Corona, Nawalnyj, Großbritannien, Libanon, Wirtschaft, Klimawandel & Elon Musk

Corona-Maßnahmen

Spahns Bekenntnis hat den Hang zum zivilen Ungehorsam umgekehrt Schon im April hatte Jens Spahn den Mut, die Deutschen um Vergebung zu bitten: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“ Es war dieser Satz, mit dem er die Mehrheit der Bevölkerung einnahm. Den Verirrten sei eine Sache gesagt. Die Welt

Es gibt Schlimmeres als das Virus Gesundheitsminister Jens Spahn signalisiert einen anderen Umgang mit Corona: Wenn das Virus Russisch Roulette spielt, sollte der Staat vor lauter Schutz nicht noch brutaler sein. FAZ

Ehrliche Corona-Bilanz Wir sollten dankbar sein, wenn inmitten der großen Krise ein Politiker seine Entscheidungen kritisch hinterfragt. Gesundheitsminister Jens Spahn tut dies nicht zum ersten Mal seit März. Diesmal hätte er allerdings besser geschwiegen. stern

Freiheit ist die Regel, nicht die Ausnahme Ob Alkoholverbot in München oder Demonstrationsverbot in Berlin: Zahlreiche Corona-Massnahmen halten einer gerichtlichen Überprüfung nicht stand. Nach anfänglicher Zurückhaltung wird die Justiz zum Widersacher paternalistischer Politik – zum Glück. NZZ

Der Realitätsverleugnung darf man nicht entgegenkommen Corona verwandelt Deutschland in eine gereizte Gesellschaft. Rechtsradikale, Esoteriker und Hippies demonstrieren gemeinsam. Wie kommt die Republik wieder zur Vernunft? Zeit

Die Politik muss den Menschen das Gefühl geben, mit ihrer Angst nicht allein zu sein Politiker müssen ihre Maßnahmen nicht nur erklären, sondern auch ständig abwägen. Dazu gehört, Regeln zu korrigieren, wenn sie sich als unwirksam oder übertrieben herausstellen. Augsburger Allgemeine

Germany Is Losing the Fight Against QAnon The German government beat back the coronavirus pandemic—but has largely given up against conspiracy theories. Foreign Policy

Alexej Nawalnyj

Berlin kann sich nicht mehr mit bloßer Kritik begnügen Das Mittel, mit dem der russische Oppositionelle Nawalny vergiftet wurde, weist auf den Kreml. Das muss eine Zäsur in der europäischen Außenpolitik bewirken. Deutschland muss sich dafür einsetzen. Süddeutsche Zeitung

Moskau macht, was es will. Weil es das kann Und wieder war es der Kampfstoff Nowitschok. Eine Waffe, die jetzt wieder gezückt wurde. Den Dolchstoß offen zuzugeben, so weit geht Moskau nicht. Das ist auch nicht nötig. Es genügt die Botschaft: Wer sich mit uns anlegt, den erwischen wir. Die Welt

Es war ein Mordversuch Ein Bundeswehrlabor hat bestätigt, dass Alexej Nawalnyj mit einem chemischen Kampfstoff vergiftet wurde. Deutschland hat keine Wahl: Es muss in Europa weitere Schritte gegen Russland durchsetzen. FAZ

Ein besonderes Gift Alexej Nawalny wurde mit einem Gift aus der Nowitschok-Gruppe attackiert. Das weist klar auf den russischen Staat. Warum wählten die Angreifer ein so eindeutiges Mittel? Zeit

Es wird angezweifelt, umgedeutet, Schuld abgeschoben Aus Moskau kommen viele Stimmen, die die Vergiftung des Oppositionellen eifrig in eine Verschwörung gegen Russland uminterpretieren. Präsident Putin hat sich noch nicht geäußert. Aber warum sollte Nawalny für ihn auch zu einem größeren Problem werden als andere, getötete Kremlkritiker? Süddeutsche Zeitung

Schluss mit nationalen Egoismen Es liegt klar zutage, dass Putin seine Kritiker vergiften lässt. Was Deutschland jetzt tun kann? Nord-Stream 2 stoppen. Und zwar sofort. taz

