GroKo, Kabinett, Irland, Ukraine & Brandenburg

Die Alchemisten Die Formel der großen Koalition ist endlich komplett. Doch bisher hat nur einer Gold aus Blei machen können: Sigmar Gabriel. Deutschland bekommt eine sozialdemokratisierte Politik mit bürgerlichem Antlitz. Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte gewesen, wenn die SPD dazu nein gesagt hätte. FAZ

Die Kanzlerin will keine Experimente mehr wagen Die Auswahl der Unions-Minister zeigt: Merkel, die einst mit dem Ruf einer Reformpolitikerin ins Kanzleramt strebte, wagt auch in der dritten Amtszeit nichts Neues. Veränderungen will nur die SPD. Die Welt

Merkels neue Macht SPD-Chef in die Kabinettsdisziplin eingebunden, missliebige Unionsleute aussortiert: Mit der schwarz-roten Regierungsbildung sichert sich Merkel frühzeitig nach allen Seiten ab. Ihre neue Macht birgt aber auch Risiken. Handlesblatt

Die SPD wird zur Wirtschaftsmacht Die Sozialdemokraten haben sich zwei der drei Ministerien gesichert, die den größten Einfluss auf Wohl und Wehe der Unternehmen haben – und damit auf den Wohlstand im Land. FAZ

Diese Koalition sucht ihre Meister Sigmar Gabriel muss ein Meisterstück schaffen. Soll es gelingen, muss er die SPD vier Jahre in der Koalition halten, die gefährlich schwierige Energiewende bewerkstelligen und die übrigen SPD-Minister zu Höchstleistungen motivieren. Der Wettstreit um Exzellenz ist eröffnet. Tagesspiegel

Das Frauen-Offensivchen Von der Leyen befehligt eine Männerbastion, Stegner scheitert an der neu entdeckten Frauenquote der SPD: Die Parteien haben begriffen, dass sie weiblicher werden müssen. ZEIT

CSU – die große Verliererin im Koalitionspoker Das Entwicklungshilfeministerium. Aha. Den Verkehrsminister. Toll. Und einen neuen Landwirtschaftsminister, der vorher Innenminister war. Vor kurzem konnte die CSU vor Kraft kaum gehen. Doch jetzt wird die große Politik ohne die Bayern gemacht. Wie die Christsozialen sich das schönreden, ist eine Stoffsammlung fürs Kabarett. Süddeutsche Zeitung

Drei mal Eins macht sehr viel Bayern Die CSU rechnet sich ihre Ressorts Landwirtschaft, Entwicklung und Verkehr schön. Dafür bedarf es höherer und höchster Mathematik. FAZ

Luft nach oben Die große Koalition formiert sich, der Koalitionsvertrag steht, die Ministerien sind zum Teil neu geschnitten, die Personalentscheidungen getroffen. Es wird auch Zeit. Denn in den vergangenen drei Monaten hat sich die deutsche Spitzenpolitik fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Jetzt soll regiert werden. Eine erste Bilanz. Bonner General-Anzeiger

Habemus Groko! Dreh dich nicht um, der Ministerplumpssack geht jetzt rum – und die SPD übernimmt alle ökonomischen Schlüsselressorts. Wer sind die Gewinner und Verlierer der Regierungsbildung? Wirtschaftswoche

Kabinett

Überraschungen im neuen Kabinett Merkel Ursula von der Leyen wird Verteidigungsministerin. Die CSU verzichtet auf ein klassisches Ressort. Und Gabriel feiert den SPD-Mitgliederentscheid als ein „Fest der Demokratie“ FAZ

Überraschend anders Ein Wochenende der Spekulationen und Gerüchte geht zu Ende. Das neue Kabinett ist nun offiziell bestätigt – und es sieht deutlich anders aus als erwartet. ZEIT

Das neue Bundeskabinett – 2:0 Der Niederlage folgte der Sieg in der Sache und jetzt auch noch der Personalerfolg. Wer sich die Zusammensetzung des neuen Kabinetts der großen Koalition anschaut, kommt um den Tatbestand nicht herum: Die SPD hat gleich zweimal gewonnen. Vom fast doppelt so hohen Stimmenanteil der Union ist in dieser Regierung nichts mehr zu sehen. Bonner General-Anzeiger

Gabriel und der Lafontaine-Effekt Sigmar Gabriel wird Minister für Wirtschaft und Energie. Damit ist der SPD-Chef in die Kabinettsdisziplin der Kanzlerin eingebunden. Welche unangenehmen Folgen das haben kann, zeigt das Beispiel Lafontaine. Handelsblatt

Mächtig wie noch nie Sigmar Gabriel baut das Wirtschaftsministerium aus. Er bringt Bereiche zurück, die Rot-Grün zur Umwelt wandern ließ. taz

Merkel stiehlt Seehofer und Gabriel die Show Rheinische Post

Gefahrenministerin von der Leyen Frauen kommandieren inzwischen Boote der Marine, sie dienen beim Kommando Spezialkräfte – es ist also Zeit, dass Ursula von der Leyen die erste Verteidigungsministerin wird. Die 55-Jährige erwartet ein Ministerium, von dem es heißt, es habe bisher noch jeden kleingekriegt. Süddeutsche Zeitung

