Wahlkampf, Pkw-Maut, Syrien & Mobilfunkmarkt

Drei Spitzen-Streithähne Politiker in hitzig-wütender Debatte – nein, so etwas hat es tags zuvor beim Kanzler-Duell nicht gegeben. Beim Aufeinandertreffen von Gysi, Brüderle und Trittin geht es drunter und drüber. Statt politischer Aussagen gibt es Emotionen satt. Für unfreiwillige Komik sorgen zwei hilflose Moderatoren und ein Patzer von Gysi. Süddeutsche Zeitung

Alphatiere im Dauerstreit Ein Lügen-Vorwurf und viele Zwischenrufe: Der TV-Dreikampf zwischen Brüderle, Trittin und Gysi war hitzig und leider oft unverständlich. ZEIT

Gysi und Trittin treiben Brüderle ins Abseits Während das TV-Duell zwischen Merkel und Steinbrück eine relativ lahme Sache war, ging es beim Dreikampf zwischen Grünen, FDP und Linke zur Sache. Von der lebhaften Diskussion profitiert vor allem der Wähler. Wirtschaftswoche

So geht Wahlkampf! Was für eine Erholung nach der Ödnis auf Merkelstein! Brüderle, Trittin und Gysi haben sich nach allen Regeln der Kunst im Dreikampf beharkt. Und es gab einige Überraschungen stern

Giftig, kontrovers, schlagfertig Im Gegensatz zum TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück hat die Herrenrunde von FDP, Grünen und Linken bei ihrem TV-Dreikampf klare Kante gezeigt. Das war gut so. WAZ

„Lassen Sie uns über Speiseeis reden“ Vorbereitung auf eine Wirtschaftswahl: Am Abend nach dem Kanzlerduell präsentiert die ARD einen zweistündigen Chaos-Talk mit sehr unausgewogenener Themengewichtung, der ein schlechtes Licht auf den Informationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wirft. FAZ

Von „Lügen“ und „sozialen Schweinereien“ Nach dem TV-Duell ist vor dem Dreikampf: In einer teils wirren Herrenrunde dreschen Brüderle, Trittin und Gysi aufeinander ein. Alle drei wollen sie die große Koalition verhindern. Doch nur einem geht wirklich die Düse. Handelsblatt

Jeder hat seine eigenen Milliarden Am Montagabend fand bei der ARD der TV-Dreikampf zwischen Gregor Gysi von der Linken, sowie den Spitzenkandidaten von FDP und Grünen, Rainer Brüderle und Jürgen Trittin statt. Einen Teil ihres eher rauen Charmes gewinnt die Debatte dadurch, dass den Moderatoren die Bändigung ihrer Gäste nicht immer gelingt. Berliner Zeitung

Eine Stunde Testosteron Lebhaft, kontrovers und viel zu kurz. Das TV-Duell der kleinen Parteien zeigte, wie derartige Politshows auch funktionieren können. taz

Wie Merkel zum Vorbild für Mädchen wurde Für eine ganze Generation heranwachsender Töchter ist die Kanzlerin ein erfolgreiches Role Model: Die stärkste Frau ist stärker als alle starken Männer zusammen. Das nennt man wohl Emanzipation. Die Welt

Peer Steinbrücks großes Ego verlor sich im Wir Sittsam, nüchtern, sachlich: Ohne die angenehmen Unhöflichkeiten von Moderator Stefan Raab hätte dieses TV-Duell wohl nur einen Sieger gehabt: das Schlafkonto seiner Betrachter. Die Welt

Das TV-Duell ignoriert die Unternehmen Wieso hat sich im TV-Duell eigentlich niemand für die Wirtschaft und ihr Wohlergehen interessiert? Schließlich muss das viele Geld, das die Parteien umverteilen wollen, erst einmal erwirtschaftet werden. FAZ

So macht es wenig Sinn Das TV-Duell genießt kurz vor der Wahl eine hohe Aufmerksamkeit – und ist für die Zuschauer doch eine große Enttäuschung. Wofür die beiden Duellanten wenig können. Handelsblatt

An der Kante Angela Merkel ist zufrieden. Und Peer Steinbrück ist zufrieden. Weil beide Seiten so zufrieden sind, gibt es nach dem einzigen Fernsehduell des Spitzenpersonals der Volksparteien von Union und SPD eine interessante Deutung. Bonner General-Anzeiger

Versuchen wir das Unmögliche Peer Steinbrück hat beim Kanzler-Duell seine seltene Chance genutzt und im Duell mit Angela Merkel gepunktet. Das direkte Gespräch zwischen den beiden wurde von den Moderatoren allerdings nach Kräften verhindert. Kölner Stadt-Anzeiger

Viel Buhei, wenig Ertrag War da was? Der Erkenntnisgewinn des TV-Duells war überschaubar. Die starren Regeln und die Zahl der Moderatoren verhinderten jede Spontanität. Am Ende erstickte das Format an der eigenen Bedeutung. stern