Großbritannien

Konfrontation mit London Frust über die Politik von Premierminister Boris Johnson in der Corona-Krise und der erzwungene Brexit lassen Befürworter der Unabhängigkeit Schottlands Morgenluft wittern. Ein Konflikt mit Eskalationspotential. FAZ

Planlos durch die Krise In der Pandemie agiert Boris Johnson chaotisch, auch die Brexit-Verhandlungen drohen zu scheitern. Die Misserfolge werden ihm mittlerweile persönlich zugeschrieben. Zeit

Immer draufhauen Premierminister Johnson disst die BBC mal wieder als weltfremd-linksliberal abgedriftetes Etwas. Senderchef Davie springt brav über die Stöckchen. taz

Libanon

„Zum Wiederaufbau müssen Reformen kommen“ Nach der Explosion in Beirut braucht der Libanon laut Weltbank mehr als zwei Milliarden Dollar. Managing Director of Operations Axel van Trotsenburg über die möglichst nutzbringende Zusammenarbeit mit korrupten Staaten. Süddeutsche Zeitung

Setzt euch mutig ein – so wie Macron in Libanon Der französische Präsident Emmanuel Macron zeigt in Libanon Führungsstärke. Er geht dabei ein grosses Risiko ein, zwischen die Fronten zu geraten. Aber genau von diesem Mut braucht der Westen mehr. NZZ

Bewahrt er den Libanon vor dem Untergang? Libanons neuer Ministerpräsident tut etwas, was andere Politiker bislang unterlassen haben. Kann Mustapha Adib sein Land retten? FAZ

Macrons Bühne Frankreichs Präsident inszeniert sich in Beirut als Weltpolitiker, er spricht von Freiheit und Koexistenz. Beim libanesischen Volk stößt er damit erst einmal auf offene Ohren. Aber hat Macron wirklich die Ausdauer, um grundlegende Reformen durchzusetzen? Süddeutsche Zeitung

Retter oder Bluffer? Frankreichs Präsident Macron gibt sich nach der Explosion in Beirut als Retter des Libanon. Ungewiss ist, ob er dort wirklich etwas bewegen kann. taz

Mann der alten Eliten Ungewohnt schnell hat die politische Klasse im Libanon Mustafa Adib als neuen Regierungschef nominiert. Aber die Bevölkerung steht nicht hinter dem Ex-Botschafter in Deutschland, ein Neuanfang wird ihm nicht zugetraut. Spiegel

Wirtschaft

Warum der Wumms auf sich warten lässt Obwohl im Juli die Mehrwertsteuer sank, macht der Einzelhandel weniger Umsatz als zuvor. Das hat mit der Jobangst der Kunden zu tun, aber auch mit den Preisschlachten der Händler. Süddeutsche Zeitung

Die Rückkehr zur Normalität kommt zu früh Nachdem die Regelung lange ausgesetzt war, müssen Firmen ab Oktober bei Zahlungsunfähigkeit wieder Insolvenz anmelden. Das kann den Aufschwung abwürgen. Tagesspiegel

Viele Manager lehnen Kürzungen der Boni ab Die meisten Manager in Deutschland haben kein Problem damit, auch in der Corona-Krise Boni und Dividenden auszuschütten. Staatliche Hilfe wird von vielen trotzdem gerne angenommen. FAZ

Free Fridays for Future! Die Vier-Tage-Woche bietet viele Vorteile und ist ein Modell für die Zukunft der Arbeit nach der Pandemie. Frankfurter Rundschau

Elon Musk

Elon Musk, der Leibliche Der Tesla-Chef besucht Deutschland – und selbst Minister scheinen nur darauf zu warten, dass ein wenig Abglanz des Unternehmerhelden auch auf sie fallen möge. Gütiger Himmel! Wirtschaftswoche

Mit seinem Besuch verneigt sich Elon Musk vor dem deutschen Forschergeist Der Besuch von Tesla-Chef Elon Musk ist ein verstecktes Lob: Deutschland hat mehr interessante Innovationen zu bieten, als es selbst glaubt. Handelsblatt