Eine Chefin für die Macho-Truppe Ursula von der Leyen gilt als Allzweckwaffe von Kanzlerin Angela Merkel. Erst leitete sie das Familien- und Arbeitsministerium, nun soll sie Thomas de Maizière beerben und Deutschlands erste Verteidigungsministerin werden. Der Bundeswehr kann das nur gut tun. Berliner Zeitung

Alles hört auf Uschis Kommando Sie ist als Verteidigungsministerin nicht nur bald die Mutter der Kompanie: Ursula von der Leyen ist auf dem besten Weg, „Mutti“ Merkel zu beerben. Sehr zum Ärger einiger CDU-Granden. stern

Eine Strategin an der Spitze Ursula von der Leyen wird die erste Frau an der Spitze der Bundeswehr. Sie wird es auch in diesem Amt verstehen, die mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – sicher mehr, als es ihrer Kanzlerin recht sein mag. Kölner Stadt-Anzeiger

Merkel auf den Fersen Als Verteidigungsministerin könnte sich Ursula von der Leyen international profilieren. Wenn sie das eigenwillige Ressort bändigt, steht ihr die Kanzlerkandidatur offen. ZEIT

Ursula von der Leyen – die Wunderwaffe im Kabinett Wall Street Journal

Eine genderpolitische Sensation Die SPD hat nur scheinbar bei den Koalitionsverhandlungen gesiegt. Merkels Ministerriege liefert Kontinuität – und eine Verteidigungsministerin. taz

Wille zur Macht Ursula von der Leyen und Sigmar Gabriel sind die Gewinner der langwierigen Regierungsbildung. Mitteldeutsche Zeitung

Ein Grüner für die SPD Ein grüner Spitzenbeamter im Ministerium eines Sozialdemokraten: Rainer Baake wird nach SZ-Informationen Staatssekretär im neuen Wirtschafts- und Energieministerium von Sigmar Gabriel. Das zeugt von Mut. Gabriel will die Energiewende offenbar antreiben statt ausbremsen. Süddeutsche Zeitung

Die Frau für soziale Wohltaten Andrea Nahles wird im Arbeitsministerium schnell die Führung übernehmen müssen. Die Renten-Projekte der Koalition sollen schon ab Juli 2014 gelten. FAZ

Und Tschüss Er verlässt die Regierung nach dem besten Wahlergebnis der CDU in 20 Jahren: Ronald Pofalla sagt Adieu ohne Wahlniederlage und ohne dass ein Skandal ihn aus dem Amt gepustet hätte. Das ist außergewöhnlich. Doch der Ex-Politiker hat noch eine zweite, ziemlich andere Seite. Süddeutsche Zeitung

Die Zeit ist reif für Grütters Monika Grütters ist am Ziel. Die Berliner CDU-Politikerin wird Nachfolgerin von Bernd Neumann als Kulturstaatsministerin. Vor allem in ihrer politische Leidenschaft unterscheidet sie sich von ihrem Amtsvorgänger. Berliner Zeitung

Kulturwechsel Monika Grütters ist ein Kunstmensch – nun muss sie sich als Machtmensch beweisen. Baustellen, die sie in den kommenden vier Jahren bearbeiten muss, gibt es schließlich genug Tagesspiegel

Draghis bester Mann Der Wechsel von EZB-Direktor Asmussen nach Berlin ist eine handfeste Überraschung. Der begnadete Strippenzieher dürfte seiner neuen Chefin Andrea Nahles gute Dienste leisten. FAZ

Asmussen wechselt ins Arbeitsministerium Von der Zentralbank ins Bundesarbeitsministerium: EZB-Direktor Jörg Asmussen wechselt als Staatssekretär ins neue Ministerium von Andrea Nahles – aus privaten Gründen. Seinen bisherigen Posten wird nach SZ-Informationen die Bundesbank-Vizepräsidentin Lautenschläger übernehmen. Süddeutsche Zeitung

„Das wird für die Wirtschaft teuer“ Das schwarz-roten Kabinett sorgt für Entsetzen in der Wirtschaft. Mittelstandspräsident Ohoven kritisiert den Machtzuwachs für die SPD in der neuen Bundesregierung scharf und fürchtet neue Belastungen für Unternehmen. Handelsblatt

Merkels Minister auf einen Blick Süddeutsche Zeitung

Irland verlässt den Euro-Rettungsschirm

Es gibt ein Leben nach dem Rettungsschirm Irland musste als erstes 2010 unter die Kuratel der Währungsunion. Nun kommt man ohne die finanzielle Hilfe der EU aus. Ländern wie Griechenland steht diese Rosskur noch bevor. Die Welt

Irland kann es auch alleine Irland verlässt am Sonntag den Euro-Rettungsschirm. Nun darf man sich wieder selbständig verschulden. Doch die Inselrepublik will vor allem ihre Souveränität zurück und verzichtet auf die vorsorgliche ESM-Kreditlinie. FAZ