Was geht, wenn nichts geht Die eine Koalition geht nicht, die andere will niemand, für die dritte ist es zu früh. Und so steht sie wieder vor uns, die große Koalition Tagesspiegel

Am Ende kommt es immer anders Die Grünen stellen ihr „Hundert-Tage-Programm“ für die Regierungsübernahme vor. Energiewende und Klimaschutz werden wieder großgeschrieben. Die anvisierten Steuererhöhungen jedoch wieder kleiner. FAZ

Wahlkampf der müden Krieger Weil die Wahlkampf-Werbung der Politiker im Vorfeld der diesjährigen Bundestagswahlen an Langeweile kaum zu überbieten ist, wächst vor allem eine Partei: die der Nichtwähler. In knapp drei Wochen wird Bilanz gezogen. Handelsblatt

Die AfD setzt nun auf Law and Order Die Parteineulinge wollen neben der Euro-Frage mit einem zweiten Thema punkten: der inneren Sicherheit. Die Zahl der Einbrüche sei zu hoch und Gruppen wie die Hells Angels müssten verboten und zerschlagen werden. Wirtschaftswoche

Linke nörgeln, Rechte handeln Rechte wissen, dass Wahlen wichtig sind. Linke wollen dagegen lieber die Klügeren sein, nicht die, die gewinnen. Das ist alles abscheulich. taz

Leichtsinnig Der Wahlkampf lief nahezu perfekt für Angela Merkel und die CDU. Nordwest Zeitung

Pkw-Maut

Ende der gespielten Harmonie Die Einigkeit zwischen CDU und CSU hat ein Ende. Seehofer hält im Bierzelt an seinem Lieblingsprojekt fest, der Pkw-Maut. Dabei hat sich Merkel im TV-Duell längst dagegen entschieden. Damit hat sie ihn nach allen Regeln der Kunst auflaufen lassen. Und das kurz vor den Wahlen. Süddeutsche Zeitung

„Horst und Maut“ Eine PKW-Maut auf Autobahnen für Fahrzeuge aus dem Ausland ohne auch die Deutschen zur Kasse zu bitten, geht europarechtlich nicht. Seehofer hat aber recht, dass für die morsche Infrastruktur viel Geld nötig ist. FAZ

Ein anderes Wort für Maut Die stärksten Differenzen des Wahlkampfes existieren zwischen CDU und CSU. Horst Seehofers vehementer Einsatz für eine Pkw-Maut ist kalkuliert und gewollt. Berliner Zeitung

Hohle Versprechungen Jetzt will auch der hessische Ministerpräsident Bouffier Ausländern auf deutschen Autobahnen eine Mautgebühr abverlangen. Erstaunlich daran ist vor allem, dass er glaubt, so etwas nötig zu haben. FAZ

Abstimmung mit den Füßen Seehofer contra Ude: Im Bierzelt auf dem Gillamoos liefern sich Bayerns Ministerpräsident und sein SPD-Herausforderer einen verbalen Schlagabtausch. Dem CSU-Chef kommt Widerspruch beim Thema Maut gerade recht, Münchens Oberbürgermeister dagegen wirkt schon resigniert. FAZ

Syrien

Syrien auf Wiedervorlage In London wird angesichts „besserer“ Beweise über eine weitere Abstimmung über Militärschläge gegen Syrien debattiert. Doch Premierminister Cameron lässt sich lieber als Held des Parlamentarismus feiern. FAZ

„Begreife, dass ein Angriff nicht gewünscht wird“ Dem britischen Premier David Cameron fällt seine eigene Partei in den Rücken. Das Unterhaus stimmt gegen eine militärische Intervention in Syrien und verpasst ihrem als arrogant geltenden Chef damit einen Denkzettel. Tagesspiegel

Ein bisschen Anti-Bush Ausgerechnet der hoffnungslos zerstrittene US-Kongress soll nun darüber entscheiden, ob die USA in Syrien militärisch eingreifen. Mit seiner neuen Strategie präsentiert sich Obama zwar als Konsens suchender Politiker, doch eine Abstimmungsniederlage wäre verheerend für ihn. Hinter den Kulissen hat der Kampf um die Stimmen der Abgeordneten längst begonnen. Süddeutsche Zeitung

Die Geschichte von Ali Barack Obama hatte in seiner Kairoer Rede 2009 den Arabern Freiheit versprochen – jetzt bricht er sein Versprechen. Tagesspiegel

Operation Gekaufte Zeit Obamas Schritt, zum Syrien-Einsatz ein Kongressvotum einzuholen, deuten Kritiker als Verzweiflung. Doch in Wirklichkeit schafft er damit die bestmögliche Drohkulisse. ZEIT

