Corona-Krise
Eine harte Probe für die Deutschen Mehr als Lockerungsübungen wird es erst einmal nicht geben. Bund und Länder gehen auf Nummer sicher. Doch das eine Risiko könnte bald schon von anderen überschattet werden – und von wachsender Kritik. FAZ
Tag für Tag, Schritt um Schritt Man hatte es schon geahnt: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es mit den Lockerungen in der Corona-Krise nicht sonderlich eilig. Schließlich hat sie selbst die Widerspenstigen unter den Ministerpräsidenten auf ihre Linie gebracht. Süddeutsche Zeitung
Sieht klein aus, ist aber groß Die Regierenden setzen mit den neuen Corona-Beschlüssen auf die Mitwirkung der Bürger. Sieben Thesen zum Corona-Exit, der keiner ist Zeit
Mehr Lockerung geht nicht Die Politik steckt in einem Dilemma: Sie weiß zu wenig über das Virus, um klare Entscheidungen zu treffen, aber der Druck ist groß. Ihre Vorsicht ist absolut berechtigt. Frankfurter Rundschau
Die schrittweise Lockerung des Shutdowns ist richtig – weitere Vorsicht genauso Für die Wirtschaft ist die behutsame Öffnung lebenswichtig. Doch die Regierung muss schnell weitere Antworten liefern – und Sicherheit gewährleisten. Handelsblatt
Der Föderalismus hilft in der Krise Die Beschlüsse der Länder weisen in die richtige Richtung: mehr Differenzierung. Umso mehr irritiert der gleichzeitige Ruf nach Einheitlichkeit. Tagesspiegel
Riskanter Wettstreit gestoppt Bundeskanzlerin Merkel setzt auf ein einheitliches Vorgehen gegen Corona. Eine schnelle Rückkehr zur Normalität lehnt sie ab. Das ist richtig. taz
Protestkundgebungen sind ein wichtiges Korrektiv der Regierungspolitik Das Recht auf Demonstrationsfreiheit ist momentan nahezu abgeschafft. Ein extrem wichtiges Grundrecht wird damit ohne Not ausgesetzt. Auch in der Corona-Krise muss es erlaubt sein, auf der Straße seine Stimme zu erheben. Die Welt
Die politischen Übergriffe müssen ein Ende haben Die Regierung braucht den Bürgern nicht zu sagen, wie oft sie sich die Hände waschen müssen. Nach Corona muss das Private vor den Übergriffen durch eine maßlose Pathos-Politik geschützt werden. Dazu zählt auch die Freiheit, zu arbeiten. Berliner Zeitung
Durststrecke Niemand hatte erwartet, dass mit dem Datum des 20. Aprils – dem vorläufigen Endpunkt für die Beschränkungen – das alte Leben vor der Coronakrise wieder in Deutschland einzieht. Börsen-Zeitung
Deutschlands Exit-Plan: viele kleine Schritte und ein grosses bayrisches Ego In der Krise zeigt der deutsche Föderalismus seine Stärke: Der Streit zwischen einigen Ministerpräsidenten hat eine Debatte ausgelöst und die Kanzlerin zum Handeln getrieben. Nicht alle Massnahmen überzeugen, aber vieles geht in die richtige Richtung. NZZ
Das sind die aktuellen Corona-Regeln Schutzmasken werden dringend empfohlen, die Schule öffnet schrittweise und Großveranstaltungen bleiben bis September verboten. Die Beschlüsse in der Übersicht. Süddeutsche Zeitung
International
Meisterleistung der Diplomaten Sie waren in Neuseeland, Peru oder Marokko, als die Flughäfen plötzlich geschlossen wurden. Nun sind mehr als 225.000 Deutsche wieder in ihrer Heimat. Die Rückholaktion des Außenministeriums war beispiellos. FAZ
Das falsche Vorbild In der Corona-Krise gilt New Yorks Gouverneur vielen als Held. Dabei hat Andrew Cuomos Politik wesentlich dazu beigetragen, dass es jetzt so viele Tote gibt. Zeit
Vorsichtig in Richtung Normalität Endlich wieder in den Baumarkt: Seit dieser Woche dürfen in Österreich Geschäfte unter strengen Auflagen wieder offen haben. Trotzdem ist das Land noch weit entfernt vom Normalzustand. Süddeutsche Zeitung
Selbst im Kabinett ist Bolsonaro wegen seiner Irrfahrt in der Corona-Krise isoliert Der Präsident sucht noch immer das Bad in der Menge. Doch viele Brasilianer fürchten mittlerweile dieses verantwortungslose Handeln. Tagesspiegel