Zum Musterschüler verdammt Der Inselstaat im nordwestlichen Zipfel Europas war das zweite Krisenland unter dem EU-Rettungsschirm und ist nun das erste, das diesen auch wieder verlässt. Sind damit dessen Probleme gelöst? NZZ

„Noonan signalisiert eine rasche Einkommenssteuersenkung nach dem Verlassen des Rettungsschirms“ Der irische Finanzminister Michael Noonen erklärte, dass die Regierung für 2015 oder 2016 eine Senkung der Einkommenssteuer für bestimmte Steuerklassen plane The Irish Times

Ukraine

Der Europa-Traum In Kiew demonstrieren Hunderttausende den Europa-Traum. Ein Geist, den wir unachtsam verschüttet haben, lebt. Europa sollte aufwachen und sich seiner ausgleichenden Fähigkeiten erinnern. Handelsblatt

Noch hat Europa nicht verloren Ob Europa stark oder schwach wirkt, ob naiv oder kompetent, muss weder dem Zufall noch Russland überlassen bleiben. Es hängt davon ab, ob Europa auf seine Stärken vertraut und ebenso entschlossen wie Moskau ist, sich durchzusetzen Tagesspiegel

Der Westen erhöht den Druck auf die Ukraine Wall Street Journal

Brandenburg

Der Kriminelle und sein Minister Brandenburgs linker Justizminister Schöneburg ist wegen der Affäre um die Begünstigung eines Häftlings und früheren Mandanten zurückgetreten. Doch ein Ausreißer ist sein Fall nicht. Der Sumpf ist groß und er stinkt gewaltig. Süddeutsche Zeitung

Beschlossener Vollzug Brandenburgs Justizminister Volkmar Schöneburg tritt ab, weil er einen Häftling begünstigt haben soll. Der rief regelmäßig den Minister an. Die Linkspartei hat Mühe, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Tagesspiegel

Schöneburgs ärgerlicher Abgang Brandenburgs Justizminister Volkmar Schöneburg (Linke) hat einen schweren Fehler gemacht und ist deshalb zu recht zurückgetreten. Aber mit ihm verliert die Bundesrepublik einen respektablen Rechtspolitiker. Berliner Zeitung

Ein Rücktritt, der nicht alle offenen Fragen beantwortet Volkmar Schöneburg hat als erster Justizminister der Linken in Brandenburg Spuren hinterlassen. Märkische Oderzeitung

…one more thing!

Schmidts ewiger Kampf gegen den Rivalen Brandt In der Woche, in der des 100. Geburtstags von Willy Brandt gedacht wird, macht Helmut Schmidt viel Wind. Er erträgt einfach nicht, dass er zwar geachtet, aber nicht wie Brandt geliebt wird. Die Welt

Leitartikel

Gabriels Mondlandung Die SPD hat ihre Wahlniederlage in einen Erfolg verwandelt. Mit der Mitgliederbefragung hat sich Parteichef Gabriel Respekt in und außerhalb der SPD erworben – und sich als Kanzlerkandidat für 2017 empfohlen. Doch für eine richtige Erneuerung braucht es mehr. Süddeutsche Zeitung

Erzrivale Sigmar Gabriel Mit sicherem Machtinstinkt hat der SPD-Vorsitzende seine Partei in die große Koalition geführt. Jetzt geht es für ihn darum, zum Herausforderer des neuen Partners zu werden. Frankfurter Rundschau

Unter ferner liefen Alexander Dobrindt wird Minister für „digitale Infrastruktur“ – und ein Aufschrei geht durch die Netzgemeinde. Zu Recht, denn sowohl die Besetzung als auch der Zuschnitt des Ressorts zeigen: Die Union hat die fundamentale Bedeutung des Themas noch immer nicht begriffen. FAZ

Pathos des Kompromisses Die Mitgliederbefragung der SPD hat eine der besten Tugenden der Sozialdemokratie zum Vorschein gebracht. Sich auch für unansehnliche politische Verpflichtungen begeistern zu können zeigt demokratische Reife Die Welt

Allein am Mittelmeer Nun regiert mal schön weiter. Angela Merkel ist es ja gleichgültig, wer unter ihr Minister ist und welches Programm gerade aufgeführt wird. Wirtschaftswoche

Kampf ums Kanzleramt Diese neue Große Koalition wird spannend. Bild

Der Neben-Kanzler Seehofer plustert sich jetzt wieder auf. Schließlich gehört es zum Handwerkszeug eines CSU-Chefs, Niederlagen als Siege zu verkünden. AZ München

Der Halbstarke Wie Putin die Demokratie und den Westen attackiert SPIEGEL (Print)

Das System Schweiger Geliebt, verspottet. Wie der Schauspieler ein Millionen-Imperium schuf. Die Story zum 50. FOCUS (Print)

Congress Chooses Austerity Over Job Creation and Economic Growth Republicans and Democrats in the House vote 332-94 for a bad budget plan. The Nation

Austrian blame game Economist