Koalition, Abhöraffäre, Griechenland, Ägypten & Susanne Gaschke

Jenseits der großen Fragen Die Spitzen von Union und SPD zeigen sich zufrieden mit der heranziehenden großen Koalition. Streit gibt es nur bei Symbolthemen wie der Pkw-Maut, die nur einen lächerlichen Beitrag zur Straßenfinanzierung leisten würde. Merkel muss zeigen, ob ihr Bündnis auch die wirklich großen Fragen lösen kann. Frankfurter Rundschau

Die Maut muss kommen Neue Steuern für die Infrastruktur? Eine Vignette kann diese absurde Debatte beenden. FAZ

Die Maut kann noch teuer werden Vorerst müssen sich deutsche Autofahrer noch keine Sorgen vor höheren Abgaben machen. Denn es gilt noch immer das Versprechen, dass sie anderswo entlastet werden. WAZ

Renten-Manipulation Manipulationen an der Rente haben Tradition. Jetzt wollen Union und SPD die Rente für teure Wahlgeschenke nutzen. So wird das Vertrauen in die Rente aufgezehrt. FAZ

Union und SPD machen Politik auf Kosten der Wirtschaft Die Kompromisse zwischen Union und SPD werden für die Wirtschaft teuer. Ihr droht eine wahre Giftliste. Wirtschaftswoche

Mindestlohn macht die meisten Haushalte ärmer Höhere Stundenlöhne setzen sich laut einer Studie nicht in höhere Realeinkommen um. Gerade für Haushalte der Mittelschicht kann der Mindestlohn mit Einkommensverlusten einhergehen. FAZ

Abhöraffäre

Ein Abkommen gegen Industriespionage? Lächerlich In einem Vertrag mit der Bundesregierung wollen die USA sich verpflichten, auf Wirtschaftsspionage zu verzichten. Dabei ist sie längst Bestandteil der globalen Konkurrenz. Was soll der fromme Schwur? Die Welt

Swift und Snowden Das wäre ja ein „toller“ Erfolg: Berlin dringt darauf, dass Washington in einem bilateralen Abkommen zusichert, auf deutschem Boden keine Spionage mehr zu betreiben. Übersetzt heißt das: Die USA mögen sich bitte verpflichten, in Deutschland künftig nicht mehr, wie bisher geschehen, deutsche Gesetze zu brechen, darunter wichtige Grundrechte. Bonner General-Anzeiger

General Alexanders Vorgänger droht dem Deutschen Bundestag Fast hätte die NSA ja auch den Zweiten Weltkrieg verhindert: Wenn Frau Merkel die Sache mit ihrem Telefon nicht so peinlich wäre, hätten die Amerikaner die Geschichte schon längst ungeschehen gemacht. FAZ

Vorsprung durch Technik beim BND Gute Freunde lässt man nicht allein. Wohl deshalb hat der Bundesnachrichtendienst dem britischen Geheimdienst GCHQ mit seiner fabelhaften Technik ausgeholfen. Man könnte von Kooperation sprechen, aber auch von organisierter Unverantwortlichkeit. Berliner Zeitung

Agenten müssen draußen bleiben Natürlich reizt eine Figur wie Snowden zu Spekulationen. Deshalb kursieren auch ständig Gerüchte, nach denen eigentlich der russische Geheimdienst FSB hinter den Enthüllungen stecke. Aber es sind nicht Agenten, die entscheiden, wann und wie die Dokumente ans Licht kommen – sondern Journalisten in einem harten Wettbewerb. Süddeutsche Zeitung

Putins Coup Diese Meldung des US-Wirtschaftsmagazins „Forbes“ ließ in der vergangenen Woche aufhorchen: Russlands Staatschef Wladimir Putin ist neuer mächtigster Mensch der Welt – vor US-Präsident Barack Obama. Nordwest Zeitung

Snowden muss sich stellen Der amerikanische Spion Snowden hält die Welt mit seinen Enthüllungen in Atem. Politiker und Promis fordern Asyl für den Whistleblower. Doch das wäre ein Fehler. Der Mann ist ein Fall für die US-Gerichte. Handelsblatt

Snowden gehört in die USA Sollte Edward Snowden Asyl in Deutschland erhalten? Gegen seine Aufnahme spricht das ohnehin arg strapazierte Verhältnis der Bundesrepublik zu den USA. Snowden gehört nicht nach Deutschland, sondern in die USA. Kölner Stadt-Anzeiger

Eitle Rufe Der Ruf nach „Asyl für Snowden“ ist verantwortungslos. Frank-Walter Steinmeier hat recht: Die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik sollte nicht den Moralaposteln überlassen werden. FAZ

Snowden will nach Deutschland – geht das? Seit dem Treffen des Grünen Abgeordneten Hans-Christian Ströbele mit Edward Snowden in Moskau wogt eine Debatte über die mögliche Aufnahme des Ex-NSA-Mitarbeiters in Deutschland. Rechtlich ließen sich Wege finden. Rheinische Post

