Wahlkampf, Wettbewerbsfähigkeit, Europa, Gauck, Syrien, Microsoft & Nokia

Das matte Match zwischen Merkel und Steinbrück Zum letzten Mal vor der Bundestagswahl trafen die christdemokratische Kanzlerin und der sozialdemokratische Spitzenkandidat im Bundestag in direkter Konfrontation aufeinander. Funken sprühten nicht. Die Welt

Mit der Kanzlerin im Rosenblütenbad Zum letzten Mal in diesem Wahlkampf treffen Herausforderer Steinbrück und Kanzlerin Merkel direkt aufeinander. Nach dem vermeintlichen Sieg im TV-Duell könnte der SPD-Kandidat jetzt nachlegen – zumal die Kanzlerin nur Fakten vorträgt und sich selbst lobt. Doch Steinbrück macht einen schweren Fehler. Süddeutsche Zeitung

Duell reloaded Das zweite Duell zwischen der Kanzlerin und dem SPD-Herausforderer im Bundestag hat einen klaren Sieger: Peer Steinbrück. Argumentativ und mit Angriffslust punktet er. An einigen Stellen gerät Merkel ins Schwimmen. Handelsblatt

Biedermeier und Flammenwerfer In leuchtenden Farben malte Kanzlerin Angela Merkel die Taten ihrer Regierung aus. Dann kam Steinbrück mit dem rhetorischen Flammenwerfer. Es war der letzte große Zweikampf im Bundestag. stern

Diese Debatte hätte gut fürs Abendprogramm getaugt Die letzte Generaldebatte vor der Bundestagwahl war der Höhepunkt des öden Wahlkampfes, besser als das TV-Duell zwischen Steinbrück und Merkel. Es gibt noch Unterschiede zwischen den Parteien im Land. Die Welt

Merkel wirft SPD in Euro-Krise „Unzuverlässigkeit“ vor Nur kleine Momente des Abschieds lenkten von dem ab, was die letzte Sitzung des Bundestags vor der Wahl vor allem war: Wahlkampf. Für Zwist zwischen SPD und CDU sorgen Interview-Äußerungen von Bundeskanzlerin Merkel. FAZ

Kämpferische Sozialdemokraten, gelangweilte Union Vor der Bundestagswahl ist vieles ähnlich wie 2009. Aber diesmal drohen die Anhänger der Unionsparteien einzuschlafen, weil scheinbar alles schon gelaufen ist. FAZ

Nie von ihr reden Die SPD will nicht wieder in einer großen Koalition landen. Dafür macht sie sich aber ziemlich große Sorgen um die Brücken zur Union. FAZ

Wahl-Quiztalkgameshow mit Brüderle und Gysi Dauer-Wahlkampf im Fernsehen: In „Wie geht’s, Deutschland?“ beweist Marietta Slomka zwei Talente – und das ZDF, dass Shows längst nicht mehr zu seinen Stärken zählen. Handelsblatt

„Die Agenda 2010 ist einfach jugendfeindlich“ Die Politik lässt die Jugend im Stich, beklagt die Piratin, Katharina Nocun beim dritten DeutschlandDuell. Juso-Chef Sascha Vogt widerspricht. Trotzdem will auch er einiges ändern – vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Handelsblatt

Schlechte Noten fürs Familiensplitting Mit dieser Idee zieht die Union in den Wahlkampf: Sie will bei der Steuer nicht länger ausschließlich Ehen fördern, sondern künftig auch Kinder mitberechnen. Ökonomen haben die Pläne nun überprüft – das Ergebnis ernüchtert. Süddeutsche Zeitung

Mandy wird trotzdem nicht wählen Für einen Moment schien es, als würde Stefan Raab dem öden Wahlkampf Leben einhauchen. Leider blieb es beim Schein. Frankfurter Rundschau

Ein Lob der Langeweile Muss man sich denn immer gleich empören? Eine Portion Unaufgeregtheit ist noch lange kein Zeichen für den Verfall der demokratischen Diskussionskultur. Auch nicht im Mecker-Deutschland. FAZ

