Sondierungsgespräche, Limburg, Front National, Russland & US-Shutdown

Zoff vor Mitternacht Nach der zweiten Runde der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD scheinen die beiden Seiten weiter voneinander entfernt zu sein als zuvor. Nach einem heftigen Streit zwischen SPD-Vize Kraft und CSU-Generalsekretär Dobrindt wird erst eine Pause angesetzt. Und die Union mauert an einem für die SPD wichtigen Punkt. Süddeutsche Zeitung

Merkel vergrätzt potenzielle Koalitionspartner In Europa sollen Autos klimafreundlicher werden. Doch Merkel wehrt sich gegen zu harte Belastungen für die deutsche Autoindustrie. Das sorgt für große Empörung bei den potenziellen Koalitionspartnern der Kanzlerin. Handelsblatt

Reinigende Gewitter Es wurde schonmal laut: Union und SPD geraten während der zweiten Sondierungsgespräche in Streit – und das ist auch gut so. taz

Das Ende der politischen Milieuhochzeiten Auch der politische Heiratsmarkt geht mit der Zeit. Nicht Herkunft und Weltanschauung, sondern die Frage „Was will ich?“ entscheidet. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das längst verinnerlicht. Die Welt

Schwarz-Rot steckt im Nebel Bei der zweiten Sondierungsrunde geht es zwischen Union und SPD ans Eingemachte. Vor allem die SPD ist hinterher ernüchtert – in zweifacher Hinsicht. ZEIT

Ohne Sang und Klang, ohne Mut und Orientierung Nun sondieren die Grünen erneut mit der Union – aber wozu? Das wissen sie selbst nicht. Dem Größenwahn von einst folgt die Konfusion. Und die reicht bis zur Schnapsidee, sich den Linken zu öffnen. Tagesspiegel

Von Ministeriumspärchen und Superministern Wer wird was in einer neuen Regierung? Ungeschriebene Verteilungsschlüssel regeln den Zugriff auf die Ministerien. Das schränkt den Spielraum ein. Die Richtlinien-Kompetenz des Kanzlers wurde ausgehebelt. FAZ

Die bröckelnde Republik Für die künftige Koalition in Berlin, wie immer sie aussieht, muss das Thema Straßenbau Chef-Sache sein. Denn der Staatshaushalt reicht nicht, um Lücken zu stopfen, die Jahrzehnte lange Vernachlässigung vor allem in Westdeutschland gerissen hat. WAZ

Limburg

Das Amtsverständnis der Kirche gerät ins Wanken Präzedenzfall Limburg: Lange haben deutsche Bischöfe im Fall Tebartz-van Elst stillgehalten. Weil sein erzwungener Rücktritt für sie gefährlich werden kann. Sie ahnen, welcher Dammbruch ihnen droht. Die Welt

Pflichten missachtet Bei der Finanzierung der Limburger Residenz haben Bistumsleitung und der Vermögensverwaltungsrat gegen die Vorschriften des Bischöflichen Stuhls verstoßen. Diesen Schluss legt das Statut nahe. FAZ

Die Kirche ist mitschuldig am Fall Tebartz Die Kirche muss sich im Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst nun auch der Selbstkritik stellen. Wie konnte ein Mann wie Tebartz eine solche Karriere machen? Und warum bot ihm selbst dann niemand Einhalt, als sein selbstzerstörerischer Kurs längst offensichtlich war? Frankfurter Rundschau

„Billige Hetze gegen katholische Kirche“ Der Limburger Bischof steht wegen seines luxuriösen Baus unter Beschuss. Doch längst nicht alle Glaubensträger haben sich von Tebartz-van Elst abgewandt. Im Gegenteil – es finden sich auch (noch) Unterstützer. Handelsblatt

Limburg ist nicht Stuttgart 21 Wer sich sonst nicht für die katholische Kirche interessiert, sollte auch Tebartz-van Elst ignorieren. Die Aufregung um ihn ist vollkommen übertrieben. ZEIT

