Edathy, Russland, Israel, IS, Mobile World Congress, Deutsche Bank & Doping

Gestraft auch ohne Urteil Gut, dass der Prozess gegen Sebastian Edathy eingestellt wird. Die Staatsanwaltschaft wollte den ehemaligen Abgeordneten an den Pranger stellen. Doch das war nicht nötig. Süddeutsche Zeitung

Eine Frage der politischen Kultur Das juristische Schauspiel im Fall Edathy ist beendet, das politische geht weiter. Immerhin arbeitet noch ein Untersuchungsausschuss zu vielen ungeklärten Fragen. Berliner Zeitung

Wahrheit in Raten Sebastian Edathy hat also doch gestanden. Unter Druck. Dabei hatte der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete noch vor Wochenfrist auf dem Weg zum Landgericht Verden ironisch gefrotzelt, man möge doch bitte der Wahrheit, also ihm, eine Gasse bahnen. Bonner General-Anzeiger

Reue wider Willen Mit einem Schuldbekenntnis vermeidet Sebastian Edathy eine Fortsetzung des Verfahrens wegen Kinderpornografie. Er will es allerdings ausdrücklich nicht als Geständnis gewertet wissen. Bereut hat er – aber nur im juristischen Sinne. Süddeutsche Zeitung

Welchen Hintergrund hat die Milde gegen Edathy? Der Prozess gegen den ehemaligen SPD-Abgeordneten wurde nach seinem Geständnis und der Feststellung geringer Schuld eingestellt. Andere Untersuchungen beginnen erst. Rückhaltlose Aufklärung steht aus. Die Welt

Das Ende ist erst ein Anfang Der Kinderporno-Prozess gegen den ehemaligen SPD-Abgeordneten im Bundestag, Sebastian Edathy, ist eingestellt worden. Doch damit ist die Affäre noch lange nicht ausgestanden. Stuttgarter Zeitung

SPD hofft auf Austritt Edathys Nach einem Geständnis, das keines sein soll, wird das Verfahren gegen Sebastian Edathy gegen eine Zahlung von 5000 Euro eingestellt – für viele eine skandalöse Entscheidung. Nun befindet sich die SPD in einem Dilemma – schließlich ist es nicht so einfach, Edathy aus der Partei zu werfen. Frankfurter Rundschau

Die SPD und Edathy – nach wie vor das Zeug zur Staatsaffäre Der Prozess gegen Sebastian Edathy mag schnell zu Ende gegangen sein, der Fall Edathy ist es noch lange nicht. Gerade was die Verstrickung von Politik und Justiz betrifft, ist noch vieles aufzuklären. Tagesspiegel

Warum im Fall Edathy ein schlechter Beigeschmack bleibt Juristisch ist der Fall Edathy ab sofort kein „Fall“ mehr. Das Verfahren wird eingestellt. Ein schlechter Beigeschmack bleibt dennoch. WAZ

Russland

Entfesselter Hass Die russische Opposition wird verleumdet und schikaniert. Nach dem Mord an Boris Nemzow geht es ums nackte Überleben. FAZ

„Tot ist er für den Westen interessanter“ Die Reaktionen auf den Tod von Boris Nemzow zeigen die Gräben, die sich durch Russland ziehen. Die Hardliner beschuldigen den Westen, die Opposition den Kreml. Der schickt keinen prominenten Vertreter zur heutigen Trauerfeier. Spiegel

Für eine andere Idee von Russland Welche Rolle auch immer Wladimir Putin im Fall des ermordeten Oppositionellen Boris Nemzow gespielt hat, eines steht zweifellos fest: Seine Politik hat wesentlich dazu beigetragen, dass in Russland ein Klima der Gewalt und Brutalität entstehen konnte. Huffington Post

Wo die Wahrheit in Spekulationen ertrinkt Wer erschoss Boris Nemzow? Die Antworten sind bisher so verschwommen wie die offenbar einzige Videoaufnahme der Tat. Theorien und Spekulationen gibt es dafür im Überfluss. Gut möglich, dass das Methode hat. Süddeutsche Zeitung

