstler gegen die verbreitete Wahlunlust ihre Stimme erheben. Frankfurter Rundschau
Bayern
Mia san mia – und uns kann keiner was Bayern geht es gut. Doch ist das wirklich das Verdienst der Regierung unter Horst Seehofer? Gescheiterte Rettungsversuche strauchelnder Unternehmen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Regentschaft der CSU. FAZ
„Es gibt nichts schönzureden“ Der fränkische CSU-Landtagskandidat Jürgen Baumgärtner hat eine heikle Vergangenheit: Als Jugendlicher war er Rechtsextremist. Im Interview erzählt er, was ihn an der Szene faszinierte, warum er Spaß am Provozieren hatte – und wie er den Ausstieg geschafft hat. Süddeutsche Zeitung
Zehn Dinge, die Sie noch nicht über Christian Ude wussten Das Geheimnis des Schnauzers, warum er als Koch nicht geeignet ist – und mit wem er schon als Kind gerne kuschelte: Über Christian Ude, Oberbürgermeister und SPD-Kandidat für den Ministerpräsidenten-Posten, gibt es auch jenseits von Politik und Rathaus einiges zu erfahren. Eine Annäherung in Bildern. Süddeutsche Zeitung
Europa
Verteidiger in eigener Sache „Nicht jedes Problem erfordert eine europäische Lösung“: Bei seiner letzten großen Rede vor der Europawahl lobt Kommissionschef Manuel Barroso vor allem eines: die eigene Arbeit. Süddeutsche Zeitung
Arrogant, dominant, autoritär Handelt Deutschland in Europa eher als pragmatischer Retter oder machthungriger Peiniger? Mehr als 7000 Leser von „Le Monde“, „The Guardian“, „El País“ und „La Stampa“ haben online ihre Gedanken über Deutschland und Angela Merkel mitgeteilt. Die Tendenz: Je südlicher das Land, umso harscher die Meinungen. Süddeutsche Zeitung
Reden gegen die Wand? EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat heute seine Rede zur Lage der Europäischen Union gehalten, doch das Interesse dafür wird wie üblich gering sein. Merkwürdig, findet Hendrik Vos, nimmt Europa doch einen immer wichtigeren Platz in unserem Leben ein. De Standaard Brüssel
Syrien
Friedrichs schwache Geste Den Gräueln in Syrien Einhalt gebieten, aber bitte ohne uns. Das war bisher die Haltung Deutschlands. Jetzt begrüßt Innnenminster Friedrich doch noch die ersten Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland, immerhin. Doch die Begrenzung auf wenige Tausend Menschen nimmt der großen Geste die Wirkung. Süddeutsche Zeitung
Raus aus der Tragödie Eine Zahl: 5000. Sie steht für Statistik und Nothilfe zugleich. 5000 Flüchtlinge aus Syrien will Deutschland aus dem vom Bürgerkrieg schwer gezeichneten und in Teilen komplett zerstörten Land aufnehmen. Das ist – gemessen an der syrischen Tragödie – ein kleiner Beitrag für ein reiches Land wie Deutschland. Aber immerhin: Das Tor ist endlich auf. Bonner General-Anzeiger
Wahlkampf mit Flüchtlingen 107 von geschätzten zwei Millionen Menschen, die inzwischen aus Syrien geflohen sind, kamen am Mittwoch in Deutschland an. Der kleinliche Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen, den sich Regierung und Opposition hierzulande liefern, ist angesichts der Tragödie in dem Bürgerkriegs-Land beschämend. WAZ
Fluchthelfer vor Gericht Sie sollen Hunderte Syrer nach Deutschland geschleust haben: In Essen stehen sechs Männer vor Gericht, die von syrischstämmigen Bürgern Geld bekommen haben sollen, um die Flucht ihrer Verwandten zu organisieren. Doch sie passen nicht so recht ins Klischee. Süddeutsche Zeitung