Edward Snowden sollte in Moskau befragt werden Für den Whistleblower kommen freies Geleit, Asyl oder Aufenthaltsrecht nicht infrage. Die deutschen Behörden müssten ihn in Russland anhören. ZEIT

Snowden ist eine wichtige Quelle An Vorschlägen, wie Deutschland mit dem NSA-Enthüller Edward Snowden umgehen soll, mangelt es nicht. Realistisch erscheint wenig davon. Doch was spricht dagegen, Snowden in seinem Moskauer Exil zu den Schnüffeleien des US-Geheimdienstes zu befragen? WAZ

Nur Schwache schimpfen auf Amerika Die Kritik an Amerikanern wird immer lauter. Von der NSA bis zu den Ratingagenturen, von Google bis Facebook, von Goldman Sachs bis Amazon – überall wittert man dunkle Mächte. Die Wahrheit ist viel einfacher. Handelsblatt

Das schwache Frankreich zieht ganz Europa hinunter Seit Jahren siecht unser Nachbarland dahin. Doch seine Gesellschaft ist nicht bereit, sich zu wandeln. Jeder Bankrott wird hingenommen. Das Schlimme: Die Franzosen ziehen uns mit in die Krise. Die Welt

Rot wie die Wut Zu Tausenden begehren die Bretonen gegen die Regierung in Paris auf. Diese verspricht einen „Zukunftspakt“, lädt zum Gespräch. Aber Worte allein werden die schwere Krise der Region nicht lösen. FAZ

Wütende Proteste in der Bretagne Ein Hauch von Revolution im Westen Frankreichs: Bei einer Großkundgebung demonstrierten Zehntausende Bretonen gegen Massenentlassungen und Steuerbelastung. Die Regierung Hollande fürchtet einen Flächenbrand. Deutsche Welle

Vor dem großen Fußballstreik 75 Prozent Zusatzsteuern auf Spielergehälter über einer Million Euro sollen Frankreichs Fußballvereine zahlen. Die Klubs wehren sich und drohen mit einem Streik. taz

Griechenland

Terror und Gegen-Terror Viele Griechen fürchten, dass Terror von rechts und links die Gesellschaft immer weiter auseinandertreiben könnte. Der Angriff auf drei Anhänger der Neonazi-Partei „Goldene Morgenröte“ sollte deshalb dringend aufgeklärt werden. Zumal auch andere finstere Kräfte vom Chaos profitieren könnten. Süddeutsche Zeitung

Zwei Tote: Griechische Politiker befürchten Eskalation Vor der Parteizentrale der rechtsextremen griechischen Partei „Goldene Morgenröte“ in Athen sind zwei Menschen getötet worden. Eine weitere Person wurde schwer verletzt. Bei den Opfern handelt es sich um Mitglieder der Neonazi-Partei. Droht Griechenland jetzt die politische Instabilität? FOCUS

Pavlos Fyssas, Hintergründe eines politischen Mordes (1/2) Libération Paris

Pavlos Fyssas, Hintergründe eines politischen Mordes (2/2) In der Nacht zum 18. September wurde der griechische Rapper Pavlos Fyssas von einem Mitglied der Goldenen Morgenröte erstochen. Ein Mord, der den Absturz der neofaschistischen Partei einläutete, deren heimliche Verbindungen zur Industrie und den mächtigen Reedereien heute ans Tageslicht kommen. Libération Paris

Ägypten

Prozess gegen Mursi beginnt Wieder herrscht in Ägypten der Ausnahmezustand: Heute beginnt in Kairo der Prozess gegen den gestürzten Präsidenten Mursi. Der Prozessort wurde noch in letzter Minute geändert. 20.000 Polizisten sind im Einsatz, um Proteste zu verhindern. FAZ

Mursi will sich selbst verteidigen In Kairo beginnt der Prozess gegen den entmachteten Präsidenten Mursi. Ihm wird Landesverrat und die Verantwortung für den Tod von Demonstranten vorgeworfen. Islamisten kündigen zum Prozessauftakt Großdemonstrationen an – und wollen eineinhalb Millionen Bürger auf die Straße bringen. Süddeutsche Zeitung

Die Diktatoren reiben sich die Hände Die regierungsnahe Presse mag den Prozessbeginn gegen den gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi feiern. Aber längst ist klar, dass der Weg, den Ägypten eingeschlagen hat, nicht als Vorbild für die arabische Welt dienen sollte. Berliner Zeitung

Susanne Gaschke

Gaschkes Erzählungen Wie fühlt sich jemand, der mit großer Mission antritt und dann nach kurzer Zeit so kläglich wie öffentlich scheitert? In mehreren Interviews versucht Susanne Gaschke, ihren Rücktritt vom Amt der Kieler Oberbürgermeisterin als Teil ihrer Geschichte zu verkaufen – es ist die Erzählung einer einsamen Heldin, die an den festgefahrenen Ritualen des politischen Systems gescheitert ist. Süddeutsche Zeitung