Der Bau, von dem alle sprechen Ein Gang durch den neuen Limburger Bischofssitz zeigt eine spektakuläre Architektur. Die aufwendig gestaltete Synthese aus Alt und Neu muss jetzt die Hybris ihres selbstherrlichen Bauherrn büßen. FAZ

So finanziert sich die katholische Kirche Der Limburger Bischof prunkt und protzt, der Papst predigt Bescheidenheit. Doch woher nimmt die Kirche eigentlich ihr Geld? Wie hoch ist der Anteil der Kirchensteuer, warum zahlen auch Nicht-Katholiken – und wieso bekommen die Bischöfe ihr Gehalt vom Staat? Süddeutsche Zeitung

Front National

Das Risiko der Sozialisten ist groß Nach dem Sieg des Front National in der Nachwahl von Brignoles macht sich unter Frankreichs Sozialisten Nervosität breit. Denn über dem Wahlgewinn liegt die Vorahnung kommender Abstrafungen. FAZ

In Europa braut sich etwas zusammen Der jüngste Wahlsieg der Front National liegt im Trend. Euro-skeptische Parteien gewinnen an Zulauf. Wem die EU am Herzen liegt, muss sie so umbauen, dass sie auf mehr Zustimmung stößt. Die Welt

Die Euro-Krise nutzt dem Rechtspopulismus In der Euro-Krise gewinnen Rechtspopulisten. Denn die Kritik an den Konstruktionsfehlern von Euro und EU bietet ein Vehikel, das dem Populismus Zugang zur gesellschaftlichen Mitte verschafft. Auch in der deutschen Politik hatte man lange nicht wahrhaben wollen, dass „Europa“ den Makel eines Elitenprojekts trägt. Tagesspiegel

Russland

Ein Vulkan bricht aus Auf dem Heimweg durchs nächtliche Moskau wird Jegor Schtscherbakow niedergestochen. Der Mörder? Angeblich ein Kaukasier. Russlands Nationalisten reicht das als Anlass, um in den Straßen der Hauptstadt ihren Fremdenhass auszutoben. Und die Polizei? Nimmt bei einer Großrazzia Hunderte Migranten fest. Süddeutsche Zeitung

Pogromstimmung in Moskau Russland braucht eine Einwanderungspolitik und muss aufhören, Hass zu schüren. Das Land und vor allem die Hauptstadt könnten ohne die Gastarbeiter gar nicht leben. FAZ

Jagd auf die Opfer Russlands Bürgerwehren und Polizei arbeiten bei der Verfolgung von Migranten Hand in Hand. Kaum ein Monat vergeht ohne einen rassistischen Mord. Dieser Hass zwischen den Ethnien wird zur Bedrohung für den Vielvölkerstaat Russland. Süddeutsche Zeitung

Russlands Regierung ignoriert die Ausländerprobleme Moskaus Wirtschaft lebt von ihren billigen Gastarbeitern. Doch die Bewohner der Stadt verachten die Migranten. Und die Politik tut nichts dagegen – im Gegenteil. ZEIT

Russland verordnet seinen Bürgern billigen Stolz Mit Nationalismus und Stimmungsmache gegen Minderheiten überdeckt die Regierung, dass dem Land das fehlt, worauf es wirklich stolz sein sollte: ein funktionierender Staat und wirtschaftlicher Erfolg. Die Welt

US-Shutdown

Senatoren verbreiten Hoffnung auf Einigung Zwei alte Rivalen stimmen versöhnliche Töne an: Die Spitzenvertreter von Demokraten und Republikanern im Senat arbeiten an einem Kompromiss, der die Finanzierung zumindest bis Anfang 2014 sichert. Doch die Staatspleite ist damit noch lange nicht abgewendet. Süddeutsche Zeitung

Blind in die Katastrophe? Es gibt hoffnungsvolle Signale im US-Etatstreit. Dennoch ist der Worst Case nicht abgewendet: Den USA droht der Zahlungsausfall – mit fatalen Folgen für die Weltwirtschaft. Szenarien, was im schlimmsten Fall passiert. Handelsblatt