Belohnt mit einem guten Wahlergebnis Südkorea hat die Pandemie im Griff. Die Parlamentswahl zeigt: Regierungen profitieren von einem wirksamen Krisenmanagement – auch wenn die Maßnahmen drastisch sind. Zeit
Mit Afrika die Krise überwinden Die Corona-Pandemie könnte Anlass sein, gemeinsam eine neue globale Partnerschaft zu begründen. Frankfurter Rundschau
Eine Chance ist eine Chance Naturkatastrophen können Krisen verschlimmern, aber auch entschärfen. Die Pandemie könnte in einigen Konfliktregionen Frieden ermöglichen – wenn man sie richtig nutzt. Zeit
Saving the Developing World from COVID-19 The COVID-19 pandemic could devastate parts of the developing world. But with a concerted, cooperative, and holistic approach, the international community can avoid a large-scale humanitarian tragedy in vulnerable regions – and protect the rest of the world from destabilizing blowback. Project Syndicate
The Pandemic Won’t Make China the World’s Leader Few Countries Are Buying the Model or the Message From Beijing Foreign Affairs
Corona-App
Offener Diskurs: Mit Linksextremisten nicht möglich Der Brandanschlag einer extremistischen Gruppierung am Heinrich-Hertz-Institut (HHI) zeigt: Nicht mit allen ist ein offener Diskurs möglich. Berliner Zeitung
Corona-App? Danke, aber wir sind erwachsen Die Technikgläubigkeit der Branche treibt in der Pandemie besonders seltsame Blüten. Die Corona-App ist keine gute Idee heise online
Der Anti-Corona-Plan der Erzrivalen Apple und Google sind Rivalen im Kampf um Handynutzer, im Kampf gegen Corona arbeiten die Unternehmen zusammen. Mitte Mai wollen die Unternehmen Schnittstellen in ihren Betriebssystemen öffnen, über die Apps zur Corona-Kontaktverfolgung kommunizieren sollen. Jedoch sind noch einige Fragen offen. Süddeutsche Zeitung
App-based contact tracing may help end coronavirus lockdowns But only if countries use it as part of a bigger system Economist
Corona-Therapie
Wann kommt der ersehnte Impfstoff? Der Erwartungsdruck, der auf den Medikamentenherstellern lastet, ist riesig. Sie sollen in Rekordzeit neue Therapien und Impfstoffe gegen Covid-19 entwickeln. Zum Glück ist die Pharmabranche fit wie kaum ein anderer Wirtschaftssektor. NZZ
„Ganz schwierige ethische Entscheidung“ Beatmungsgeräte werden wegen Covid-19 dringend benötigt – doch sie sind überall auf der Welt knapp. Wie die Produzenten entscheiden, wem sie die lebenswichtigen Geräte verkaufen, erklärt die Deutschland-Chefin des Herstellers Resmed. Süddeutsche Zeitung
Rettendes Blut Antikörper im Blut von Genesenen können andere vor einer Erkrankung schützen. Der alte Therapieansatz soll nun auch Corona-Patienten helfen. Was Wissenschaftler über die Wirksamkeit wissen. Spiegel
Wirtschaft
Irrsinn made in Germany Es waren politische Entscheidungen, mit dem EEG ein mehr plan- als marktwirtschaftliches Fördersystem zu schaffen. Die Folgen zeigen sich jetzt einmal mehr. FAZ
Armer Leuchtturm – Deutschland erwacht aus der Wohlstands-Illusion Die Deutschen erwachen aus der Wohlstands-Illusion. Dabei fällt ihnen auch das europäische Pathos auf die Füsse. NZZ
Lieferketten werden der Industrie Probleme bereiten Beim Hochfahren der Werke sind die Regeln für Mitarbeiter einhaltbar. Komplex ist aber die Lieferkette: Fehlt nur ein Teil, geht gar nichts mehr. Handelsblatt
Marketing auf Nothilfe-Schecks Während seiner Unternehmer-Karriere klatschte Trump seinen Namen inflationär auf Gebäude, Produkte und Projekte. Jetzt druckt der US-Präsident seinen Namen auch auf ziemlich schmale Hilfsschecks für die ärmsten Bürger. Wirtschaftswoche
„Kurzarbeit kann keine dauerhafte Lösung sein“ Für viele Firmen wird die Lage immer schwieriger, sagt der Ökonom Jens Südekum. Er fordert die Regierung auf, Testkapazitäten auszuweiten und mehr Masken zu beschaffen. Zeit
