Linke-Vorstand will Rot-Grün nicht tolerieren Die Linke will Steinbrück nicht „durch Enthaltung ins Kanzleramt verhelfen“. Das soll der Parteivorstand nun formell beschließen. Auch die SPD lehnt ein Tolerierungsmodell ab, falls das angestrebte rot-grüne Bündnis nicht die erforderliche Mehrheit holt. Süddeutsche Zeitung
Lächeln als einziger Unterschied Wahlkampf absurd: Die CDU stellt die ersten Motive ihrer Plakatkampagne zur Bundestagswahl vor. Doch die sehen aus wie jene von der SPD. Beide Parteien zeigen Merkel – und windelweiche Slogans. Selbst CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe hat große Mühe, den Unterschied zu erklären. Süddeutsche Zeitung
Zu wenig Streusel Die Christdemokraten präsentieren ihre Plakate mit einfachen Botschaften. Eine Broschüre lässt auch Privates der Kanzlerin nicht aus. Berliner Zeitung
Merkel und muntere Menschen Schöne heile CDU-Welt: Die Merkel-Partei setzt bei der ersten Plakatwelle auf fröhliche Familien und knappe Claims. Die Kanzlerin gibt es zunächst nur in Miniformat, dafür millionenfach. stern
Was für eine Marke! Als Martin Luther 1517 sein Thesenpapier zum Ablasshandel an der Schlosskirche zu Wittenberg anbrachte, da lohnte sich ein Blick darauf. Das Plakat enthielt eine wichtige, für viele Menschen sogar wegweisende Botschaft. Ganz anders sieht es bei jenen lästigen Plakaten aus, mit denen die Parteien heute anlässlich des Wahlkampfes das ganze Land zukleistern. Bonner General-Anzeiger
Mehr Geld für mehr Pflegekräfte „Das waren vier verlorene Jahre“: Die SPD und die Gewerkschaften kritisieren, dass sich Schwarz-Gelb bisher nicht zu einer Reform der Pflegeversicherung durchgerungen hat. Das will Kanzler-Kandidat Steinbrück jetzt nachholen. Süddeutsche Zeitung
CDU empört über Angriff auf Merkel Der Kanzlerkandidat löst Wirbel mit dem Satz aus, mangelnde Europa-Liebe habe mit Merkels Sozialisierung zu tun. Rheinische Post
Mädchen, Mutti, Machtfigur Ihre Kritiker fragen sich, warum alle Krisen der Kanzlerin nichts anhaben können. Dieses Phänomen lässt sich auch mithilfe der Bindungsforschung erklären. Angela Merkel will zwar keine Madonna sein – aber im kollektiven Unbewussten ihrer Wähler ist sie die schützende Übermutter. Süddeutsche Zeitung
Veggie Day
Fleischlos in den Wahlkampf Angeblich wollen die Grünen Fleisch in Kantinen verbieten. Die Wahrheit ist weniger dramatisch und hat gleichzeitig das Zeug für einen Wahlkampf-Hit. ZEIT
Der „Veggie-Day“ der Grünen, eine dumme Idee Einst war fleischloses Essen gekochte Weltverbesserung, heute essen wir Gemüse, weil es schmeckt. Erst ohne Ideologisierung wurde vegetarisches Essen populär – also hört auf mit dem Moralisieren! Die Welt
Weniger ist nicht mehr Die ökologische Kritik am Wachstum hat Konjunktur. Doch sie verkennt die Widersprüche der Wohlstandsgesellschaft. Frankfurter Rundschau
Nicht Fisch, nicht Fleisch Wozu die Aufregung? Die Grünen wollen in deutschen Betriebskantinen einen vegetarischen Tag pro Woche zur Regel machen. Doch das gibt es bereits vielerorten – völlig freiwillig. Süddeutsche Zeitung
Ein Veggie Day wäre unverschämt Man muss nicht jeden Tag zwei Burger essen, findet die Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt. Das stimmt. Aber man muss es dürfen – ein staatliches Fleischverbot ist schlicht frech. FAZ
Die Grünen wollen, dass wir Buße tun Der Fleischkonsum in Deutschland sinkt seit Jahren. Doch statt einfach nur abzuwarten, wie sich die Ernährungsgewohnheiten verändern, versuchen es die Grünen mit der Moralkeule. Tagesspiegel
Böses Fleisch! Die Grünen sind Meister im Verbieten. Jetzt haben sie es auf das Fleisch in Kantinen abgesehen. Einmal die Woche: raus mit den toten Tieren! Rein mit in Massenhaltung gewachsenem Gemüse! Ökonomischer Unsinn. Kölner Stadt-Anzeiger
Zwangsbeglückung Nun also auch noch das Kantinenessen: Die Grünen fordern einen festen Vegetariertag und machen damit ihrem Ruf als Bevormundungspartei wieder einmal alle Ehre. Guten Appetit. Nordwest Zeitung
Verantwortung endet nicht am Tellerrand Pro Verordnete Gesundheit Mitteldeutsche Zeitung
Als nächstes folgt ein zuckerfreier Tag Contra verordnete Gesundheit Mitteldeutsche Zeitung