Warum meine Familie auf „Obamacare“ hofft Ein Familienvater, der an seine deutsche Krankenversicherung gewöhnt war, muss in Amerika dazulernen. Nämlich, dass das US-Versicherungssystem teuer ist. Und grotesk unwirtschaftlich. Die Welt

Auf schmalem Grat Die Demokraten können ihr Glück kaum fassen: Für den Versuch, Barack Obamas Gesundheitsreform doch noch zu Fall zu bringen, hat die Tea-Party-Bewegung nicht nur die Republikaner, sondern die ganze Nation in Geiselhaft genommen. Badische Zeitung

Die unheimliche Macht der Tea Party Selbst moderate Republikaner kritisieren die Anhänger der Tea Party als „Lemminge mit Sprengstoffwesten“. Doch wer steckt hinter den Erzkonservativen im US-Parlament, und warum nehmen sie eine Staatspleite in Kauf? Wirtschaftswoche

Schulden sind gut Wann wird Deutschland seine Staatsschulden zurückzahlen? „Hoffentlich nie“, sagt Finanzminister Schäuble – und hat recht damit. Länder mit stabiler Wirtschaftsleistung wie Deutschland und die USA dürfen und müssen sich Geld leihen. Die Furcht davor wird an den Stammtischen genährt. Diese Hysterie kann für Staaten lebensgefährlich sein. Süddeutsche Zeitung

A Legal (and Only Somewhat Crazy) Way to Prevent a Debt Default At this point, the U.S. should be taking a page from Greece’s playbook. Seriously. The Atlantic

Shutdown unleashes racism Simon says: Even if immediate problems are solved, the scab has been torn off our political wounds. POLITICO

…one more thing!

Deutschlands wundersame Stromschwemme Deutschland produziert so viel Strom, dass es die Überschüsse verscherbeln muss. Wieso wird der Strom dann nicht billiger? FAZ

Leitartikel

Klare Kante war einmal Schon schwillt Sigmar Gabriel die Brust. Denn er ist sich sicher: Die Angela, die krieg ich rum! BILD

Mehr Bundesbildungspolitik Mehr Schüler an Gymnasien und ein längeres gemeinsames Lernen im zweigliedrigen ostdeutschen Schulsystem steht einem überdurchschnittlichen Bildungserfolg nicht im Weg. Berliner Zeitung

Nachspiel in Limburg Ein Drittel des Vermögens, das seit fast zweihundert Jahren im Bischöflichen Stuhl angehäuft worden war, wurde binnen dreier Jahre verschleudert. Für alle Beteiligten könnte das ein juristisches Nachspiel haben. FAZ

Wenn im Alter das Geld fehlt Den Deutschen wird ja gerne eine eher pessimistische Weltsicht nachgesagt. Beim Thema Rente haben sie vermutlich Recht. AZ München

Rivalen um Kiews Gunst Julia Timoschenko ist nicht nur eine Ikone der orangenen Revolution, sondern auch ein Symbol für die Annäherung der Ukraine an die Europäische Union. Nun macht die EU dem Land ein Angebot, das Kiew eigentlich nicht ablehnen kann. Die russische Regierung tobt, erpresst, droht – und lockt ebenfalls. Moskau könnte der EU eine verheerende Niederlage zufügen. Süddeutsche Zeitung

Ein besseres Angebot bekommt Teheran nicht Ab Dienstagvormittag wird in Genf erneut über Irans Atomprogramm verhandelt. Und die Vorzeichen stehen gar nicht schlecht, besonders für Teheran – außer im Iran will man doch die Bombe. Tagesspiegel

Tea party wants to take America back — to the 18th century When matters become extremely dire and disheartening, as they have been in the blatantly dysfunctional Congress, historians are usually the designated… Los Angeles Times

Make Way for China In the contest for the future of Asia, Obama’s canceled trip opens the door for Beijing’s increasing influence TIME

Daughters of the Syrian Revolution In refugee camps, teens face a tough choice: picking potatoes or a husband Newsweek

Japan’s unsettling glimpse of the future A determination to maintain social cohesion is admirable, but the country has paid a price Financial Times