Eine fast unerfüllbare Mission Der Versuch, die Chemiewaffen des syrischen Regimes unter internationale Kontrolle zu stellen, wäre mit vielen Gefahren verbunden. Vor allem weil nicht bekannt ist, ob die Waffen bereits scharf sind. FAZ
Wie Russland den Schurken glücklich gemacht hat Alle im Westen sind erleichtert, dass es zunächst zu keinem Angriff auf Syrien kommt. Jetzt beginnt wie beim Irak das Katz-und-Maus-Spiel um eine UN-Resolution. ZEIT
Syrien-Politik mit Widersprüchen Die USA möchten nicht mehr Weltpolizist sein. Das ist nach Obamas Rede klar. Doch die Widersprüche hat er nicht aufgelöst. Sterben 100.000 Syrier durch Geschosse, ist es den USA egal, sterben tausend durch Gas, greift Amerika ein. Süddeutsche Zeitung
Unlösbare Widersprüche Die Zweifel an Obamas Führungswillen sind nach der jüngsten diplomatischen Volte im Syrien-Konflikt nicht kleiner geworden. Amerika sieht er nicht als „Weltpolizisten“. Aber es ist bittere Ironie, dass Komplizen der Täter sich heute als Vermittler aufführen. FAZ
In größter Not machte Obama das Richtige Der Präsident wirkt wie ein Tourist, der sich in der fremden Stadt verirrt und am Ende, verzweifelt und vom Zufall geführt, vor seinem Hotel landet. Es war blanke Not, die ihn das Richtige tun ließ. Die Welt
Wie Obama im Fall Syrien versagt Was sich Barack Obama zu Syrien leistet, gehört zu den Tiefpunkten seiner Außenpolitik. Erst kündigt er Militärschläge als Antwort auf den Chemiewaffeneinsatz an, dann greift er erleichtert nach dem Strohhalm Wladimir Putins. Inzwischen klaffen Worte und Taten bei ihm weit auseinander. Tagesspiegel
Obama auf Zickzackkurs Die russische Initiative zur Giftgas-Abrüstung in Syrien hat nur geringe Aussicht auf Erfolg. Doch für den amerikanischen Präsidenten ist sie ein Rettungsring. NZZ
The Iran Fallacy Seeing Damascus, Thinking Tehran Foreign Affairs
The US with Iran in Syria The eleventh-hour U-turn on America’s push for military strikes against Syria has come against a backdrop of intensifying diplomatic pressure from the international community to avoid escalation of the violence in Syria. And that outcome is not possible without Iran. Project Syndicate
Deutsche Bank
Angst vor Unruhe in der Deutschen Bank Die Deutsche Bank behält ihren Ko-Chef Jürgen Fitschen noch zwei Jahre länger. So bleiben die Führungsverhältnisse noch länger ungeklärt. Jetzt muss eine dauerhafte Lösung gefunden werden. FAZ
Jain braucht Fitschen – noch ein bisschen Jürgen Fitschen soll bis 2017 Chef der Deutschen Bank bleiben. Was zunächst wie eine Niederlage für seinen Co-Chef Anshu Jain aussieht, könnte diesem am Ende den Weg zur angestrebten Alleinherrschaft ebnen. „>SPIEGEL
Deutsche Bank – die Bank der zwei Gesichter Jürgen Fitschen und Anshu Jain führen die Deutsche Bank bis zum Jahr 2017 gemeinsam. Bis dahin muss die Doppelspitze schwere Herausforderungen meistern. Die Schatten der Vergangenheit legen sich auf ihre Erfolgsbilanz. Handelsblatt
Ein alleiniger Chef müsste sich zweiteilen Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat keinen Grund, Jain als alleinigen Chef auszuprobieren. Das Führungsduo hat sich bewährt – und ist die richtige Antwort auf die Herausforderungen des Konzerns. Die Welt
Teamplayer Wenn das der Weg ist, Führungsdebatten zu beenden oder gar nicht erst aufkommen zu lassen, wird der Aufsichtsrat der Deutschen Bank den Vertrag mit Co-Chef Jürgen Fitschen noch oft verlängern müssen. Börsen-Zeitung
Burkini-Urteil
Alltäglicher Anblick Der gemeinsame Schwimmunterricht von Jungen und Mädchen ist keineswegs unerlässlich für die Integration. Doch es geht im Burkini-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts um mehr als bloß ums Schwimmen. Süddeutsche Zeitung