Israel

Netanyahu würde besser schweigen Mit seinem Auftritt in Washington nimmt Israels Regierungschef eine Brüskierung von Präsident Obama in Kauf. Eine Absage wäre politisch klüger gewesen. NZZ

Ein Atomkompromiss ist besser als keiner Der israelische Premier hat schon oft übertrieben, wenn er die Folgen des iranischen Atomprogramms umschrieb. Sein USA-Besuch ist kontraproduktiv. Zeit

Schicksalhaft und umstritten Israels Premier Netanjahu redet vor dem US-Kongress. Sein Ziel: Obamas Iran-Politik zu torpedieren. Die Opposition wirft ihm Kalkül vor. taz

The Breakup The Slow Demise of U.S. Bipartisan Support for Israel Foreign Affairs

Your Nuclear-Deal Questions, Answered Trying to explain the contradictions of Netanyahu, Obama, and Iran The Atlantic

IS

Der Sturm auf Tikrit darf nicht schiitisch sein Die schiitische Hisbollah greift mit wehenden Fahnen die Terrorgruppe IS an. Sie will die Stadt Tikrit zurückerobern. Das wird ihr wohl gelingen. Danach aber muss sie die Sunniten miteinbeziehen. Die Welt

Testfall Takrit Die irakischen Streitkräfte wollen die Heimatstadt Saddam Husseins zurückerobern. Nur wenn das gelingt, können sie in die wichtigste Schlacht ziehen. FAZ

Vom Informatiker zum Henker Er wuchs in wohlbehüteten Verhältnissen auf und studierte in London. Jetzt rätselt Großbritannien: Wie wurde aus Mohammed Emwazi ein IS-Henker? Eine Interpretation sorgt besonders für Empörung. Süddeutsche Zeitung

Baghdad to Pentagon: Surprise! We’ve Invaded Tikrit! Iraq has spent months asking the United States for help to fight the Islamic State, but Washington is sitting on the sidelines during the battle for Saddam Hussein’s hometown. Foreign Policy

Mobile World Congress

Smarte Datensammler Für Technologie-Fans ist er ein Muss, der „Mobile World Congress“ in Barcelona. Samsung, HTC und Co. stellen ihre neuen Smartphones vor, vor allem auf die von Samsung war die Fachwelt gespannt. Bonner General-Anzeiger

Mark Zuckerbergs Charmeoffensive Auf dem Podium der Mobilfunkmesse MWC erklärt Facebook-Chef Zuckerberg den Telekomfirmen, wie sie durch eine Zusammenarbeit mit seinem sozialen Netzwerk Geld verdienen können. Teils stößt er auf offene Ohren. FAZ

Wie Mark Zuckerberg den Rest der Welt erobern will Der Facebook-Chef will selbst in den entlegensten Winkeln Menschen Internetzugang ermöglichen. Ganz uneigennützig ist das nicht. Auf dem Mobile World Congress findet er dennoch Unterstützung – selbst bei Skeptikern. Handelsblatt

Höttges contra Zuckerberg Zuckerberg, der Visionär, und Höttges, der Nörgler – unterschiedlicher konnten die Auftritte der Hauptdarsteller auf dem Mobile World Congress in Barcelona kaum sein. Wirtschaftswoche

Das modulare Smartphone verlangt Geduld Die Firma Yezz zeigt erste Bauteile für das Project Ara. Ausprobieren darf sie noch niemand. Aber noch in diesem Jahr soll es einen ersten Testlauf geben. Zeit

Deutsche Bank

Fitschens wichtigster Kampf Der Co-Chef der Deutschen Bank muss sich ebenso wie vier frühere Topmanager wegen Prozessbetrugs verantworten. Nach jetzigem Stand ist Jürgen Fitschens Abberufung unwahrscheinlich. Aber das kann sich ändern. Handelsblatt