Regulierung mit Gemüse Da die FDP nichts Vorzeigbares im Wahlkampf zu bieten hat, stürzt sie sich umso lauter auf den politischen Gegner. Berliner Zeitung
Ein Fall für den Gesetzgeber Warum wir einen Vegetariertag für Kantinen brauchen Badische Zeitung
Burger aus dem Labor Fleisch essen schadet der Umwelt. Deswegen sollten wir häufiger auf den Burger verzichten – oder ihn im Labor züchten. Das findet zumindest der Wissenschaftler Mark Post. Er hat in London den ersten künstlich erzeugten Rindfleischbratling präsentiert. Süddeutsche Zeitung
Doping
Düstere Konstante Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft veröffentlicht auf Druck die brisante Studie. Parallel dazu zeigt sich beim Verfahren gegen den Radprofi Stefan Schumacher, zu was Ärzte bereit sind. Berliner Zeitung
Stellt Doping unter Strafe! Es ist unsäglich: Jahrelang schmähten Sportfunktionäre die DDR als Dopingparadies. Nun ist klar: Die BRD war nicht besser. Um den Sumpf für alle Zeiten trocken zu legen, gibt es nur eine Möglichkeit. stern
Es geht um Transparenz Jetzt haben wir es endlich amtlich vom Bonner Bundesinstitut für Sportwissenschaft: Auch in Westdeutschland wird schon sehr lange nicht nur über Leistungsmanipulation getuschelt, sondern munter gedopt. Bonner General-Anzeiger
Westdeutsche Politiker und Funktionäre verschlossen vor Doping aktiv die Augen In der DDR wurden Sportler sogar manchmal ohne ihr Wissen gedopt. In der Bundesrepublik hätte man nein sagen können. WAZ
Das Märchen vom sauberen West-Sport Der Abschlussbericht einer Studie zu Doping in Westdeutschland wurde nicht publiziert. Das Bundesinnenministerium befürchtet offenbar allzu brisante Details. Die Empörung darüber zeigt, wie sehr der Westen am Image des sauberen Sports hängt. NZZ
„Trainer dopten ihre Partnerinnen“ Claudia Lepping ist von den jüngsten BRD-Doping-Berichten kaum überrascht. Die ehemalige Sprinterin sagt, bereits 1969 hätten alle Bescheid wissen können. taz
BND
BND verschickt freiwillig Datensätze Der Geheimdienst versorgt den amerikanischen Geheimdienst en masse mit Informationen. Auskünfte über deutsche Staatsbürger sind angeblich nicht dabei. Zumindest sagt das der Vize-Regierungssprecher. Berliner Zeitung
Darf der BND das? Der BND gibt massenhaft Metadaten an die NSA. Alles rechtens, so die Regierung: Deutsche seien nicht betroffen. Doch daran gibt es Zweifel. ZEIT
Undurchsichtiger Datenhandel Erst jetzt wird bekannt: Nach 9/11 haben die Deutschen eine Vereinbarung mit der NSA getroffen. Das Ausmaß des Austauschs schockt die Kontrolleure. taz
Ein BND-Insider packt aus Ein Ex-BND-Mann, der anonym bleiben will, kritisiert die Debatte über die Späh-Affäre als „völlig realitätsfern“ – und verteidigt die Zusammenarbeit mit den USA. Die Welt
Warum auch Massenmörder gestützt werden müssen Es wäre zu einfach, wenn die USA überall dort intervenierten, wo Massenmörder an der Regierung sind. Denn das führt gelegentlich zur größeren Katastrophe. Moralische Realpolitik ist widersprüchlich. Die Welt
Drohnen über Sanaa Noch bis Ende der Woche bleiben viele amerikanische Botschaften im Nahen Osten und in Ostafrika geschlossen. Vor allem in Jemens Hauptstadt Sanaa befürchten die USA Anschläge und sorgen für Alarmstimmung. Ist das Angst vor einem neuen Bengasi? Oder eine willkommene Ablenkung vom NSA-Skandal? Süddeutsche Zeitung
Türkei
Viele neue Feinde für die Türkei Die Herrschenden in der Türkei verstehen es vortrefflich, Teile des eigenen Volkes zu gefährlichen Gegnern zu erklären. Die neuen Feinde sind überwiegend jung, gut gebildet und sehnen sich nach all den Freiheiten, die ihnen Regierungschef Erdogan einst selbst versprochen hat. Doch wer überwiegend harmlose Demonstranten auf eine Stufe mit Putschisten stellt, der fühlt sich nicht stark, sondern schwach. Süddeutsche Zeitung
Hohe Haftstrafen im Ergenekon-Prozess Der frühere türkische Generalstabschef Basbug ist im Prozess um den angeblichen Geheimbund Ergenekon zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach fast fünf Jahren ergingen in dem Verfahren mehr als 250 Urteile. FAZ