Notwendige Zumutungen Eine muslimische Gymnasiastin scheitert vor dem Bundesverwaltungsgericht mit der Klage auf Befreiung vom Schwimmunterricht. Die Empfindung, der Anblick badehosentragender Jungen sei unerträglich, beruht nicht auf dem Koran, sondern auf der oktroyierten Moral der Eltern des Mädchens. Frankfurter Rundschau
Integrationsauftrag Auch muslimische Schülerinnen müssen am Schwimmunterricht teilnehmen. So hat es das Bundesverwaltungsgericht entschieden. Gut so. Das Grundgesetz schützt zwar die Religionsfreiheit, hat aber auch einen Integrationsauftrag. Und dazu gehört, dass sich religiöse Minderheiten nicht abschotten. FAZ
Willkommen in der Burkini-Republik Schwimmen sollte jeder können. In deutschen Schulen haben es muslimische Mädchen besonders schwer. Unsere Badeanzüge sind zu freizügig. Neopren statt Haut ist die Antwort, weil Dabeisein alles ist. Die Welt
Keine Einbahnstraße Es ist entscheidend, dass – über den Tellerrand einer Schulverwaltungsanordnung hinausschauend – die Frage der Grenze der Religionsfreiheit vom Bundesverfassungsgericht, möglicherweise vom Europäischen Menschenrechtsgerichtshof, geklärt wird. Denn klar ist: Das Problem des Umgangs mit den Ansprüchen religiöser Minderheiten ist – bei Licht besehen – ein länderübergreifendes Problem. Bonner General-Anzeiger
Zwei Urteile mit vielen Gewinnern Manche Menschen haben eine ganz praktische Sicht auf komplizierte Dinge: Gut ist, was funktioniert. Der Richterspruch bedeutet auch, dass eine staatliche Schule nicht dazu gezwungen werden darf, sich einem Glauben zu unterwerfen. An Schulen und an staatlichen Institutionen soll Neutralität herrschen. WAZ
…one more thing!
Auch Chile leidet an einem 11. September Vor 40 Jahre ergriff Augusto Pinochet die Macht in Santiago. Noch heute wird das Land von dem Militärputsch geprägt. Wer genau wissen will, was damals wirklich geschah, muss die Scheuklappen ablegen. Die Welt
Leitartikel
Grüner Niedergang in Umfragewerten Bitter für die Grünen: Noch vor ein paar Monaten galten sie als die strahlenden Umfrage-Sieger, als die eigentlich starke Kraft der Opposition, während die Sozialdemokraten nicht aus dem Quark kamen. Jetzt sind die Grünen eineinhalb Wochen vor der Bundestagswahl auf katastrophale neun Prozent abgestürzt. AZ München
Die Wahl der Steuern Wer hätte das gedacht: Die Hälfte der Steuerpflichtigen zahlt mittlerweile 95 Prozent der gesamten Einkommenssteuer. BILD
Religiöse Vorschriften haben im Unterricht nichts verloren Bildungsauftrag und Integration sind in der Schule wichtiger als die Glaubensvorstellungen einzelner. Gut, dass zwei Urteile diese Sicht gestärkt haben. ZEIT
Zum Erfolg gestolpert Obama gefährdete mit seinem Zickzack-Kurs zu Syrien die Reputation der USA. Sollte jetzt aber die Sicherung von Assads C-Waffen gelingen, könnte sich der Präsident den Friedensnobelpreis verdienen, den er zu früh bekam Die Welt
Abwiegeln, ablenken, kleinreden Auch 100 Tage nach Edward Snowdens Enthüllungen ist nichts passiert. Nichts wurde korrigiert. Weder mit Geld noch mit Technik ist der massiven Überwachung im Internet zu entkommen. Die Bundesregierung, die etwas ändern könnte, ist nur mit Ablenkungsmanövern beschäftigt. Süddeutsche Zeitung
The Trouble With the Osborne Economy In Britain today, there’s too much top-down meddling and no productivity growth. Wall Street Journal