Wettbewerbsfähigkeit

Es geht voran In der jährlichen Rangliste des Weltwirtschaftsforums zur Wettbewerbsfähigkeit rückt Deutschland vom sechsten auf den vierten Platz vor. Die Achillesferse bleibt allerdings der Arbeitsmarkt. FAZ

Gefahr für den Standort Deutschland Der Staat geizt bei Investitionen in die Infrastruktur, überstürzt die Energiewende und vernachlässigt die Forschung. Will Deutschland überhaupt noch ein Industrieland sein? Wirtschaftswoche

Die Rente frisst den Bundeshaushalt auf Deutschland nimmt so viel Geld ein wie nie. Doch der Regierung reicht das nicht. Glaubt man der Politik, fehlt es für wichtige Investitionen in die Infrastruktur an allen Ecken und Enden. Wo ging das viele Geld hin? In die Taschen der Rentner. FAZ

Deutschland steigert seine Wettbewerbsfähigkeit Einer Studie des Weltwirtschaftsforums zufolge haben Investitionen in Forschung und Entwicklung in Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit verstärkt. Doch in der EU liegt Deutschland nicht vorn – und auch die USA holen auf. Handelsblatt

Europa-Politik

Die Zeit ist reif für eine andere Ökonomie Angela Merkel betreibt eine nationalchauvinistische Wirtschaftspolitik. Damit schadet sie der Europäischen Union und Deutschland. Die EU braucht einen Marsahllplan – er wäre finanzierbar. Es bedarf nur des politischen Willens. Frankfurter Rundschau

Schäuble verlangt schärfere Regeln für Schattenbanken Keine Banklizenz, keine Überwachung: Sogenannte Schattenbanken verschieben Milliarden ohne jegliche Aufsicht. Die EU will das nun ändern. Doch der Gesetzentwurf aus Brüssel geht Finanzminister Schäuble nicht weit genug. Er startet einen Angriff auf die Finanzplätze Irland und Luxemburg. Süddeutsche Zeitung

Es geht nicht nur um Griechenland Im Wahlkampf verkürzt sich die Euro-Krise auf die neuen Hilfen für Griechenland. Dabei kommen im Herbst weitere Krisenherde auf die Tagesordnung – und damit weitere Kosten. FAZ

Verfassungsreformen sind keine Wunderwaffe Die Vorschläge für die Verfassungsänderung in Italien könnte Reform-Gegner in Europa mobilisieren. Financial Times London

Gauck in Frankreich

In Frankreich ist Gauck besser als Merkel Bundespräsident Gauck besucht Paris. Seine Art kommt an der Seine gut an – sie sollte Teil der deutschen Politik gegenüber Frankreich sein. Unser Nachbar braucht neben aller Sachlichkeit auch Wärme. Die Welt

Der etwas andere Präsident Joachim Gauck ist der erste Bundespräsident, der bei Besuchen in früher von Deutschland überfallenen Ländern Orte der Schande besucht. Damit setzt er ein Zeichen. Tagesspiegel

Es kann keine Normalität geben Wenn Bundespräsident Joachim Gauck heute Nachmittag das französische Dorf Oradour-sur-Glane besucht, weiß er, dass die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich auch fast 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg eine nicht erledigte Aufgabe ist. Bonner General-Anzeiger

Zwei ehemalige Erzfeinde und ihr großes Vermächtnis Fast sieben Jahrzehnte ist es her, dass deutsche SS-Soldaten die Bewohner des französischen Dorfs Oradour-sur-Glane zusammentrieben, in die Kirche und in Ställe einsperrten und dann die Gebäude in Brand setzten. Es ist kein Wunder, dass seitdem kein deutsches Staatsoberhaupt dort willkommen war. Märkische Oderzeitung

Syrien

Helfer in der Not Ausgerechnet John McCain soll nun für Obama die Zustimmung des Kongresses holen. Die Glaubwürdigkeit Amerikas und die Reputation des Präsidenten stehen bei der Abstimmung auf dem Spiel. FAZ

Amerikanisches Schlingern Die Weltgemeinschaft muss sich entscheiden, ob sie ein Amerika haben möchte, das sich an demokratische Spielregeln hält – oder lieber einen Cowboy Tagesspiegel