Bedingt positiv Der Ergenekon-Prozess war ein Teil des Machtkampfes zwischen der neuen und der alten Elite in der Türkei. Kemalisten, Anhänger der nationalistisch-säkularistischen Ideologie von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk, bildeten eine Führungsschicht, die das Land über Jahrzehnte beherrschte – insbesondere mit Hilfe der Armee und der Justiz. Bonner General-Anzeiger
Tiefer Staat, hart bestraft Die Urteile gegen mehr als 250 Angeklagte im umstrittenen Ergenekon-Prozess sind gefallen. Viele der vermeintlichen „Verschwörer“ müssen lebenslänglich hinter Gitter. taz
Schauprozess Der Mammutprozess in der Türkei gegen angebliche Verschwörer lässt sich mit einem Begriff fassen: Es handelt sich um einen politischen Schauprozess, der jeglicher Rechtsstaatlichkeit spottet. Nordwest Zeitung
Washington Post verkauft
Die Kapitulation der Verleger zugunsten von Jeff Bezos Der Amazon-Chef übernimmt die „Washington Post“. Damit zieht sich eine der letzten großen amerikanischen Verlegerfamilien zurück. Das resignierende Fazit der Grahams: „Wir haben keine Antworten.“ FAZ
Amazon-Chef kauft „Washington Post“ Sie ist weltberühmt und preisgekrönt. Doch die Eigentümer sehen in ihr kein Geschäftsmodell mehr: Die „Washington Post“ wird verkauft – an Amazon-Gründer Jeff Bezos. Der Star-Unternehmer hat ambitionierte Pläne. Handelsblatt
Bezos als neuer Mäzen der Washington Post Jeff Bezos finanziert gern utopische Abenteuer. Raumschiffe etwa – oder nun die Wiedergeburt der Washington Post. Die US-Investorenlegende Warren Buffett hat er damit schon mal reicher gemacht. Wirtschaftswoche
What is Jeff Bezos thinking? Within minutes of the news going public, I had an email from a recognizable byline at the Washington Post that captured my feelings exactly: “Holy. Shit.” POLITICO
Wash Post shows NY Times way to trophy status The $250 mln purchase of the famed D.C. daily by Amazon founder Jeff Bezos confirms what investors already knew. U.S. newspapers are no longer businesses – they’re toys for today’s plutocrats. The deal offers a template for the last of a breed, the Times’ Sulzberger family. Breakingviews
Can Jeff Bezos Save The Washington Post? Jeff Bezos buys the paper: „I don’t want to imply that I have a worked-out plan.“ The Atlantic
…one more thing!
Die neureichen Berliner Das notorisch klamme Berlin ist – oh, Wunder – zu Geld gekommen. Also allet wieder knorke an der Spree? Berlin – sexy und reich dazu? Von wegen. Das Berlin der Zukunft: arm und klein WAZ
Leitartikel
Diese kostbare Zeit Die Mehrheit der Deutschen will nicht arbeiten, bis sie 65, 67 oder gar 70 Jahre alt ist. Daraus spricht keine Verstocktheit oder Verdrängung der gesellschaftlichen Probleme, sondern Sehnsucht nach Selbstbestimmung Die Welt
Grüne Umerziehung – genug ist genug! Geht’s nach den Grünen, müssen Arbeitnehmer künftig einmal wöchentlich auf Schnitzel und Currywurst verzichten. BILD
Pro & Kontra: Fleischloser Tag in der Kantine? Über die Forderung der Grünen nach einem „Veggie-Day“ pro Woche in Kantinen. AZ München
Kohls „Türken-Raus“-Pläne trafen einen Nerv der Deutschen Ein geheimes Protokoll enthüllt, dass Bundeskanzler Helmut Kohl vor drei Jahrzehnten die Hälfte der in Deutschland lebenden Türken zurück in ihre Heimat schicken wollte. Allerdings: So geheim waren die Pläne gar nicht – und schon gar nicht unpopulär. Tagesspiegel
Al Qaida ist noch nicht besiegt Al Qaida ist zurück, und wieder geht der Schrecken vor ihrem Terror um. Zwei Entwicklungen haben dem Terrornetz zu der Renaissance verholfen. Die neue Generation hat aus den Schwächen der vorigen gelernt. FAZ
Why Germany Must Save the Euro Germans complain about profligate European partners and balk at underwriting more bailouts. But they need the common currency more than anyone else TIME
Erdogan erodes media freedom What is left of the independence of Turkey’s press and broadcasters is at risk Financial Times
Hunger strike in California prisons is a gang power play The inmates calling the shots are leaders in four of the most violent and influential prison gangs in California. We’re talking about convicted murderers who are putting lives at risk to advance their own agenda of violence. Los Angeles Times
Good Jill, Bad Jill The queen of The New York Times Newsweek