Kurzarbeit für Kühe Der Milchpreis ist in den vergangenen zwei Wochen massiv eingebrochen. Hamsterkäufe von H-Milch, Butter und Käse hatten die Nachfrage nur kurzfristig erhöht. Wichtige Exportmärkte für Milch und Milcherzeugnisse sind weggebrochen, allen voran China. Süddeutsche Zeitung
How the Economy Will Look After the Coronavirus Pandemic The pandemic will change the economic and financial order forever. We asked nine leading global thinkers for their predictions. Foreign Policy
UNO
Hohes Schweigen zu Corona In der Theorie müssten die Vereinten Nationen der ideale Ort sein, um auf eine globale Herausforderung wie die Pandemie zu reagieren. Warum ist dann derzeit kaum etwas von ihnen zu hören? FAZ
Ferner Donner Donald Trump hat mit der Einstellung der Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation WHO gezeigt, dass er seinen Worten Taten folgen lässt. Die seit 2017 von einem ehemaligen Gesundheits- und Außenminister Äthiopiens geführte WHO bot sich als Prügelknabe geradezu an. Börsen-Zeitung
Trumps Strafaktion gegen die WHO ist ein Eigengoal: Sie öffnet Chinas Einfluss in der Uno Tür und Tor Die Vereinigten Staaten frieren ihre Beiträge an die WHO ein. Der Schuss geht nach hinten los, denn so wird Pekings Spielraum in der Uno nur grösser. NZZ
On America, China and saving the WHO Time for an “M7” group of countries to rescue global institutions Economist
Islamistischer Terror
Für die Niederlage in Afghanistan zahlen wir mit unserer Sicherheit Der vereitelte Anschlag in Nordrhein-Westfalen könnte Anlass bieten, über die deutsche Flüchtlingspolitik zu diskutieren. Dabei wäre ein anderer Aspekt viel wichtiger: unsere Niederlage in Afghanistan. Die Welt
Die vergessene Gefahr des islamistischen Terrors Das Risiko von Anschlägen ist längst nicht gebannt. Das zeigt der jüngste Schlag gegen den „Islamischen Staat“ in Nordrhein-Westfalen. Frankfurter Rundschau
Zugriff Im Schatten der Corona-Pandemie hat eine Zelle der Terrormiliz „Islamischer Staat“ offenbar Anschläge in Deutschland geplant. Doch die Ermittler waren wachsam. Bonner General-Anzeiger
…one more thing!
Die Natur erobert die menschenleeren Städte Wildschweine sind auf Sightseeingtour, Hirsche betrachten Schaufenster. In Berlin und anderswo entdecken Tiere die Ruhe der Coronazeit. Tagesspiegel
Leitartikel
Der Ausnahmezustand hat zu einer politischen Besinnung geführt Durch die Corona-Krise haben sich Gewichte verschoben, die keineswegs wieder automatisch zurückschwingen. Das kann zu einer veränderten Lage vor dem Wahljahr 2021 führen. Nicht die Neuen in der Politik, sondern die Alten steuern das Land durch die schwierige Zeit. Die Welt
Haben die Religionen keine Grundrechte mehr? Sind die Kontaktverbote wirklich noch verhältnismäßig? Wenn sogar größere Geschäfte wieder öffnen dürfen, sollte das den Kirchen nicht verwehrt werden. FAZ
Trumps Suche nach dem Sündenbock Die Attacken des US-Präsidenten gegen die WHO sind ein durchsichtiges Manöver – und doch gibt es Fragen zur Arbeit der Weltgesundheitsorganisation. Süddeutsche Zeitung
Was gestern nötig war, muss es heute nicht mehr sein Die Kurve wurde abgeflacht. Nun geht es um Lockerungen. Das Gebot der Stunde lautet: Was nicht zwingend notwendig ist, ist nicht verhältnismäßig. Tagesspiegel
Schul-Chaos mit Ansage! Die Politiker fragen sich erst jetzt, ob unsere Kinder bald wieder sicher in den Unterricht können? Bild
Die falschen Propheten In der Pandemie verbreitet sich schädlicher Unsinn – von Trump bis zu den Verschwörungstheoretikern. Umso mehr sind kritische Intelligenz und „best practice“ gefordert. Zeit
We’ve never backed a Democrat for president. But Trump must be defeated. The stakes are too high in 2020 for anything less to happen. Washington Post
Presidential Power Is Limited but Vast Trump can’t fully reopen the economy on his own authority. But he can go a long way in that direction. Wall Street Journal