Entfesselte Dynamik der Massenvernichtungswaffen Es ist verständlich, dass Obama seinen Schlag gegen Syrien verschiebt. Doch es steht viel auf dem Spiel: Wer Assad gewähren lässt, der lädt den Iran geradezu ein, sein Atomprogramm fortzuführen. Die Welt

Nachgeholte Überzeugungsarbeit Der französische Präsident ist von Obamas Entscheidung, den Kongress zu einem Schlag gegen das syrische Assad-Regime zu befragen, überrascht worden. Nun tobt auch in Paris eine vielstimmige Debatte. FAZ

„Tragödie dieses Jahrhunderts“ Sechs Millionen Syrer sind auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in Syrien – sogar in krisengebeutelten Ländern wie Ägypten und Irak suchen sie Hilfe. Der UN-Flüchtlingsrat spricht von einer beschämenden humanitären Katastrophe. Indes werden die Proben vom möglichen Giftgasangriff untersucht – auch in Deutschland. Süddeutsche Zeitung

Finanzielle Hilfe reicht nicht mehr Deutschland hat sich nach langen Diskussionen bereit erklärt, 5000 Bürgerkriegsflüchtlinge auf­zu­neh­men. 5000 Menschen – das sind so viele wie manchmal in einer einzigen Nacht im jordanischen ­Lager Zaatari ankommen. WAZ

Giftgas ist keine Waffe unter vielen Sind 1.500 Tote in Syrien plötzlich wichtiger als 100.000? Ja, es ist ein Unterschied, ob sie durch Giftgas sterben oder durch konventionelle Waffen. ZEIT

John McCain – der alte Falke an Obamas Seite John McCains Verhältnis zu Barack Obama ist schwierig, im Syrien-Konflikt ist der Republikaner jedoch ein wichtiger Verbündeter des Präsidenten. Denn wenn die USA über Militäreinsätze streiten, ist McCain meistens dafür. Auch John Boehner, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, signalisiert Unterstützung. Süddeutsche Zeitung

Maulkorb von Netanjahu „Von München 1938 bis nach Damaskus 2013 hat sich nichts verändert“, sagt Israels Wirtschaftsminister, „das ist die Lektion, die wir aus den Vorgängen in Syrien lernen.“ Obwohl der israelische Regierungschef einen Maulkorb verpasst hat, dröhnt es aus dem rechten Lager, der vertagte Krieg belege Obamas Führungsschwäche. Dabei kann auch Israel von Obamas Entscheidung profitieren. Süddeutsche Zeitung

More Trouble in the Eastern Mediterranean U.S. Intervention or Not, the Sea is Already Boiling Foreign Affairs

Yes, Congress Can Authorize War Without Formally ‚Declaring‘ It Lawmakers can consent in any form they choose. The Atlantic

Calling Off America’s Bombs As the US Congress considers whether to authorize military intervention in Syria, its members should bear in mind a fundamental truth: While Syrian President Bashar Al-Assad has repeatedly used extreme violence to retain power, the US and other governments share responsibility for turning Syria into a killing field. Project Syndicate

On Syria, House GOP won’t follow their leaders POLITICO

Microsoft und Nokia

In die Schlacht mit Apple und Google Die Übernahme des Handygeschäfts von Nokia ist für Microsoft kein Befreiungsschlag. Was nun bevorsteht, ist ein Kampf – gegen Google und Apple, die beide glänzend dastehen. FAZ

Überall Datenträger Apple, Google, Microsoft: Die großen Internetunternehmen passen sich uns an – und wir liefern uns ihnen aus. Tagesspiegel

Allianz der Verlierer Mächtige Konzerne stürzen über Nacht, Unbekannte gelangen ebenso schnell zu Macht und Reichtum: Unternehmer glauben, dass nur noch mit drastischen Schritten etwas zu bewegen ist in der Branche. Auch der Microsoft-Nokia-Deal folgt dieser Logik. Es geht um alles oder nichts. Süddeutsche Zeitung

Eine Herkulesaufgabe für Microsoft Microsoft hat mit dem Kauf von Nokias Hardware-Sparte den richtigen Schritt gemacht. Das mobile Internet ist zu wichtig, als es anderen zu überlassen. Die Schwierigkeit wird sein, nun vom Wissen von Nokia zu profitieren. Handelsblatt