Da muss Fitschen durch Da muss Ackermann durch“, war ein Kommentar an dieser Stelle vor zwölf Jahren überschrieben. Der damalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Ackermann, et al. waren wegen besonders schwerer Untreue angeklagt worden. Börsen-Zeitung

Angenagte Reputation So hat sich Jürgen Fitschen seine letzten Jahre an der Spitze der Deutschen Bank sicher nicht vorgestellt: Aufräumen, eine zukunftsorientierte Strategie etablieren, dann mit lauter Lobreden abtreten, das dürfte sein Plan gewesen sein. Bonner General-Anzeiger

Sein Amt sollte er ruhen lassen Jürgen Fitschen gilt als seriös und solide. Er entspricht so gar nicht dem Bild des aalglatten, abgezockten Bankers. Der Norddeutsche verkörpert eher den Typ des soliden Kaufmanns. Badische Zeitung

Doping

Warum der Fußball aus der Doping-Geschichte lernen muss Eine Evaluierungskommission hat herausgefunden, dass früher auch im Fußball gedopt wurde. Konkrete Namen gibt es jedoch nicht. WAZ

Jetzt gerät auch der Profifußball ins Visier Die Dopingaufarbeitung in der Bundesrepublik erreicht den Fußball: Der VfB Stuttgart und der SC Freiburg sollen von Professor Armin Klümper Anabolika bekommen haben. Tagesspiegel

DFB darf sich nicht drücken Wer glaubte, ausgerechnet jene Sportart, in der das meiste Geld im Spiel ist, sei sauber, ist naiv – oder eben Teil des Systems. Nun muss der DFB seine Vergangenheit aufarbeiten und die Gegenwart genau unter die Lupe nehmen. Frankfurter Rundschau

…one more thing!

Ausgebremster Reformer Mit großen Plänen ist Norbert Lammert erneut als Bundestagspräsident angetreten. Er will ein transparenteres Wahlsystem und mehr Spannung im Bundestag. Doch ausgerechnet die Koalition blockiert ihn immer wieder. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Die Rede seines Lebens Israels Premier Benjamin Netanjahu will mit seinem Auftritt im US-Kongress ein schlechtes Atom-Abkommen mit dem Iran verhindern. In der Substanz hat er recht, taktisch agiert er jedoch unklug Die Welt

Die wahren Patrioten Es stimmt: Die Opposition in Russland ist zersplittert. Wenige kennen ihre Anführer, noch weniger würden sie wählen. Aber daraus zu schließen, es gebe keine Alternative zum Status quo ist zynisch. Die Trauermärsche für Nemzow zeigen ein Russland, mit dem der Westen solidarisch sein sollte. Süddeutsche Zeitung

Ungewöhnlich dumm Die Verschwörungstheoretiker in Athen halten offenkundig alle anderen EU-Mitglieder für blöd. Man muss wohl griechischer Ökonomieprofessor sein, um das als klug anzusehen. FAZ

Auf die Männer kommt es an! Gleichstellung per Gesetz? Viel mehr sind die Männer selbst gefordert. Bild

Irrsinn in Reinkultur Ein Bahnhof lässt den Menschen in den Status fortgeschrittener Melancholie verfallen, denn Schienen führen überall hin. Weiß die Bahn, was sie tut, wenn sie sich zum Omnibusbetrieb umbaut? Frankfurter Rundschau

Putin’s survival plan is lies and violence Russian president stirs nationalist paranoia that makes Nemtsov’s killing permissible Financial Times

After Nemstov’s Murder, the Russian Opposition Seeks a Way Forward Facing an uncertain future, Russia’s opposition leaders mourn the ‘irreplaceable guy with brass balls’. Newsweek

Congress should hear out Netanyahu Congress should give Israel’s premier a respectful hearing even if auspices of his speech are exasperating Los Angeles Times

Read the First-Ever Issue of TIME On Mar. 3, you can flip through its 92-year-old pages Time