„Ich habe es vergurkt“ Konnte das gutgehen? Ausgerechnet „Zeit“-Chefredakteur di Lorenzo befragte in „3nach9“ seine Ex-Kollegin Susanne Gaschke, die als Oberbürgermeisterin von Kiel grandios gescheitert war. Tatsächlich zeigte die Journalistin ein gewisses Maß an Selbstkritik. Nun will sie wieder schreiben. SPIEGEL

Auf der Strecke geblieben Susanne Gaschkes Scheitern in Kiel ist nicht das Scheitern einer gutwilligen Seiteneinsteigerin an der bösen Politik. Sie hat als Journalistin längst Politik gemacht und dabei auch kräftig ausgeteilt. Nur Einstecken konnte sie nicht wie eine Politikerin. FAZ

Amateure mit Berufung Immer wieder zieht es Seiteneinsteiger in den Politbetrieb. Dort wollen sie alles anders machen. Viele scheitern, weil ihr Selbstbewusstsein größer ist als ihre Kenntnis der Realität. Das Beispiel von Susanne Gaschke, der Kieler Ex-Oberbürgermeisterin und Ein-Frau-Ausgabe der Piratenpartei, zeigt: Zur Politik gehört der Streit um die Sache ebenso wie der Kampf um die Macht. Süddeutsche Zeitung

Vier große Reden gegen fast Alles In der Krise hat die zurückgetretene Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke vier große Reden gehalten. Die erste und die zweite vor dem Rat. In der dritten wandte sie sich ans Volk, ebenso in der vierten. Es gibt ein großes Vorbild: Ciceros Reden gegen Catilina. FAZ

Die Genese einer Kränkung Kiels Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke scheiterte nicht an ihren Feinden – sondern an sich selbst und ihrer Hybris. Zum Schluss sah sie nur noch Feinde. taz

…one more thing!

Vatikan fragt Katholiken nach Meinung Papst Franziskus Ist das katholische Eheverständnis noch zu vermitteln? Und was erwarten wiederverheiratete Geschiedene? Papst Franziskus will wissen, was die Gemeindemitglieder in aller Welt denken und in einer großen Umfrage deren Haltung herausfinden. Auch um gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften soll es gehen. Süddeutsche Zeitung

Leitartikel

Am Runden Tisch In Berlin finden derzeit mehr als nur Koalitionsgespräche statt. Denn die Länder verhandeln mit. Mit Ausnahme des Grünen Winfried Kretschmann sind alle Ministerpräsidenten beteiligt. FAZ

Höhere Beiträge sind wie Steuererhöhung Keine Steuererhöhungen! Nichts hat die CDU/CSU im Wahlkampf häufiger versprochen als genau dies Bild

Weniger Europa ist mehr Je stärker Brüssel Kompetenzen an sich zieht, desto deutlicher wenden sich die Bürger von der EU ab. Europas Stärke liegt in seiner Verschiedenheit. Diese gilt es nicht einzuschmelzen, sondern zu verflechten. Die Welt

In Abneigung verbunden Der gerade bei den Grünen abgetretene Jürgen Trittin lästert über den schon vor acht Jahren abgetretenen und ihm in herzlicher Abneigung verbundenen Joschka Fischer, der mit der Lästerei überhaupt erst angefangen hat. Dabei könnte man es belassen – wenn die Begebenheit nicht so viel über die Grünen und ihren aktuellen Zustand aussagen würde. Süddeutsche Zeitung

Moralische Pflicht Über Asyl für Edward Snowden: Mag sein, dass es Christian Ströbele auch um die Show ging. AZ München

Die Lichter bleiben an Der Volksentscheid ist knapp gescheitert – zu Recht. Berlin hat trotzdem gewonnen. Und für die SPD steht jetzt ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Tagesspiegel

Was jetzt auf den Energie-Tisch muss Der Berliner Energietisch, der den abzustimmenden Gesetzentwurf vorgelegt hatte, war nicht erfolgreich. Der Energietisch wird ermitteln, inwiefern man selbst schuld ist an dem Ergebnis. Berliner Zeitung

Mars macht mobil Wut, Zorn, Frust: Die Abhöraffäre ist ein hoch emotionales Thema. Hilfreicher wäre es, sich um unsere Selbstbehauptung zu kümmern. Wirtschaftswoche

Asyl für Snowden! „Wer die Wahrheit ausspricht, begeht kein Verbrechen.“ SPIEGEL (Print)

Exklusiv: Der Nazi-Schatz 1500 verschollene Kunstwerke, u.a. von Picasso, Matisse, Chagall, Marc und Dürer. Wert: Über eine Milliarde Euro? FOCUS (Print)

Tallying Obamacare’s Winners and Losers Only 3 percent of the population are likely to lose their current insurance policies and pay higher premiums because of Obamacare. The Atlantic

Still off-track Britain’s plans for a high-speed railway are deeply flawed. Spend the money on boring stuff instead Economist