Zweckheirat aus Verzweiflung Mit der Übernahme des Mobiltelefongeschäfts von Nokia reagiert der US-Softwarekonzern Microsoft auf die fundamentalen Verschiebungen im IT-Sektor. Der Schritt erscheint vernünftig, aber reaktionär. NZZ

Erbitterter Kampf CEO Steve Ballmer mag bei Microsoft bereits mit einem Bein aus der Tür sein. Das hält den Konzernchef indes nicht davon ab, strategische Weichen zu stellen, die vergangene Fehler ausbügeln sollen. Börsen-Zeitung

Nokia, Microsoft und der neue Goldstandard Mit dem Nokia-Deal will Microsoft nun Anschluss finden. Doch wie das Gemeinschafts-Produkt Lumia zeigt, reicht es nicht, wenn Fachleute von einem hervorragenden Smartphone sprechen. Entscheidend ist das Image. WAZ

Warum Microsoft Nokia kaufen musste Zum Schnäppchenpreis kauft Microsoft Nokias Smartphone-Geschäft. Warum der Deal sinnvoll für den Software-Hersteller ist, welche Rolle Nokia-Chef Stephen Elop spielt und was die Übernahme für Anleger bedeutet. Wirtschaftswoche

…one more thing!

Chaos, Computer und ein Späher Ein Computerspezialist der US-Marineinfanterie spionierte 2009 den Jahreskongress des „Chaos Computer Club“ in Berlin aus. Das Treffen sei ein Pflichttermin gewesen – vor allem, weil der Club Wikileaks-Gründer Julian Assange unterstützte. Besonders aber beunruhigte die Geheimdienstler die „anarchische Philosophie“ des Clubs. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Gefährlich weit vorn Peer Steinbrück hat beim TV-Duell überraschend gut abgeschnitten. Viele Sozialdemokraten hoffen jetzt wieder auf einen Wahlerfolg. Muss sich die Union Sorgen machen? Süddeutsche Zeitung

Jetzt wird’s spannend In Sonntagsreden der Politiker wird Wahlkampf gern als „hohe Zeit der Demokratie“ gepriesen. BILD

Ein Trauerspiel Es sind Bilder, die weh tun. Ein Häuflein junger Leute zieht mit Fahnen nach München. Es sieht aus wie eine Mischung aus Wandertag und Wallfahrt, wenn da die Parolen nicht wären: „Niemand ist illegal.“ AZ München

Das Dilemma des Westens Die Glaubwürdigkeit Barack Obamas ist nicht nur eine Prestigesache. Die Syrien-Frage ist für die Vereinigten Staaten eine weltpolitische – es geht um ihren Anspruch als Stützpfeiler der Weltordnung. FAZ

Nie wieder „Nie wieder“! Wenn man eines nie wieder hören will, ist es aus deutschem Politikermund das Gelöbnis „Nie wieder“. Nichts Heuchlerisches gibt es als diesen wohlfeilen Vorsatz, aus der Vergangenheit zu lernen, Verbrechen gegen die Menschheit zu verhindern, auf Seiten der Schwachen und Unterdrückten zu stehen. Nie wieder „Nie wieder“! Das Gedenken ist ein Meister aus Deutschland, nicht die aktive Mitmenschlichkeit. Tagesspiegel

Putins kalter Krieg Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sind abgekühlt wie lange nicht mehr. Im Syrien-Konflikt wird deutlich, wie konsequent sich Moskau als Gegenpol zu der Europäischen Union und den USA versteht Die Welt

Dauerbaustelle Landesbanken Nach Jahren des Schrumpfens, Sparens und Streichens fahren die Landesbanken wieder Gewinne ein. Doch die Freude könnte von kurzer Dauer sein. Neue Lasten lauern. Die Diskussion um den weiteren Umbau des Lagers schwelt. Handelsblatt

Arm and Shame The United States should definitely respond to Syria’s murder of innocent civilians with poison gas. But a limited “shock and awe” missile attack isn’t the best strategy. New York Times

Obama complicates Syria response Our view: Request for congressional authorization of a limited, short-term response was unwarranted. USA Today

White House: Military action fits broader strategy America is stronger when the president acts with bipartisan support from the people’s representatives. USA Today