Elon Musk’s vision of the future takes another step forward A pig now has one of his implants in its brain Economist

Klimawandel

Warum wird dieser Wunder-Reaktor nicht schon längst in Serie gebaut? Seit den 1950er-Jahren werden Thorium-Flüssigsalzreaktoren erprobt. Sie haben gegenüber Kernkraftwerken erstaunliche Vorteile. Höchste Zeit, auf sie zu setzen. Robert Habeck, gehen Sie voran! Die Welt

Die Fracking-Unternehmen sind schuld an ihrem eigenen Niedergang Mit Schlumberger gibt eine Branchengröße die umstrittene Fördertechnik auf. Dabei hat die Branche selbst den Boden für das eigene Ende und das des Frackings bereitet. Handelsblatt

Kapitalwege umlenken Nur Polarkappen und Dieselstinker zu beachten, ist im Kampf gegen den Klimawandel zu wenig: Es geht um das ganz große Geld. Die Bundesregierung macht nun einen wichtigen Schritt. Frankfurter Rundschau

…one more thing!

Erlaubt ist, was uns nicht stört Die Sorge um die Meinungsfreiheit war einst ein linkes Thema. Heute lassen rot-grüne Städte Demonstrationen verbieten, und das Wort «Meinungsfreiheit» gilt als rechte Kampfparole. Was läuft hier schief? NZZ

Leitartikel

Deutschland muss die freie Weltordnung verteidigen Die Bundesregierung konfrontiert Putin und Xi, um Freiheit und Wirtschaftsinteressen zu verteidigen. Eine erstaunliche, aber richtige Wende. Tagesspiegel

Mit Kopftuch im Staatsdienst – das falsche Zeichen Das Berliner Kopftuchverbot für Lehrerinnen ist eine unzulässige Diskriminierung, urteilte jüngst das Bundesarbeitsgericht. Manche jubeln über die gewonnene Religionsfreiheit. Unsere Gastautorin sieht das anders. Die Welt

Das Comeback der politischen Mitte Der Populismus verliert in Deutschland einer Studie zufolge an Kraft. Ein Treiber ist das Handeln der Bundesregierung. Zurück bleibt eine zunehmend rechtsextreme AfD. Zeit

Die deutsche Bildungseinheit liegt noch in weiter Ferne Politik muss sich nach dem Bürgerwillen richten. Doch die Vorteile föderaler Strukturen sollte man nicht ausblenden. Berliner Zeitung

Stoppt die Putin-Pipeline! Die Bundesregierung kann die Vergiftung des Putin-Kritikers Nawalny „auf das Schärfste“ verurteilen. Sie kann sich „bestürzt“ zeigen. Bild

Unflätige Bilder muss man aushalten können Der brutale Mord an den Karikaturisten von „Charlie Hebdo“ leitete eine Epoche der Kulturkämpfe ein. Es wird Zeit, den Diskurs zu zivilisieren. Das geht nur, wenn das Grundrecht auf Kunst- und Meinungsfreiheit unverhandelbar bleibt. Süddeutsche Zeitung

Hauptsache, aufs Auto geprügelt Wenn heiße Luft ein Schadstoff wäre, müsste die Deutsche Umwelthilfe zuerst einmal sich selbst bekämpfen. Die jüngste Präsentation eines angeblichen „Skandals“ ist hochgradig unseriös. FAZ

Corona lässt sich nur gemeinsam in den Griff bekommen – oder gar nicht Das weltweite Impfstoff-Rennen ist kurzsichtig und kontraproduktiv. Für internationale Solidärität im Kampf gegen Corona ist es jedoch nicht zu spät. Frankfurter Rundschau

It’s no wonder Putin thinks he can get away with poisoning his adversaries He has Trump in his pocket. Washington Post

For Biden, Riots Present Only Bad Options If he promises to put them down, he risks alienating the base of his party. Wall Street Journal

Let the Private Sector Help Save the Election. We Have No Choice Newsweek