Kriegsminister gibt’s nicht mehr Erst Cameron, dann Obama, jetzt auch noch Hollande: Die Staatschefs Großbritanniens, der USA und Frankreichs wollten entschlossen in Syrien zuschlagen. Stattdessen müssen sie sich dem Parlament beugen. Handelsblatt

Unerwartete Wirkung von Giftgas Die nahöstlichen Fronten sind seit dem jüngsten mutmasslichen Giftgas-Einsatz in Bewegung geraten. Die Chancen für eine diplomatische Lösung sind gestiegen. NZZ

Ratschläge für den Notfall Die syrische Opposition ist vor allem enttäuscht wegen der Verschiebung der US-Strafaktion. Staatschef Assad dagegen gibt sich selbstbewusst. taz

Drones Over Damascus What Their Absence From the Syria Debate Means About Their Usefulness Foreign Affairs

New Senate Syria plan limits Obama POLITICO

The Authority to ‚Declare War‘: A Power Obama Doesn’t Have A Syrian intervention is exactly the sort of situation the Framers had in mind when they gave Congress, not the president, the authority to „declare war.“ The Atlantic

Mobilfunkmarkt

Microsoft wird zum Handy-Hersteller Der US-Softwarekonzern kauft Nokias Smartphonegeschäft zum Schnäppchenpreis und wird zum Smartphone-Hersteller. Nokia-Chef Elop wird wahrscheinlich Nachfolger von Steve Ballmer. Für Blackberry wird es eng. Wirtschaftswoche

Vodafone macht Kasse Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone steigt aus dem US-Markt aus und erhält für seinen Anteil an Verizon Wireless 130 Milliarden Dollar. Das Geschäft ist eines der Superlative – und könnte, wenn es nach Vodafone geht, auch für die Telekom auf dem deutschen Markt gefährlich werden. Tagesspiegel

Megadeal mit Nebenwirkungen Vodafone verkauft seinen Anteil am US-Mobilfunker Verizon Wireless für 130 Milliarden Dollar. Auch wenn die Transaktion in den USA stattfindet, dürfte sie den europäischen Telekommunikationsmarkt durcheinander wirbeln. Frankfurter Rundschau

Fressen oder gefressen werden Mit dem Abschied aus den USA manövriert Vodafone-Chef Vittorio Colao den britischen Mobilfunker an einen Wendepunkt: Entweder Colao schafft es, intelligent in Europa zuzukaufen – oder Vodafone wird selbst geschluckt. manager magazin

Der Riese aus Korea In zwei Generationen haben es die Koreaner von einem kleinen Handelshaus zur Nummer Eins der Technologiebranche geschafft. Der Gewinn steigt; doch nichts fürchtet Samsung so sehr, wie die eigene Bequemlichkeit. Das lässt sie neue Ziele anpeilen. FAZ

…one more thing!

Googles Datenmacht zahlt sich aus Wer im Internet etwas sucht, der sucht es bei Google. Ist der Konzern zum gefährlichen Monopolisten der Wissensgesellschaft geworden? Bisher gibt es keine Anzeichen von Missbrauch – es ist sogar im Interesse der Nutzer, mehr Daten auf den Heuhaufen zu werfen. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Schwarz-rotes Gezüngel Endlich saßen die Deutschen wieder einmal zusammen am Lagerfeuer. Beim Blick in die Flammen sahen sie aber nur Altbekanntes. Man hätte sich das Ganze auch sparen können FAZ

Da geht noch was! Nur was? In der Krise selbstmordgefährdet, bei guter Laune mordsgefährlich: Nur die SPD kennt solch intensive Stimmungsschwankungen. Nach Peer Steinbrücks Auftritt im TV-Duell glauben die Genossen wieder daran, dass es sich lohnt zu kämpfen. Als Spitzenkandidat gibt Steinbrück der SPD nun neue Hoffnung, doch zugleich ist er ein Hindernis, weil er voreilig nur auf Sieg setzen wollte. Süddeutsche Zeitung

Mutig gegen die Beamtenlobby Wo Peer Steinbrück recht hat, hat er recht! Es gibt eine Ungleichbehandlung zwischen Pensionen und Renten. BILD

Drei zu viel Wer nun der Sieger im Duell war, da gehen die Umfragen auseinander. Die Verlierer stehen auf jeden Fall fest: die Zuschauer, die sich ein echtes Gespräch erhofft hatten. AZ München

The world would miss the US policeman The US’s ‘red lines’ underpin global security from the Pacific to eastern Europe Financial Times

Across The Red Line Evidence of a brutal chemical attack in Syria poses a defining test to the U.S.’s reputation and to Barack Obama’s foreign policy vision TIME

A Labor Day proposal for labor Extend the Civil Rights Act’s Title VII protections to workers seeking to unionize. Los Angeles Times

Bill de Who? Newsweek